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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 3-6. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] geschrieben ist, solten auch bekehrte Heyden ge-
wesen seyn; so siehet man solches insonderheit
aus diesem Orte: wiewol auch nicht zu leugnen
ist, daß die Juden vor ihrer Bekehrung es nicht
viel besser gemachet haben: wie man aus den
Straf-Predigten der Propheten siehet. Nur
lieset man von ihrer groben Abgötterey zur Zeit
des andern Tempels nichts.

3. Daß man noch leider mitten in der
Christlichen, auch Evangelischen Kirche dem
Leben nach in vielen Stücken ein rechtes Hey-
denthum habe, das siehet man daraus klärlich
genug, daß man, ausser der groben Abgötterey,
eben die alhie den Heyden zugeschriebenen Laster
fast allenthalben so Haufen-weise in ihren vielen
Gattungen antrifft, nach welchen der Apostel
die Namen davon in der Zahl der Vielheit ge-
setzet hat. Die Parallel-Oerter sehe man Röm.
13, 13. Eph. 4, 17. 18. 1 Thess. 4, 5. 1 Pet. 1,
14. 17.

4. Die Christliche Religion hat auch dar-
inn einen recht göttlichen Character von ihrer
Wahrheit, daß sie eine so grosse Veränderung
der Gemüther und der Sitten gebieret, als hier
beschrieben wird.

5. Daß die Christliche Religion auch dem
gemeinen Wesen und allen desselben Ordnungen
und Societaeten höchst ersprießlich sey, siehet
man auch daraus, daß sie den alhier bemelde-
ten Lastern aufs kräftigste wehret; und, weil
solche dem gemeinen Wesen höchst schädlich sind,
damit demselben die grössesten Dienste thut.

6. Wenn iemand sich solcher Laster schul-
dig weiß, auch darinnen mehrere Zeit zugebracht
hat, so hat er gewiß Ursache, noch bey Zeiten
umzukehren, und, da er dem Willen GOttes
seine gantze Lebens-Zeit hätte leben sollen, ihm
den noch übrigen Rest seiner Tage aufzuopfern:
zumal da man nicht weiß, wie lang, oder kurtz
sie noch seyn werden.

V. 4. 5.

Das befremdet sie, daß ihr nicht
(mehr) mitlaufet in das wüste unordent-
liche Wesen und lästern: welche werden
Rechenschaft geben,
(dazu gezogen werden,
aber darinn gar kahl bestehen) dem, der da be-
reit ist zu richten die Lebendigen
(die er,
Christus der Richter aller Welt, bey seiner Zu-
kunft lebendig antreffen wird: die denn werden
verwandelt werden 1 Cor. 15, 51. 52.) und die
Todten
(nach ihrer Auferweckung.)

Anmerckungen.

1. GOttes Freundschaft, dazu man in
der Bekehrung kömmt, ist der Welt Feind-
schaft, wie Jacobus saget c. 4, 4. Man versu-
che es nur, und sterbe der Welt ab, und sehe,
wie sie wird hinter einem her seyn. Warum
erwürgete Cain seinen Bruder Abel?
fra-
get Johannes, und antwortet: darum, daß
seine Wercke böse waren und seines Bru-
ders gerecht.
1 Joh. 3, 12.

2. Kan es die Welt gegen die Kinder GOt-
tes nicht weiter bringen, so lästert sie, und er-
[Spaltenumbruch] greifet bald diß bald das, damit sie einigen
Schein des Rechten dabey haben möge.

3. Jn Lastern leben und lästern ge-
höret zusammen: gleichwie segnen und den Se-
gen ererben
c. 3, 9.

4. Das von Petro gebrauchte Wort
asotia ist von grossem Nachdruck. Denn es
zeiget einen solchen Zustand des Gemüths und
des gantzen Lebens an, da ein Mensch sein geist-
liches und ewiges Heyl so gar nicht besorget, daß
er auch nicht einmal dem Lichte und Rechte der
Natur in einem äusserlichen Tugend-Wandel
nachkömmet. So lebete der verlorne Sohn,
nemlich asotos, Luc. 15, 13. Siehe dieses Wort
auch Eph. 1, 18. Tit. 1, 6. die anakhusis asotias
ist eine solche Erfüllung und Uberladung des
asotischen lasterhaften Wesens, daß man da-
von recht aus- und überfliesset, auch damit einer
den andern immer mehr besudelt und schändet.

