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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 5. v. 15-18. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch] kommen war es doch auch noch alles, also daß es
weder an unordentlich wandelnden, noch an
Kleinmüthigen, noch an Schwachen fehlete,
theils unter den ersten Gliedern, theils unter de-
nen, welche noch nach und nach zu ihnen traten.
Wie es denn auch mit der Kirche auf Erden kei-
ne andere Beschaffenheit hat, als man es der
Natur nach in der menschlichen Societät findet:
nemlich da sind Gesunde, Krancke und Schwa-
che.

2. Da diese Erinnerungen nicht allein auf
die Lehrer, sondern auch auf die Zuhörer gehen,
und auf diese dem context nach fürnemlich; so
siehet man daraus, wie sie mit dem Worte GOt-
tes zur Erbauung anderer umzugehen haben;
nemlich wie die öffentlichen Lehrer, nach der un-
terschiedenen Beschaffenheit der Mit-Christen:
nur daß das, was die Lehrer öffentlich und also
auch mit mehrer auctorität thun, von ihnen
privatim geschehe. Von den oligophukhois,
den Kleinmüthigen, sehe man die Oerter, Jes.
54, 6. c. 57, 15. Sprichw. 18, 14. alwo im Grie-
chischen das Wort oligophukhos stehet.

V. 15.

Sehet zu (suchet durch freundliche Erin-
nerung und Warnung es zu verhüten,) daß nie-
mand böses mit bösem vergelte
(dazu unsere
böse Natur sonst sehr geneiget ist) sondern alle-
zeit jaget dem Guten nach,
(mit dem Vorsa-
tze und mit der ernstlichen Bemühung, es zu er-
reichen; jaget ihm nach, wenn es euch gleich
schwer gemachet wird, sonderlich durch Undanck
und durch Beleidigung) beyde unter einander
(die ihr Christen seyd) und gegen iedermann
(auch gegen die, welche draußen und von Juden
und Heyden noch unbekehret sind. Siehe c. 3,
12. c. 5, 14.)

Anmerckung.

Gleichwie es in der menschlichen Societät
Knechten und Kindern nicht zukömmt, daß sie die
Beleidigung an andern rächen, sondern es ihren
Eltern und HErren zu überlassen haben, wie diese
sie vertreten wollen; also haben Kinder und
Knechte GOttes alle Rache vielmehr dem HErrn
zu überlassen, der da gesaget hat: Die Rache
ist mein, ich will vergelten.
5 B. Mos. 32, 35.
Siehe hievon auch 3 B. Mos. 19, 18. Sprichw.
20, 22. c. 24, 29. Röm. 12, 17. Gal. 6, 10. 1 Pet.
3, 6. 9.

V. 16. 17.

Seyd allezeit frölich, (auch mitten unter
dem Leiden, da euch jemand böses zufüget) v. 17.
betet ohn unterlaß (und suchet euch im Gebet
zu stärcken, und zur Freude im HErrn zu erwe-
cken.)

Anmerckungen.

1. Wahre Christen haben die Materie und
die Quelle zur geistlichen Freude allezeit in sich:
allein sie wird in ihnen ofte also verdecket, daß sie
unempfindlich wird. Darum der Apostel die
Gläubigen dazu erwecket, und will, daß sie sich
selbst dazu erwecken sollen.

2. Daß die Gläubigen auch schon auf die-
[Spaltenumbruch] ser Welt eine wahrhaftige Freude haben,
das ist ein Beweis ihrer schon angefangenen
würcklichen Seligkeit, und der Vortreflichkeit,
welche die Christliche Religion in sich hat.

3. Es ist demnach ein anders, eine Freude
haben in der Welt, und nach der Welt. Da
nun wahre Christen auch eine Freude haben
in der Welt; so ist die Meinung der Gottlosen
falsch, wenn sie sich das Christenthum nur
als eine verdrießliche Sache vorstellen. Zwar
ist es schwer und führet viele Leiden mit sich; al-
lein es ist doch auch durch GOttes Hand leichte
und, wegen der Ruhe und der Freude in dem
HErrn, anmuthig, und voller Erquickung.

