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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 22. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] Beschaffenheit in der That recht erkannt und be-
zeuget wird.

2. Zum ersten Stücke gehören folgende
Neben-Puncte:

a. Der Apostel fordert zwar von den Gläubigen
ihre gehörige Treue: aber er weiset sie doch
dabey auf die rechte Qvelle des Evangelii, auf
den Heiligen Geist; als aus dessen kräftigen
Mitwirckung alles geschehen soll. Denn
gleichwie er oben v. 2. dem Heiligen Geiste
den Anfang des Gnaden-Standes zugeschrie-
ben hatte, so schreibet er ihm auch alhier die
Fortsetzung und Vollendung zu. Und also er-
läutert er damit, was er vorher v. 5. gesaget
hatte, daß wir durch Gottes Macht bewah-
ret werden zur Seligkeit.
Und in gleichem
Verstande heißt es Eph. 3, 16. starck werden
durch den Geist GOttes am inwendigen
Menschen.
Und 2 Cor. 3, 18. daß wir sollen
immer mehr verkläret werden in das
Bild JEsu Christi, von einer Klarheit,
zur andern, als vom Geiste des HErrn.

Also auch Röm. 8, 13. daß wir sollen durch
den Geist des Fleisches Geschäfte tödten.

Es setzet Petrus aber, wenn er alhier den
Wachsthum von dem Heiligen Geiste herfüh-
ret, zum Grunde, daß die Gläubigen bereits
Tempel des Heil. Geistes waren, und fodert
dabey, daß sie sich der fernern Leitung und kräf-
tigen Regirung des Heil Geistes gehorsamlich
überlassen solten. Jm übrigen finden wir wie
oben v. 2. also auch hier v. 21. 22. ein Zeugniß
von dem Gehe mniß der Heil Dreyeinigkeit.
Denn der Vater hat den Sohn zu dem En-
de von den Todten auferwecket, auf daß die,
welche ihr Hertz durch den Heiligen Geist
keusch machen, ihren Glauben mit der Hoff-
nung auf GOtt setzen können.
b. Die Keuschmachung der Seelen gehet
auf eine immer mehrere Reinigung, und se-
tzet voraus, daß in der Sünde eine grosse
Unreinigkeit sey: Wie denn auch daher der
Satan, als der Sünden Urheber, ein unrei-
ner
Geist heißt, Matth. 12, 43. im Gegensa-
tze auf den Geist GOttes, der den Namen ei-
nes Heiligen, das ist, heiligenden führet.
Gleichwie nun in der Sünde, und sonderlich
in der Eigen- und Welt-Liebe ein geistlicher
Ehebruch lieget, und daher Jacobus c. 4, 4.
mit Recht saget: Jhr Ehebrecher und E-
hebrecherinn, wisset ihr nicht, daß der
Welt Freundschaft GOttes Feindschaft
ist?
also bestehet die Keuschmachung, welche
schon in der Wiedergeburt ihren Anfang ge-
nommen hat, und im gantzen Leben fortgese-
tzet werden muß, dieser Fortsetzung nach darin-
nen, daß der Mensch, wie Paulus 2 Cor. 7, 1.
fodert, sich immer mehr reinige von aller
Befleckung des Fleisches und des Geistes,
und fortfahre mit der Heiligung in der
Furcht GOttes.
Denn es bleibet die Erb-
Sünde im Menschen also übrig, daß sich da-
her immer aufs neue einige Unlauterkeit an
den Sinn des Menschen anleget, wie aller-
hand Schmutz an die Hände und das Gesicht
[Spaltenumbruch] des Menschen. Daher man einer täglichen
Selbstprüfung und Reinigung von nöthen
hat. Wie jenes Paulus an den Corinthiern er-
fahren hatte und noch immer mehr besorgete,
sehe man in beyden Briefen, sonderlich 2 Ep.
11, 2. 3. da er spricht: Jch habe euch ver-
trauet einem
(en[fremdsprachliches Material] einem einigem) Manne,
daß ich eine reine
(agnen eine keusche, von
keusch gemachter Seele) Jungfrau Christo
zubrächte; ich fürchte aber, daß nicht,
wie die Schlange Hevam verfühtere mit
ihrer Schalckheit, also auch eure Sinne
verrücket werden von der Einfältigkeit
in Christo.
c. Es ist bey der Keuschmachung der Seelen,
ausser diesem itzo angezeigten allgemeinen Ver-
stande, auch dieser besondere zu mercken, daß,
da die Keuschmachung insonderheit auf die
Bruder-Liebe gerichtet seyn soll, dadurch an-
gezeiget werde, daß man bey derselben der un-
reinen und unordentlichen Zuneigung abster-
ben müsse, worinnen die Personen unter-
schiedlichen Geschlechts gegen einander stehen,
oder darein sie gerathen. Denn es lieget un-
ter andern auch darinn ein grosser Verfall der
menschlichen Natur, daß unter den Menschen
die beyden Geschlechter, das männliche und
weibliche, was zumal besondere Personen
unter einander betrift, in einer unreinen und
unordentlichen Begierde gegen einanner ste-
hen, welche, wenn ihr Raum gelassen wird,
zu allerhand gröberer Versündigung aus-
bricht. Soll nun die geistliche Bruder-Liebe
rein und rechter Art seyn, so ist dazu eine be-
sondere Keuschmachung nöthig. Wie Pau-
lus sie Timotheo recommendiret habe, sehe
man 1 Tim. 4, 12. c. 5, 2. 22.
d. Man hat hiebey überhaupt vor andern fol-
gende Oerter zu conferiren: 1 Joh. 3, 3. Ein
ieglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm

