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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, 23. 24. 9, v. 1. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Von jenen kan auch der Ort Rom. 16, 7. verstan-
den werden.
2. Man siehet auch hieraus Pauli De-
muth, wie so gar ferne er von eiteler Ehre gewe-
sen, daß er selbst auch andern den Namen der
Apostel giebet.
3. Und nach diesem weitläuftigern Ver-
stande des Worts Apostel läßt sich der Ort in
dieser Epistel c. 11, 13. noch leichter erklären, als
sonst. Denn da wird von falschen Aposteln
geredet. Welche denn solche Leute gewesen sind,
die sich, wo nicht eben auf Christum selbst, daß sie
von ihm verordnet worden, doch sich sonst auf
diese und jene Deputation, welche sie von andern
Gemeinen gehabt, berufen haben, und den wah-
ren Aposteln Christi der Autorität nach haben
wollen gleich geachtet seyn.
4. Diese bestellete Personen werden eine
Ehre, ja die Herrlichkeit Christi genennet,
in Ansehung dessen, daß ihr Glaube, ihre Lehre,
und ihr gantzes Leben durch ihr so gutes Exempel,
[Spaltenumbruch] zur Verherrlichung des Namens und zur Erwei-
terung des Reichs JEsu Christi gereichet.
Welches ihnen selbst die grösseste Ehre war.
Gleichwie einem hingegen nichts schändlichers
seyn kan, als wenn man dem Evangelio Christi
und Christo selbst eine Schande ist: wie da alle
sind, die sich von seinem Namen nennen lassen,
auch auf ihn getaufet sind, doch ihn mit ihrem
Unglauben und ungöttlichen Leben verleug-
nen.
V. 24.

Erzeiget nun die Beweisung eurer
Liebe und unsers Ruhms von euch an die-
sen, und auch öffentlich vor den Gemeinen

(also, daß, da es nicht verborgen bleiben wird,
wie ihr sie aufnehmet, und euch gegen sie bezei-
get, ihr damit allen andern Gemeinen ein gutes
Exempel gebet, und solcher gestalt euer Verhal-
ter ein guter Geruch sey, der sich, zur guten
Nachfolge, in der Nähe und ferne ausbreite.

Das neunte Capitel/
Darinnen der Apostel die Materie von Sammelung der
Beysteuer also fortsetzet und beschliesset/ daß er noch eines und das an-
dere von den zu diesem Wercke verordneten Gehülffen hinzu thut, die
Corinthier unter der Vorstellung des göttlichen Segens zur Freyge-
bigkeit ermahnet/ und dabey anzeiget/ wie daß das gantze
Werck der Liebe durch vieler Dancksagung zu vielem
Lobe GOttes gereichen werde.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

DEnn (Gr. zwar) von solcher
Steuer, die den Heiligen ge-
schiehet, ist mir nicht noth
euch zu schreiben.

Anmerckung.

Der Apostel kömmt hiemit einem Vor-
wurfe zuvor, warum, wenn er in einem so guten
Vertrauen zu ihnen stehe, er von der Beysteuer
mit so vielen Worten handele. Da er denn
bezeuget, daß es so gar nicht aus einem Mißtrauen
herkomme; daß er des Mißtrauens wegen nicht
nöthig gehabt hätte, davon zu schreiben: als
welches er gar nicht geheget habe. Weil er aber
doch für der Corinthier Freygebigkeit in andern
Gemeinen gleichsam gut gesaget, so bringt ihn
dieses dazu, daß er die Sache ihnen mit meh-
rern Worten recommendire. Dazu denn auch
dieses kam, daß Paulus wohl wuste, oder doch
vermuthete, es würden die Corinthier noch nicht
eben allesamt gleiches Sinnes und von gleicher
Bereitwilligkeit zum Beytrage seyn. Da denn,
was er vom Uberfluß seiner Vorstellung in An-
sehung der Freywilligen mit Wahrheit sagen
konte, bey den andern doch nicht überflüßig
war: zumal, da er etwa mag die Beysorge ge-
[Spaltenumbruch] habt haben, daß diese entweder für sich selbst,
oder auch aus Verleitung einiger eingeschliche-
nen Widersacher, darüber er sich bereits oben be-
schweret hat, und in folgenden Capiteln noch
mit mehren beschweren wird, der übrigen ihrer
Willfährigkeit einige Hinderung möchten in den
Weg werfen. Diese Ursache kömmt mir dem
Contexte und der Sache selbst viel gemässer vor,
als die, worauf die Interpretes bey diesem Orte
sonst gehen; nemlich als hätte der Apostel mit
den Worten, daß es nicht noth sey, den Corin-
thiern von der Steuer zu schreiben, entweder auf
die Art und Weise, wie die Steuer zusammlen,
oder in diesem Capitel auf einen gantz andern
Beytrag gesehen. Denn gleichwie dieses aus
dem Contexte gar nicht erweislich ist; so will
sich auch jenes dazu und zu den Worten dieses
Verses selbst nicht wohl schicken. Daß er aber
einem Vorwurf begegnen wollen, siehet man
aus den Griechischen Worten gar deutlich, da
es heißt: von der Steuer zwar etc. welche Lu-
therus übersetzet hat: denn von solcher
Steuer;
wodurch auch die Connexion verdun-
ckelt wird. Es fähret nun der Apostel also fort,
daß er anzeiget, wie daß er gar kein Mißtrauen
gegen sie trage.

