Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 15-18. [Spaltenumbruch]
daß es von dem Sünder eine Satisfaction für dieSünde forderte, und auf eine fremde durch den Versöhnungs-Tod zu bringende Genugthuung ging, eine deutliche Anzeigung war, daß zwischen GOTT und dem Menschen durch die Sünde sich der Stand der Feindschaft befinde, welcher aber durch den Versöhnungs-Tod auf- höre: wie denn daher Paulus Col. 2, 14. bezeu- get, wie das solches aus dem Mittel gethane Satzungs-Gesetz uns entgegen und wie eine wi- der uns selbst gerichtete Handschrift gewesen, als dadurch das Gedächtniß der Sünden nur im- mer erneuret worden. Hebr. 10, 3. 4. Die Abthuung dieses Ceremonial-Ge- setzes ist geschehen durch die Erfüllung, da der Sohn GOttes in angenommener menschlichen Natur sich dargestellet als alles in allen, als selbst der Tempel, Joh. 2, 19. selbst der Hohe- Priester, Hebr. 3, 1. u. s. w. selbst das Opfer, Eph. 5, 2. u. s. w. selbst der Opfer-Altar, Hebr. 13, 10. ja selbst die Versöhnung 1 Joh. 2, 1. 2. Daher bey dem Tode CHristi der sonst so starcke Vorhang im Tempel von sich selbst zer- rissen, und dadurch angezeiget werden muste, daß nunmehro der Zugang und Eingang zu GOTT ohne fernere Vorbildungen durch den Tod Chri- sti gemachet sey. Gleichwie nun durch diesen alles Levitische Schatten-Werck auf einmal ab- gethan war; so konten auch alle, welche dieses mit Freudigkeit im Glauben erkannten, sich da- von mit gutem Gewissen enthalten; ob sie wol um der Schwachen willen sich desselben noch ei- nige Zeit bedieneten. Da aber die Unglaubigen Juden die geschehene Entkräftung des Leviti- schen Gottes-Dienstes nicht erkennen wolten, sondern daran mit äusserster Versündigung wi- der den Meßiam hangen blieben; so fuhr GOtt mit seinen Straf-Gerichten darein, und ließ den gantzen Tempel, an welchen doch jener gebun- den war, auf einmal von grundaus verstöhret und also jenen mit vernichtet werden. 5. Der Apostel stellet Juden und Heiden als zwo Personen, und dabey in CHristo als eine, vor, dieweil er sie zusammen als einen geistlichen Leib unter CHristo, als dem einigen Haupte, betrachtet, und schon vorher c. 1, 23. al- so benennet hat. Siehe auch Gal. 3, 28. da es heißt: Hier ist kein Jude noch Grieche (mit einigem Unterscheide,) hier ist kein Knecht, noch Freyer, hier ist kein Mann noch Weib: denn ihr seyd allzumal einer in CHristo JESU. 6. Dieser eine Mensch aber muß ein neuer seyn. Und ein solcher wird er durch die Wie- dergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes: sintemal niemand in CHristo ist, er ist denn eine neue Creatur. 2 Cor. 5, 17. Tit. 3, 5. Der Grund aber des neuen Menschen ist die Ver- söhnung, oder der gemachte Friede mit GOtt, dessen der Apostel dabey nicht ohne Nachdruck gedencket, und damit erkläret, was er v. 14. ge- saget hatte, daß CHristus selbst der Friede sey. V. 16. Und daß er beyde (Juden und Heiden, Anmerckung. Die beste Erläuterung dieses Orts finden V. 17. Und ist kommen (zuvorderst ins Fleisch, Anmerckungen. 