4. Der Unterscheid der irdischen und geist-
lichen Freude bestehet unter andern auch darin-
nen, daß bie Welt-Freude fast nur von aussen
durch äusserliche sinnliche Dinge entstehet, und
daher, da diese so gar sehr veränderlich sind,
gar ofte unterbrochen wird; die Freude in
GOtt aber hat ihren Grund im Hertzen oder im
Glauben, und in der Besitzung, auch ferneren
Hoffnung der Heyls-Güter, und darum ist sie
beständig. Daher Paulus sagt: Seyd al-
lezeit frolich.
Siehe auch Luc. 15, 10. Röm.
12, 12. 2 Cor. 6, 10. als die Traurigen aber
allezeit frölich.
Phil. 4, 4. Freuet euch im
HErrn allewege; und abermal sage ich
euch: Freuet euch.

5. Was das Gebet betrift, so ist das
Wort adialeiptos und pantote, ohne unter-
laß,
allezeit, bereits erkläret, c. 1, 2. c. 2, 13. c. 3, 6.
nemlich daß es einer Unterlassung entgegen gese-
tzet sey, da man aus Trägheit des Hertzens sich
im Gebet gar unfleißig erweiset, noch auch in ei-
nem solchen Habitual Gebet bleibet, da das
Hertz in seinen Begierden erhoben stehet, auch
mitten unter den Geschäften; da es, wenn sich
auch gleich der Mund nicht dazu reget, im Her-
tzen immer heißt: Abba, lieber Vater. Auf
welche Art man allezeit beten kan, auch wenn
das Actual-Gebet, oder die förmliche, das
ist innerliche und zugleich äußerliche, Ubung des-
selben nicht statt findet. Man erwege davon
auch folgende Oerter Luc. 18, 1. Rom. 12, 12.
Eph. 6, 18. Col. 4, 2. Also ist das Hertz eines
Gläubigen gleichsam ein Altar GOttes, davon
es heißt: Das Feuer auf dem Altar soll bren-
nen und nimmer verlöschen.
3. B. Mos. 6, 12.

V. 18.

Seyd danckbar (zuvorderst gegen GOtt
im Gebet) in allen Dingen (und also auch bey
den widrigen Zufällen, in der Versicherung, daß
sie euch zum besten dienen müssen, wenn ihr in
der Liebe GOttes veste stehet. Röm. 8, 28. So
machte es Hiob c. 1, 11. 12. und was die göttli-
chen Wohlthaten betrift, habt ihr GOtt nicht
allein für die grossen, sondern auch für die klei-
nern und geringern, wie sie euch vorkommen,
kindlich zu dancken: sintemal oft das, was am
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der gnädigen Leitung GOttes viel anders gutes
im Segen nach sich ziehet.) Denn das (touto,
alles das vorhergehende, nicht allein daß ihr

dancket
F

C. 5. v. 15-18. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch] kommen war es doch auch noch alles, alſo daß es
weder an unordentlich wandelnden, noch an
Kleinmuͤthigen, noch an Schwachen fehlete,
theils unter den erſten Gliedern, theils unter de-
nen, welche noch nach und nach zu ihnen traten.
Wie es denn auch mit der Kirche auf Erden kei-
ne andere Beſchaffenheit hat, als man es der
Natur nach in der menſchlichen Societaͤt findet:
nemlich da ſind Geſunde, Krancke und Schwa-
che.

2. Da dieſe Erinnerungen nicht allein auf
die Lehrer, ſondern auch auf die Zuhoͤrer gehen,
und auf dieſe dem context nach fuͤrnemlich; ſo
ſiehet man daraus, wie ſie mit dem Worte GOt-
tes zur Erbauung anderer umzugehen haben;
nemlich wie die oͤffentlichen Lehrer, nach der un-
terſchiedenen Beſchaffenheit der Mit-Chriſten:
nur daß das, was die Lehrer oͤffentlich und alſo
auch mit mehrer auctoritaͤt thun, von ihnen
privatim geſchehe. Von den ὁλιγοφύχοις,
den Kleinmuͤthigen, ſehe man die Oerter, Jeſ.
54, 6. c. 57, 15. Sprichw. 18, 14. alwo im Grie-
chiſchen das Wort ὀλιγόϕυχος ſtehet.

V. 15.

Sehet zu (ſuchet durch freundliche Erin-
nerung und Warnung es zu verhuͤten,) daß nie-
mand boͤſes mit boͤſem vergelte
(dazu unſere
boͤſe Natur ſonſt ſehr geneiget iſt) ſondern alle-
zeit jaget dem Guten nach,
(mit dem Vorſa-
tze und mit der ernſtlichen Bemuͤhung, es zu er-
reichen; jaget ihm nach, wenn es euch gleich
ſchwer gemachet wird, ſonderlich durch Undanck
und durch Beleidigung) beyde unter einander
(die ihr Chriſten ſeyd) und gegen iedermann
(auch gegen die, welche draußen und von Juden
und Heyden noch unbekehret ſind. Siehe c. 3,
12. c. 5, 14.)