5. Es kan die Gottlosen nicht leicht etwas
mehr schrecken, als die Vorstellung des jüngsten
Gerichts. Denn daß das gewiß erfolgen wer-
de, davon kan man aus der heiligen Schrift so
vielmehr überzeuget werden, da einen auch
selbst das Licht der Natur darauf weiset.

6. Daß keiner von den Todten und den
Lebendigen wird dahinten bleiben, und daß
sie alle werden vor den Richterstuhl Christi ge-
stellet werden, und dieser wissen wird, was ei-
nes ieglichen sein Zustand und seine Werck gewe-
sen sind, das ist gewiß recht erstaunlich, und
zeiget des Richters aller Welt, unsers Heylan-
des, Allwissenheit und Allmacht an, die gantz
unendlich ist. Man conferire hiebey Matth.
25. Ap. Gesch. 10, 42. c. 17, 31. Röm. 2, 6. u. f.
c. 14, 10. 2 Cor. 5, 10. u. s. w.

V. 6.

Denn dazu ist auch den Todten das
Evangelium verkündiget, aufdaß sie ge-
richtet werden nach dem Menschen am
Fleisch, aber im Geist GOtt leben.

Anmerckungen.

1. Was für Todten ist das Evangelium ge-
prediget? Den leiblicher Weise zu Petri Zeit
schon längst verstorbenen; sintemal der Apostel
der leiblich Todten unmittelbar vorher gedencket.
Diese waren aber auch zugleich geistlich in Sün-
den todt; sintemal ihnen eben zu dem Ende, damit
sie aus dem geistlichen Tode erwecket werden und
GOtt geistlich und ewig leben möchten, das Evan-
gelium ist verkündiget worden.

2. Wenn haben denn diese Todten gelebet,
und wenn ist ihnen das Evangelium geprediget?
Viele halten dafür, es sehe der Apostel wieder zu-
rück auf die Zeiten Noä: wie denn auch dieser
Vers daher als ein Parallel-Ort von ihnen im
gleichen Verstande erkläret wird;

3. Der sel. D. OSIANDER aber gehet
von solcher Auslegung alhier ab, und erkläret die-
sen Ort folgender gestalt: (Den Todten)
nemlich den gottlosen Heyden, welche al-
lerdings geistlich todt waren, und nichts

von
B b b b 2

Cap. 4. v. 3-6. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] geſchrieben iſt, ſolten auch bekehrte Heyden ge-
weſen ſeyn; ſo ſiehet man ſolches inſonderheit
aus dieſem Orte: wiewol auch nicht zu leugnen
iſt, daß die Juden vor ihrer Bekehrung es nicht
viel beſſer gemachet haben: wie man aus den
Straf-Predigten der Propheten ſiehet. Nur
lieſet man von ihrer groben Abgoͤtterey zur Zeit
des andern Tempels nichts.

3. Daß man noch leider mitten in der
Chriſtlichen, auch Evangeliſchen Kirche dem
Leben nach in vielen Stuͤcken ein rechtes Hey-
denthum habe, das ſiehet man daraus klaͤrlich
genug, daß man, auſſer der groben Abgoͤtterey,
eben die alhie den Heyden zugeſchriebenen Laſter
faſt allenthalben ſo Haufen-weiſe in ihren vielen
Gattungen antrifft, nach welchen der Apoſtel
die Namen davon in der Zahl der Vielheit ge-
ſetzet hat. Die Parallel-Oerter ſehe man Roͤm.
13, 13. Eph. 4, 17. 18. 1 Theſſ. 4, 5. 1 Pet. 1,
14. 17.

4. Die Chriſtliche Religion hat auch dar-
inn einen recht goͤttlichen Character von ihrer
Wahrheit, daß ſie eine ſo groſſe Veraͤnderung
der Gemuͤther und der Sitten gebieret, als hier
beſchrieben wird.

5. Daß die Chriſtliche Religion auch dem
gemeinen Weſen und allen deſſelben Ordnungen
und Societæten hoͤchſt erſprießlich ſey, ſiehet
man auch daraus, daß ſie den alhier bemelde-
ten Laſtern aufs kraͤftigſte wehret; und, weil
ſolche dem gemeinen Weſen hoͤchſt ſchaͤdlich ſind,
damit demſelben die groͤſſeſten Dienſte thut.