1. Es ist hierdurch gar schön erfüllet die herr- liche Weissagung Jes. 57, 19. Jch will Frucht der Lippen schaffen, die da predigen: Frie- de! Friede! beyde denen in der Ferne, und denen in der Nähe, spricht der HERR, und will sie heilen. 2. Wohl dem, der dieses Friedens also ge- niesset, daß er in GOTT, als seinem durch CHristum versöhnten und gnädigen Vater, ein ruhiges Hertz hat! Siehe vom Frieden ein mehrers v. 14. V. 18. Denn durch ihn (als den Versöhner, der da
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 15-18. [Spaltenumbruch]
daß es von dem Suͤnder eine Satisfaction fuͤr dieSuͤnde forderte, und auf eine fremde durch den Verſoͤhnungs-Tod zu bringende Genugthuung ging, eine deutliche Anzeigung war, daß zwiſchen GOTT und dem Menſchen durch die Suͤnde ſich der Stand der Feindſchaft befinde, welcher aber durch den Verſoͤhnungs-Tod auf- hoͤre: wie denn daher Paulus Col. 2, 14. bezeu- get, wie das ſolches aus dem Mittel gethane Satzungs-Geſetz uns entgegen und wie eine wi- der uns ſelbſt gerichtete Handſchrift geweſen, als dadurch das Gedaͤchtniß der Suͤnden nur im- mer erneuret worden. Hebr. 10, 3. 4. Die Abthuung dieſes Ceremonial-Ge- ſetzes iſt geſchehen durch die Erfuͤllung, da der Sohn GOttes in angenommener menſchlichen Natur ſich dargeſtellet als alles in allen, als ſelbſt der Tempel, Joh. 2, 19. ſelbſt der Hohe- Prieſter, Hebr. 3, 1. u. ſ. w. ſelbſt das Opfer, Eph. 5, 2. u. ſ. w. ſelbſt der Opfer-Altar, Hebr. 13, 10. ja ſelbſt die Verſoͤhnung 1 Joh. 2, 1. 2. Daher bey dem Tode CHriſti der ſonſt ſo ſtarcke Vorhang im Tempel von ſich ſelbſt zer- riſſen, und dadurch angezeiget werden muſte, daß nunmehro der Zugang und Eingang zu GOTT ohne fernere Vorbildungen durch den Tod Chri- ſti gemachet ſey. Gleichwie nun durch dieſen alles Levitiſche Schatten-Werck auf einmal ab- gethan war; ſo konten auch alle, welche dieſes mit Freudigkeit im Glauben erkannten, ſich da- von mit gutem Gewiſſen enthalten; ob ſie wol um der Schwachen willen ſich deſſelben noch ei- nige Zeit bedieneten. Da aber die Unglaubigen Juden die geſchehene Entkraͤftung des Leviti- ſchen Gottes-Dienſtes nicht erkennen wolten, ſondern daran mit aͤuſſerſter Verſuͤndigung wi- der den Meßiam hangen blieben; ſo fuhr GOtt mit ſeinen Straf-Gerichten darein, und ließ den gantzen Tempel, an welchen doch jener gebun- den war, auf einmal von grundaus verſtoͤhret und alſo jenen mit vernichtet werden. 5. Der Apoſtel ſtellet Juden und Heiden als zwo Perſonen, und dabey in CHriſto als eine, vor, dieweil er ſie zuſammen als einen geiſtlichen Leib unter CHriſto, als dem einigen Haupte, betrachtet, und ſchon vorher c. 1, 23. al- ſo benennet hat. Siehe auch Gal. 3, 28. da es heißt: Hier iſt kein Jude noch Grieche (mit einigem Unterſcheide,) hier iſt kein Knecht, noch Freyer, hier iſt kein Mann noch Weib: denn ihr ſeyd allzumal einer in CHriſto JESU. 6. Dieſer eine Menſch aber muß ein neuer ſeyn. Und ein ſolcher wird er durch die Wie- dergeburt und Erneuerung des Heiligen Geiſtes: ſintemal niemand in CHriſto iſt, er iſt denn eine neue Creatur. 