V. 2.
H h h 3
Cap. 8, 23. 24. 9, v. 1. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Von jenen kan auch der Ort Rom. 16, 7. verſtan-
den werden.
2. Man ſiehet auch hieraus Pauli De-
muth, wie ſo gar ferne er von eiteler Ehre gewe-
ſen, daß er ſelbſt auch andern den Namen der
Apoſtel giebet.
3. Und nach dieſem weitlaͤuftigern Ver-
ſtande des Worts Apoſtel laͤßt ſich der Ort in
dieſer Epiſtel c. 11, 13. noch leichter erklaͤren, als
ſonſt. Denn da wird von falſchen Apoſteln
geredet. Welche denn ſolche Leute geweſen ſind,
die ſich, wo nicht eben auf Chriſtum ſelbſt, daß ſie
von ihm verordnet worden, doch ſich ſonſt auf
dieſe und jene Deputation, welche ſie von andern
Gemeinen gehabt, berufen haben, und den wah-
ren Apoſteln Chriſti der Autoritaͤt nach haben
wollen gleich geachtet ſeyn.
4. Dieſe beſtellete Perſonen werden eine
Ehre, ja die Herrlichkeit Chriſti genennet,
in Anſehung deſſen, daß ihr Glaube, ihre Lehre,
und ihr gantzes Leben durch ihr ſo gutes Exempel,
[Spaltenumbruch] zur Verherrlichung des Namens und zur Erwei-
terung des Reichs JEſu Chriſti gereichet.
Welches ihnen ſelbſt die groͤſſeſte Ehre war.
Gleichwie einem hingegen nichts ſchaͤndlichers
ſeyn kan, als wenn man dem Evangelio Chriſti
und Chriſto ſelbſt eine Schande iſt: wie da alle
ſind, die ſich von ſeinem Namen nennen laſſen,
auch auf ihn getaufet ſind, doch ihn mit ihrem
Unglauben und ungoͤttlichen Leben verleug-
nen.
V. 24.

Erzeiget nun die Beweiſung eurer
Liebe und unſers Ruhms von euch an die-
ſen, und auch oͤffentlich vor den Gemeinen

(alſo, daß, da es nicht verborgen bleiben wird,
wie ihr ſie aufnehmet, und euch gegen ſie bezei-
get, ihr damit allen andern Gemeinen ein gutes
Exempel gebet, und ſolcher geſtalt euer Verhal-
ter ein guter Geruch ſey, der ſich, zur guten
Nachfolge, in der Naͤhe und ferne ausbreite.

Das neunte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die Materie von Sammelung der
Beyſteuer alſo fortſetzet und beſchlieſſet/ daß er noch eines und das an-
dere von den zu dieſem Wercke verordneten Gehuͤlffen hinzu thut, die
Corinthier unter der Vorſtellung des goͤttlichen Segens zur Freyge-
bigkeit ermahnet/ und dabey anzeiget/ wie daß das gantze
Werck der Liebe durch vieler Danckſagung zu vielem
Lobe GOttes gereichen werde.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

DEnn (Gr. zwar) von ſolcher
Steuer, die den Heiligen ge-
ſchiehet, iſt mir nicht noth
euch zu ſchreiben.

Anmerckung.