Anmerckung.

Gleichwie es in der menſchlichen Societaͤt
Knechten und Kindern nicht zukoͤmmt, daß ſie die
Beleidigung an andern raͤchen, ſondern es ihren
Eltern und HErren zu uͤberlaſſen haben, wie dieſe
ſie vertreten wollen; alſo haben Kinder und
Knechte GOttes alle Rache vielmehr dem HErrn
zu uͤberlaſſen, der da geſaget hat: Die Rache
iſt mein, ich will vergelten.
5 B. Moſ. 32, 35.
Siehe hievon auch 3 B. Moſ. 19, 18. Sprichw.
20, 22. c. 24, 29. Roͤm. 12, 17. Gal. 6, 10. 1 Pet.
3, 6. 9.

V. 16. 17.

Seyd allezeit froͤlich, (auch mitten unter
dem Leiden, da euch jemand boͤſes zufuͤget) v. 17.
betet ohn unterlaß (und ſuchet euch im Gebet
zu ſtaͤrcken, und zur Freude im HErrn zu erwe-
cken.)

Anmerckungen.

1. Wahre Chriſten haben die Materie und
die Quelle zur geiſtlichen Freude allezeit in ſich:
allein ſie wird in ihnen ofte alſo verdecket, daß ſie
unempfindlich wird. Darum der Apoſtel die
Glaͤubigen dazu erwecket, und will, daß ſie ſich
ſelbſt dazu erwecken ſollen.

2. Daß die Glaͤubigen auch ſchon auf die-
[Spaltenumbruch] ſer Welt eine wahrhaftige Freude haben,
das iſt ein Beweis ihrer ſchon angefangenen
wuͤrcklichen Seligkeit, und der Vortreflichkeit,
welche die Chriſtliche Religion in ſich hat.

3. Es iſt demnach ein anders, eine Freude
haben in der Welt, und nach der Welt. Da
nun wahre Chriſten auch eine Freude haben
in der Welt; ſo iſt die Meinung der Gottloſen
falſch, wenn ſie ſich das Chriſtenthum nur
als eine verdrießliche Sache vorſtellen. Zwar
iſt es ſchwer und fuͤhret viele Leiden mit ſich; al-
lein es iſt doch auch durch GOttes Hand leichte
und, wegen der Ruhe und der Freude in dem
HErrn, anmuthig, und voller Erquickung.

4. Der Unterſcheid der irdiſchen und geiſt-
lichen Freude beſtehet unter andern auch darin-
nen, daß bie Welt-Freude faſt nur von auſſen
durch aͤuſſerliche ſinnliche Dinge entſtehet, und
daher, da dieſe ſo gar ſehr veraͤnderlich ſind,
gar ofte unterbrochen wird; die Freude in
GOtt aber hat ihren Grund im Hertzen oder im
Glauben, und in der Beſitzung, auch ferneren
Hoffnung der Heyls-Guͤter, und darum iſt ſie
beſtaͤndig. Daher Paulus ſagt: Seyd al-
lezeit frolich.
Siehe auch Luc. 15, 10. Roͤm.
12, 12. 2 Cor. 6, 10. als die Traurigen aber
allezeit froͤlich.
Phil. 4, 4. Freuet euch im
HErrn allewege; und abermal ſage ich
euch: Freuet euch.

5. Was das Gebet betrift, ſo iſt das
Wort αδιαλείπτως und πάντοτε, ohne unter-
laß,
allezeit, bereits erklaͤret, c. 1, 2. c. 2, 13. c. 3, 6.
nemlich daß es einer Unterlaſſung entgegen geſe-
tzet ſey, da man aus Traͤgheit des Hertzens ſich
im Gebet gar unfleißig erweiſet, noch auch in ei-
nem ſolchen Habitual Gebet bleibet, da das
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mitten unter den Geſchaͤften; da es, wenn ſich
auch gleich der Mund nicht dazu reget, im Her-
tzen immer heißt: Abba, lieber Vater. Auf
welche Art man allezeit beten kan, auch wenn
das Actual-Gebet, oder die foͤrmliche, das
iſt innerliche und zugleich aͤußerliche, Ubung deſ-
ſelben nicht ſtatt findet. Man erwege davon
auch folgende Oerter Luc. 18, 1. Rom. 12, 12.
Eph. 6, 18. Col. 4, 2. Alſo iſt das Hertz eines
Glaͤubigen gleichſam ein Altar GOttes, davon
es heißt: Das Feuer auf dem Altar ſoll bren-
nen und nimmer verloͤſchen.
3. B. Moſ. 6, 12.

