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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 8-11.
[Spaltenumbruch]
V. 8.

Darum preiser GOtt seine Liebe gegen
uns
(er beweiset darinnen die Grösse derselben)
daß (nach seinem gnädigen Willen, und nach
seiner Dahingebung c. 4, 25.) Christus für
uns gestorben ist, da wir noch
(unbekehrte
und GOtt widerstrebende) Sünder waren.
(Siehe auch Joh. 3, 16. 1 Joh. 3, 16.)

Anmerckungen.
1. GOtt hat zwar auch seine richterliche
Gerechtigkeit darinn erwiesen, daß Christus für
uns gestorben, und derselben durch seinen Ver-
söhnungs-Tod ein Genüge geschehen müssen;
wie Paulus vorher c. 3, 24. 25. selbst bezeuget
hat: allein, da solche Genugthuung nach dem
Gesetz erfodert wurde, so hält den erlöseten Sün-
dern das Evangelium eigentlich die Liebe und Gna-
de GOttes vor, und zeiget ihnen darinnen das
rechte Vater-Hertz und liebliche Angesicht GOt-
tes.
2. Da uns GOtt seine Liebe anpreiset,
und sich dazu seines Worts sonderlich bedienet,
so giebt auch Paulus insonderheit ein vortrefli-
ches Werckzeug ab, uns solche Liebe GOttes
anzupreisen. Man sehe unter andern, und aus-
ser diesem Orte, sonderlich das achte Capitel
dieses Briefes. Und denn Eph. 3, 18. da er re-
det von der Breite, Länge, Tiefe und Höhe der
Liebe GOttes, und wie sie über allen unsern
Begriff gehe, auch wie wir darein gewurtzelt und
darauf gegründet werden müssen.
3. Ein ieder Leser gedencke in thätiger Aus-
übung an die Worte Johannis Ep. 1. cap. 4, 19.
Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns erst
geliebet.
Und v. 11. Jhr Lieben, hat uns
GOtt also geliebet, so sollen wir uns auch
unter einander lieben.
V. 9. 10.

So werden wir ja vielmehr durch ihn
behalten werden vor dem
(künftigen) Zorn
(am Tage des Gerichts c. 2, 5. 8. 9. und also ge-
wiß der ewigen Herrlichkeit theilhaftig werden
c. 5, 2.) nachdem wir durch sein Blut (durch
seinen Versöhnungs-Tod und Erlösung, dazu
das Blut, im Gegenbilde auf das Levitische
Opfer-Blut, vergossen ist c. 3, 24.) gerecht
worden
(dikaiothentes, gerechtfertiget, gerecht-
gesprochen) sind v. 1. (Hat uns GOtt so hoch
geliebet, daß er ohne alle unser Verdienst und
Würdigkeit, ja unerachtet unserer so grossen
Widerspenstigkeit seinen Sohn für uns in den
Tod dahin gegeben; wie solte er uns nun abhold
seyn, und das ewige Leben versagen können, da
wir das Versöhn-Opfer seines Sohnes uns
schon würcklich im Glauben zugeeignet, und be-
reits die Gerechtigkeit und die Vergebung der
Sünde erlanget, auch aus seiner Gnaden-Kraft
der Sünde dergestalt abgestorben sind, daß
wir uns befleißigen nach seinem heiligen Willen
zu leben.) V. 10. Denn so wir GOtt ver-
söhnet sind durch den Tod seines Sohnes,
da wir
(ausser CHristo nach dem Stande der
Sünde betrachtet) noch Feinde (GOttes)
waren (und er nach seiner Gerechtigkeit und
[Spaltenumbruch] Heiligkeit nicht anders konte als uns hassen, doch
aber die Liebe im Temperament der Gerechtig-
keit zur Versöhnung hat lassen statt finden:)
vielmehr werden wir selig werden durch
sein Leben
(da er nun dergestalt lebet, daß er
uns alles, was er uns durch seinen Tod erworben
hat, schencket und beyleget) so wir (die wir)
nun versöhnet sind, (also, daß wir die Ver-
söhnung uns in der Rechtfertigung durch den
Glauben zugeeignet, auch dadurch, daß wir der
Sünde abgestorben sind, aufgehöret haben, seine
Feinde zu seyn, sondern seine gehorsame Kinder
worden sind.

