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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 3. v. 2-5.
[Spaltenumbruch] des Gemüths: welche man hat, wenn das Ge-
müth von herrschender Eigen- und Welt-Liebe,
davon es sonst natürlicher Weise gleichsam recht
truncken ist, gereiniget worden. Welche Ge-
müths-Nüchternheit sich denn in der wahren
geistlichen Klugheit, Einfalt und Vorsichtigkeit
und aller Mäßigung hervorzuthun pfleget.

8. Die Sittigkeit ist alhie allem Ubel-
stande in der Kleidung und Geberden entgegen
gesetzet. Denn weil damals die Lehrer von den
gemeinen Zuhörern genommen wurden, nach-
dem man sie tüchtig funde, so konte es leichtlich
geschehen daß iemand in einem solchen schmutzigen
und unreinlichen Habit, dessen er etwa bey seiner
Handthierung gewohnet war, auch in der Ver-
sammlung auftreten wollen, oder aufgetreten ist;
zumal da in den ersten Zeiten die Lehrer von den
Zuhörern an der Kleidung gar nicht unterschieden
waren. So siehet demnach Paulus keines we-
ges auf einen Putz, als welchen er vorher Cap.
2, 9. an dem weiblichen Geschlecht gemißbilliget
hat, und daher so viel weniger an dem männlichen
kan gebilliget, oder gar befohlen haben: sondern
auf den äusserlichen Wohlstand, daß kein Lehrer
sich durch eine unreinliche und unordentliche Klei-
dung solle in der Versammlung und auch sonst
verächtlich machen. Von der Gastfreyheit
ist schon die nöthige Anmerckung gegeben.

9. Zu der Gabe lehrhaftig zu seyn, gehö-
ren ausser einer lebendigen und lautern Erkentniß,
und ausser dem, daß man das Wort der Wahr-
heit überhaupt recht theilen und appliciren kön-
ne 2 Tim. 2, 15. sonderlich diese Eigenschaften,
daß der Vortrag sey gründlich, ordentlich,
deutlich
und erbaulich. Denn gleichwie eine
gute Ordnung nebst der Gründlichkeit, vieles
zur Deutlichkeit beyträget: also hilft beydes
zur Erbauung; zumal, welches die geistliche
Tüchtigkeit und Treue mit sich führet, wenn alles
mit einem erweckten geistlichen Affect fein lebhaft
vorgestellet wird. Welche Eigenschaften so gar
wohl mit der gehörigen Einfalt, darauf Paulus
1 Cor. 2, 1. u. s. w. führet, bestehen können, daß sie
ohne diese nicht einmal statt finden. Darum ie
einfältiger (aber dabey zugleich gründlich) ie
lehrhafter und erbaulicher ist ein Vortrag, und
eine wahre mit der Gründlichkeit und mit guter
deutlichen Ordnung verknüpfte Einfalt ist die al-
lerbeste und höchste Gabe im Predigen. Da hin-
gegen die khresologia und eulogia, oder ein ge-
künstleter hochtrabender Vortrag nach Pauli
Anzeigung Röm. 16, 18. ein Character der
Bauchdiener ist. Dabey sich nichts weniger
findet, als die Beweisung des Geistes und
der Kraft
1 Cor. 2, 4. und das Reden aus
Lauterkeit, und als aus GOtt, vor GOtt
in Christo JEsu,
sondern eine vielfache Ver-
fälschung des Worts
2 Cor. 2, 17. Siehe
auch 2 Tim. 2, 24.