2 Cor. 5, 17. Tit. 3, 5. Der Grund aber des neuen Menſchen iſt die Ver- ſoͤhnung, oder der gemachte Friede mit GOtt, deſſen der Apoſtel dabey nicht ohne Nachdruck gedencket, und damit erklaͤret, was er v. 14. ge- ſaget hatte, daß CHriſtus ſelbſt der Friede ſey. V. 16. Und daß er beyde (Juden und Heiden, Anmerckung. Die beſte Erlaͤuterung dieſes Orts finden V. 17. Und iſt kommen (zuvorderſt ins Fleiſch, Anmerckungen. 1. Es iſt hierdurch gar ſchoͤn erfuͤllet die herr- liche Weiſſagung Jeſ. 57, 19. Jch will Frucht der Lippen ſchaffen, die da predigen: Frie- de! Friede! beyde denen in der Ferne, und denen in der Naͤhe, ſpricht der HERR, und will ſie heilen. 2. Wohl dem, der dieſes Friedens alſo ge- nieſſet, daß er in GOTT, als ſeinem durch CHriſtum verſoͤhnten und gnaͤdigen Vater, ein ruhiges Hertz hat! Siehe vom Frieden ein mehrers v. 14. V. 18. Denn durch ihn (als den Verſoͤhner, der da
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0650" n="622"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 2, v. 15-18.</hi></hi></fw><lb/><cb/> daß es von dem Suͤnder eine <hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> fuͤr die<lb/> Suͤnde forderte, und auf eine fremde durch den<lb/> Verſoͤhnungs-Tod zu bringende Genugthuung<lb/> ging, eine deutliche Anzeigung war, daß<lb/> zwiſchen GOTT und dem Menſchen durch die<lb/> Suͤnde ſich der Stand der Feindſchaft befinde,<lb/> welcher aber durch den Verſoͤhnungs-Tod auf-<lb/> hoͤre: wie denn daher Paulus Col. 2, 14. bezeu-<lb/> get, wie das ſolches aus dem Mittel gethane<lb/> Satzungs-Geſetz uns entgegen und wie eine wi-<lb/> der uns ſelbſt gerichtete Handſchrift geweſen, als<lb/> dadurch das Gedaͤchtniß der Suͤnden nur im-<lb/> mer erneuret worden. Hebr. 10, 3.</item><lb/> <item>4. Die Abthuung dieſes <hi rendition="#aq">Ceremonial-</hi>Ge-<lb/> ſetzes iſt geſchehen durch die Erfuͤllung, da der<lb/> Sohn GOttes in angenommener menſchlichen<lb/> Natur ſich dargeſtellet als <hi rendition="#fr">alles in allen,</hi> als<lb/> ſelbſt der <hi rendition="#fr">Tempel,</hi> Joh. 2, 19. ſelbſt der <hi rendition="#fr">Hohe-<lb/> Prieſter,</hi> Hebr. 3, 1. u. ſ. w. ſelbſt das <hi rendition="#fr">Opfer,</hi><lb/> Eph. 5, 2. u. ſ. w. ſelbſt der <hi rendition="#fr">Opfer-Altar,</hi><lb/> Hebr. 13, 10. ja ſelbſt die <hi rendition="#fr">Verſoͤhnung</hi> 1 Joh.<lb/> 2, 1. 