6. Wenn iemand ſich ſolcher Laſter ſchul-
dig weiß, auch darinnen mehrere Zeit zugebracht
hat, ſo hat er gewiß Urſache, noch bey Zeiten
umzukehren, und, da er dem Willen GOttes
ſeine gantze Lebens-Zeit haͤtte leben ſollen, ihm
den noch uͤbrigen Reſt ſeiner Tage aufzuopfern:
zumal da man nicht weiß, wie lang, oder kurtz
ſie noch ſeyn werden.

V. 4. 5.

Das befremdet ſie, daß ihr nicht
(mehr) mitlaufet in das wuͤſte unordent-
liche Weſen und laͤſtern: welche werden
Rechenſchaft geben,
(dazu gezogen werden,
aber darinn gar kahl beſtehen) dem, der da be-
reit iſt zu richten die Lebendigen
(die er,
Chriſtus der Richter aller Welt, bey ſeiner Zu-
kunft lebendig antreffen wird: die denn werden
verwandelt werden 1 Cor. 15, 51. 52.) und die
Todten
(nach ihrer Auferweckung.)

Anmerckungen.

1. GOttes Freundſchaft, dazu man in
der Bekehrung koͤmmt, iſt der Welt Feind-
ſchaft, wie Jacobus ſaget c. 4, 4. Man verſu-
che es nur, und ſterbe der Welt ab, und ſehe,
wie ſie wird hinter einem her ſeyn. Warum
erwuͤrgete Cain ſeinen Bruder Abel?
fra-
get Johannes, und antwortet: darum, daß
ſeine Wercke boͤſe waren und ſeines Bru-
ders gerecht.
1 Joh. 3, 12.

2. Kan es die Welt gegen die Kinder GOt-
tes nicht weiter bringen, ſo laͤſtert ſie, und er-
[Spaltenumbruch] greifet bald diß bald das, damit ſie einigen
Schein des Rechten dabey haben moͤge.

3. Jn Laſtern leben und laͤſtern ge-
hoͤret zuſammen: gleichwie ſegnen und den Se-
gen ererben
c. 3, 9.

4. Das von Petro gebrauchte Wort
ἀσωτία iſt von groſſem Nachdruck. Denn es
zeiget einen ſolchen Zuſtand des Gemuͤths und
des gantzen Lebens an, da ein Menſch ſein geiſt-
liches und ewiges Heyl ſo gar nicht beſorget, daß
er auch nicht einmal dem Lichte und Rechte der
Natur in einem aͤuſſerlichen Tugend-Wandel
nachkoͤmmet. So lebete der verlorne Sohn,
nemlich ἀσώτως, Luc. 15, 13. Siehe dieſes Wort
auch Eph. 1, 18. Tit. 1, 6. die ἆνάχυσις ἀσωτίας
iſt eine ſolche Erfuͤllung und Uberladung des
aſotiſchen laſterhaften Weſens, daß man da-
von recht aus- und uͤberflieſſet, auch damit einer
den andern immer mehr beſudelt und ſchaͤndet.

5. Es kan die Gottloſen nicht leicht etwas
mehr ſchrecken, als die Vorſtellung des juͤngſten
Gerichts. Denn daß das gewiß erfolgen wer-
de, davon kan man aus der heiligen Schrift ſo
vielmehr uͤberzeuget werden, da einen auch
ſelbſt das Licht der Natur darauf weiſet.

6. Daß keiner von den Todten und den
Lebendigen wird dahinten bleiben, und daß
ſie alle werden vor den Richterſtuhl Chriſti ge-
ſtellet werden, und dieſer wiſſen wird, was ei-
nes ieglichen ſein Zuſtand und ſeine Werck gewe-
ſen ſind, das iſt gewiß recht erſtaunlich, und
zeiget des Richters aller Welt, unſers Heylan-
des, Allwiſſenheit und Allmacht an, die gantz
unendlich iſt. Man conferire hiebey Matth.
25. Ap. Geſch. 10, 42. c. 17, 31. Roͤm. 2, 6. u. f.
c. 14, 10. 2 Cor. 5, 10. u. ſ. w.

V. 6.

Denn dazu iſt auch den Todten das
Evangelium verkuͤndiget, aufdaß ſie ge-
richtet werden nach dem Menſchen am
Fleiſch, aber im Geiſt GOtt leben.