V. 3.

Nicht ein Wein- (oder, nach hiesiger
Landes-Art, ein Bier- oder Brandtewein-)
Säufer (daß er dem Saufen nicht allein nicht er-
geben sey, sondern sich auch vor einer und der an-
[Spaltenumbruch] dern Vergehung hüte; als welche, wenn man
sie nicht geachtet, leichtlich einreisset und zur Ge-
wohnheit wird) nicht pochen (me plekten, der
bey etwa entstandenem grossen Aergernisse nicht
mit harten und schimpflichen Scheltworten, viel-
weniger in der That drein schlage, und dem Ubel
also wehren wolle siehe C. 5, 1. da das Verbum
drein schlagen gar recht durch schelten übersetzet
worden) nicht unehrliche Handthierung
treibe
(me aikhrokerde, nicht schändlich gewinn-
süchtig sey; da gewinnsüchtig seyn, schon an sich
unanständig ist, und noch so viel unanständiger
wird, wenn es noch dazu von einem Lehrer und
auf eine solche Art geschiehet, welche auch von
natürlichen Menschen gemißbilliget wird) son-
dern gelinde
(der nachgeben, und auch, wenn
die Sache ihn selbst betrift, um des Friedens
willen aus Liebe von seinem Rechte dis und das
nachgeben kan) nicht haderhaftig (amakhon,
der mit solchem Nachgeben bezeuge, wie daß er
an keinem Streite Lust habe) nicht geitzig (und
also nicht allein auf eine unanständige Art nicht
gewinnsüchtig, sondern auch nicht dem Geitze auf
eine solche Art ergeben, welche sonst von unbe-
kehrten Menschen für zuläßig gehalten wird.)

Anmerckung.

Der Geitz ist ein sehr verborgenes und
schändliches Laster; sonderlich bey einem Predi-
ger, als welcher dadurch zum Mietling wird, und
auch vielen Eingang bey den Zuhörern verlieret.
Gleichwie er nun dagegen vergnüglich seyn soll
1 Tim. 6, 6. 8. Hebr. 13, 5. so hat er, um zu be-
weisen, daß er die Schafe, nicht die Wolle, suche,
sich sonderlich der Dürftigen in seiner Gemeine
anzunehmen, und, wo es seine Umstände leiden,
ihnen nach Vermögen gutes zu thun, oder doch,
wenn er solches nicht kan, bey dieser und je-
ner Gelegenheit, was sonst von andern gegeben
wird, von ihnen nicht zu nehmen, viel weniger
mit Härte zu fordern.

V. 4. 5.

Der seinem eignen Hause wohl vor-
stehe
(nebst der Wahrnehmung seiner eignen
Seele zuvorderst sein Weib, seine Kinder, sein
Gesinde und seine Haus-Genossen recht regiere
und erbaue, daß sie eines theils der Gemeine kein
Aergerniß, andern theils aber ein gut Exempel ge-
ben, und also sein Amt zieren) der gehorsame
Kinder habe mit aller
(aus einem guten
Grunde hergeleiteten Christlichen) Ehrbarkeit
(und Christlichen Gravität, so viel disfals an ihm
ist, und er ausser Schuld sey, wenn seiner Sorg-
falt ungeachtet, etwas zum Aergerniß geschehen
solte.) V. 5. So aber iemand seinem ei-
genen Hause nicht weiß vorzustehen, wie
will er die Gemeine GOttes versorgen?

(da dieses viel schwerer ist, als jenes; und wie
mehrere Tüchtigkeit, also auch mehrere Treue
erfordert.)

Anmerckungen.

1. Man siehet alhie, wie untüchtig und un-
treu ein unbekehrter Lehrer zum und im Amte des

Gei-

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 3. v. 2-5.
[Spaltenumbruch] des Gemuͤths: welche man hat, wenn das Ge-
muͤth von herrſchender Eigen- und Welt-Liebe,
davon es ſonſt natuͤrlicher Weiſe gleichſam recht
truncken iſt, gereiniget worden. Welche Ge-
muͤths-Nuͤchternheit ſich denn in der wahren
geiſtlichen Klugheit, Einfalt und Vorſichtigkeit
und aller Maͤßigung hervorzuthun pfleget.

