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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 10, 9-12.
[Spaltenumbruch] mit einer solchen Ergreifung verknüpfet ist,
dadurch er gantz und gar in der Zueignung des
Gläubigen wird. Gal. 2, 20. Joh. 3, 15. 16.
e. Die Frucht des geisttichen und ewigen Le-
bens, welche durch den Glauben von Christo
erhalten wird.
V. 10.

Murret auch nicht, gleichwie jener
etliche murreten, und wurden umbracht
durch den Verderber.

Anmerckungen.
1. Es wird zwar dafür gehalten, als wenn
hiemit sonderlich gesehen würde auf die Geschicht
4 B. Mos. 13, 29. seqq. c. 14, 1. seqq. 26. seqq.
da erzehlet wird, wie die nach dem gelobten Lan-
de gesandte Kundschafter, als sie wieder gekom-
men, dem Lande bey dem Volcke einen bösen
Namen gemacht; und wie daher ein grosses
Murren in demselben wider Mosen entstanden
sey; und wie der HErr darauf das Todes-Ur-
theil gefället über die Kundschafter, ausser dem
Josua und Caleb, und über alle erwachsene Js-
raeliter von zwanzig Jahren und drüber, daß sie
nach und nach in der Wüsten sterben, ihre Kin-
der aber dagegen in Canaan eingeführet werden
solten: Allein weil diese Menschen nur natürli-
ches Todes gestorben, in unserm Texte aber von
solchem Sterben die Rede ist, welches gewalt-
samer Weise durch einen Würge-Engel gesche-
hen ist: so siehet der Apostel vielmehr auf das,
was wir c. 16. lesen: nemlich wie daß nach der
hingeraften aufrührischen Rotte Corä, das
Volck wider Mosen und Aaron murrete, und
sprach: Jhr habt des HErrn Volck getöd-
tet;
und darauf eine grosse Plage im Lager an-
ging, an welcher, ob sie gleich durch das öffent-
liche Räuchern bald gestillet wurde, vierzehen
tausend und sieben hundert sturben.
2. Zwar gedencket Moses des Verderbers,
oder Würge-Engels nicht: da aber Paulus des-
selben erwehnet, so erkennet man daraus, daß
GOtt die Niederlage mittelbar durch den Dienst
eines Engels hat verrichtet werden lassen: wie er
sonst mehrmal gethan hat: als in Aegypten an
der ersten Geburt 2 B. Mos. 12, 12 23. 29. Hebr.
11, 28. woselbst dieses einem besondern Werck-
zeuge, so ohne Zweifel ein Engel gewesen, zu-
geschrieben wird; ob es wol 2 B. Mos. 12. dem
HErrn selbst beygeleget wird; als der sich des
Engels dazu bedienet hat. Dergleichen findet
man 2 Sam. 24, 16. da GOtt durch einen En-
gel die Pest über Jerusalem und Jsrael schickte:
auch 2 B. der Kön. 19, 35. da der Engel des
HErrn im Lager der Assyrer hundert und fünf
und achzig tausend erschlagen hat. Was es für
ein Engel gewesen, ist zwar nicht angezeiget;
aber doch leichtlich zu erachten, daß sich GOtt
eines guten Engels dazu bedienet habe.
3. Jm übrigen sind dem alhie verbotenen
Murren noch sonderlich folgende Stellen entge-
gen gesetzet Joh. 6, 43. Murret nicht unter ein-
nander.
Phil. 2, 14. Thut alles ohne Mur-
melung und ohne Zweifel.
1 Pet. 4, 9. Seyd
gastfrey unter einander ohne Murmeln.

[Spaltenumbruch] Jud. v. 16. Diese murmeln und klagen im-
merdar. etc.
Es ist demnach das Murren wi-
der GOtt ein solches Laster, da der Mensch,
Vermöge seines Unglaubens, mit der göttlichen
Vorsehung nicht zufrieden ist, sondern daran
mit grossem Mißvergnügen diß und das auszuse-
tzen hat, und damit eine grosse Erhebung seines
Hertzens an den Tag leget.
V. 11.