Anmerckungen.

1. Was fuͤr Todten iſt das Evangelium ge-
prediget? Den leiblicher Weiſe zu Petri Zeit
ſchon laͤngſt verſtorbenen; ſintemal der Apoſtel
der leiblich Todten unmittelbar vorher gedencket.
Dieſe waren aber auch zugleich geiſtlich in Suͤn-
den todt; ſintemal ihnen eben zu dem Ende, damit
ſie aus dem geiſtlichen Tode erwecket werden und
GOtt geiſtlich und ewig leben moͤchten, das Evan-
gelium iſt verkuͤndiget worden.

2. Wenn haben denn dieſe Todten gelebet,
und wenn iſt ihnen das Evangelium geprediget?
Viele halten dafuͤr, es ſehe der Apoſtel wieder zu-
ruͤck auf die Zeiten Noaͤ: wie denn auch dieſer
Vers daher als ein Parallel-Ort von ihnen im
gleichen Verſtande erklaͤret wird;

3. Der ſel. D. OSIANDER aber gehet
von ſolcher Auslegung alhier ab, und erklaͤret die-
ſen Ort folgender geſtalt: (Den Todten)
nemlich den gottloſen Heyden, welche al-
lerdings geiſtlich todt waren, und nichts

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B b b b 2
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[563/0565] Cap. 4. v. 3-6. des erſten Briefes Petri. geſchrieben iſt, ſolten auch bekehrte Heyden ge- weſen ſeyn; ſo ſiehet man ſolches inſonderheit aus dieſem Orte: wiewol auch nicht zu leugnen iſt, daß die Juden vor ihrer Bekehrung es nicht viel beſſer gemachet haben: wie man aus den Straf-Predigten der Propheten ſiehet. Nur lieſet man von ihrer groben Abgoͤtterey zur Zeit des andern Tempels nichts. 3. Daß man noch leider mitten in der Chriſtlichen, auch Evangeliſchen Kirche dem Leben nach in vielen Stuͤcken ein rechtes Hey- denthum habe, das ſiehet man daraus klaͤrlich genug, daß man, auſſer der groben Abgoͤtterey, eben die alhie den Heyden zugeſchriebenen Laſter faſt allenthalben ſo Haufen-weiſe in ihren vielen Gattungen antrifft, nach welchen der Apoſtel die Namen davon in der Zahl der Vielheit ge- ſetzet hat. Die Parallel-Oerter ſehe man Roͤm. 13, 13. Eph. 4, 17. 18. 1 Theſſ. 4, 5. 1 Pet. 1, 14. 17. 4. Die Chriſtliche Religion hat auch dar- inn einen recht goͤttlichen Character von ihrer Wahrheit, daß ſie eine ſo groſſe Veraͤnderung der Gemuͤther und der Sitten gebieret, als hier beſchrieben wird. 5. Daß die Chriſtliche Religion auch dem gemeinen Weſen und allen deſſelben Ordnungen und Societæten hoͤchſt erſprießlich ſey, ſiehet man auch daraus, daß ſie den alhier bemelde- ten Laſtern aufs kraͤftigſte wehret; und, weil ſolche dem gemeinen Weſen hoͤchſt ſchaͤdlich ſind, damit demſelben die groͤſſeſten Dienſte thut. 6. Wenn iemand ſich ſolcher Laſter ſchul- dig weiß, auch darinnen mehrere Zeit zugebracht hat, ſo hat er gewiß Urſache, noch bey Zeiten umzukehren, und, da er dem Willen GOttes ſeine gantze Lebens-Zeit haͤtte leben ſollen, ihm den noch uͤbrigen Reſt ſeiner Tage aufzuopfern: zumal da man nicht weiß, wie lang, oder kurtz ſie noch ſeyn werden. V. 4. 5. Das befremdet ſie, daß ihr nicht (mehr) mitlaufet in das wuͤſte unordent- liche Weſen und laͤſtern: welche werden Rechenſchaft geben, (dazu gezogen werden, aber darinn gar kahl beſtehen) dem, der da be- reit iſt zu richten die Lebendigen (die er, Chriſtus der Richter aller Welt, bey ſeiner Zu- kunft lebendig antreffen wird: die denn werden verwandelt werden 1 Cor. 15, 51. 