Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 22. 23 des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
gegründet werden, auf daß ihr begreif-fen möget, mit allen Heiligen, welches da sey die Breite, und die Länge, und die Tiefe uud die Höhe u. f. b. Daß leibliche Geschwister sonderlich da- hin zu sehen haben, daß in ihnen, nach dem Grunde der Wiedergeburt aus GOtt, und der Kindschaft bey GOtt, die wahre geistli- che Bruder-Liebe im rechten Stande seyn, und dadurch die natürliche Liebe geheiliget werden möge. c. Daß ein iedes Kind GOttes dahin zu sehen habe, daß es dem andern die Liebe fein leichte mache, nach dem Sprichworte: Ut ameris, amabilis esto, damit du mögest geliebet werden, so sey auch liebens werth. Es ist zwar einer in der Liebe schuldig, des andern Last zu tragen, wenn sie gemachet, und einem aufgeleget wird: allein es ist doch viel besser, wenn man niemanden lästig ist. Und solcher- gestalt kömmt in der Bruder-Liebe das Ge- setze der Natur recht zu Stande, davon un- ser Heyland spricht: Alles, was ihr wollet, daß euch die Leute thun sollen, das thut ihr ihnen: das ist das Gesetz und die Propheten. Matth. 7, 12. d. Daß zur Brünstigkeit der brüderlichen Lie- be, der Ausübung nach, auch die brüderliche Bestrafung gehöre, und daß diese im Gei- ste der Liebe und mit Sanftmuth geschehen müsse. Gal. 6, 1. e. Daß man in der Bruder-Liebe gegen die Per- sonen eines andern Geschlechts, im männli- chen gegen das weibliche, und in diesem gegen jenes, wohl auf seiner Hut sey, damit die Bruder-Liebe nicht unlautere Schlacken von der verderbten Natur annehme. Welches man dabey erkennen kan, wenn man sich prü- fet, ob die Liebe, welche man zu einer jungen und ansehnlichen Person des andern Ge- schlechts träget, eben also beschaffen seyn würde, wenn sie gleich alt und unansehnlich wäre. Denn hat die Liebe allein die gemei- ne Kindschaft GOttes zum Grunde, und ste- het in ihrer Lauterkeit, so wird sie sich des Al- ters und der leiblichen Gestalt wegen in kei- nem Unterscheide befinden. V. 23. Als die da wiederum geboren sind, Anmerckungen. 1. Der Verbindung nach, in welcher die- 2. Es preiset uns der Apostel in diesen 3. Mit den Worten: nicht aus ver- 4. Es wird zwar das Wort GOttes mit 5. Die Gleichheit, welche das Wort Got- stehet U u u 3
Cap. 1. v. 22. 23 des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
gegruͤndet werden, auf daß ihr begreif-fen moͤget, mit allen Heiligen, welches da ſey die Breite, und die Laͤnge, und die Tiefe uud die Hoͤhe u. f. b. Daß leibliche Geſchwiſter ſonderlich da- hin zu ſehen haben, daß in ihnen, nach dem Grunde der Wiedergeburt aus GOtt, und der Kindſchaft bey GOtt, die wahre geiſtli- che Bruder-Liebe im rechten Stande ſeyn, und dadurch die natuͤrliche Liebe geheiliget werden moͤge. c. Daß ein iedes Kind GOttes dahin zu ſehen habe, daß es dem andern die Liebe fein leichte mache, nach dem Sprichworte: Ut ameris, amabilis eſto, damit du moͤgeſt geliebet werden, ſo ſey auch liebens werth. Es iſt zwar einer in der Liebe ſchuldig, des andern Laſt zu tragen, wenn ſie gemachet, und einem aufgeleget wird: allein es iſt doch viel beſſer, wenn man niemanden laͤſtig iſt. Und ſolcher- geſtalt koͤmmt in der Bruder-Liebe das Ge- ſetze der Natur recht zu Stande, davon un- ſer Heyland ſpricht: Alles, was ihr wollet, daß euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen: das iſt das Geſetz und die Propheten. Matth. 