Solches wiederfuhr ihnen zum Für-
bilde
(und Exempel der Application auf uns;
wie es uns ergehen würde, wenn wir die grosse
Gnade des neuen Bundes würden auf Muthwil-
len ziehen.) Es ist aber uns geschrieben zur
Warnung
(wie auch alles übrige zur Lehre
Röm. 15, 4. Daß wir demnach die Geschichte
der Strafen und Errettungen GOttes an seinem
Volcke nicht anzusehen haben, als blosse Exem-
pel, die nur auf jenes gegangen; sondern auch
zugleich als Regeln, nach welchen GOtt auch
mit andern, welche seine Gnade wohl oder übel
anlegen, handelt, ob gleich auf eine unterschie-
dene Art: Siehe auch Röm. 4, 23. Das ist
nicht geschrieben allein um seinet willen,
sondern auch um unsert willen etc.) auf wel-
che das Ende der Welt kommen ist
(die wir
zu den Zeiten des Meßiä leben.)

Anmerckung.

Die gegenwärtige arge Welt hat drey gros-
se periodos, oder Zeitläufe: der erste war vor
Mose, der andere unter ihm oder dem Gesetze bis
auf die Zeiten des Meßiä, und der dritte in die-
sen Zeiten. Gleichwie nun der erste Periodus
war der Anfang, und der andere das Mittel;
also ist der dritte das Ende, oder der letztere.
Und hievon redet Paulus. Dergleichen wir
auch finden Hebr. 9, 26. Nun aber am Ende
der Welt ist er
(Christus) einmal erschie-
nen durch sein eigen Opfer die Sünde auf-
zuheben.
Johannes nennet es die letzte Stun-
de,
nach den dreyen grossen Welt-Stunden
1 Ep. c. 2, 18. Siehe auch 1 Tim. 4, 1. 2 Pet.
3, 3. da es die letzten Tage oder Zeiten heis-
sen. Daß aber diese Zeiten des Meßiä wieder
ihre besondere Periodos, oder Abtheilungen ha-
ben, siehet man aus der Offenbarung Johan-
nis, insonderheit c. 8, 1. da einer halbstündigen
Stille und Ruhe gedacht wird.

V. 12.

Darum wer sich düncken läßt, er ste-
he
(in der Gnade) mag wol zusehen, daß er
nicht falle
(also, daß er ein gutes Gewissen von
sich stosse, und am Glauben Schiffbruch leide.)

Anmerckungen.
1. Ein anders ist stehen, und ein anders
sich düncken lassen, daß man stehe, nemlich
im Stande der Gnade und der Kindschaft bey
GOTT. Jenes ist bey allen wahren Kindern
GOttes, welche in der Demuth wandeln, und
ihrer wohl wahrnehmen. Dieses aber zwar
auch bey denen, welche wircklich bekehret sind;
die doch aber dabey nicht im Gefühl ihrer geistli-
chen
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, 9-12.
[Spaltenumbruch] mit einer ſolchen Ergreifung verknuͤpfet iſt,
dadurch er gantz und gar in der Zueignung des
Glaͤubigen wird. Gal. 2, 20. Joh. 3, 15. 16.
e. Die Frucht des geiſttichen und ewigen Le-
bens, welche durch den Glauben von Chriſto
erhalten wird.
V. 10.

Murret auch nicht, gleichwie jener
etliche murreten, und wurden umbracht
durch den Verderber.