2. Daher bey dem Tode CHriſti der ſonſt<lb/> ſo ſtarcke Vorhang im Tempel von ſich ſelbſt zer-<lb/> riſſen, und dadurch angezeiget werden muſte, daß<lb/> nunmehro der Zugang und Eingang zu GOTT<lb/> ohne fernere Vorbildungen durch den Tod Chri-<lb/> ſti gemachet ſey. Gleichwie nun durch dieſen<lb/> alles Levitiſche Schatten-Werck auf einmal ab-<lb/> gethan war; ſo konten auch alle, welche dieſes<lb/> mit Freudigkeit im Glauben erkannten, ſich da-<lb/> von mit gutem Gewiſſen enthalten; ob ſie wol<lb/> um der Schwachen willen ſich deſſelben noch ei-<lb/> nige Zeit bedieneten. Da aber die Unglaubigen<lb/> Juden die geſchehene Entkraͤftung des Leviti-<lb/> ſchen Gottes-Dienſtes nicht erkennen wolten,<lb/> ſondern daran mit aͤuſſerſter Verſuͤndigung wi-<lb/> der den Meßiam hangen blieben; ſo fuhr GOtt<lb/> mit ſeinen Straf-Gerichten darein, und ließ den<lb/> gantzen Tempel, an welchen doch jener gebun-<lb/> den war, auf einmal von grundaus verſtoͤhret<lb/> und alſo jenen mit vernichtet werden.</item><lb/> <item>5. Der Apoſtel ſtellet Juden und Heiden<lb/> als <hi rendition="#fr">zwo Perſonen,</hi> und dabey in CHriſto als<lb/><hi rendition="#fr">eine,</hi> vor, dieweil er ſie zuſammen als <hi rendition="#fr">einen</hi><lb/> geiſtlichen Leib unter CHriſto, als dem einigen<lb/> Haupte, betrachtet, und ſchon vorher c. 1, 23. al-<lb/> ſo benennet hat. Siehe auch Gal. 3, 28. da es<lb/> heißt: <hi rendition="#fr">Hier iſt kein Jude noch Grieche</hi> (mit<lb/> einigem Unterſcheide,) <hi rendition="#fr">hier iſt kein Knecht,<lb/> noch Freyer, hier iſt kein Mann noch Weib:<lb/> denn ihr ſeyd allzumal einer in CHriſto<lb/> JESU.</hi></item><lb/> <item>6. Dieſer <hi rendition="#fr">eine</hi> Menſch aber muß ein <hi rendition="#fr">neuer</hi><lb/> ſeyn. Und ein ſolcher wird er durch die Wie-<lb/> dergeburt und Erneuerung des Heiligen Geiſtes:<lb/> ſintemal <hi rendition="#fr">niemand in CHriſto iſt, er iſt denn<lb/> eine neue Creatur.</hi> 2 Cor. 5, 17. Tit. 3, 5.<lb/> Der Grund aber des neuen Menſchen iſt die Ver-<lb/> ſoͤhnung, oder der gemachte Friede mit GOtt,<lb/> deſſen der Apoſtel dabey nicht ohne Nachdruck<lb/> gedencket, und damit erklaͤret, was er v. 14. ge-<lb/> ſaget hatte, daß <hi rendition="#fr">CHriſtus</hi> ſelbſt <hi rendition="#fr">der Friede<lb/> ſey.</hi></item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 16.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Und daß er beyde</hi> (Juden und Heiden,<lb/><cb/> und folglich alle Menſchen, das gantze menſchli-<lb/> che Geſchlecht, ohne eintzige Ausnahme) <hi rendition="#fr">verſoͤh-<lb/> nete mit GOTT</hi> (alſo, daß er ſich fuͤr die Men-<lb/> ſchen durch ſeinen vollkommenen Gehorſam und<lb/> Tod zum Opfer und Loͤſe-Geld an ihrer ſtatt da-<lb/> hin gegeben) <hi rendition="#fr">in einem</hi> (oder einem einigen, nem-<lb/> lich ſeinem eignen) <hi rendition="#fr">Leibe</hi> (als der im Gegenſa-<lb/> tze auf die vielen Leiber der Opfer-Thiere nur ein<lb/> einiger iſt, und das Haupt ausmachet von dem<lb/> einigen geiſtlichen, aus bekehrten Juden und<lb/> Heiden beſtehenden Leibe) <hi rendition="#fr">durch das Creutz</hi><lb/> (durch den Creutzes-Tod) <hi rendition="#fr">und hat die Feind-<lb/> ſchaft getoͤdtet</hi> (die Urſache der Feindſchaft<lb/> zwiſchen GOTT und Menſchen, die in der<lb/> Suͤnde war, hinweg genommen und aus dem<lb/> Wege geraͤumet, gleichwie man etwas durch ei-<lb/> ne Ertoͤdtung unkraͤftig machet, und hinweg raͤu-<lb/> met,) <hi rendition="#fr">durch ſich ſelbſt</hi> (ἐν ἀυτῷ, durch den ei-<lb/> nigen, oder ſeinen eignen zuvor gedachten Leib,<lb/> der da v. 15. <hi rendition="#fr">ſein Fleiſch,</hi> und v. 13. <hi rendition="#fr">ſein Blut</hi><lb/> heißt.