V. 18.

Seyd danckbar (zuvorderſt gegen GOtt
im Gebet) in allen Dingen (und alſo auch bey
den widrigen Zufaͤllen, in der Verſicherung, daß
ſie euch zum beſten dienen muͤſſen, wenn ihr in
der Liebe GOttes veſte ſtehet. Roͤm. 8, 28. So
machte es Hiob c. 1, 11. 12. und was die goͤttli-
chen Wohlthaten betrift, habt ihr GOtt nicht
allein fuͤr die groſſen, ſondern auch fuͤr die klei-
nern und geringern, wie ſie euch vorkommen,
kindlich zu dancken: ſintemal oft das, was am
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der gnaͤdigen Leitung GOttes viel anders gutes
im Segen nach ſich ziehet.) Denn das (τοῦτο,
alles das vorhergehende, nicht allein daß ihr

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[41/0043] C. 5. v. 15-18. an die Theſſalonicher. kommen war es doch auch noch alles, alſo daß es weder an unordentlich wandelnden, noch an Kleinmuͤthigen, noch an Schwachen fehlete, theils unter den erſten Gliedern, theils unter de- nen, welche noch nach und nach zu ihnen traten. Wie es denn auch mit der Kirche auf Erden kei- ne andere Beſchaffenheit hat, als man es der Natur nach in der menſchlichen Societaͤt findet: nemlich da ſind Geſunde, Krancke und Schwa- che. 2. Da dieſe Erinnerungen nicht allein auf die Lehrer, ſondern auch auf die Zuhoͤrer gehen, und auf dieſe dem context nach fuͤrnemlich; ſo ſiehet man daraus, wie ſie mit dem Worte GOt- tes zur Erbauung anderer umzugehen haben; nemlich wie die oͤffentlichen Lehrer, nach der un- terſchiedenen Beſchaffenheit der Mit-Chriſten: nur daß das, was die Lehrer oͤffentlich und alſo auch mit mehrer auctoritaͤt thun, von ihnen privatim geſchehe. Von den ὁλιγοφύχοις, den Kleinmuͤthigen, ſehe man die Oerter, Jeſ. 54, 6. c. 57, 15. Sprichw. 18, 14. alwo im Grie- chiſchen das Wort ὀλιγόϕυχος ſtehet. V. 15. Sehet zu (ſuchet durch freundliche Erin- nerung und Warnung es zu verhuͤten,) daß nie- mand boͤſes mit boͤſem vergelte (dazu unſere boͤſe Natur ſonſt ſehr geneiget iſt) ſondern alle- zeit jaget dem Guten nach, (mit dem Vorſa- tze und mit der ernſtlichen Bemuͤhung, es zu er- reichen; jaget ihm nach, wenn es euch gleich ſchwer gemachet wird, ſonderlich durch Undanck und durch Beleidigung) beyde unter einander (die ihr Chriſten ſeyd) und gegen iedermann (auch gegen die, welche draußen und von Juden und Heyden noch unbekehret ſind. Siehe c. 3, 12. c. 5, 14.) Anmerckung. Gleichwie es in der menſchlichen Societaͤt Knechten und Kindern nicht zukoͤmmt, daß ſie die Beleidigung an andern raͤchen, ſondern es ihren Eltern und HErren zu uͤberlaſſen haben, wie dieſe ſie vertreten wollen; alſo haben Kinder und Knechte GOttes alle Rache vielmehr dem HErrn zu uͤberlaſſen, der da geſaget hat: Die Rache iſt mein, ich will vergelten. 5 B. Moſ. 32, 35. Siehe hievon auch 3 B. Moſ. 19, 18. Sprichw. 20, 22. c. 24, 29. Roͤm. 12, 17. Gal. 6, 10. 1 Pet. 3, 6. 9. V. 16. 17. Seyd allezeit froͤlich, (auch mitten unter dem Leiden, da euch jemand boͤſes zufuͤget) v. 17. betet ohn unterlaß (und ſuchet euch im Gebet zu ſtaͤrcken, und zur Freude im HErrn zu erwe- cken.) Anmerckungen. 