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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 17-19. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] Haus GOttes im Vorbilde gesehen; und findet
sich dieses Wort von der Kirche auch 1 Tim. 3, 15.
Hebr. 3, 2. u. f. Und von diesem Hause heissen die
Christen, der ihnen darinnen anvertraueten geist-
lichen Güter wegen, Haushalter 1 Pet. 4, 16.

2. Dieses Hauses Eigenthums-HErr und
zugleich Baumeister, ja der Grund selbst ist Chri-
stus Matth. 16, 18. 1 Pet. 2, 4. 5. 6. Eph. 2, 21.
darinnen Christus als in seinem Tempel wohnen
will 1 Cor. 3, 16. 17. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 16. Eph. 3,
17. Daher denn auch alles in diesem Hause auf
die uns so sehr angepriesene geistliche Oecono-
mie
und Erbauung gehet.

3. Die Gläubigen werden alhier gezüchtiget,
das ist geläutert, aufdaß sie nicht mit der Welt
verdammet werden 1 Cor. 11, 31. Was es mit den
Ungläubigen für ein Ende nehmen wird, sehe man
unter andern 2 Thess. 1, 6. u. f. Es gehören hier-
her die Worte Luc. 23, 31. So man das thut
am grünen Holtz, was will am dürren
werden.
Jer. 25, 29. Siehe in der Stadt,
die nach meinem Namen genennet ist,
fange ich an zu plagen, und ihr sollet un-
gestraft bleiben?

4. Was der Unglaube für eine abscheuliche
Sache sey, und daß sie die rechte Haupt-Sünde
seyn müsse, erkennet man auch alhier, da die Gott-
losen von dem Unglauben ihre sonderbare Benen-
nung haben. Siehe auch Marc. 16, 16. Wer
nicht glaubet, der wird verdammet wer-
den.
Deßgleichen 2 Thess. 1, 8. Man kan dage-
gen erkennen, was es für eine edle Sache um den
Glauben sey, davon das Gegentheil gesaget wird.
Und ob der Unglaube gleich wider das gantze
Wort GOttes gehet, so versündiget er sich doch
am meisten am Evangelio; gleichwie es der Glau-
be fürnehmlich damit zu thun hat.

V. 18.

Und so der Gerechte (der die Gerechtig-
keit des Glaubens hat aus dem Versöhn-Opfer
Christi c. 1, 19. c. 2, 21. 24. c. 3, 18. und solche mit
der obgleich unvollkommnen, doch wahren, Ge-
rechtigkeit des Lebens zieret) kaum (molis, nicht
ohne Schwierigkeit der Leiden) erhalten wird
(zum Reiche GOttes eingehet;) wo will der
Gottlose und Sünder
(der seine innere Gott-
losigkeit, welche fürnemlich im Unglauben beste-
het, nach v. 17. durch allerhand grobe Sünden
im Leben auslässet, sonderlich durch Verfolgung
der Gerechten, und sich damit als einen rechten
amartolon, groben Sünder erweiset) erschei-
nen?
(wie wird er bestehen? er wird zuschanden
werden in der Zukunft Christi; er wird unter de-
nen seyn, die da zu den Bergen und Felsen sagen:
Fallet über uns und bedecket uns vor dem
Angesicht deß, der auf dem Stuhl sitzet,
und vor dem Zorn des Lammes.
Offenb.
6, 16.)

Anmerckungen.

1. Wenn die Gläubigen, die von Natur Un-
gerechte sind c. 3, 18. Gerechte genennet werden,
so wird auf ihre gedoppelte Gerechtigkeit dergestalt
[Spaltenumbruch] gesehen, daß eine ohne die andere nicht seyn kan.
Denn gleichwie alhier den Gerechten entgegen
stehen die Ungläubigen und Gottlosen, denen es
an der Gerechtigkeit des Glaubens und des
Lebens fehlet; so sind Gerechte solche, die beydes
haben. Den jene gebieret diese, und diese erwei-
set jene.

2. Das Wort kaum heißt alhier soviel als
nicht ohne Beschwerlichkeit, nicht ohne
Mühe,
nicht ohne Ubernehmung der Leiden, nicht
ohne die enge Pforte, und ohne den schmalen Weg,
davor sich mancher scheuet. Matth. 8, [1]3. Luc. 7,
23. 24. Ap. Ges. 14, 22. Und also ist der Verstand
dieser: da GOtt über seine liebsten Kinder zu ih-
rem besten solche harte Züchtigungen die sie doch
aber mit gutem Muthe durch seine Gnade ertra-
gen können, verhänget; was wird er nicht für
grosse Gerichte zur gerechten Strafe über die Gott-
losen ergehen lassen? Es hat Petrus mit diesen
Worten wohl sonderlich gesehen auf den Ort
Sprüchw. 11, 31. wie es daselbst im Griechischen
lautet.