Anmerckungen.
1. Man mercke alhier den Unterscheid in
den Redens-Arten: versöhnet seyn durch
den Tod des Sohnes GOttes,
v. 10. und
durch sein Blut gerecht worden seyn v. 9.
jenes gehet auf die Erlösung und Satisfaction
oder Genugthuung Christi: dieses auf die Iusti-
fication,
auf die Rechtfertigung, als eine
Frucht und Zueignung der Erlösung und Ge-
nugthuung.
2. Jn der Redens-Art: durch den Tod
seines Sohns
ist das Geheimniß der persöhn-
lichen Vereinigung beyder Naturen in Christo
gegründet; und wird uns damit angezeiget, wie
Christus in einer Person ist theanthropos, GOtt-
Mensch.
V. 11.

Nicht allein aber das (nicht allein aber
rühmen wir uns der zukünftigen Herrlichkeit,
oder erwarten dieselbe mit aller Freudigkeit)
sondern wir rühmen uns auch GOttes
(sind auch schon ietzo in den bereits empfange-
nen Heils-Gütern selig, und stehen in der Ge-
meinschaft mit GOtt, also, daß wir dessen recht
froh seyn können, da er unser ist, und wir sein
sind, siehe auch Jer. 9, 23. 24. 1 Cor. 1, 30. 31.)
durch unsern HErrn JEsum Christum,
durch welchen wir nun die
(von ihm durch
seinen Tod geleistete Versöhnung (der appli-
cation
nach in der Rechtfertigung) empfangen
haben.

Anmerckungen.

1. Es siehet nun der Leser, daß diese Verse
vom 6ten bis auf den eilften, unter der Vorstel-
lung von der Gewißheit unserer gegenwärtigen
und künftigen Seligkeit, gar nachdrücklich er-
läutern, was vorher cap. 3, 24. 25. von der Er-
lösung Christi
und von dem Gnaden-Stul
durch den Glauben in seinem Blute vorgetragen
ist. Denn dieses wird alhier bekräftiget und er-
läutert, wenn es heist: Christus ist für uns
Gottlose gestorben,
v. 6. er ist für uns
Sünder gestorben. Wir sind durch sein
Blut gerecht worden,
v. 9. Wir sind durch
seinen Tod versöhnet,
v. 10. Wir haben
durch Christum die Versöhnung empfan-
gen,
durch welche wiederholte Einschärfung
Paulus seinen besondern Affect ausdrucket über
diese grosse Wohlthat, und auch zugleich die Rö-

mer
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 8-11.
[Spaltenumbruch]
V. 8.

Darum preiſer GOtt ſeine Liebe gegen
uns
(er beweiſet darinnen die Groͤſſe derſelben)
daß (nach ſeinem gnaͤdigen Willen, und nach
ſeiner Dahingebung c. 4, 25.) Chriſtus fuͤr
uns geſtorben iſt, da wir noch
(unbekehrte
und GOtt widerſtrebende) Suͤnder waren.
(Siehe auch Joh. 3, 16. 1 Joh. 3, 16.)

Anmerckungen.
1. GOtt hat zwar auch ſeine richterliche
Gerechtigkeit darinn erwieſen, daß Chriſtus fuͤr
uns geſtorben, und derſelben durch ſeinen Ver-
ſoͤhnungs-Tod ein Genuͤge geſchehen muͤſſen;
wie Paulus vorher c. 3, 24. 25. ſelbſt bezeuget
hat: allein, da ſolche Genugthuung nach dem
Geſetz erfodert wurde, ſo haͤlt den erloͤſeten Suͤn-
dern das Evangelium eigentlich die Liebe und Gna-
de GOttes vor, und zeiget ihnen darinnen das
rechte Vater-Hertz und liebliche Angeſicht GOt-
tes.
2. Da uns GOtt ſeine Liebe anpreiſet,
und ſich dazu ſeines Worts ſonderlich bedienet,
ſo giebt auch Paulus inſonderheit ein vortrefli-
ches Werckzeug ab, uns ſolche Liebe GOttes
anzupreiſen. Man ſehe unter andern, und auſ-
ſer dieſem Orte, ſonderlich das achte Capitel
dieſes Briefes. Und denn Eph. 3, 18. da er re-
det von der Breite, Laͤnge, Tiefe und Hoͤhe der
Liebe GOttes, und wie ſie uͤber allen unſern
Begriff gehe, auch wie wir darein gewurtzelt und
darauf gegruͤndet werden muͤſſen.
3. Ein ieder Leſer gedencke in thaͤtiger Aus-
uͤbung an die Worte Johannis Ep. 1. cap. 4, 19.
Laſſet uns ihn lieben, denn er hat uns erſt
geliebet.
Und v. 11. Jhr Lieben, hat uns
GOtt alſo geliebet, ſo ſollen wir uns auch
unter einander lieben.
V. 9. 10.