(zu GOtt, ihn von Angesicht zu Angesicht zu
schauen, v. 2) der reiniget sich (agnizei eau-
ton, er machet sich selbst keusch) gleichwie er
auch rein ist.
Jac. 4, 8. Nahet euch zu
GOtt, so nahet er sich zu euch! Reiniget
die Hände ihr Sünder, und machet eure
Hertzen keusch, ihr Wanckelmüthigen.

Off. 14, 4. Diese (männliche und geistliche
Jungfrauen) sinds, die mit Weibern (mit
der Unsauberkeit der grossen Babylonischen
Hure) nicht beflecket sind: Denn sie sind
Jungfrauen, und folgen dem Lamme
nach, wo es hingehet.
Die wahre Weis-
heit
solcher Jungfrauen ist auch keusch und
rein. Jac. 3, 17.
e. Es soll die Keuschmachung befordert werden
im Gehorsam der Wahrheit: Dieses ist
auf Seiten des Menschen dazu nöthig. Und
also verbindet der Apostel die anzunehmende
Wirckung des Heiligen Geistes, darauf er
mit den dazu gesetzten Worten durch den
Geist,
siehet, mit des Menschen seiner eignen
Treue; wie denn keines von beyden ohne das
andere allein von statten gehet. Denn gleich-
wie unsere eigne Befleißigung ohne die Gna-
den-
U u u 2

Cap. 1. v. 22. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] Beſchaffenheit in der That recht erkannt und be-
zeuget wird.

2. Zum erſten Stuͤcke gehoͤren folgende
Neben-Puncte:

a. Der Apoſtel fordert zwar von den Glaͤubigen
ihre gehoͤrige Treue: aber er weiſet ſie doch
dabey auf die rechte Qvelle des Evangelii, auf
den Heiligen Geiſt; als aus deſſen kraͤftigen
Mitwirckung alles geſchehen ſoll. Denn
gleichwie er oben v. 2. dem Heiligen Geiſte
den Anfang des Gnaden-Standes zugeſchrie-
ben hatte, ſo ſchreibet er ihm auch alhier die
Fortſetzung und Vollendung zu. Und alſo er-
laͤutert er damit, was er vorher v. 5. geſaget
hatte, daß wir durch Gottes Macht bewah-
ret werden zur Seligkeit.
Und in gleichem
Verſtande heißt es Eph. 3, 16. ſtarck werden
durch den Geiſt GOttes am inwendigen
Menſchen.
Und 2 Cor. 3, 18. daß wir ſollen
immer mehr verklaͤret werden in das
Bild JEſu Chriſti, von einer Klarheit,
zur andern, als vom Geiſte des HErrn.

Alſo auch Roͤm. 8, 13. daß wir ſollen durch
den Geiſt des Fleiſches Geſchaͤfte toͤdten.