52.) und die Todten (nach ihrer Auferweckung.) Anmerckungen. 1. GOttes Freundſchaft, dazu man in der Bekehrung koͤmmt, iſt der Welt Feind- ſchaft, wie Jacobus ſaget c. 4, 4. Man verſu- che es nur, und ſterbe der Welt ab, und ſehe, wie ſie wird hinter einem her ſeyn. Warum erwuͤrgete Cain ſeinen Bruder Abel? fra- get Johannes, und antwortet: darum, daß ſeine Wercke boͤſe waren und ſeines Bru- ders gerecht. 1 Joh. 3, 12. 2. Kan es die Welt gegen die Kinder GOt- tes nicht weiter bringen, ſo laͤſtert ſie, und er- greifet bald diß bald das, damit ſie einigen Schein des Rechten dabey haben moͤge. 3. Jn Laſtern leben und laͤſtern ge- hoͤret zuſammen: gleichwie ſegnen und den Se- gen ererben c. 3, 9. 4. Das von Petro gebrauchte Wort ἀσωτία iſt von groſſem Nachdruck. Denn es zeiget einen ſolchen Zuſtand des Gemuͤths und des gantzen Lebens an, da ein Menſch ſein geiſt- liches und ewiges Heyl ſo gar nicht beſorget, daß er auch nicht einmal dem Lichte und Rechte der Natur in einem aͤuſſerlichen Tugend-Wandel nachkoͤmmet. So lebete der verlorne Sohn, nemlich ἀσώτως, Luc. 15, 13. Siehe dieſes Wort auch Eph. 1, 18. Tit. 1, 6. die ἆνάχυσις ἀσωτίας iſt eine ſolche Erfuͤllung und Uberladung des aſotiſchen laſterhaften Weſens, daß man da- von recht aus- und uͤberflieſſet, auch damit einer den andern immer mehr beſudelt und ſchaͤndet. 5. Es kan die Gottloſen nicht leicht etwas mehr ſchrecken, als die Vorſtellung des juͤngſten Gerichts. Denn daß das gewiß erfolgen wer- de, davon kan man aus der heiligen Schrift ſo vielmehr uͤberzeuget werden, da einen auch ſelbſt das Licht der Natur darauf weiſet. 6. Daß keiner von den Todten und den Lebendigen wird dahinten bleiben, und daß ſie alle werden vor den Richterſtuhl Chriſti ge- ſtellet werden, und dieſer wiſſen wird, was ei- nes ieglichen ſein Zuſtand und ſeine Werck gewe- ſen ſind, das iſt gewiß recht erſtaunlich, und zeiget des Richters aller Welt, unſers Heylan- des, Allwiſſenheit und Allmacht an, die gantz unendlich iſt. Man conferire hiebey Matth. 25. Ap. Geſch. 10, 42. c. 17, 31. Roͤm. 2, 6. u. f. c. 14, 10. 2 Cor. 5, 10. u. ſ. w. V. 6. Denn dazu iſt auch den Todten das Evangelium verkuͤndiget, aufdaß ſie ge- richtet werden nach dem Menſchen am Fleiſch, aber im Geiſt GOtt leben. Anmerckungen. 1. Was fuͤr Todten iſt das Evangelium ge- prediget? Den leiblicher Weiſe zu Petri Zeit ſchon laͤngſt verſtorbenen; ſintemal der Apoſtel der leiblich Todten unmittelbar vorher gedencket. Dieſe waren aber auch zugleich geiſtlich in Suͤn- den todt; ſintemal ihnen eben zu dem Ende, damit ſie aus dem geiſtlichen Tode erwecket werden und GOtt geiſtlich und ewig leben moͤchten, das Evan- gelium iſt verkuͤndiget worden. 2. Wenn haben denn dieſe Todten gelebet, und wenn iſt ihnen das Evangelium geprediget? Viele halten dafuͤr, es ſehe der Apoſtel wieder zu- ruͤck auf die Zeiten Noaͤ: wie denn auch dieſer Vers daher als ein Parallel-Ort von ihnen im gleichen Verſtande erklaͤret wird; 3. Der ſel. D. OSIANDER aber gehet von ſolcher Auslegung alhier ab, und erklaͤret die- ſen Ort folgender geſtalt: (Den Todten) nemlich den gottloſen Heyden, welche al- lerdings geiſtlich todt waren, und nichts von B b b b 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/565>, abgerufen am 22.11.2024.