So werden wir ja vielmehr durch ihn
behalten werden vor dem
(kuͤnftigen) Zorn
(am Tage des Gerichts c. 2, 5. 8. 9. und alſo ge-
wiß der ewigen Herrlichkeit theilhaftig werden
c. 5, 2.) nachdem wir durch ſein Blut (durch
ſeinen Verſoͤhnungs-Tod und Erloͤſung, dazu
das Blut, im Gegenbilde auf das Levitiſche
Opfer-Blut, vergoſſen iſt c. 3, 24.) gerecht
worden
(δικαιωϑέντες, gerechtfertiget, gerecht-
geſprochen) ſind v. 1. (Hat uns GOtt ſo hoch
geliebet, daß er ohne alle unſer Verdienſt und
Wuͤrdigkeit, ja unerachtet unſerer ſo groſſen
Widerſpenſtigkeit ſeinen Sohn fuͤr uns in den
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wir das Verſoͤhn-Opfer ſeines Sohnes uns
ſchon wuͤrcklich im Glauben zugeeignet, und be-
reits die Gerechtigkeit und die Vergebung der
Suͤnde erlanget, auch aus ſeiner Gnaden-Kraft
der Suͤnde dergeſtalt abgeſtorben ſind, daß
wir uns befleißigen nach ſeinem heiligen Willen
zu leben.) V. 10. Denn ſo wir GOtt ver-
ſoͤhnet ſind durch den Tod ſeines Sohnes,
da wir
(auſſer CHriſto nach dem Stande der
Suͤnde betrachtet) noch Feinde (GOttes)
waren (und er nach ſeiner Gerechtigkeit und
[Spaltenumbruch] Heiligkeit nicht anders konte als uns haſſen, doch
aber die Liebe im Temperament der Gerechtig-
keit zur Verſoͤhnung hat laſſen ſtatt finden:)
vielmehr werden wir ſelig werden durch
ſein Leben
(da er nun dergeſtalt lebet, daß er
uns alles, was er uns durch ſeinen Tod erworben
hat, ſchencket und beyleget) ſo wir (die wir)
nun verſoͤhnet ſind, (alſo, daß wir die Ver-
ſoͤhnung uns in der Rechtfertigung durch den
Glauben zugeeignet, auch dadurch, daß wir der
Suͤnde abgeſtorben ſind, aufgehoͤret haben, ſeine
Feinde zu ſeyn, ſondern ſeine gehorſame Kinder
worden ſind.

Anmerckungen.
1. Man mercke alhier den Unterſcheid in
den Redens-Arten: verſoͤhnet ſeyn durch
den Tod des Sohnes GOttes,
v. 10. und
durch ſein Blut gerecht worden ſeyn v. 9.
jenes gehet auf die Erloͤſung und Satisfaction
oder Genugthuung Chriſti: dieſes auf die Iuſti-
fication,
auf die Rechtfertigung, als eine
Frucht und Zueignung der Erloͤſung und Ge-
nugthuung.
2. Jn der Redens-Art: durch den Tod
ſeines Sohns
iſt das Geheimniß der perſoͤhn-
lichen Vereinigung beyder Naturen in Chriſto
gegruͤndet; und wird uns damit angezeiget, wie
Chriſtus in einer Perſon iſt ϑεάνϑρωπος, GOtt-
Menſch.
V. 11.

Nicht allein aber das (nicht allein aber
ruͤhmen wir uns der zukuͤnftigen Herrlichkeit,
oder erwarten dieſelbe mit aller Freudigkeit)
ſondern wir ruͤhmen uns auch GOttes
(ſind auch ſchon ietzo in den bereits empfange-
nen Heils-Guͤtern ſelig, und ſtehen in der Ge-
meinſchaft mit GOtt, alſo, daß wir deſſen recht
froh ſeyn koͤnnen, da er unſer iſt, und wir ſein
ſind, ſiehe auch Jer. 9, 23. 24. 1 Cor. 1, 30. 31.)
durch unſern HErrn JEſum Chriſtum,
durch welchen wir nun die
(von ihm durch
ſeinen Tod geleiſtete Verſoͤhnung (der appli-
cation
nach in der Rechtfertigung) empfangen
haben.