V. 19.

Darum (da man in allen Dingen auf das
Ende zu sehen hat auf Seiten der Gerechten und
Ungerechten) welche da leiden nach GOttes
Willen
(siehe c. 1, 6. c. 2, 15. 21. c. 3, 17. Hebr. 12,
5. u. f.) die sollen ihm ihre Seelen (und mit
denselben folglich auch ihre Leiber) befehlen (und
sich solcher gestalt auch gar zum Tode bereit hal-
ten) als dem treuen Schöpfer (der sie in Chri-
sto zu neuen Geschöpfen gemachet hat) in guten
Wercken
([fremdsprachliches Material]n agathopoi[fremdsprachliches Material]a, in Ubung guter Wercke,
mit Beharrnng in allem Guten auch gegen die
Feinde Matth. 10, 44. Röm. 12, 14. u. f. 1 Pet. 2,
12. 15. 19. 20. c. 3, 16. 17. c. 4, 15. daß sie sich vom
guten Gewissen weder durch Lockungen, noch durch
Dräuungen abbringen lassen: gleichwie mit dem
Leiden unsers Heylaudes auch die vollkommneste
Unschuld seines Lebens und seines Gehorsams ge-
gen GOtt an unserer statt ist aufs genaueste ver-
bunden gewesen.)

Anmerckungen.

1. Man muß sich nicht allein keine Leiden
durch Missethat selbst machen, sondern sich auch
davor hüten, daß man die Leiden um Christi wil-
len, wenn man höret, wie man dabey so selig sey
und so frölich seyn könne, nicht vor der Zeit sich
wünsche, und gleichsam erzwinge. Denn da es
dißfals auf den Willen GOttes, wie Petrus sa-
get, ankömmt, so muß man nichts wünschen und
thun im eignen Willen.

2. Jst gleich bey den Leiden der Christen der
Wille GOttes nicht anzusehen, als die wirckende
Ursache derselben, da sie vielmehr vom Satan und
der bösen Welt herrühren: so ist es doch ein gnä-
diger und guter Wille in Ansehung der Zulassung,
auch besondern Regierung und Richtung zum ge-
segneten Zweck.

3. Seine Seele GOtt befehlen ist sich
selbst GOtt befohlen, da die Seele die befehlende
und auch zugleich die befohlene Sache ist. Der

See-
C c c c 2

Cap. 4. v. 17-19. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] Haus GOttes im Vorbilde geſehen; und findet
ſich dieſes Wort von der Kirche auch 1 Tim. 3, 15.
Hebr. 3, 2. u. f. Und von dieſem Hauſe heiſſen die
Chriſten, der ihnen darinnen anvertraueten geiſt-
lichen Guͤter wegen, Haushalter 1 Pet. 4, 16.

2. Dieſes Hauſes Eigenthums-HErr und
zugleich Baumeiſter, ja der Grund ſelbſt iſt Chri-
ſtus Matth. 16, 18. 1 Pet. 2, 4. 5. 6. Eph. 2, 21.
darinnen Chriſtus als in ſeinem Tempel wohnen
will 1 Cor. 3, 16. 17. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 16. Eph. 3,
17. Daher denn auch alles in dieſem Hauſe auf
die uns ſo ſehr angeprieſene geiſtliche Oecono-
mie
und Erbauung gehet.

3. Die Glaͤubigen werden alhier gezuͤchtiget,
das iſt gelaͤutert, aufdaß ſie nicht mit der Welt
verdammet werden 1 Cor. 11, 31. Was es mit den
Unglaͤubigen fuͤr ein Ende nehmen wird, ſehe man
unter andern 2 Theſſ. 1, 6. u. f. Es gehoͤren hier-
her die Worte Luc. 23, 31. So man das thut
am gruͤnen Holtz, was will am duͤrren
werden.
Jer. 25, 29. Siehe in der Stadt,
die nach meinem Namen genennet iſt,
fange ich an zu plagen, und ihr ſollet un-
geſtraft bleiben?

