2. Daß das menschliche Geschlecht mit dem Namen der Welt so oft in der heiligen Schrift benennet wird, damit ist angezeiget, daß GOtt bey Erschaffung der Welt darauf sein besonders und fürnehmstes Absehen gerichtet habe. Da es denn billig heißt: a potiori fit denomina- tio. Wie denn auch daher in der Beschreibung des grossen Wercks der Schöpfung sich eine weitläuftigere Vorstellung befindet, von dem dem menschlichen Geschlechte zur Wohnung ein- gegebnen Erdboden, als von den übrigen Thei- len der Welt; obwol jener gegen diese sonst kei- ne Proportion hat. Und daher können wir die Redens-Arten verstehen, wenn es heißt Marc. 16, 15. gehet hin in alle Welt. Röm. 5, 12. Die Sünde ist kommen in die Welt: Und 1 Joh. 5, 19. die gantze Welt lieget im argen.
3. Die grosse Ergiessungen und Uberschwem- mungen der Wasser, wodurch die erste Welt ist hingeraffet worden, wird im Teutschen gar nachdrücklich eine Sündfluth genennet, weil sie den Menschen der übermachten Sünde wegen zugeschicket worden. Da sie aber nicht in einem Augenblick also eingebrochen ist, daß alles auf einmal überschwemmet worden wäre, sondern die Gewässer nach und nach erst gewachsen sind; so haben die Gottlosen zum wenigsten in den al- lerersten nicht allein Stunden, sondern auch Tagen, noch Raum zur späten Bekehrung ge- habt, und mag solche von manchen auch wol dazu angewendet worden seyn.
4. Jst die erste Welt im Wasser untergan- gen, so wird die andere durch Feuer untergehen, nach dem dritten Capitel dieser Epistel v. 10. u. f. durch welche allgemeine Straf-Gerichte sich GOtt erweiset als einen souverainen, gerech- ten und allmächtigen HErrn und Richter der Welt, der alle Creaturen in seiner Gewalt hat, und sie zur Rache rüsten kan wider die Gottlosen.
5. Daß GOtt in dem grössesten Verfall und Verderben der Kirche auf Erden die Sei- nigen habe, siehet man an dem Exempel des Noa und der ihn Angehörigen. Ob aber alle sieben nebst ihm, nemlich sein Weib, seine drey Söhne und ihre Weiber GOtt von Hertzen ge- fürchtet haben, das stehet dahin, und läßt sich zum wenigsten von allen übrigen ausser dem Cham gewiß hoffen: wiewol auch dieser kan an- fangs besser geartet gewesen, und hernach erst mit seine[m] Geschlecht aus der Art geschlagen seyn; [m]it [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]s 1 B. Mos. 9, 22. u. f. auch aus der unter seinen Nachkommen allem Ansehen nach zu erst entstandenen Abgötterey zu schliessen ist.
6. Die Gerechtigkeit, deren Prediger Noa gewesen ist, ist alhier von der Gerechtigkeit zu verstehen, worauf nach der im Paradiese ge- gebnen, und hernach ohne Zweifel zum öftern wiederholten, Verheissung der Glaube ging: eben die Gerechtigkeit, welche aus der Ver- heissung vom Meßia und seiner Erlösung Abra- ham mit allen übrigen Gläubigen erlanget hat, und welche wir in Christo haben; der daher un- sere Gerechtigkeit genennet wird: Jer. 23, 5. 6. c. 33, 14. 15. 16. in dem wir haben Gerechtigkeit [Spaltenumbruch]
und Stärcke. Jes. 45, 24. Daher Paulus von ihm Hebr. 11, 7. spricht: Noa hat ererbet die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kömmt. Es wird demnach durch das Wort Gerechtigkeit der gantze Rath GOttes von un- serer Seligkeit, und also das gantze Evangelium von Christo verstanden.
7. Von dieser Gerechtigkeit ist Noa ein Prediger, kerux ein solcher Herold gewesen, der sie öffentlich ausgerufen, kund gemachet, und den Leuten seiner Zeit angepriesen hat; und zwar in der Ordnung der wahren Bekehrung zu GOtt; als worauf er dergestalt drang, daß er versicherte, daß dadurch die Gerichte der Sünd- fluth würden können abgewendet werden: wie denn Paulus Hebr. 11, 7. von ihm bezeuget, daß er die arge Welt verdammet, das ist, den Menschen ihren verdammlichen Zustand vorge- stellet habe, um in der Ordnung wahrer Bekeh- rung sie zur Seligkeit zu führen. Und solche sei- ne Predigt schmückte er dabey mir einem göttli- chen Leben, also daß er vor GOtt wandelte. Daß er auch nach der Sündfluth solche Verkün- digung der Gerechtigkeit sein Hauptwerck ha- be seyn lassen, das erkennet man aus seinem Opfer, davon es heißt, daß GOtt den süs- sen Geruch desselben gerochen habe, 1 B. Mos. 9, 21. nemlich in Ansehung des Glaubens an den Meßiam nach Eph. 5, 2. Jm übrigen hat man alhier den Ort 1 Pet. 1, 20. und die darüber gegebenen Anmerckungen zu conferiren.