Anmerckungen.

1. Es ſiehet nun der Leſer, daß dieſe Verſe
vom 6ten bis auf den eilften, unter der Vorſtel-
lung von der Gewißheit unſerer gegenwaͤrtigen
und kuͤnftigen Seligkeit, gar nachdruͤcklich er-
laͤutern, was vorher cap. 3, 24. 25. von der Er-
loͤſung Chriſti
und von dem Gnaden-Stul
durch den Glauben in ſeinem Blute vorgetragen
iſt. Denn dieſes wird alhier bekraͤftiget und er-
laͤutert, wenn es heiſt: Chriſtus iſt fuͤr uns
Gottloſe geſtorben,
v. 6. er iſt fuͤr uns
Suͤnder geſtorben. Wir ſind durch ſein
Blut gerecht worden,
v. 9. Wir ſind durch
ſeinen Tod verſoͤhnet,
v. 10. Wir haben
durch Chriſtum die Verſoͤhnung empfan-
gen,
durch welche wiederholte Einſchaͤrfung
Paulus ſeinen beſondern Affect ausdrucket uͤber
dieſe groſſe Wohlthat, und auch zugleich die Roͤ-

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[70/0098] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 8-11. V. 8. Darum preiſer GOtt ſeine Liebe gegen uns (er beweiſet darinnen die Groͤſſe derſelben) daß (nach ſeinem gnaͤdigen Willen, und nach ſeiner Dahingebung c. 4, 25.) Chriſtus fuͤr uns geſtorben iſt, da wir noch (unbekehrte und GOtt widerſtrebende) Suͤnder waren. (Siehe auch Joh. 3, 16. 1 Joh. 3, 16.) Anmerckungen. 1. GOtt hat zwar auch ſeine richterliche Gerechtigkeit darinn erwieſen, daß Chriſtus fuͤr uns geſtorben, und derſelben durch ſeinen Ver- ſoͤhnungs-Tod ein Genuͤge geſchehen muͤſſen; wie Paulus vorher c. 3, 24. 25. ſelbſt bezeuget hat: allein, da ſolche Genugthuung nach dem Geſetz erfodert wurde, ſo haͤlt den erloͤſeten Suͤn- dern das Evangelium eigentlich die Liebe und Gna- de GOttes vor, und zeiget ihnen darinnen das rechte Vater-Hertz und liebliche Angeſicht GOt- tes. 2. Da uns GOtt ſeine Liebe anpreiſet, und ſich dazu ſeines Worts ſonderlich bedienet, ſo giebt auch Paulus inſonderheit ein vortrefli- ches Werckzeug ab, uns ſolche Liebe GOttes anzupreiſen. Man ſehe unter andern, und auſ- ſer dieſem Orte, ſonderlich das achte Capitel dieſes Briefes. Und denn Eph. 3, 18. da er re- det von der Breite, Laͤnge, Tiefe und Hoͤhe der Liebe GOttes, und wie ſie uͤber allen unſern Begriff gehe, auch wie wir darein gewurtzelt und darauf gegruͤndet werden muͤſſen. 3. Ein ieder Leſer gedencke in thaͤtiger Aus- uͤbung an die Worte Johannis Ep. 1. cap. 4, 19. Laſſet uns ihn lieben, denn er hat uns erſt geliebet. Und v. 11. Jhr Lieben, hat uns GOtt alſo geliebet, ſo ſollen wir uns auch unter einander lieben. V. 9. 10. So werden wir ja vielmehr durch ihn behalten werden vor dem (kuͤnftigen) Zorn (am Tage des Gerichts c. 2, 5. 8. 9. und alſo ge- wiß der ewigen Herrlichkeit theilhaftig werden c. 5, 2.) nachdem wir durch ſein Blut (durch ſeinen Verſoͤhnungs-Tod und Erloͤſung, dazu das Blut, im Gegenbilde auf das Levitiſche Opfer-Blut, vergoſſen iſt c. 3, 24.) gerecht worden (δικαιωϑέντες, gerechtfertiget, gerecht- geſprochen) ſind v. 1. (Hat uns GOtt ſo hoch geliebet, daß er ohne alle unſer Verdienſt und Wuͤrdigkeit, ja unerachtet unſerer ſo groſſen Widerſpenſtigkeit ſeinen Sohn fuͤr uns in den Tod dahin gegeben; wie ſolte er uns nun abhold ſeyn, und das ewige Leben verſagen