8. Die Sittigkeit iſt alhie allem Ubel-
ſtande in der Kleidung und Geberden entgegen
geſetzet. Denn weil damals die Lehrer von den
gemeinen Zuhoͤrern genommen wurden, nach-
dem man ſie tuͤchtig funde, ſo konte es leichtlich
geſchehen daß iemand in einem ſolchen ſchmutzigen
und unreinlichen Habit, deſſen er etwa bey ſeiner
Handthierung gewohnet war, auch in der Ver-
ſammlung auftreten wollen, oder aufgetreten iſt;
zumal da in den erſten Zeiten die Lehrer von den
Zuhoͤrern an der Kleidung gar nicht unterſchieden
waren. So ſiehet demnach Paulus keines we-
ges auf einen Putz, als welchen er vorher Cap.
2, 9. an dem weiblichen Geſchlecht gemißbilliget
hat, und daher ſo viel weniger an dem maͤnnlichen
kan gebilliget, oder gar befohlen haben: ſondern
auf den aͤuſſerlichen Wohlſtand, daß kein Lehrer
ſich durch eine unreinliche und unordentliche Klei-
dung ſolle in der Verſammlung und auch ſonſt
veraͤchtlich machen. Von der Gaſtfreyheit
iſt ſchon die noͤthige Anmerckung gegeben.

9. Zu der Gabe lehrhaftig zu ſeyn, gehoͤ-
ren auſſer einer lebendigen und lautern Erkentniß,
und auſſer dem, daß man das Wort der Wahr-
heit uͤberhaupt recht theilen und appliciren koͤn-
ne 2 Tim. 2, 15. ſonderlich dieſe Eigenſchaften,
daß der Vortrag ſey gruͤndlich, ordentlich,
deutlich
und erbaulich. Denn gleichwie eine
gute Ordnung nebſt der Gruͤndlichkeit, vieles
zur Deutlichkeit beytraͤget: alſo hilft beydes
zur Erbauung; zumal, welches die geiſtliche
Tuͤchtigkeit und Treue mit ſich fuͤhret, wenn alles
mit einem erweckten geiſtlichen Affect fein lebhaft
vorgeſtellet wird. Welche Eigenſchaften ſo gar
wohl mit der gehoͤrigen Einfalt, darauf Paulus
1 Cor. 2, 1. u. ſ. w. fuͤhret, beſtehen koͤnnen, daß ſie
ohne dieſe nicht einmal ſtatt finden. Darum ie
einfaͤltiger (aber dabey zugleich gruͤndlich) ie
lehrhafter und erbaulicher iſt ein Vortrag, und
eine wahre mit der Gruͤndlichkeit und mit guter
deutlichen Ordnung verknuͤpfte Einfalt iſt die al-
lerbeſte und hoͤchſte Gabe im Predigen. Da hin-
gegen die χρηςολογία und ἐυλογία, oder ein ge-
kuͤnſtleter hochtrabender Vortrag nach Pauli
Anzeigung Roͤm. 16, 18. ein Character der
Bauchdiener iſt. Dabey ſich nichts weniger
findet, als die Beweiſung des Geiſtes und
der Kraft
1 Cor. 2, 4. und das Reden aus
Lauterkeit, und als aus GOtt, vor GOtt
in Chriſto JEſu,
ſondern eine vielfache Ver-
faͤlſchung des Worts
2 Cor. 2, 17. Siehe
auch 2 Tim. 2, 24.