Anmerckungen.
1. Es wird zwar dafuͤr gehalten, als wenn
hiemit ſonderlich geſehen wuͤrde auf die Geſchicht
4 B. Moſ. 13, 29. ſeqq. c. 14, 1. ſeqq. 26. ſeqq.
da erzehlet wird, wie die nach dem gelobten Lan-
de geſandte Kundſchafter, als ſie wieder gekom-
men, dem Lande bey dem Volcke einen boͤſen
Namen gemacht; und wie daher ein groſſes
Murren in demſelben wider Moſen entſtanden
ſey; und wie der HErr darauf das Todes-Ur-
theil gefaͤllet uͤber die Kundſchafter, auſſer dem
Joſua und Caleb, und uͤber alle erwachſene Jſ-
raeliter von zwanzig Jahren und druͤber, daß ſie
nach und nach in der Wuͤſten ſterben, ihre Kin-
der aber dagegen in Canaan eingefuͤhret werden
ſolten: Allein weil dieſe Menſchen nur natuͤrli-
ches Todes geſtorben, in unſerm Texte aber von
ſolchem Sterben die Rede iſt, welches gewalt-
ſamer Weiſe durch einen Wuͤrge-Engel geſche-
hen iſt: ſo ſiehet der Apoſtel vielmehr auf das,
was wir c. 16. leſen: nemlich wie daß nach der
hingeraften aufruͤhriſchen Rotte Coraͤ, das
Volck wider Moſen und Aaron murrete, und
ſprach: Jhr habt des HErrn Volck getoͤd-
tet;
und darauf eine groſſe Plage im Lager an-
ging, an welcher, ob ſie gleich durch das oͤffent-
liche Raͤuchern bald geſtillet wurde, vierzehen
tauſend und ſieben hundert ſturben.
2. Zwar gedencket Moſes des Verderbers,
oder Wuͤrge-Engels nicht: da aber Paulus deſ-
ſelben erwehnet, ſo erkennet man daraus, daß
GOtt die Niederlage mittelbar durch den Dienſt
eines Engels hat verrichtet werden laſſen: wie er
ſonſt mehrmal gethan hat: als in Aegypten an
der erſten Geburt 2 B. Moſ. 12, 12 23. 29. Hebr.
11, 28. woſelbſt dieſes einem beſondern Werck-
zeuge, ſo ohne Zweifel ein Engel geweſen, zu-
geſchrieben wird; ob es wol 2 B. Moſ. 12. dem
HErrn ſelbſt beygeleget wird; als der ſich des
Engels dazu bedienet hat. Dergleichen findet
man 2 Sam. 24, 16. da GOtt durch einen En-
gel die Peſt uͤber Jeruſalem und Jſrael ſchickte:
auch 2 B. der Koͤn. 19, 35. da der Engel des
HErrn im Lager der Aſſyrer hundert und fuͤnf
und achzig tauſend erſchlagen hat. Was es fuͤr
ein Engel geweſen, iſt zwar nicht angezeiget;
aber doch leichtlich zu erachten, daß ſich GOtt
eines guten Engels dazu bedienet habe.
3. Jm uͤbrigen ſind dem alhie verbotenen
Murren noch ſonderlich folgende Stellen entge-
gen geſetzet Joh. 6, 43. Murret nicht unter ein-
nander.
Phil. 2, 14. Thut alles ohne Mur-
melung und ohne Zweifel.
1 Pet. 4, 9. Seyd
gaſtfrey unter einander ohne Murmeln.

[Spaltenumbruch] Jud. v. 16. Dieſe murmeln und klagen im-
merdar. ꝛc.
Es iſt demnach das Murren wi-
der GOtt ein ſolches Laſter, da der Menſch,
Vermoͤge ſeines Unglaubens, mit der goͤttlichen
Vorſehung nicht zufrieden iſt, ſondern daran
mit groſſem Mißvergnuͤgen diß und das auszuſe-
tzen hat, und damit eine groſſe Erhebung ſeines
Hertzens an den Tag leget.
V. 11.

Solches wiederfuhr ihnen zum Fuͤr-
bilde
(und Exempel der Application auf uns;
wie es uns ergehen wuͤrde, wenn wir die groſſe
Gnade des neuen Bundes wuͤrden auf Muthwil-
len ziehen.) Es iſt aber uns geſchrieben zur
Warnung
(wie auch alles uͤbrige zur Lehre
Roͤm. 15, 4. Daß wir demnach die Geſchichte
der Strafen und Errettungen GOttes an ſeinem
Volcke nicht anzuſehen haben, als bloſſe Exem-
pel, die nur auf jenes gegangen; ſondern auch
zugleich als Regeln, nach welchen GOtt auch
mit andern, welche ſeine Gnade wohl oder uͤbel
anlegen, handelt, ob gleich auf eine unterſchie-
dene Art: Siehe auch Roͤm. 4, 23. Das iſt
nicht geſchrieben allein um ſeinet willen,
ſondern auch um unſert willen ꝛc.) auf wel-
che das Ende der Welt kommen iſt
(die wir
zu den Zeiten des Meßiaͤ leben.)

Anmerckung.