1. Wahre Chriſten haben die Materie und die Quelle zur geiſtlichen Freude allezeit in ſich: allein ſie wird in ihnen ofte alſo verdecket, daß ſie unempfindlich wird. Darum der Apoſtel die Glaͤubigen dazu erwecket, und will, daß ſie ſich ſelbſt dazu erwecken ſollen. 2. Daß die Glaͤubigen auch ſchon auf die- ſer Welt eine wahrhaftige Freude haben, das iſt ein Beweis ihrer ſchon angefangenen wuͤrcklichen Seligkeit, und der Vortreflichkeit, welche die Chriſtliche Religion in ſich hat. 3. Es iſt demnach ein anders, eine Freude haben in der Welt, und nach der Welt. Da nun wahre Chriſten auch eine Freude haben in der Welt; ſo iſt die Meinung der Gottloſen falſch, wenn ſie ſich das Chriſtenthum nur als eine verdrießliche Sache vorſtellen. Zwar iſt es ſchwer und fuͤhret viele Leiden mit ſich; al- lein es iſt doch auch durch GOttes Hand leichte und, wegen der Ruhe und der Freude in dem HErrn, anmuthig, und voller Erquickung. 4. Der Unterſcheid der irdiſchen und geiſt- lichen Freude beſtehet unter andern auch darin- nen, daß bie Welt-Freude faſt nur von auſſen durch aͤuſſerliche ſinnliche Dinge entſtehet, und daher, da dieſe ſo gar ſehr veraͤnderlich ſind, gar ofte unterbrochen wird; die Freude in GOtt aber hat ihren Grund im Hertzen oder im Glauben, und in der Beſitzung, auch ferneren Hoffnung der Heyls-Guͤter, und darum iſt ſie beſtaͤndig. Daher Paulus ſagt: Seyd al- lezeit frolich. Siehe auch Luc. 15, 10. Roͤm. 12, 12. 2 Cor. 6, 10. als die Traurigen aber allezeit froͤlich. Phil. 4, 4. Freuet euch im HErrn allewege; und abermal ſage ich euch: Freuet euch. 5. Was das Gebet betrift, ſo iſt das Wort αδιαλείπτως und πάντοτε, ohne unter- laß, allezeit, bereits erklaͤret, c. 1, 2. c. 2, 13. c. 3, 6. nemlich daß es einer Unterlaſſung entgegen geſe- tzet ſey, da man aus Traͤgheit des Hertzens ſich im Gebet gar unfleißig erweiſet, noch auch in ei- nem ſolchen Habitual Gebet bleibet, da das Hertz in ſeinen Begierden erhoben ſtehet, auch mitten unter den Geſchaͤften; da es, wenn ſich auch gleich der Mund nicht dazu reget, im Her- tzen immer heißt: Abba, lieber Vater. Auf welche Art man allezeit beten kan, auch wenn das Actual-Gebet, oder die foͤrmliche, das iſt innerliche und zugleich aͤußerliche, Ubung deſ- ſelben nicht ſtatt findet. Man erwege davon auch folgende Oerter Luc. 18, 1. Rom. 12, 12. Eph. 6, 18. Col. 4, 2. Alſo iſt das Hertz eines Glaͤubigen gleichſam ein Altar GOttes, davon es heißt: Das Feuer auf dem Altar ſoll bren- nen und nimmer verloͤſchen. 3. B. Moſ. 6, 12. V. 18. Seyd danckbar (zuvorderſt gegen GOtt im Gebet) in allen Dingen (und alſo auch bey den widrigen Zufaͤllen, in der Verſicherung, daß ſie euch zum beſten dienen muͤſſen, wenn ihr in der Liebe GOttes veſte ſtehet. Roͤm. 8, 28. So machte es Hiob c. 1, 11. 12. und was die goͤttli- chen Wohlthaten betrift, habt ihr GOtt nicht allein fuͤr die groſſen, ſondern auch fuͤr die klei- nern und geringern, wie ſie euch vorkommen, kindlich zu dancken: ſintemal oft das, was am geringſten ſcheinet, ſo wichtig iſt, daß es nach der gnaͤdigen Leitung GOttes viel anders gutes im Segen nach ſich ziehet.) Denn das (τοῦτο, alles das vorhergehende, nicht allein daß ihr dancket F

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/43>, abgerufen am 21.11.2024.