4. Was der Unglaube fuͤr eine abſcheuliche
Sache ſey, und daß ſie die rechte Haupt-Suͤnde
ſeyn muͤſſe, erkennet man auch alhier, da die Gott-
loſen von dem Unglauben ihre ſonderbare Benen-
nung haben. Siehe auch Marc. 16, 16. Wer
nicht glaubet, der wird verdammet wer-
den.
Deßgleichen 2 Theſſ. 1, 8. Man kan dage-
gen erkennen, was es fuͤr eine edle Sache um den
Glauben ſey, davon das Gegentheil geſaget wird.
Und ob der Unglaube gleich wider das gantze
Wort GOttes gehet, ſo verſuͤndiget er ſich doch
am meiſten am Evangelio; gleichwie es der Glau-
be fuͤrnehmlich damit zu thun hat.

V. 18.

Und ſo der Gerechte (der die Gerechtig-
keit des Glaubens hat aus dem Verſoͤhn-Opfer
Chriſti c. 1, 19. c. 2, 21. 24. c. 3, 18. und ſolche mit
der obgleich unvollkommnen, doch wahren, Ge-
rechtigkeit des Lebens zieret) kaum (μόλις, nicht
ohne Schwierigkeit der Leiden) erhalten wird
(zum Reiche GOttes eingehet;) wo will der
Gottloſe und Suͤnder
(der ſeine innere Gott-
loſigkeit, welche fuͤrnemlich im Unglauben beſte-
het, nach v. 17. durch allerhand grobe Suͤnden
im Leben auslaͤſſet, ſonderlich durch Verfolgung
der Gerechten, und ſich damit als einen rechten
ἁμαρτωλὸν, groben Suͤnder erweiſet) erſchei-
nen?
(wie wird er beſtehen? er wird zuſchanden
werden in der Zukunft Chriſti; er wird unter de-
nen ſeyn, die da zu den Bergen und Felſen ſagen:
Fallet uͤber uns und bedecket uns vor dem
Angeſicht deß, der auf dem Stuhl ſitzet,
und vor dem Zorn des Lammes.
Offenb.
6, 16.)

Anmerckungen.

1. Wenn die Glaͤubigen, die von Natur Un-
gerechte ſind c. 3, 18. Gerechte genennet werden,
ſo wird auf ihre gedoppelte Gerechtigkeit dergeſtalt
[Spaltenumbruch] geſehen, daß eine ohne die andere nicht ſeyn kan.
Denn gleichwie alhier den Gerechten entgegen
ſtehen die Unglaͤubigen und Gottloſen, denen es
an der Gerechtigkeit des Glaubens und des
Lebens fehlet; ſo ſind Gerechte ſolche, die beydes
haben. Den jene gebieret dieſe, und dieſe erwei-
ſet jene.

2. Das Wort kaum heißt alhier ſoviel als
nicht ohne Beſchwerlichkeit, nicht ohne
Muͤhe,
nicht ohne Ubernehmung der Leiden, nicht
ohne die enge Pforte, und ohne den ſchmalen Weg,
davor ſich mancher ſcheuet. Matth. 8, [1]3. Luc. 7,
23. 24. Ap. Geſ. 14, 22. Und alſo iſt der Verſtand
dieſer: da GOtt uͤber ſeine liebſten Kinder zu ih-
rem beſten ſolche harte Zuͤchtigungen die ſie doch
aber mit gutem Muthe durch ſeine Gnade ertra-
gen koͤnnen, verhaͤnget; was wird er nicht fuͤr
groſſe Gerichte zur gerechten Strafe uͤber die Gott-
loſen ergehen laſſen? Es hat Petrus mit dieſen
Worten wohl ſonderlich geſehen auf den Ort
Spruͤchw. 11, 31. wie es daſelbſt im Griechiſchen
lautet.

V. 19.

Darum (da man in allen Dingen auf das
Ende zu ſehen hat auf Seiten der Gerechten und
Ungerechten) welche da leiden nach GOttes
Willen
(ſiehe c. 1, 6. c. 2, 15. 21. c. 3, 17. Hebr. 12,
5. u. f.) die ſollen ihm ihre Seelen (und mit
denſelben folglich auch ihre Leiber) befehlen (und
ſich ſolcher geſtalt auch gar zum Tode bereit hal-
ten) als dem treuen Schoͤpfer (der ſie in Chri-
ſto zu neuen Geſchoͤpfen gemachet hat) in guten
Wercken
([fremdsprachliches Material]ν ἀγαϑοποι[fremdsprachliches Material]ᾳ, in Ubung guter Wercke,
mit Beharrnng in allem Guten auch gegen die
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12. 15. 19. 20. c. 3, 16. 17. c. 4, 15. daß ſie ſich vom
guten Gewiſſen weder durch Lockungen, noch durch
Draͤuungen abbringen laſſen: gleichwie mit dem
Leiden unſers Heylaudes auch die vollkommneſte
Unſchuld ſeines Lebens und ſeines Gehorſams ge-
gen GOtt an unſerer ſtatt iſt aufs genaueſte ver-
bunden geweſen.)