Die gegenwaͤrtige arge Welt hat drey groſ-
ſe periodos, oder Zeitlaͤufe: der erſte war vor
Moſe, der andere unter ihm oder dem Geſetze bis
auf die Zeiten des Meßiaͤ, und der dritte in die-
ſen Zeiten. Gleichwie nun der erſte Periodus
war der Anfang, und der andere das Mittel;
alſo iſt der dritte das Ende, oder der letztere.
Und hievon redet Paulus. Dergleichen wir
auch finden Hebr. 9, 26. Nun aber am Ende
der Welt iſt er
(Chriſtus) einmal erſchie-
nen durch ſein eigen Opfer die Suͤnde auf-
zuheben.
Johannes nennet es die letzte Stun-
de,
nach den dreyen groſſen Welt-Stunden
1 Ep. c. 2, 18. Siehe auch 1 Tim. 4, 1. 2 Pet.
3, 3. da es die letzten Tage oder Zeiten heiſ-
ſen. Daß aber dieſe Zeiten des Meßiaͤ wieder
ihre beſondere Periodos, oder Abtheilungen ha-
ben, ſiehet man aus der Offenbarung Johan-
nis, inſonderheit c. 8, 1. da einer halbſtuͤndigen
Stille und Ruhe gedacht wird.

V. 12.

Darum wer ſich duͤncken laͤßt, er ſte-
he
(in der Gnade) mag wol zuſehen, daß er
nicht falle
(alſo, daß er ein gutes Gewiſſen von
ſich ſtoſſe, und am Glauben Schiffbruch leide.)