koͤnnen, da wir das Verſoͤhn-Opfer ſeines Sohnes uns ſchon wuͤrcklich im Glauben zugeeignet, und be- reits die Gerechtigkeit und die Vergebung der Suͤnde erlanget, auch aus ſeiner Gnaden-Kraft der Suͤnde dergeſtalt abgeſtorben ſind, daß wir uns befleißigen nach ſeinem heiligen Willen zu leben.) V. 10. Denn ſo wir GOtt ver- ſoͤhnet ſind durch den Tod ſeines Sohnes, da wir (auſſer CHriſto nach dem Stande der Suͤnde betrachtet) noch Feinde (GOttes) waren (und er nach ſeiner Gerechtigkeit und Heiligkeit nicht anders konte als uns haſſen, doch aber die Liebe im Temperament der Gerechtig- keit zur Verſoͤhnung hat laſſen ſtatt finden:) vielmehr werden wir ſelig werden durch ſein Leben (da er nun dergeſtalt lebet, daß er uns alles, was er uns durch ſeinen Tod erworben hat, ſchencket und beyleget) ſo wir (die wir) nun verſoͤhnet ſind, (alſo, daß wir die Ver- ſoͤhnung uns in der Rechtfertigung durch den Glauben zugeeignet, auch dadurch, daß wir der Suͤnde abgeſtorben ſind, aufgehoͤret haben, ſeine Feinde zu ſeyn, ſondern ſeine gehorſame Kinder worden ſind. Anmerckungen. 1. Man mercke alhier den Unterſcheid in den Redens-Arten: verſoͤhnet ſeyn durch den Tod des Sohnes GOttes, v. 10. und durch ſein Blut gerecht worden ſeyn v. 9. jenes gehet auf die Erloͤſung und Satisfaction oder Genugthuung Chriſti: dieſes auf die Iuſti- fication, auf die Rechtfertigung, als eine Frucht und Zueignung der Erloͤſung und Ge- nugthuung. 2. Jn der Redens-Art: durch den Tod ſeines Sohns iſt das Geheimniß der perſoͤhn- lichen Vereinigung beyder Naturen in Chriſto gegruͤndet; und wird uns damit angezeiget, wie Chriſtus in einer Perſon iſt ϑεάνϑρωπος, GOtt- Menſch. V. 11. Nicht allein aber das (nicht allein aber ruͤhmen wir uns der zukuͤnftigen Herrlichkeit, oder erwarten dieſelbe mit aller Freudigkeit) ſondern wir ruͤhmen uns auch GOttes (ſind auch ſchon ietzo in den bereits empfange- nen Heils-Guͤtern ſelig, und ſtehen in der Ge- meinſchaft mit GOtt, alſo, daß wir deſſen recht froh ſeyn koͤnnen, da er unſer iſt, und wir ſein ſind, ſiehe auch Jer. 9, 23. 24. 1 Cor. 1, 30. 31.) durch unſern HErrn JEſum Chriſtum, durch welchen wir nun die (von ihm durch ſeinen Tod geleiſtete Verſoͤhnung (der appli- cation nach in der Rechtfertigung) empfangen haben. Anmerckungen. 1. Es ſiehet nun der Leſer, daß dieſe Verſe vom 6ten bis auf den eilften, unter der Vorſtel- lung von der Gewißheit unſerer gegenwaͤrtigen und kuͤnftigen Seligkeit, gar nachdruͤcklich er- laͤutern, was vorher cap. 3, 24. 25. von der Er- loͤſung Chriſti und von dem Gnaden-Stul durch den Glauben in ſeinem Blute vorgetragen iſt. Denn dieſes wird alhier bekraͤftiget und er- laͤutert, wenn es heiſt: Chriſtus iſt fuͤr uns Gottloſe geſtorben, v. 6. er iſt fuͤr uns Suͤnder geſtorben. Wir ſind durch ſein Blut gerecht worden, v. 9. Wir ſind durch ſeinen Tod verſoͤhnet, v. 10. Wir haben durch Chriſtum die Verſoͤhnung empfan- gen, durch welche wiederholte Einſchaͤrfung Paulus ſeinen beſondern Affect ausdrucket uͤber dieſe groſſe Wohlthat, und auch zugleich die Roͤ- mer

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/98>, abgerufen am 21.11.2024.