Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung. Cap. 4. v. 6. 7. 8. [Spaltenumbruch]
von Christo wusten, hat GOtt das Ev-angelium lassen predigen, daß sie selig wür- den, und GOTTE geistlich lebten in alle Ewigkeit, ob sie wohl menschlicher Weise vor GOtt dem HErrn in diesem Leben ge- züchtiget werden am Fleisch, um ihres vo- rigen gar unreinen Wandels willen. Denn obwol GOtt wahrhaftig und von Her- tzen den Busfertigen alle Sünde vergiebt, so züchtiget er iedoch gemeiniglich diejeni- gen, welche schwere Sünden begangen, und der Kirchen grosse Aergerniß gegeben haben, in diesem Leben väterlich, wiewol bisweilen gar hart und ernstlich, aufdaß sie hinfürder desto behutsamer wandeln, und andere durch ihre Strafen gewarnet werden, daß sie ihr Leben desto besser an- stellen. 4. Es kan aber dieser Ort von den Zeiten 5. Der Verbindung wegen mit dem vor- V. 7. Es ist nahe kommen das Ende aller Anmerckungen. 1. Durch das Ende aller Dinge verstehet 2. Das Gebet ist der Christen ihre Haupt- 3. Zu dem Gebet erfordert der Apostel die 4. Zu dieser geistlichen Nüchternheit und V. 8. Vor allen Dingen aber habet unter ein-
Richtige und erbauliche Erklaͤrung. Cap. 4. v. 6. 7. 8. [Spaltenumbruch]
von Chriſto wuſten, hat GOtt das Ev-angelium laſſen predigen, daß ſie ſelig wuͤr- den, und GOTTE geiſtlich lebten in alle Ewigkeit, ob ſie wohl menſchlicher Weiſe vor GOtt dem HErrn in dieſem Leben ge- zuͤchtiget werden am Fleiſch, um ihres vo- rigen gar unreinen Wandels willen. Denn obwol GOtt wahrhaftig und von Her- tzen den Busfertigen alle Suͤnde vergiebt, ſo zuͤchtiget er iedoch gemeiniglich diejeni- gen, welche ſchwere Suͤnden begangen, und der Kirchen groſſe Aergerniß gegeben haben, in dieſem Leben vaͤterlich, wiewol bisweilen gar hart und ernſtlich, aufdaß ſie hinfuͤrder deſto behutſamer wandeln, und andere durch ihre Strafen gewarnet werden, daß ſie ihr Leben deſto beſſer an- ſtellen. 4. Es kan aber dieſer Ort von den Zeiten 5. Der Verbindung wegen mit dem vor- V. 7. Es iſt nahe kommen das Ende aller Anmerckungen. 1. Durch das Ende aller Dinge verſtehet 2. Das Gebet iſt der Chriſten ihre Haupt- 3. Zu dem Gebet erfordert der Apoſtel die 4. Zu dieſer geiſtlichen Nuͤchternheit und V. 8. Vor allen Dingen aber habet unter ein-
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung. Cap. 4. v. 6. 7. 8.
von Chriſto wuſten, hat GOtt das Ev-
angelium laſſen predigen, daß ſie ſelig wuͤr-
den, und GOTTE geiſtlich lebten in alle
Ewigkeit, ob ſie wohl menſchlicher Weiſe
vor GOtt dem HErrn in dieſem Leben ge-
zuͤchtiget werden am Fleiſch, um ihres vo-
rigen gar unreinen Wandels willen. Denn
obwol GOtt wahrhaftig und von Her-
tzen den Busfertigen alle Suͤnde vergiebt,
ſo zuͤchtiget er iedoch gemeiniglich diejeni-
gen, welche ſchwere Suͤnden begangen,
und der Kirchen groſſe Aergerniß gegeben
haben, in dieſem Leben vaͤterlich, wiewol
bisweilen gar hart und ernſtlich, aufdaß
ſie hinfuͤrder deſto behutſamer wandeln,
und andere durch ihre Strafen gewarnet
werden, daß ſie ihr Leben deſto beſſer an-
ſtellen.
4. Es kan aber dieſer Ort von den Zeiten
Noaͤ alſo erklaͤret werden, daß man ſage: Es ſey
zu dem Ende denen damals lebenden, und zu Petri
Zeiten ſchon laͤngſt verſtorbenen das Evangelium
geprediget worden, nemlich durch den Noa, und
zwar noch zu allerletzt, aufdaß, wenn ſie bey ſo
lange aufgeſchobener Buſſe nach dem aͤuſſerlichen
Menſchen am Fleiſche wuͤrden gerichtet werden,
das iſt durch die Suͤndfluth umkommen, ſie doch
noch zuletzt ſich bekehren und im Geiſte GOtt le-
ben, oder ſelig werden moͤchten. Da denn zur
Erlaͤuterung der Worte vom Gerichte am Fleiſche
und dem Leben des Geiſtes der Ort 1 Cor. 5, 5. die-
net, da Paulus von dem Blutſchaͤnder ſpricht ‒ ‒
Jhn zu uͤbergeben dem Satan zum Ver-
derben des Fleiſches, aufdaß der Geiſt ſe-
lig werde am Tage des HErrn JEſu.