Anmerckungen.
1. Ein anders iſt ſtehen, und ein anders
ſich duͤncken laſſen, daß man ſtehe, nemlich
im Stande der Gnade und der Kindſchaft bey
GOTT. Jenes iſt bey allen wahren Kindern
GOttes, welche in der Demuth wandeln, und
ihrer wohl wahrnehmen. Dieſes aber zwar
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die doch aber dabey nicht im Gefuͤhl ihrer geiſtli-
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[278/0306] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, 9-12. mit einer ſolchen Ergreifung verknuͤpfet iſt, dadurch er gantz und gar in der Zueignung des Glaͤubigen wird. Gal. 2, 20. Joh. 3, 15. 16. e. Die Frucht des geiſttichen und ewigen Le- bens, welche durch den Glauben von Chriſto erhalten wird. V. 10. Murret auch nicht, gleichwie jener etliche murreten, und wurden umbracht durch den Verderber. Anmerckungen. 1. Es wird zwar dafuͤr gehalten, als wenn hiemit ſonderlich geſehen wuͤrde auf die Geſchicht 4 B. Moſ. 13, 29. ſeqq. c. 14, 1. ſeqq. 26. ſeqq. da erzehlet wird, wie die nach dem gelobten Lan- de geſandte Kundſchafter, als ſie wieder gekom- men, dem Lande bey dem Volcke einen boͤſen Namen gemacht; und wie daher ein groſſes Murren in demſelben wider Moſen entſtanden ſey; und wie der HErr darauf das Todes-Ur- theil gefaͤllet uͤber die Kundſchafter, auſſer dem Joſua und Caleb, und uͤber alle erwachſene Jſ- raeliter von zwanzig Jahren und druͤber, daß ſie nach und nach in der Wuͤſten ſterben, ihre Kin- der aber dagegen in Canaan eingefuͤhret werden ſolten: Allein weil dieſe Menſchen nur natuͤrli- ches Todes geſtorben, in unſerm Texte aber von ſolchem Sterben die Rede iſt, welches gewalt- ſamer Weiſe durch einen Wuͤrge-Engel geſche- hen iſt: ſo ſiehet der Apoſtel vielmehr auf das, was wir c. 16. leſen: nemlich wie daß nach der hingeraften aufruͤhriſchen Rotte Coraͤ, das Volck wider Moſen und Aaron murrete, und ſprach: Jhr habt des HErrn Volck getoͤd- tet; und darauf eine groſſe Plage im Lager an- ging, an welcher, ob ſie gleich durch das oͤffent- liche Raͤuchern bald geſtillet wurde, vierzehen tauſend und ſieben hundert ſturben. 2. Zwar gedencket Moſes des Verderbers, oder Wuͤrge-Engels nicht: da aber Paulus deſ- ſelben erwehnet, ſo erkennet man daraus, daß GOtt die Niederlage mittelbar durch den Dienſt eines Engels hat verrichtet werden laſſen: wie er ſonſt mehrmal gethan hat: als in Aegypten an der erſten Geburt 2 B. Moſ. 12, 12 23. 29. Hebr. 11, 28. woſelbſt dieſes einem beſondern Werck- zeuge, ſo ohne Zweifel ein Engel geweſen, zu- geſchrieben wird; ob es wol 2 B. Moſ. 12. dem HErrn ſelbſt beygeleget wird; als der ſich des Engels dazu bedienet hat. Dergleichen findet man 2 Sam. 24, 16. da GOtt durch einen En- gel die Peſt uͤber Jeruſalem und Jſrael ſchickte: auch 2 B. der Koͤn. 19, 35. da der Engel des HErrn im Lager der Aſſyrer hundert und fuͤnf und achzig tauſend erſchlagen hat. Was es fuͤr ein Engel geweſen, iſt zwar nicht angezeiget; aber doch leichtlich zu erachten, daß ſich GOtt eines guten Engels dazu bedienet habe. 3. Jm uͤbrigen ſind dem alhie verbotenen Murren noch ſonderlich folgende Stellen entge- gen geſetzet Joh. 6, 43. Murret nicht unter ein- nander. Phil. 2, 14. Thut alles ohne Mur- melung und ohne Zweifel. 1 Pet. 4, 9. Seyd gaſtfrey unter einander ohne Murmeln. Jud. v. 16. Dieſe murmeln und klagen im- merdar. ꝛc. Es iſt demnach das Murren wi- der GOtt ein ſolches Laſter, da der Menſch, Vermoͤge ſeines Unglaubens, mit der goͤttlichen Vorſehung nicht zufrieden iſt, ſondern daran mit groſſem Mißvergnuͤgen diß und das auszuſe- tzen hat, und damit eine groſſe Erhebung ſeines Hertzens an den Tag leget. V. 11. Solches wiederfuhr ihnen zum Fuͤr- bilde (und Exempel der Application auf uns; wie es uns ergehen wuͤrde, wenn wir die groſſe Gnade des neuen Bundes wuͤrden auf Muthwil- len ziehen.) Es iſt aber uns geſchrieben zur Warnung (wie auch alles uͤbrige zur Lehre Roͤm. 15, 4. Daß wir demnach die Geſchichte der Strafen und Errettungen GOttes an ſeinem Volcke nicht anzuſehen haben, als bloſſe Exem- pel, die nur auf jenes gegangen; ſondern auch zugleich als Regeln, nach welchen GOtt auch mit andern, welche ſeine Gnade wohl oder uͤbel anlegen, handelt, ob gleich auf eine unterſchie- dene Art: Siehe auch Roͤm. 4, 23. Das iſt nicht geſchrieben allein um ſeinet willen, ſondern auch um unſert willen ꝛc.) auf wel- che das Ende der Welt kommen iſt (die wir zu den Zeiten des Meßiaͤ leben.) Anmerckung. Die gegenwaͤrtige arge Welt hat drey groſ- ſe periodos, oder Zeitlaͤufe: der erſte war vor Moſe, der andere unter ihm oder dem Geſetze bis auf die Zeiten des Meßiaͤ, und der dritte in die- ſen Zeiten. Gleichwie nun der erſte Periodus war der Anfang, und der andere das Mittel; alſo iſt der dritte das Ende, oder der letztere. Und hievon redet Paulus. Dergleichen wir auch finden Hebr. 9, 26. Nun aber am Ende der Welt iſt er (Chriſtus) einmal erſchie- nen durch ſein eigen Opfer die Suͤnde auf- zuheben. Johannes nennet es die letzte Stun- de, nach den dreyen groſſen Welt-Stunden 1 Ep. c. 2, 18. Siehe auch 1 Tim. 4, 1. 2 Pet. 3, 3. da es die letzten Tage oder Zeiten heiſ- ſen. Daß aber dieſe Zeiten des Meßiaͤ wieder ihre beſondere Periodos, oder Abtheilungen ha- ben, ſiehet man aus der Offenbarung Johan- nis, inſonderheit c. 8, 1. da einer halbſtuͤndigen Stille und Ruhe gedacht wird. V. 12. Darum wer ſich duͤncken laͤßt, er ſte- he (in der Gnade) mag wol zuſehen, daß er nicht falle (alſo, daß er ein gutes Gewiſſen von ſich ſtoſſe, und am Glauben Schiffbruch leide.) Anmerckungen. 1. Ein anders iſt ſtehen, und ein anders ſich duͤncken laſſen, daß man ſtehe, nemlich im Stande der Gnade und der Kindſchaft bey GOTT. Jenes iſt bey allen wahren Kindern GOttes, welche in der Demuth wandeln, und ihrer wohl wahrnehmen. Dieſes aber zwar auch bey denen, welche wircklich bekehret ſind; die doch aber dabey nicht im Gefuͤhl ihrer geiſtli- chen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/306>, abgerufen am 28.11.2024.