Der Apoſtel koͤmmt hiemit einem Vor-
wurfe zuvor, warum, wenn er in einem ſo guten
Vertrauen zu ihnen ſtehe, er von der Beyſteuer
mit ſo vielen Worten handele. Da er denn
bezeuget, daß es ſo gar nicht aus einem Mißtrauen
herkomme; daß er des Mißtrauens wegen nicht
noͤthig gehabt haͤtte, davon zu ſchreiben: als
welches er gar nicht geheget habe. Weil er aber
doch fuͤr der Corinthier Freygebigkeit in andern
Gemeinen gleichſam gut geſaget, ſo bringt ihn
dieſes dazu, daß er die Sache ihnen mit meh-
rern Worten recommendire. Dazu denn auch
dieſes kam, daß Paulus wohl wuſte, oder doch
vermuthete, es wuͤrden die Corinthier noch nicht
eben alleſamt gleiches Sinnes und von gleicher
Bereitwilligkeit zum Beytrage ſeyn. Da denn,
was er vom Uberfluß ſeiner Vorſtellung in An-
ſehung der Freywilligen mit Wahrheit ſagen
konte, bey den andern doch nicht uͤberfluͤßig
war: zumal, da er etwa mag die Beyſorge ge-
[Spaltenumbruch] habt haben, daß dieſe entweder fuͤr ſich ſelbſt,
oder auch aus Verleitung einiger eingeſchliche-
nen Widerſacher, daruͤber er ſich bereits oben be-
ſchweret hat, und in folgenden Capiteln noch
mit mehren beſchweren wird, der uͤbrigen ihrer
Willfaͤhrigkeit einige Hinderung moͤchten in den
Weg werfen. Dieſe Urſache koͤmmt mir dem
Contexte und der Sache ſelbſt viel gemaͤſſer vor,
als die, worauf die Interpretes bey dieſem Orte
ſonſt gehen; nemlich als haͤtte der Apoſtel mit
den Worten, daß es nicht noth ſey, den Corin-
thiern von der Steuer zu ſchreiben, entweder auf
die Art und Weiſe, wie die Steuer zuſammlen,
oder in dieſem Capitel auf einen gantz andern
Beytrag geſehen. Denn gleichwie dieſes aus
dem Contexte gar nicht erweislich iſt; ſo will
ſich auch jenes dazu und zu den Worten dieſes
Verſes ſelbſt nicht wohl ſchicken. Daß er aber
einem Vorwurf begegnen wollen, ſiehet man
aus den Griechiſchen Worten gar deutlich, da
es heißt: von der Steuer zwar ꝛc. welche Lu-
therus uͤberſetzet hat: denn von ſolcher
Steuer;
wodurch auch die Connexion verdun-
ckelt wird. Es faͤhret nun der Apoſtel alſo fort,
daß er anzeiget, wie daß er gar kein Mißtrauen
gegen ſie trage.