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Die beſte Erlaͤuterung dieſes Orts finden<lb/> wir Col. 1, 19. 20. <hi rendition="#fr">Es iſt das Wohlgefallen-<lb/> daß alles durch ihn verſohnet wuͤrde zu<lb/> ihm ſelbſt, es ſey auf Erden, oder im Him-<lb/> mel, damit, daß er Friede machete durch<lb/> das Blut an ſeinem Creutze, durch ſich ſelbſt.</hi><lb/> Da wir ſehen, wie die Verſoͤhnung zum Grunde<lb/> des Friedens lieget, und ſonderlich durch den<lb/> Creutzes-Tod geſchehen iſt.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 17.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Und iſt kommen</hi> (zuvorderſt ins Fleiſch,<lb/> und darauf iſt er nach ſeinem prophetiſchen Amte<lb/> hervor getreten, und) <hi rendition="#fr">hat</hi> (in eigner Perſon nebſt<lb/> ſeinen Juͤngern und darauf nach ſeiner Himmel-<lb/> fahrt durch dieſelbe) <hi rendition="#fr">verkuͤndiget im Evange-<lb/> lio den Frieden</hi> (als deſſelben rechtes Haupt-<lb/> Gut) <hi rendition="#fr">euch</hi> (Heiden) <hi rendition="#fr">die ihr ferne waret</hi> (v.<lb/> 12.) <hi rendition="#fr">und denen, die nahe waren,</hi> (den Ju-<lb/> den, die den rechten Friedens-Erwerber und<lb/> Friedens-Lehrer ſelbſt unter ſich hatten: ſinte-<lb/> mal derſelbe mit Johanne dem Taͤufer daher<lb/> ſagte: <hi rendition="#fr">Thut Buſſe: denn das Himmelreich<lb/> iſt nahe herbey gekommen.</hi> Matth. 3, 2. 4,<lb/> 17. Siehe auch Luc. 24, 47. <hi rendition="#fr">Er hat predi-<lb/> gen laſſen in ſeinem Namen Buſſe und Ver-<lb/> gebung der Suͤnden unter allen Voͤlckern,<lb/> und anheben zu Jeruſalem.</hi></p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Es iſt hierdurch gar ſchoͤn erfuͤllet die herr-<lb/> liche Weiſſagung Jeſ. 57, 19. <hi rendition="#fr">Jch will Frucht<lb/> der Lippen ſchaffen, die da predigen: Frie-<lb/> de! Friede! beyde denen in der Ferne, und<lb/> denen in der Naͤhe, ſpricht der HERR,<lb/> und will ſie heilen.</hi></item><lb/> <item>2. Wohl dem, der dieſes Friedens alſo ge-<lb/> nieſſet, daß er in <hi rendition="#fr">GOTT,</hi> als ſeinem durch<lb/> CHriſtum verſoͤhnten und gnaͤdigen Vater, ein<lb/><hi rendition="#fr">ruhiges Hertz</hi> hat! Siehe vom Frieden ein<lb/> mehrers v. 14.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 18.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Denn durch ihn</hi> (als den Verſoͤhner, der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [622/0650]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 15-18.