V. 3.

Nicht ein Wein- (oder, nach hieſiger
Landes-Art, ein Bier- oder Brandtewein-)
Saͤufer (daß er dem Saufen nicht allein nicht er-
geben ſey, ſondern ſich auch vor einer und der an-
[Spaltenumbruch] dern Vergehung huͤte; als welche, wenn man
ſie nicht geachtet, leichtlich einreiſſet und zur Ge-
wohnheit wird) nicht pochen (μή πλήκτην, der
bey etwa entſtandenem groſſen Aergerniſſe nicht
mit harten und ſchimpflichen Scheltworten, viel-
weniger in der That drein ſchlage, und dem Ubel
alſo wehren wolle ſiehe C. 5, 1. da das Verbum
drein ſchlagen gar recht durch ſchelten uͤberſetzet
worden) nicht unehrliche Handthierung
treibe
(μὴ ἀιχροκερδῆ, nicht ſchaͤndlich gewinn-
ſuͤchtig ſey; da gewinnſuͤchtig ſeyn, ſchon an ſich
unanſtaͤndig iſt, und noch ſo viel unanſtaͤndiger
wird, wenn es noch dazu von einem Lehrer und
auf eine ſolche Art geſchiehet, welche auch von
natuͤrlichen Menſchen gemißbilliget wird) ſon-
dern gelinde
(der nachgeben, und auch, wenn
die Sache ihn ſelbſt betrift, um des Friedens
willen aus Liebe von ſeinem Rechte dis und das
nachgeben kan) nicht haderhaftig (ἄμαχον,
der mit ſolchem Nachgeben bezeuge, wie daß er
an keinem Streite Luſt habe) nicht geitzig (und
alſo nicht allein auf eine unanſtaͤndige Art nicht
gewinnſuͤchtig, ſondern auch nicht dem Geitze auf
eine ſolche Art ergeben, welche ſonſt von unbe-
kehrten Menſchen fuͤr zulaͤßig gehalten wird.)

Anmerckung.

Der Geitz iſt ein ſehr verborgenes und
ſchaͤndliches Laſter; ſonderlich bey einem Predi-
ger, als welcher dadurch zum Mietling wird, und
auch vielen Eingang bey den Zuhoͤrern verlieret.
Gleichwie er nun dagegen vergnuͤglich ſeyn ſoll
1 Tim. 6, 6. 8. Hebr. 13, 5. ſo hat er, um zu be-
weiſen, daß er die Schafe, nicht die Wolle, ſuche,
ſich ſonderlich der Duͤrftigen in ſeiner Gemeine
anzunehmen, und, wo es ſeine Umſtaͤnde leiden,
ihnen nach Vermoͤgen gutes zu thun, oder doch,
wenn er ſolches nicht kan, bey dieſer und je-
ner Gelegenheit, was ſonſt von andern gegeben
wird, von ihnen nicht zu nehmen, viel weniger
mit Haͤrte zu fordern.

V. 4. 5.

Der ſeinem eignen Hauſe wohl vor-
ſtehe
(nebſt der Wahrnehmung ſeiner eignen
Seele zuvorderſt ſein Weib, ſeine Kinder, ſein
Geſinde und ſeine Haus-Genoſſen recht regiere
und erbaue, daß ſie eines theils der Gemeine kein
Aergerniß, andern theils aber ein gut Exempel ge-
ben, und alſo ſein Amt zieren) der gehorſame
Kinder habe mit aller
(aus einem guten
Grunde hergeleiteten Chriſtlichen) Ehrbarkeit
(und Chriſtlichen Gravitaͤt, ſo viel disfals an ihm
iſt, und er auſſer Schuld ſey, wenn ſeiner Sorg-
falt ungeachtet, etwas zum Aergerniß geſchehen
ſolte.) V. 5. So aber iemand ſeinem ei-
genen Hauſe nicht weiß vorzuſtehen, wie
will er die Gemeine GOttes verſorgen?

(da dieſes viel ſchwerer iſt, als jenes; und wie
mehrere Tuͤchtigkeit, alſo auch mehrere Treue
erfordert.)

Anmerckungen.