Es ſetzet Petrus aber, wenn er alhier den
Wachsthum von dem Heiligen Geiſte herfuͤh-
ret, zum Grunde, daß die Glaͤubigen bereits
Tempel des Heil. Geiſtes waren, und fodert
dabey, daß ſie ſich der fernern Leitung und kraͤf-
tigen Regirung des Heil Geiſtes gehorſamlich
uͤberlaſſen ſolten. Jm uͤbrigen finden wir wie
oben v. 2. alſo auch hier v. 21. 22. ein Zeugniß
von dem Gehe mniß der Heil Dreyeinigkeit.
Denn der Vater hat den Sohn zu dem En-
de von den Todten auferwecket, auf daß die,
welche ihr Hertz durch den Heiligen Geiſt
keuſch machen, ihren Glauben mit der Hoff-
nung auf GOtt ſetzen koͤnnen.
b. Die Keuſchmachung der Seelen gehet
auf eine immer mehrere Reinigung, und ſe-
tzet voraus, daß in der Suͤnde eine groſſe
Unreinigkeit ſey: Wie denn auch daher der
Satan, als der Suͤnden Urheber, ein unrei-
ner
Geiſt heißt, Matth. 12, 43. im Gegenſa-
tze auf den Geiſt GOttes, der den Namen ei-
nes Heiligen, das iſt, heiligenden fuͤhret.
Gleichwie nun in der Suͤnde, und ſonderlich
in der Eigen- und Welt-Liebe ein geiſtlicher
Ehebruch lieget, und daher Jacobus c. 4, 4.
mit Recht ſaget: Jhr Ehebrecher und E-
hebrecherinn, wiſſet ihr nicht, daß der
Welt Freundſchaft GOttes Feindſchaft
iſt?
alſo beſtehet die Keuſchmachung, welche
ſchon in der Wiedergeburt ihren Anfang ge-
nommen hat, und im gantzen Leben fortgeſe-
tzet werden muß, dieſer Fortſetzung nach darin-
nen, daß der Menſch, wie Paulus 2 Cor. 7, 1.
fodert, ſich immer mehr reinige von aller
Befleckung des Fleiſches und des Geiſtes,
und fortfahre mit der Heiligung in der
Furcht GOttes.
Denn es bleibet die Erb-
Suͤnde im Menſchen alſo uͤbrig, daß ſich da-
her immer aufs neue einige Unlauterkeit an
den Sinn des Menſchen anleget, wie aller-
hand Schmutz an die Haͤnde und das Geſicht
[Spaltenumbruch] des Menſchen. Daher man einer taͤglichen
Selbſtpruͤfung und Reinigung von noͤthen
hat. Wie jenes Paulus an den Corinthiern er-
fahren hatte und noch immer mehr beſorgete,
ſehe man in beyden Briefen, ſonderlich 2 Ep.
11, 2. 3. da er ſpricht: Jch habe euch ver-
trauet einem
(ἑν[fremdsprachliches Material] einem einigem) Manne,
daß ich eine reine
(ἁγνὴν eine keuſche, von
keuſch gemachter Seele) Jungfrau Chriſto
zubraͤchte; ich fuͤrchte aber, daß nicht,
wie die Schlange Hevam verfuͤhtere mit
ihrer Schalckheit, alſo auch eure Sinne
verruͤcket werden von der Einfaͤltigkeit
in Chriſto.
c. Es iſt bey der Keuſchmachung der Seelen,
auſſer dieſem itzo angezeigten allgemeinen Ver-
ſtande, auch dieſer beſondere zu mercken, daß,
da die Keuſchmachung inſonderheit auf die
Bruder-Liebe gerichtet ſeyn ſoll, dadurch an-
gezeiget werde, daß man bey derſelben der un-
reinen und unordentlichen Zuneigung abſter-
ben muͤſſe, worinnen die Perſonen unter-
ſchiedlichen Geſchlechts gegen einander ſtehen,
oder darein ſie gerathen. Denn es lieget un-
ter andern auch darinn ein groſſer Verfall der
menſchlichen Natur, daß unter den Menſchen
die beyden Geſchlechter, das maͤnnliche und
weibliche, was zumal beſondere Perſonen
unter einander betrift, in einer unreinen und
unordentlichen Begierde gegen einanner ſte-
hen, welche, wenn ihr Raum gelaſſen wird,
zu allerhand groͤberer Verſuͤndigung aus-
bricht. Soll nun die geiſtliche Bruder-Liebe
rein und rechter Art ſeyn, ſo iſt dazu eine be-
ſondere Keuſchmachung noͤthig. Wie Pau-
lus ſie Timotheo recommendiret habe, ſehe
man 1 Tim. 4, 12. c. 5, 2. 22.
d. Man hat hiebey uͤberhaupt vor andern fol-
gende Oerter zu conferiren: 1 Joh. 3, 3. Ein
ieglicher, der ſolche Hoffnung hat zu ihm

(zu GOtt, ihn von Angeſicht zu Angeſicht zu
ſchauen, v. 2) der reiniget ſich (ἁγνίζει ἐαυ-
τὸν, er machet ſich ſelbſt keuſch) gleichwie er
auch rein iſt.
Jac. 4, 8. Nahet euch zu
GOtt, ſo nahet er ſich zu euch! Reiniget
die Haͤnde ihr Suͤnder, und machet eure
Hertzen keuſch, ihr Wanckelmuͤthigen.