7, 12. d. Daß zur Bruͤnſtigkeit der bruͤderlichen Lie- be, der Ausuͤbung nach, auch die bruͤderliche Beſtrafung gehoͤre, und daß dieſe im Gei- ſte der Liebe und mit Sanftmuth geſchehen muͤſſe. Gal. 6, 1. e. Daß man in der Bruder-Liebe gegen die Per- ſonen eines andern Geſchlechts, im maͤnnli- chen gegen das weibliche, und in dieſem gegen jenes, wohl auf ſeiner Hut ſey, damit die Bruder-Liebe nicht unlautere Schlacken von der verderbten Natur annehme. Welches man dabey erkennen kan, wenn man ſich pruͤ- fet, ob die Liebe, welche man zu einer jungen und anſehnlichen Perſon des andern Ge- ſchlechts traͤget, eben alſo beſchaffen ſeyn wuͤrde, wenn ſie gleich alt und unanſehnlich waͤre. Denn hat die Liebe allein die gemei- ne Kindſchaft GOttes zum Grunde, und ſte- het in ihrer Lauterkeit, ſo wird ſie ſich des Al- ters und der leiblichen Geſtalt wegen in kei- nem Unterſcheide befinden. V. 23. Als die da wiederum geboren ſind, Anmerckungen. 1. Der Verbindung nach, in welcher die- 2. Es preiſet uns der Apoſtel in dieſen 3. Mit den Worten: nicht aus ver- 4. Es wird zwar das Wort GOttes mit 5. Die Gleichheit, welche das Wort Got- ſtehet U u u 3
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Cap. 1. v. 22. 23 des erſten Briefes Petri.
gegruͤndet werden, auf daß ihr begreif-
fen moͤget, mit allen Heiligen, welches da
ſey die Breite, und die Laͤnge, und die
Tiefe uud die Hoͤhe u. f.
b. Daß leibliche Geſchwiſter ſonderlich da-
hin zu ſehen haben, daß in ihnen, nach dem
Grunde der Wiedergeburt aus GOtt, und
der Kindſchaft bey GOtt, die wahre geiſtli-
che Bruder-Liebe im rechten Stande ſeyn,
und dadurch die natuͤrliche Liebe geheiliget
werden moͤge.
c. Daß ein iedes Kind GOttes dahin zu ſehen
habe, daß es dem andern die Liebe fein leichte
mache, nach dem Sprichworte: Ut ameris,
amabilis eſto, damit du moͤgeſt geliebet
werden, ſo ſey auch liebens werth. Es
iſt zwar einer in der Liebe ſchuldig, des andern
Laſt zu tragen, wenn ſie gemachet, und einem
aufgeleget wird: allein es iſt doch viel beſſer,
wenn man niemanden laͤſtig iſt. Und ſolcher-
geſtalt koͤmmt in der Bruder-Liebe das Ge-
ſetze der Natur recht zu Stande, davon un-
ſer Heyland ſpricht: Alles, was ihr wollet,
daß euch die Leute thun ſollen, das thut
ihr ihnen: das iſt das Geſetz und die
Propheten. Matth. 7, 12.
d. Daß zur Bruͤnſtigkeit der bruͤderlichen Lie-
be, der Ausuͤbung nach, auch die bruͤderliche
Beſtrafung gehoͤre, und daß dieſe im Gei-
ſte der Liebe und mit Sanftmuth geſchehen
muͤſſe. Gal. 6, 1.
e. Daß man in der Bruder-Liebe gegen die Per-
ſonen eines andern Geſchlechts, im maͤnnli-
chen gegen das weibliche, und in dieſem gegen
jenes, wohl auf ſeiner Hut ſey, damit die
Bruder-Liebe nicht unlautere Schlacken von
der verderbten Natur annehme. Welches
man dabey erkennen kan, wenn man ſich pruͤ-
fet, ob die Liebe, welche man zu einer jungen
und anſehnlichen Perſon des andern Ge-
ſchlechts traͤget, eben alſo beſchaffen ſeyn
wuͤrde, wenn ſie gleich alt und unanſehnlich
waͤre. Denn hat die Liebe allein die gemei-
ne Kindſchaft GOttes zum Grunde, und ſte-
het in ihrer Lauterkeit, ſo wird ſie ſich des Al-
ters und der leiblichen Geſtalt wegen in kei-
nem Unterſcheide befinden.
V. 23.
Als die da wiederum geboren ſind,
nicht aus vergaͤnglichen, ſondern aus un-
vergaͤnglichen Samen, aus dem lebendi-
gen Worte GOttes, das da ewiglich blei-
bet.
Anmerckungen.