1. Man ſiehet alhie, wie untuͤchtig und un-
treu ein unbekehrter Lehrer zum und im Amte des

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[112/0114] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 3. v. 2-5. des Gemuͤths: welche man hat, wenn das Ge- muͤth von herrſchender Eigen- und Welt-Liebe, davon es ſonſt natuͤrlicher Weiſe gleichſam recht truncken iſt, gereiniget worden. Welche Ge- muͤths-Nuͤchternheit ſich denn in der wahren geiſtlichen Klugheit, Einfalt und Vorſichtigkeit und aller Maͤßigung hervorzuthun pfleget. 8. Die Sittigkeit iſt alhie allem Ubel- ſtande in der Kleidung und Geberden entgegen geſetzet. Denn weil damals die Lehrer von den gemeinen Zuhoͤrern genommen wurden, nach- dem man ſie tuͤchtig funde, ſo konte es leichtlich geſchehen daß iemand in einem ſolchen ſchmutzigen und unreinlichen Habit, deſſen er etwa bey ſeiner Handthierung gewohnet war, auch in der Ver- ſammlung auftreten wollen, oder aufgetreten iſt; zumal da in den erſten Zeiten die Lehrer von den Zuhoͤrern an der Kleidung gar nicht unterſchieden waren. So ſiehet demnach Paulus keines we- ges auf einen Putz, als welchen er vorher Cap. 2, 9. an dem weiblichen Geſchlecht gemißbilliget hat, und daher ſo viel weniger an dem maͤnnlichen kan gebilliget, oder gar befohlen haben: ſondern auf den aͤuſſerlichen Wohlſtand, daß kein Lehrer ſich durch eine unreinliche und unordentliche Klei- dung ſolle in der Verſammlung und auch ſonſt veraͤchtlich machen. Von der Gaſtfreyheit iſt ſchon die noͤthige Anmerckung gegeben. 9. Zu der Gabe lehrhaftig zu ſeyn, gehoͤ- ren auſſer einer lebendigen und lautern Erkentniß, und auſſer dem, daß man das Wort der Wahr- heit uͤberhaupt recht theilen und appliciren koͤn- ne 2 Tim. 2, 15. ſonderlich dieſe Eigenſchaften, daß der Vortrag ſey gruͤndlich, ordentlich, deutlich und erbaulich. Denn gleichwie eine gute Ordnung nebſt der Gruͤndlichkeit, vieles zur Deutlichkeit beytraͤget: alſo hilft beydes zur Erbauung; zumal, welches die geiſtliche Tuͤchtigkeit und Treue mit ſich fuͤhret, wenn alles mit einem erweckten geiſtlichen Affect fein lebhaft vorgeſtellet wird. Welche Eigenſchaften ſo gar wohl mit der gehoͤrigen Einfalt, darauf Paulus 1 Cor. 2, 1. u. ſ. w. fuͤhret, beſtehen koͤnnen, daß ſie ohne dieſe nicht einmal ſtatt finden. Darum ie einfaͤltiger (aber dabey zugleich gruͤndlich) ie lehrhafter und erbaulicher iſt ein Vortrag, und eine wahre mit der Gruͤndlichkeit und mit guter deutlichen Ordnung verknuͤpfte Einfalt iſt die al- lerbeſte und hoͤchſte Gabe im Predigen. Da hin- gegen die χρηςολογία und ἐυλογία, oder ein ge- kuͤnſtleter hochtrabender Vortrag nach Pauli Anzeigung Roͤm. 16, 18. ein Character der Bauchdiener iſt. Dabey ſich nichts weniger findet, als die Beweiſung des Geiſtes und der Kraft 1 Cor. 2, 4. und das Reden aus Lauterkeit, und als aus GOtt, vor GOtt in Chriſto JEſu, ſondern eine vielfache Ver- faͤlſchung des Worts 2 Cor. 2, 17. Siehe auch 2 Tim. 2, 24. V. 3. Nicht ein Wein- (oder, nach