daß es von dem Suͤnder eine Satisfaction fuͤr die
Suͤnde forderte, und auf eine fremde durch den
Verſoͤhnungs-Tod zu bringende Genugthuung
ging, eine deutliche Anzeigung war, daß
zwiſchen GOTT und dem Menſchen durch die
Suͤnde ſich der Stand der Feindſchaft befinde,
welcher aber durch den Verſoͤhnungs-Tod auf-
hoͤre: wie denn daher Paulus Col. 2, 14. bezeu-
get, wie das ſolches aus dem Mittel gethane
Satzungs-Geſetz uns entgegen und wie eine wi-
der uns ſelbſt gerichtete Handſchrift geweſen, als
dadurch das Gedaͤchtniß der Suͤnden nur im-
mer erneuret worden. Hebr. 10, 3.
4. Die Abthuung dieſes Ceremonial-Ge-
ſetzes iſt geſchehen durch die Erfuͤllung, da der
Sohn GOttes in angenommener menſchlichen
Natur ſich dargeſtellet als alles in allen, als
ſelbſt der Tempel, Joh. 2, 19. ſelbſt der Hohe-
Prieſter, Hebr. 3, 1. u. ſ. w. ſelbſt das Opfer,
Eph. 5, 2. u. ſ. w. ſelbſt der Opfer-Altar,
Hebr. 13, 10. ja ſelbſt die Verſoͤhnung 1 Joh.
2, 1. 2. Daher bey dem Tode CHriſti der ſonſt
ſo ſtarcke Vorhang im Tempel von ſich ſelbſt zer-
riſſen, und dadurch angezeiget werden muſte, daß
nunmehro der Zugang und Eingang zu GOTT
ohne fernere Vorbildungen durch den Tod Chri-
ſti gemachet ſey. Gleichwie nun durch dieſen
alles Levitiſche Schatten-Werck auf einmal ab-
gethan war; ſo konten auch alle, welche dieſes
mit Freudigkeit im Glauben erkannten, ſich da-
von mit gutem Gewiſſen enthalten; ob ſie wol
um der Schwachen willen ſich deſſelben noch ei-
nige Zeit bedieneten. Da aber die Unglaubigen
Juden die geſchehene Entkraͤftung des Leviti-
ſchen Gottes-Dienſtes nicht erkennen wolten,
ſondern daran mit aͤuſſerſter Verſuͤndigung wi-
der den Meßiam hangen blieben; ſo fuhr GOtt
mit ſeinen Straf-Gerichten darein, und ließ den
gantzen Tempel, an welchen doch jener gebun-
den war, auf einmal von grundaus verſtoͤhret
und alſo jenen mit vernichtet werden.
5. Der Apoſtel ſtellet Juden und Heiden
als zwo Perſonen, und dabey in CHriſto als
eine, vor, dieweil er ſie zuſammen als einen
geiſtlichen Leib unter CHriſto, als dem einigen
Haupte, betrachtet, und ſchon vorher c. 1, 23. al-
ſo benennet hat. Siehe auch Gal. 3, 28. da es
heißt: Hier iſt kein Jude noch Grieche (mit
einigem Unterſcheide,) hier iſt kein Knecht,
noch Freyer, hier iſt kein Mann noch Weib:
denn ihr ſeyd allzumal einer in CHriſto
JESU.
6. Dieſer eine Menſch aber muß ein neuer
ſeyn. Und ein ſolcher wird er durch die Wie-
dergeburt und Erneuerung des Heiligen Geiſtes:
ſintemal niemand in CHriſto iſt, er iſt denn
eine neue Creatur. 2 Cor. 5, 17. Tit. 3, 5.
Der Grund aber des neuen Menſchen iſt die Ver-
ſoͤhnung, oder der gemachte Friede mit GOtt,
deſſen der Apoſtel dabey nicht ohne Nachdruck
gedencket, und damit erklaͤret, was er v. 14. ge-
ſaget hatte, daß CHriſtus ſelbſt der Friede
ſey.