Off. 14, 4. Dieſe (maͤnnliche und geiſtliche
Jungfrauen) ſinds, die mit Weibern (mit
der Unſauberkeit der groſſen Babyloniſchen
Hure) nicht beflecket ſind: Denn ſie ſind
Jungfrauen, und folgen dem Lamme
nach, wo es hingehet.
Die wahre Weis-
heit
ſolcher Jungfrauen iſt auch keuſch und
rein. Jac. 3, 17.
e. Es ſoll die Keuſchmachung befordert werden
im Gehorſam der Wahrheit: Dieſes iſt
auf Seiten des Menſchen dazu noͤthig. Und
alſo verbindet der Apoſtel die anzunehmende
Wirckung des Heiligen Geiſtes, darauf er
mit den dazu geſetzten Worten durch den
Geiſt,
ſiehet, mit des Menſchen ſeiner eignen
Treue; wie denn keines von beyden ohne das
andere allein von ſtatten gehet. Denn gleich-
wie unſere eigne Befleißigung ohne die Gna-
den-
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[523/0525] Cap. 1. v. 22. des erſten Briefes Petri. Beſchaffenheit in der That recht erkannt und be- zeuget wird. 2. Zum erſten Stuͤcke gehoͤren folgende Neben-Puncte: a. Der Apoſtel fordert zwar von den Glaͤubigen ihre gehoͤrige Treue: aber er weiſet ſie doch dabey auf die rechte Qvelle des Evangelii, auf den Heiligen Geiſt; als aus deſſen kraͤftigen Mitwirckung alles geſchehen ſoll. Denn gleichwie er oben v. 2. dem Heiligen Geiſte den Anfang des Gnaden-Standes zugeſchrie- ben hatte, ſo ſchreibet er ihm auch alhier die Fortſetzung und Vollendung zu. Und alſo er- laͤutert er damit, was er vorher v. 5. geſaget hatte, daß wir durch Gottes Macht bewah- ret werden zur Seligkeit. Und in gleichem Verſtande heißt es Eph. 3, 16. ſtarck werden durch den Geiſt GOttes am inwendigen Menſchen. Und 2 Cor. 3, 18. daß wir ſollen immer mehr verklaͤret werden in das Bild JEſu Chriſti, von einer Klarheit, zur andern, als vom Geiſte des HErrn. Alſo auch Roͤm. 8, 13. daß wir ſollen durch den Geiſt des Fleiſches Geſchaͤfte toͤdten. Es ſetzet Petrus aber, wenn er alhier den Wachsthum von dem Heiligen Geiſte herfuͤh- ret, zum Grunde, daß die Glaͤubigen bereits Tempel des Heil. Geiſtes waren, und fodert dabey, daß ſie ſich der fernern Leitung und kraͤf- tigen Regirung des Heil Geiſtes gehorſamlich uͤberlaſſen ſolten. Jm uͤbrigen finden wir wie oben v. 2. alſo auch hier v. 21. 22. ein Zeugniß von dem Gehe mniß der Heil Dreyeinigkeit. Denn der Vater hat den Sohn zu dem En- de von den Todten auferwecket, auf daß die, welche ihr Hertz durch den Heiligen Geiſt keuſch machen, ihren Glauben mit der Hoff- nung auf GOtt ſetzen koͤnnen. b. Die Keuſchmachung der Seelen gehet auf eine immer mehrere Reinigung, und ſe- tzet voraus, daß in der Suͤnde eine groſſe Unreinigkeit ſey: Wie denn auch daher der Satan, als der Suͤnden Urheber, ein unrei- ner Geiſt heißt, Matth. 12, 43. im Gegenſa- tze auf den Geiſt GOttes, der den Namen ei- nes Heiligen, das iſt, heiligenden fuͤhret. Gleichwie nun in der Suͤnde, und ſonderlich in der Eigen- und Welt-Liebe ein geiſtlicher Ehebruch lieget, und daher Jacobus c. 4, 4. mit Recht ſaget: Jhr Ehebrecher und E- hebrecherinn, wiſſet ihr nicht, daß der Welt Freundſchaft GOttes Feindſchaft iſt? alſo beſtehet die Keuſchmachung, welche ſchon in der Wiedergeburt ihren Anfang ge- nommen hat, und im gantzen Leben fortgeſe- tzet werden muß, dieſer Fortſetzung nach darin- nen, daß