hieſiger Landes-Art, ein Bier- oder Brandtewein-) Saͤufer (daß er dem Saufen nicht allein nicht er- geben ſey, ſondern ſich auch vor einer und der an- dern Vergehung huͤte; als welche, wenn man ſie nicht geachtet, leichtlich einreiſſet und zur Ge- wohnheit wird) nicht pochen (μή πλήκτην, der bey etwa entſtandenem groſſen Aergerniſſe nicht mit harten und ſchimpflichen Scheltworten, viel- weniger in der That drein ſchlage, und dem Ubel alſo wehren wolle ſiehe C. 5, 1. da das Verbum drein ſchlagen gar recht durch ſchelten uͤberſetzet worden) nicht unehrliche Handthierung treibe (μὴ ἀιχροκερδῆ, nicht ſchaͤndlich gewinn- ſuͤchtig ſey; da gewinnſuͤchtig ſeyn, ſchon an ſich unanſtaͤndig iſt, und noch ſo viel unanſtaͤndiger wird, wenn es noch dazu von einem Lehrer und auf eine ſolche Art geſchiehet, welche auch von natuͤrlichen Menſchen gemißbilliget wird) ſon- dern gelinde (der nachgeben, und auch, wenn die Sache ihn ſelbſt betrift, um des Friedens willen aus Liebe von ſeinem Rechte dis und das nachgeben kan) nicht haderhaftig (ἄμαχον, der mit ſolchem Nachgeben bezeuge, wie daß er an keinem Streite Luſt habe) nicht geitzig (und alſo nicht allein auf eine unanſtaͤndige Art nicht gewinnſuͤchtig, ſondern auch nicht dem Geitze auf eine ſolche Art ergeben, welche ſonſt von unbe- kehrten Menſchen fuͤr zulaͤßig gehalten wird.) Anmerckung. Der Geitz iſt ein ſehr verborgenes und ſchaͤndliches Laſter; ſonderlich bey einem Predi- ger, als welcher dadurch zum Mietling wird, und auch vielen Eingang bey den Zuhoͤrern verlieret. Gleichwie er nun dagegen vergnuͤglich ſeyn ſoll 1 Tim. 6, 6. 8. Hebr. 13, 5. ſo hat er, um zu be- weiſen, daß er die Schafe, nicht die Wolle, ſuche, ſich ſonderlich der Duͤrftigen in ſeiner Gemeine anzunehmen, und, wo es ſeine Umſtaͤnde leiden, ihnen nach Vermoͤgen gutes zu thun, oder doch, wenn er ſolches nicht kan, bey dieſer und je- ner Gelegenheit, was ſonſt von andern gegeben wird, von ihnen nicht zu nehmen, viel weniger mit Haͤrte zu fordern. V. 4. 5. Der ſeinem eignen Hauſe wohl vor- ſtehe (nebſt der Wahrnehmung ſeiner eignen Seele zuvorderſt ſein Weib, ſeine Kinder, ſein Geſinde und ſeine Haus-Genoſſen recht regiere und erbaue, daß ſie eines theils der Gemeine kein Aergerniß, andern theils aber ein gut Exempel ge- ben, und alſo ſein Amt zieren) der gehorſame Kinder habe mit aller (aus einem guten Grunde hergeleiteten Chriſtlichen) Ehrbarkeit (und Chriſtlichen Gravitaͤt, ſo viel disfals an ihm iſt, und er auſſer Schuld ſey, wenn ſeiner Sorg- falt ungeachtet, etwas zum Aergerniß geſchehen ſolte.) V. 5. So aber iemand ſeinem ei- genen Hauſe nicht weiß vorzuſtehen, wie will er die Gemeine GOttes verſorgen? (da dieſes viel ſchwerer iſt, als jenes; und wie mehrere Tuͤchtigkeit, alſo auch mehrere Treue erfordert.) Anmerckungen. 1. Man ſiehet alhie, wie untuͤchtig und un- treu ein unbekehrter Lehrer zum und im Amte des Gei-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/114>, abgerufen am 27.11.2024.