1. Der Verbindung nach, in welcher die-
ſer Vers mit dem vorhergehenden ſtehet, wird
der Grund der wahren Bruder-Liebe gezeiget,
welchen ſie hat in der Wiedergeburt. Denn
weil die Glaͤubigen dadurch Kinder eines Va-
ters werden, ſo ſind ſie auch geiſtliche Bruͤder
und Schweſtern unter einander. Und alſo ſie-
het der Apoſtel damit zuruͤck auf das, was er,
in Anſehung der Wiedergeburt, von dem er-
ſten Anfange des Chriſtenthums v. 3. geſaget
hatte, und erinnert die Glaͤubigen dadurch ih-
rer Schuldigkeit, daß ſie ja bey ſolchem Grun-
de und in ſolcher Ordnung bleiben, und daraus
alle Pflichten der Liebe herleiten ſollen. Von
dem Nachdrucke des Worts wiedergeboren
ſeyn, ſehe der Leſer die Anmerckungen uͤber v. 3.
2. Es preiſet uns der Apoſtel in dieſen
Worten ſonderlich das Mittel der Wiederge-
burt an, nemlich das Wort GOttes, und
davon redet er, in der Vergleichung mit einem
Samen, erſtlich mit einer Verneinung, nicht
aus vergaͤnglichen, nemlich Samen, und
hernach mit einer Bejahung, aus einem un-
vergaͤnglichen, und nennet dabey das Wort
GOttes ein lebendiges und ewiglich bleibendes
Wort.
3. Mit den Worten: nicht aus ver-
ganglichen Samen ſiehet der Apoſtel auf die
natuͤrliche Geburt, von welcher es im Gegenſa-
tze auf die Wiedergeburt heißt: Joh. 1, 13.
Nicht vom Gebluͤt, noch vom Willen des
Fleiſches, noch von dem Willen eines Man-
nes, ſondern von GOtt geboren ſeyn. Und
Joh. 3, 6. Was vom Fleiſch geboren iſt, das
iſt Fleiſch, was vom Geiſt geboren iſt, das
iſt Geiſt. Und weil das Abſehen uͤberhaupt
auf die aus Samen gezeugte Gewaͤchſe gehet,
wie man aus dem folgenden Contexte ſiehet, die-
ſe aber, wenn ſie zum Gedeyen kommen ſollen,
auf gewiſſe Art erſt in einige Verweſung ein-
gehen, ſo gehoͤret hieher in ſofern der Ort, Joh.
12, 21. Warlich, warlich, ich ſage euch, es
ſey denn, daß das Weitzen-Korn in die
Erde falle, und erſterbe, ſo bleibet es al-
lein: wo es aber erſtirbet, ſo bringets viel
Fruͤchte.
4. Es wird zwar das Wort GOttes mit
einem Samen verglichen: allein es befindet
ſich doch ſonderlich dieſer Unterſcheid zwiſchen
dem Worte und dem Samen, daß der leibli-
che Same nicht ein Mittel iſt, wodurch ein Ge-
waͤchſe befordert wird, ſondern er iſt dasjeni-
ge, worinnen das, was daraus hervorwaͤchſet,
ſchon weſentlich verborgen lieget, und alſo durch
das Wachsthum nur darf hervorgebracht wer-
den: Da hingegen das Wort GOttes, dasjenige
Gnaden-Mittel iſt, wodurch die Wiedergeburt
bey den Erwachſenen von GOtt gewircket wird;
als der es dazu verordnet hat. Und dieſen Un-
terſcheid zeiget Potrus nicht undeutlich damit
an, wenn er vom Worte GOttes nicht ſaget,
ἐκ τοῦ λόγου, aus dem Worte, ſondern διὰ λόγου,
durch das Wort; da es hingegen vorher heißt:
ἐκ σπορᾶς, aus dem Samen. Wiewol man
doch auch dieſes von dem Worte ſagen kan,
daß, da es aus der gnaͤdigen Verordnung GOt-
tes und der kraͤftigen Mitwirckung des Heiligen
Geiſtes voller goͤttlichen Kraft iſt, dieſe Kraft
doch alſo in die Seele eindringet, daß wie da-
durch alſo auch daraus die Wiedergeburt be-
fordert wird.
5. Die Gleichheit, welche das Wort Got-
tes mit dem Samen auf dem Lande hat, be-
ſtehet
U u u 3
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