V. 2.
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[429/0457] Cap. 8, 23. 24. 9, v. 1. an die Corinthier. Von jenen kan auch der Ort Rom. 16, 7. verſtan- den werden. 2. Man ſiehet auch hieraus Pauli De- muth, wie ſo gar ferne er von eiteler Ehre gewe- ſen, daß er ſelbſt auch andern den Namen der Apoſtel giebet. 3. Und nach dieſem weitlaͤuftigern Ver- ſtande des Worts Apoſtel laͤßt ſich der Ort in dieſer Epiſtel c. 11, 13. noch leichter erklaͤren, als ſonſt. Denn da wird von falſchen Apoſteln geredet. Welche denn ſolche Leute geweſen ſind, die ſich, wo nicht eben auf Chriſtum ſelbſt, daß ſie von ihm verordnet worden, doch ſich ſonſt auf dieſe und jene Deputation, welche ſie von andern Gemeinen gehabt, berufen haben, und den wah- ren Apoſteln Chriſti der Autoritaͤt nach haben wollen gleich geachtet ſeyn. 4. Dieſe beſtellete Perſonen werden eine Ehre, ja die Herrlichkeit Chriſti genennet, in Anſehung deſſen, daß ihr Glaube, ihre Lehre, und ihr gantzes Leben durch ihr ſo gutes Exempel, zur Verherrlichung des Namens und zur Erwei- terung des Reichs JEſu Chriſti gereichet. Welches ihnen ſelbſt die groͤſſeſte Ehre war. Gleichwie einem hingegen nichts ſchaͤndlichers ſeyn kan, als wenn man dem Evangelio Chriſti und Chriſto ſelbſt eine Schande iſt: wie da alle ſind, die ſich von ſeinem Namen nennen laſſen, auch auf ihn getaufet ſind, doch ihn mit ihrem Unglauben und ungoͤttlichen Leben verleug- nen. V. 24. Erzeiget nun die Beweiſung eurer Liebe und unſers Ruhms von euch an die- ſen, und auch oͤffentlich vor den Gemeinen (alſo, daß, da es nicht verborgen bleiben wird, wie ihr ſie aufnehmet, und euch gegen ſie bezei- get, ihr damit allen andern Gemeinen ein gutes Exempel gebet, und ſolcher geſtalt euer Verhal- ter ein guter Geruch ſey, der ſich, zur guten Nachfolge, in der Naͤhe und ferne ausbreite. Das neunte Capitel/ Darinnen der Apoſtel die Materie von Sammelung der Beyſteuer alſo fortſetzet und beſchlieſſet/ daß er noch eines und das an- dere von den zu dieſem Wercke verordneten Gehuͤlffen hinzu thut, die Corinthier unter der Vorſtellung des goͤttlichen Segens zur Freyge- bigkeit ermahnet/ und dabey anzeiget/ wie daß das gantze Werck der Liebe durch vieler Danckſagung zu vielem Lobe GOttes gereichen werde. V. 1. DEnn (Gr. zwar) von ſolcher Steuer, die den Heiligen ge- ſchiehet, iſt mir nicht noth euch zu ſchreiben. Anmerckung. Der Apoſtel koͤmmt hiemit einem Vor- wurfe zuvor, warum, wenn er in einem ſo guten Vertrauen zu ihnen ſtehe, er von der Beyſteuer mit ſo vielen Worten handele. Da er denn bezeuget, daß es ſo gar nicht aus einem Mißtrauen herkomme; daß er des Mißtrauens wegen nicht noͤthig gehabt haͤtte, davon zu ſchreiben: als welches er gar nicht geheget habe. Weil er aber doch fuͤr der Corinthier Freygebigkeit in andern Gemeinen gleichſam gut geſaget, ſo bringt ihn dieſes dazu, daß er die Sache ihnen mit meh- rern Worten recommendire. Dazu denn auch dieſes kam, daß Paulus wohl wuſte, oder doch vermuthete, es wuͤrden die Corinthier noch nicht eben alleſamt gleiches Sinnes und von gleicher Bereitwilligkeit zum Beytrage ſeyn. Da denn, was er vom Uberfluß ſeiner Vorſtellung in An- ſehung der Freywilligen mit Wahrheit ſagen konte, bey den andern doch nicht uͤberfluͤßig war: zumal, da er etwa mag die Beyſorge ge- habt haben, daß dieſe entweder fuͤr ſich ſelbſt, oder auch aus Verleitung einiger eingeſchliche- nen Widerſacher, daruͤber er ſich bereits oben be- ſchweret hat, und in folgenden Capiteln noch mit mehren beſchweren wird, der uͤbrigen ihrer Willfaͤhrigkeit einige Hinderung moͤchten in den Weg werfen. Dieſe Urſache koͤmmt mir dem Contexte und der Sache ſelbſt viel gemaͤſſer vor, als die, worauf die Interpretes bey dieſem Orte ſonſt gehen; nemlich als haͤtte der Apoſtel mit den Worten, daß es nicht noth ſey, den Corin- thiern von der Steuer zu ſchreiben, entweder auf die Art und Weiſe, wie die Steuer zuſammlen, oder in dieſem Capitel auf einen gantz andern Beytrag geſehen. Denn gleichwie dieſes aus dem Contexte gar nicht erweislich iſt; ſo will ſich auch jenes dazu und zu den Worten dieſes Verſes ſelbſt nicht wohl ſchicken. Daß er aber einem Vorwurf begegnen wollen, ſiehet man aus den Griechiſchen Worten gar deutlich, da es heißt: von der Steuer zwar ꝛc. welche Lu- therus uͤberſetzet hat: denn von ſolcher Steuer; wodurch auch die Connexion verdun- ckelt wird. Es faͤhret nun der Apoſtel alſo fort, daß er anzeiget, wie daß er gar kein Mißtrauen gegen ſie trage. V. 2. H h h 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/457>, abgerufen am 24.11.2024.