5. Der Verbindung wegen mit dem vor-
hergehenden Texte kan noch dieſes angemercket
werden, daß, nachdem Petrus geſaget, woher es
komme, daß man von der boͤſen Welt verlaͤſtert
werde, nemlich wenn man es nicht ſo mitmache,
wie ſie es haben wolle, und die erſte boͤſe Welt es
mit dem Noa eben alſo gemacht hatte, er daher auf
ſolche Zeiten wieder zuruͤck geſehen habe. Denn
wie ſehr Noa theils ſeines gerechten Lebens halber,
theils auch ſeiner Predigt und des erbaueten Ka-
ſtens wegen werde ſeyn verſpottet worden, das iſt
leichtlich zu erachten.
V. 7.
Es iſt nahe kommen das Ende aller
Dinge: ſo ſeyd nun maͤßig und nuͤchtern
zum Gebet.
Anmerckungen.
1. Durch das Ende aller Dinge verſtehet
der Apoſtel die Zeiten des Meßiaͤ. Und dieſe
nennet er das Ende aller Dinge, in Anſehung der
vorhergehenden Zeiten, vor, und unter dem Ge-
ſetze. Denn gleichwie vor dem Geſetze, und ſon-
derlich vor der Suͤndfluth war der Anfang aller
Dinge, und unter dem Geſetze das Mittel derſel-
ben: alſo waren die Zeiten des Meßiaͤ deroſelben
Ende, was dieſe gegenwaͤrtige boͤſe Welt betrift.
Und da man vor den Zeiten Chriſti ſagen konte das
Ende aller Dinge nahet herzu: ſo konte Petrus
zu ſeiner Zeit ſchreiben ήγγικε, es iſt ſchon herzu ge-
kommen. Jm gleichen Verſtande ſpricht Jo-
hannes 1 Ep. c. 2, 18. Kindlein, es iſt die letzte
Stunde. Will man aber das Ende von dem
Gerichte uͤber die Welt verſtehen, ſo muß man die
Kuͤrtze der bis dahin reichenden Zeit nach der
Ewigkeit rechnen. Siehe auch 1 Cor. 10, 11.
Joh. 5, 8. Wenn der Apoſtel vorher auf die Zeiten
Noaͤ, da den Leuten das inſtehende Ende der da-
maligen Welt verkuͤndiget wurde, geſehen; ſo kan
man ſagen, daß er von dem Ende der erſten Welt
auf das Ende der letzten gehet.
2. Das Gebet iſt der Chriſten ihre Haupt-
Pflicht, darein faſt alle uͤbrige zuſammen flieſſen.
Denn im Gebet wird man vom Gewiſſen an die-
ſelbe alſo erinnert, daß was man davon unterlaſ-
ſen hat, man GOtt abbittet, und zur getreuen
Ausuͤbung angetrieben wird. Es iſt das Gebet
aber auch eine groſſe evangeliſche Gnaden-Wohl-
that, oder ein groſſes Privilegium und Recht,
welches die Glieder Chriſti in Anſehung des Ver-
ſoͤhn-Opfers Chriſti in der Ordnung der Wie-
dergeburt und der Kindſchaft aus GOtt haben.
Denn nachdem ſie dadurch einen offnen Zugang
zu GOTT und dabey den Geiſt der Kindſchaft
uͤberkommen haben, ſo bedienen ſie ſich ſolcher
hohen Wuͤrde und ſolches Vorrechts, gehen zu
GOtt und rufen: Abba! lieber Vater Roͤm.
8, 14. Gal. 4, 6. Man ſiehet aber leichtlich, daß
das Gebet alhier auch die davon 1 Tim. 2, 1. un-
terſchiedene Bitte, Fuͤrbitte und Danckſagung
mit in ſich faſſe.
3. Zu dem Gebet erfordert der Apoſtel die
Maͤßigkeit und Wachſamkeit. Die Maͤßig-
keit, σωφροσύνη, σωφρονισμὸς, darauf das Wort
σωφρονει῀ν gehet, iſt alhier eine ſolche Beſchaffen-
heit des Gemuͤths, da ein Menſch von aller an den
Heyden v. 4. beſtrafeten Aſotie, ſonderlich der in-
nerlichen, oder von der unordentlichen Eigen-
und Welt-Liebe und von den verunruhigenden
Begierden ausgeleeret und gereiniget, und daher
nuͤchtern am Gemuͤthe und im Frieden GOttes
recht bey ſich ſelbſt iſt. Welches allerdinge zum
Gebet erfordert wird.
4. Zu dieſer geiſtlichen Nuͤchternheit und
rechten Geſtalt des Gemuͤths gehoͤret auch die
Wachſamkeit, welche der Apoſtel mit dem
Worte νήψατε forderte. Denn die Nuͤchtern-
heit und Wachſamkeit gehoͤret zuſammen, wie
im leiblichen, alſo auch im geiſtlichen: daher es
koͤmmt, daß das Wort νηφειν auch auf beydes ge-
het: ſintemal zur Wachſamkeit eine Nuͤchtern-
heit gehoͤret. Wenn einer nun zur geiſtlichen
Nuͤchternheit gekommen iſt, daß er recht beten
kan, ſo iſt ihm dabey die geiſtliche Wachſamkeit.
noͤthig, nach welcher er ſichvor Zerſtreuungen und
Ausſchweifungen ſeiner Gedancken und Begier-
den huͤtet, oder davon wieder ſammlet, und ſu-
chet im Glauben mit rechter Andacht zu beten.
Man conferire hierbey die Parallel-Oerter
Eph. 6, 18. Col. 4, 2. 1 Theſſ. 5, 6. 8. 1 Petr. 5, 8.
u. ſ. w.
V. 8.
Vor allen Dingen aber habet unter
ein-
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