V. 16.
Und daß er beyde (Juden und Heiden,
und folglich alle Menſchen, das gantze menſchli-
che Geſchlecht, ohne eintzige Ausnahme) verſoͤh-
nete mit GOTT (alſo, daß er ſich fuͤr die Men-
ſchen durch ſeinen vollkommenen Gehorſam und
Tod zum Opfer und Loͤſe-Geld an ihrer ſtatt da-
hin gegeben) in einem (oder einem einigen, nem-
lich ſeinem eignen) Leibe (als der im Gegenſa-
tze auf die vielen Leiber der Opfer-Thiere nur ein
einiger iſt, und das Haupt ausmachet von dem
einigen geiſtlichen, aus bekehrten Juden und
Heiden beſtehenden Leibe) durch das Creutz
(durch den Creutzes-Tod) und hat die Feind-
ſchaft getoͤdtet (die Urſache der Feindſchaft
zwiſchen GOTT und Menſchen, die in der
Suͤnde war, hinweg genommen und aus dem
Wege geraͤumet, gleichwie man etwas durch ei-
ne Ertoͤdtung unkraͤftig machet, und hinweg raͤu-
met,) durch ſich ſelbſt (ἐν ἀυτῷ, durch den ei-
nigen, oder ſeinen eignen zuvor gedachten Leib,
der da v. 15. ſein Fleiſch, und v. 13. ſein Blut
heißt.)
Anmerckung.
Die beſte Erlaͤuterung dieſes Orts finden
wir Col. 1, 19. 20. Es iſt das Wohlgefallen-
daß alles durch ihn verſohnet wuͤrde zu
ihm ſelbſt, es ſey auf Erden, oder im Him-
mel, damit, daß er Friede machete durch
das Blut an ſeinem Creutze, durch ſich ſelbſt.
Da wir ſehen, wie die Verſoͤhnung zum Grunde
des Friedens lieget, und ſonderlich durch den
Creutzes-Tod geſchehen iſt.
V. 17.
Und iſt kommen (zuvorderſt ins Fleiſch,
und darauf iſt er nach ſeinem prophetiſchen Amte
hervor getreten, und) hat (in eigner Perſon nebſt
ſeinen Juͤngern und darauf nach ſeiner Himmel-
fahrt durch dieſelbe) verkuͤndiget im Evange-
lio den Frieden (als deſſelben rechtes Haupt-
Gut) euch (Heiden) die ihr ferne waret (v.
12.) und denen, die nahe waren, (den Ju-
den, die den rechten Friedens-Erwerber und
Friedens-Lehrer ſelbſt unter ſich hatten: ſinte-
mal derſelbe mit Johanne dem Taͤufer daher
ſagte: Thut Buſſe: denn das Himmelreich
iſt nahe herbey gekommen. Matth. 3, 2. 4,
17. Siehe auch Luc. 24, 47. Er hat predi-
gen laſſen in ſeinem Namen Buſſe und Ver-
gebung der Suͤnden unter allen Voͤlckern,
und anheben zu Jeruſalem.
Anmerckungen.
1. Es iſt hierdurch gar ſchoͤn erfuͤllet die herr-
liche Weiſſagung Jeſ. 57, 19. Jch will Frucht
der Lippen ſchaffen, die da predigen: Frie-
de! Friede! beyde denen in der Ferne, und
denen in der Naͤhe, ſpricht der HERR,
und will ſie heilen.
2. Wohl dem, der dieſes Friedens alſo ge-
nieſſet, daß er in GOTT, als ſeinem durch
CHriſtum verſoͤhnten und gnaͤdigen Vater, ein
ruhiges Hertz hat! Siehe vom Frieden ein
mehrers v. 14.
V. 18.
Denn durch ihn (als den Verſoͤhner, der
da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |