Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 13. v. 19. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
auf der Welt gewandelt haben, allermeistaber bey euch. 4. Rechtschaffne Zuhörer sind ihren Leh- V. 19. Jch ermahne euch aber zum Uberfluß, Anmerckung. Das Wort perissoteros, desto fleißiger V. 20. 21. GOTT aber des Friedens, (der durch Anmerckungen. 1. Mit dem Worte Friede wird sonderlich 2. Der Hirten-Name ist einer von den 3. Er ist o poimen der Hirte, o megas, der 4. Dieser grosse Hirte der Schafe hat 5. Das alhier gedachte Testament ist der 6. Das Blut dieses ewigen Bundes ist das unter G g g 2
Cap. 13. v. 19. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
auf der Welt gewandelt haben, allermeiſtaber bey euch. 4. Rechtſchaffne Zuhoͤrer ſind ihren Leh- V. 19. Jch ermahne euch aber zum Uberfluß, Anmerckung. Das Wort περισσοτέρως, deſto fleißiger V. 20. 21. GOTT aber des Friedens, (der durch Anmerckungen. 1. Mit dem Worte Friede wird ſonderlich 2. Der Hirten-Name iſt einer von den 3. Er iſt ὁ ποιμὴν der Hirte, ὁ μέγας, der 4. Dieſer groſſe Hirte der Schafe hat 5. Das alhier gedachte Teſtament iſt der 6. Das Blut dieſes ewigen Bundes iſt das unter G g g 2
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Cap. 13. v. 19. an die Hebraͤer.
auf der Welt gewandelt haben, allermeiſt
aber bey euch.
4. Rechtſchaffne Zuhoͤrer ſind ihren Leh-
rern ihre Fuͤrbitte ſchuldig, und zwar ſo viel
mehr, ſo viel getreuer ſie ſind. Paulus fordert
ſie auch ſonſt in ſeinen Briefen, ſonderlich Eph.
6, 18. 19.
V. 19.
Jch ermahne euch aber zum Uberfluß,
ſolches zuthun (fuͤr mich zu beten) auf daß
ich aufs ſchierſte (deſto eher) wieder zu euch
komme (Gr. euch wider hergeſtellet und gleich-
ſam geſchencket werde.)
Anmerckung.
Das Wort περισσοτέρως, deſto fleißiger
kan man zu dem Worte, ermahne, oder zu den
Worten ſolches zuthun, ziehen. Doch iſt wol
die erſte Conſtruction die fuͤglichſte. Daß Pau-
li Reiſe nach Orient vor ſich gegangen, iſt oben
aus ſeinem Lebens-Laufe zu erſehen.
V. 20. 21.
GOTT aber des Friedens, (der durch
Chriſtum verſoͤhnet und daher hochgeneiget iſt,
ſeine glaͤubige Glieder mit dem Frieden und allen
uͤbrigen Heyls-Guͤtern der Beſitzung nach immer
reichlicher zu beſeligen) der (zur Bezeugung der
Guͤltigkeit des durch ſeinen Tod gebrachten Loͤſe-
gelds) von den Todten, aus gefuͤhret hat den
(ſo wol ſeiner Perſon, als ſeinem Reiche und ſei-
ner Heerde nach) groſſen Hirten der Schafe,
durch das Blut des ewigen Teſtaments
(vermoͤge ſeines Todes, welcher, da er ſeine Voll-
guͤltigkeit zur Erloͤſung gehabt, die Auferſtehung
von Rechts wegen ſofort nach ſich gezogen hat)
unſers HErrn JEſu Chriſti, der mache
euch (immer mehr und mehr zu aller Beharrung
mit Darreichung immer mehrerer Kraft) fertig
in allem (innerlichen und aͤuſſerlichen) guten
Wercke (das ſeine rechte Guͤte aus der Gnade
habe) zu thun (mit aller Bereitwilligkeit und
Luſt) ſeinen Willen, und ſchaffe in euch,
was vor ihm gefaͤllig iſt, durch JEſum
Chriſt (in Anſehung ſeines Verſoͤhnopfers; wie
denn auch die Wirckung des Vaters zugleich die
Wirckung des Sohnes iſt, die durch ihn geſchie-
het:) welchem (dem Vater mit dem Sohne in
der weſentlichen Gemeinſchaft des Heiligen Gei-
ſtes) ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit
(in alle Tiefen und Laͤngen der Ewigkeit)
Amen!
Anmerckungen.
1. Mit dem Worte Friede wird ſonderlich
geſehen auf das Werck der Verſoͤhnung Chri-
ſti, wodurch der Friede zwiſchen GOtt und dem
menſchlichen Geſchlecht wieder hergeſtellet iſt, al-
ſo daß GOtt in Chriſto an den Menſchen, die er
in ihm findet, zu ſeinen groſſen Ehren ein Wohl-
gefallen hat, und ſie auch mit ihm und in ihm Frie-
de haben, als ſeine verſoͤhnete Kinder, und ſolches
Friedens mit allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern in der
Ordnung der Bekehrung und Rechtfertigung ge-
nieſſen Roͤm. 5, 1. daher die Engel, als himmli-
ſche Heerolde bey der Geburt Chriſti, als des
rechten Friedens-Fuͤrſten Jeſ. 9, 6. zur froͤlichen
Botſchaft auspoſauneten und ſprachen: Ehre
ſey GOtt in der Hoͤhe, Friede auf Erden,
und den Menſchen ein Wohlgefallen. Luc.
2, 14. Siehe Roͤm. 15, 33. Der GOtt des Frie-
dens ſey mit euch allen Amen! und Roͤm. 16,
20. Der GOtt des Friedens trete den Sa-
tan unter eure Fuͤſſe in kurtzem!
2. Der Hirten-Name iſt einer von den
angenehmſten und nachdruͤcklichſten unſers lieb-
ſten Heylandes. Denn er gehet auf ſein dreyfa-
ches Mittler-Amt: auf das Hoheprieſterliche,
weil er ein ſolcher Hirte iſt, der fuͤr ſeine Schafe
das Leben gelaſſen und ſie erloͤſet hat: auf das
Prophetiſche, weil er ſie fuͤhret auf die gruͤne
Weide ſeines Worts: auf das Koͤnigliche, weil
er ſie ſchuͤtzet und regieret, daß ſie Niemand kan
aus ſeiner Hand reiſſen. Joh. 10, 28. 29. ſie auch
mit Ehren croͤnet und zu ſeinen Reichs-Genoſſen
machet Offenb. 3, 21.
3. Er iſt ὁ ποιμὴν der Hirte, ὁ μέγας, der
einzige und rechte groſſe, der da zum Meßia ver-
heiſſen iſt Ezech. 34. Der da groß iſt in Anſehung
ſeiner Perſon, da er iſt wahrer GOtt und Menſch
zugleich; in Anſehung ſeines Amts, da er die
Schafe ſich ſelbſt durch ſein Blut erkaufet und
zum Eigenthum erworben hat, deſſen alſo die
Schafe eigen ſind; in Anſehung der Heerde, wel-
che ſich uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht
unter allen Voͤlckern erſtrecket; auch in Anſehung
der unzehlbaren Unter-Hirten, deren Ertzhirte
und Haupt er iſt 1 Pet. 5, 4.
4. Dieſer groſſe Hirte der Schafe hat
ſein fuͤr ſie gelaſſenes Leben ſelbſt wieder genom-
men in Anſehung ſeiner wahren Gottheit, und iſt
alſo aus eigner goͤttlichen Macht und Kraft von
den Todten ſiegreich auferſtanden Joh. 2, 19. u. f.
c. 10, 17. 18. c. 25. Es hat ihn aber auch der
Vater auferwecket, nicht allein weil er mit ihm ei-
nes goͤttlichen Weſens, und alſo die goͤttliche
Auferſtehungs-Kraft des Sohnes auch des Va-
ters iſt, ſondern auch zur Bezeugung deſſen, daß
des Sohnes Tod zur voͤlligen Verſoͤhnung guͤl-
tig geweſen und angenommen worden, und alſo
die richterliche Gerechtigkeit ſelbſt die loslaſſung
des Buͤrgen erfodert habe.
5. Das alhier gedachte Teſtament iſt der
in Chriſto mit dem menſchlichen Geſchlechte zur
Erloͤſung gleich nach dem Falle aufgerichtete
Gnaden-Bund, der Bund des Friedens. Wel-
cher ein ewiges Teſtament heißt, weil er durch
alle Oeconomien, durch die alte und neue, und
in der neuen durch alle periodos in die unendli-
che Ewigkeit gehet, und alſo ewig veſte ſtehet.
6. Das Blut dieſes ewigen Bundes iſt das
unter
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