der Menſch, wie Paulus 2 Cor. 7, 1. fodert, ſich immer mehr reinige von aller Befleckung des Fleiſches und des Geiſtes, und fortfahre mit der Heiligung in der Furcht GOttes. Denn es bleibet die Erb- Suͤnde im Menſchen alſo uͤbrig, daß ſich da- her immer aufs neue einige Unlauterkeit an den Sinn des Menſchen anleget, wie aller- hand Schmutz an die Haͤnde und das Geſicht des Menſchen. Daher man einer taͤglichen Selbſtpruͤfung und Reinigung von noͤthen hat. Wie jenes Paulus an den Corinthiern er- fahren hatte und noch immer mehr beſorgete, ſehe man in beyden Briefen, ſonderlich 2 Ep. 11, 2. 3. da er ſpricht: Jch habe euch ver- trauet einem (ἑν_ einem einigem) Manne, daß ich eine reine (ἁγνὴν eine keuſche, von keuſch gemachter Seele) Jungfrau Chriſto zubraͤchte; ich fuͤrchte aber, daß nicht, wie die Schlange Hevam verfuͤhtere mit ihrer Schalckheit, alſo auch eure Sinne verruͤcket werden von der Einfaͤltigkeit in Chriſto. c. Es iſt bey der Keuſchmachung der Seelen, auſſer dieſem itzo angezeigten allgemeinen Ver- ſtande, auch dieſer beſondere zu mercken, daß, da die Keuſchmachung inſonderheit auf die Bruder-Liebe gerichtet ſeyn ſoll, dadurch an- gezeiget werde, daß man bey derſelben der un- reinen und unordentlichen Zuneigung abſter- ben muͤſſe, worinnen die Perſonen unter- ſchiedlichen Geſchlechts gegen einander ſtehen, oder darein ſie gerathen. Denn es lieget un- ter andern auch darinn ein groſſer Verfall der menſchlichen Natur, daß unter den Menſchen die beyden Geſchlechter, das maͤnnliche und weibliche, was zumal beſondere Perſonen unter einander betrift, in einer unreinen und unordentlichen Begierde gegen einanner ſte- hen, welche, wenn ihr Raum gelaſſen wird, zu allerhand groͤberer Verſuͤndigung aus- bricht. Soll nun die geiſtliche Bruder-Liebe rein und rechter Art ſeyn, ſo iſt dazu eine be- ſondere Keuſchmachung noͤthig. Wie Pau- lus ſie Timotheo recommendiret habe, ſehe man 1 Tim. 4, 12. c. 5, 2. 22. d. Man hat hiebey uͤberhaupt vor andern fol- gende Oerter zu conferiren: 1 Joh. 3, 3. Ein ieglicher, der ſolche Hoffnung hat zu ihm (zu GOtt, ihn von Angeſicht zu Angeſicht zu ſchauen, v. 2) der reiniget ſich (ἁγνίζει ἐαυ- τὸν, er machet ſich ſelbſt keuſch) gleichwie er auch rein iſt. Jac. 4, 8. Nahet euch zu GOtt, ſo nahet er ſich zu euch! Reiniget die Haͤnde ihr Suͤnder, und machet eure Hertzen keuſch, ihr Wanckelmuͤthigen. Off. 14, 4. Dieſe (maͤnnliche und geiſtliche Jungfrauen) ſinds, die mit Weibern (mit der Unſauberkeit der groſſen Babyloniſchen Hure) nicht beflecket ſind: Denn ſie ſind Jungfrauen, und folgen dem Lamme nach, wo es hingehet. Die wahre Weis- heit ſolcher Jungfrauen iſt auch keuſch und rein. Jac. 3, 17. e. Es ſoll die Keuſchmachung befordert werden im Gehorſam der Wahrheit: Dieſes iſt auf Seiten des Menſchen dazu noͤthig. Und alſo verbindet der Apoſtel die anzunehmende Wirckung des Heiligen Geiſtes, darauf er mit den dazu geſetzten Worten durch den Geiſt, ſiehet, mit des Menſchen ſeiner eignen Treue; wie denn keines von beyden ohne das andere allein von ſtatten gehet. Denn gleich- wie unſere eigne Befleißigung ohne die Gna- den- U u u 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/525>, abgerufen am 22.11.2024.