Anmerckungen.

1. Man muß ſich nicht allein keine Leiden
durch Miſſethat ſelbſt machen, ſondern ſich auch
davor huͤten, daß man die Leiden um Chriſti wil-
len, wenn man hoͤret, wie man dabey ſo ſelig ſey
und ſo froͤlich ſeyn koͤnne, nicht vor der Zeit ſich
wuͤnſche, und gleichſam erzwinge. Denn da es
dißfals auf den Willen GOttes, wie Petrus ſa-
get, ankoͤmmt, ſo muß man nichts wuͤnſchen und
thun im eignen Willen.

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Wille GOttes nicht anzuſehen, als die wirckende
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diger und guter Wille in Anſehung der Zulaſſung,
auch beſondern Regierung und Richtung zum ge-
ſegneten Zweck.

3. Seine Seele GOtt befehlen iſt ſich
ſelbſt GOtt befohlen, da die Seele die befehlende
und auch zugleich die befohlene Sache iſt. Der

See-
C c c c 2
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[571/0573] Cap. 4. v. 17-19. des erſten Briefes Petri. Haus GOttes im Vorbilde geſehen; und findet ſich dieſes Wort von der Kirche auch 1 Tim. 3, 15. Hebr. 3, 2. u. f. Und von dieſem Hauſe heiſſen die Chriſten, der ihnen darinnen anvertraueten geiſt- lichen Guͤter wegen, Haushalter 1 Pet. 4, 16. 2. Dieſes Hauſes Eigenthums-HErr und zugleich Baumeiſter, ja der Grund ſelbſt iſt Chri- ſtus Matth. 16, 18. 1 Pet. 2, 4. 5. 6. Eph. 2, 21. darinnen Chriſtus als in ſeinem Tempel wohnen will 1 Cor. 3, 16. 17. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 16. Eph. 3, 17. Daher denn auch alles in dieſem Hauſe auf die uns ſo ſehr angeprieſene geiſtliche Oecono- mie und Erbauung gehet. 3. Die Glaͤubigen werden alhier gezuͤchtiget, das iſt gelaͤutert, aufdaß ſie nicht mit der Welt verdammet werden 1 Cor. 11, 31. Was es mit den Unglaͤubigen fuͤr ein Ende nehmen wird, ſehe man unter andern 2 Theſſ. 1, 6. u. f. Es gehoͤren hier- her die Worte Luc. 23, 31. So man das thut am gruͤnen Holtz, was will am duͤrren werden. Jer. 25, 29. Siehe in der Stadt, die nach meinem Namen genennet iſt, fange ich an zu plagen, und ihr ſollet un- geſtraft bleiben? 4. Was der Unglaube fuͤr eine abſcheuliche Sache ſey, und daß ſie die rechte Haupt-Suͤnde ſeyn muͤſſe, erkennet man auch alhier, da die Gott- loſen von dem Unglauben ihre ſonderbare Benen- nung haben. Siehe auch Marc. 16, 16. Wer nicht glaubet, der wird verdammet wer- den. Deßgleichen 2 Theſſ. 1, 8. Man kan dage- gen erkennen, was es fuͤr eine edle Sache um den Glauben ſey, davon das Gegentheil geſaget wird. Und ob der Unglaube gleich wider das gantze Wort GOttes gehet, ſo verſuͤndiget er ſich doch am meiſten am Evangelio; gleichwie es der Glau- be fuͤrnehmlich damit zu thun hat. V. 18. Und ſo der Gerechte (der die Gerechtig- keit des Glaubens hat aus dem Verſoͤhn-Opfer Chriſti c. 1, 19. c. 2, 21. 24. c. 3, 18. und ſolche mit der obgleich unvollkommnen, doch wahren, Ge- rechtigkeit des Lebens zieret) kaum (μόλις, nicht ohne Schwierigkeit der Leiden) erhalten wird (zum Reiche GOttes eingehet;) wo will der Gottloſe und Suͤnder (der ſeine innere Gott- loſigkeit, welche fuͤrnemlich im Unglauben beſte- het, nach v. 17. durch allerhand grobe Suͤnden im Leben auslaͤſſet, ſonderlich durch Verfolgung der Gerechten, und ſich damit als einen rechten ἁμαρτωλὸν, groben Suͤnder erweiſet) erſchei- nen? (wie wird er beſtehen? er wird zuſchanden werden in der Zukunft Chriſti; er wird unter de- nen ſeyn, die da zu den Bergen und Felſen ſagen: Fallet uͤber uns und bedecket uns vor dem Angeſicht deß, der auf dem Stuhl ſitzet, und vor dem Zorn des Lammes. Offenb. 6, 16.) Anmerckungen. 1. Wenn die Glaͤubigen, die von Natur Un- gerechte ſind c. 3, 18. Gerechte genennet werden, ſo wird auf ihre gedoppelte Gerechtigkeit dergeſtalt geſehen, daß eine ohne die andere nicht ſeyn kan. Denn gleichwie alhier den Gerechten entgegen ſtehen die Unglaͤubigen und Gottloſen, denen es an der Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens fehlet; ſo ſind Gerechte ſolche, die beydes haben. Den jene gebieret dieſe, und dieſe erwei- ſet jene. 2. Das Wort kaum heißt alhier ſoviel als nicht ohne Beſchwerlichkeit, nicht ohne Muͤhe, nicht ohne Ubernehmung der Leiden, nicht ohne die enge Pforte, und ohne den ſchmalen Weg, davor ſich mancher ſcheuet. Matth. 8, 13. Luc. 7, 23. 24. Ap. Geſ. 14, 22. Und alſo iſt der Verſtand dieſer: da GOtt uͤber ſeine liebſten Kinder zu ih- rem beſten ſolche harte Zuͤchtigungen die ſie doch aber mit gutem Muthe durch ſeine Gnade ertra- gen koͤnnen, verhaͤnget; was wird er nicht fuͤr groſſe Gerichte zur gerechten Strafe uͤber die Gott- loſen ergehen laſſen? Es hat Petrus mit dieſen Worten wohl ſonderlich geſehen auf den Ort Spruͤchw. 11, 31. wie es daſelbſt im Griechiſchen lautet. V. 19. Darum (da man in allen Dingen auf das Ende zu ſehen hat auf Seiten der Gerechten und Ungerechten) welche da leiden nach GOttes Willen (ſiehe c. 1, 6. c. 2, 15. 21. c. 3, 17. Hebr. 12, 5. u. f.) die ſollen ihm ihre Seelen (und mit denſelben folglich auch ihre Leiber) befehlen (und ſich ſolcher geſtalt auch gar zum Tode bereit hal- ten) als dem treuen Schoͤpfer (der ſie in Chri- ſto zu neuen Geſchoͤpfen gemachet hat) in guten Wercken (_ ν ἀγαϑοποι_ ᾳ, in Ubung guter Wercke, mit Beharrnng in allem Guten auch gegen die Feinde Matth. 10, 44. Roͤm. 12, 14. u. f. 1 Pet. 2, 12. 15. 19. 20. c. 3, 16. 17. c. 4, 15. daß ſie ſich vom guten Gewiſſen weder durch Lockungen, noch durch Draͤuungen abbringen laſſen: gleichwie mit dem Leiden unſers Heylaudes auch die vollkommneſte Unſchuld ſeines Lebens und ſeines Gehorſams ge- gen GOtt an unſerer ſtatt iſt aufs genaueſte ver- bunden geweſen.) Anmerckungen. 1. Man muß ſich nicht allein keine Leiden durch Miſſethat ſelbſt machen, ſondern ſich auch davor huͤten, daß man die Leiden um Chriſti wil- len, wenn man hoͤret, wie man dabey ſo ſelig ſey und ſo froͤlich ſeyn koͤnne, nicht vor der Zeit ſich wuͤnſche, und gleichſam erzwinge. Denn da es dißfals auf den Willen GOttes, wie Petrus ſa- get, ankoͤmmt, ſo muß man nichts wuͤnſchen und thun im eignen Willen. 2. Jſt gleich bey den Leiden der Chriſten der Wille GOttes nicht anzuſehen, als die wirckende Urſache derſelben, da ſie vielmehr vom Satan und der boͤſen Welt herruͤhren: ſo iſt es doch ein gnaͤ- diger und guter Wille in Anſehung der Zulaſſung, auch beſondern Regierung und Richtung zum ge- ſegneten Zweck. 3. Seine Seele GOtt befehlen iſt ſich ſelbſt GOtt befohlen, da die Seele die befehlende und auch zugleich die befohlene Sache iſt. Der See- C c c c 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/573>, abgerufen am 22.11.2024.