V. 6.
Und hat die Städte Sodoma und Gomorra zu Aschen gemachet, umgekeh- ret und verdammet, damit ein Exempel gesetzt den Gottlosen, die hernach kom- men würden, (daß auch sie dem Gerichte GOt- tes, obgleich von ungleicher Art, nicht entge- hen würden, sonderlich dem ewigen.)
Anmerckungen.
1. Unter dem Namen der Städte Sodo- ma und Gomorra werden auch die übrigen, nemlich Adama, und Zeboim, (Zoar, darin- nen Lot erhalten wurde ausgenommen,) mit ih- rer gantzen Gegend verstanden.
2. Hatte die erste Welt den Noa zum Pre- diger der Gerechtigkeit, so hatte Sodom den Lot. Da man aber die Gnade GOttes, nach welcher die Gerechtigkeit des Glaubens ange- priesen wurde, auf Muthwillen zog, so erfolg- te darauf die richterliche Straf-Gerechtigkeit GOttes.
3. Daß GOtt zwischen der Sünde und ih- rer Strafe eine Proportion hält, erkennet man wie aus seinem richterlichen Amte, also auch aus dem Exempel an den Leuten zu Sodom und Gomorra. Denn entsetzet man sich billig über ihrem grossen Frevel, so erstaunet man auch nicht weniger über die Straf-Gerichte GOttes, nach 1 B. Mos. 18. 19.
4. Wir mögen alhier auch wol sagen, was Paulus 1 Cor. 10, 6. 11. von den Jsraeliten spricht: Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen,
daß
H h h h 3
Cap. 2. v. 5. 6. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch]
2. Daß das menſchliche Geſchlecht mit dem Namen der Welt ſo oft in der heiligen Schrift benennet wird, damit iſt angezeiget, daß GOtt bey Erſchaffung der Welt darauf ſein beſonders und fuͤrnehmſtes Abſehen gerichtet habe. Da es denn billig heißt: a potiori fit denomina- tio. Wie denn auch daher in der Beſchreibung des groſſen Wercks der Schoͤpfung ſich eine weitlaͤuftigere Vorſtellung befindet, von dem dem menſchlichen Geſchlechte zur Wohnung ein- gegebnen Erdboden, als von den uͤbrigen Thei- len der Welt; obwol jener gegen dieſe ſonſt kei- ne Proportion hat. Und daher koͤnnen wir die Redens-Arten verſtehen, wenn es heißt Marc. 16, 15. gehet hin in alle Welt. Roͤm. 5, 12. Die Suͤnde iſt kommen in die Welt: Und 1 Joh. 5, 19. die gantze Welt lieget im argen.
3. Die groſſe Ergieſſungen und Uberſchwem- mungen der Waſſer, wodurch die erſte Welt iſt hingeraffet worden, wird im Teutſchen gar nachdruͤcklich eine Suͤndfluth genennet, weil ſie den Menſchen der uͤbermachten Suͤnde wegen zugeſchicket worden. Da ſie aber nicht in einem Augenblick alſo eingebrochen iſt, daß alles auf einmal uͤberſchwemmet worden waͤre, ſondern die Gewaͤſſer nach und nach erſt gewachſen ſind; ſo haben die Gottloſen zum wenigſten in den al- lererſten nicht allein Stunden, ſondern auch Tagen, noch Raum zur ſpaͤten Bekehrung ge- habt, und mag ſolche von manchen auch wol dazu angewendet worden ſeyn.
4. Jſt die erſte Welt im Waſſer untergan- gen, ſo wird die andere durch Feuer untergehen, nach dem dritten Capitel dieſer Epiſtel v. 10. u. f. durch welche allgemeine Straf-Gerichte ſich GOtt erweiſet als einen ſouverainen, gerech- ten und allmaͤchtigen HErrn und Richter der Welt, der alle Creaturen in ſeiner Gewalt hat, und ſie zur Rache ruͤſten kan wider die Gottloſen.
5. Daß GOtt in dem groͤſſeſten Verfall und Verderben der Kirche auf Erden die Sei- nigen habe, ſiehet man an dem Exempel des Noa und der ihn Angehoͤrigen. Ob aber alle ſieben nebſt ihm, nemlich ſein Weib, ſeine drey Soͤhne und ihre Weiber GOtt von Hertzen ge- fuͤrchtet haben, das ſtehet dahin, und laͤßt ſich zum wenigſten von allen uͤbrigen auſſer dem Cham gewiß hoffen: wiewol auch dieſer kan an- fangs beſſer geartet geweſen, und hernach erſt mit ſeine[m] Geſchlecht aus der Art geſchlagen ſeyn; [m]it [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]s 1 B. Moſ. 9, 22. u. f. auch aus der unter ſeinen Nachkommen allem Anſehen nach zu erſt entſtandenen Abgoͤtterey zu ſchlieſſen iſt.
6. Die Gerechtigkeit, deren Prediger Noa geweſen iſt, iſt alhier von der Gerechtigkeit zu verſtehen, worauf nach der im Paradieſe ge- gebnen, und hernach ohne Zweifel zum oͤftern wiederholten, Verheiſſung der Glaube ging: eben die Gerechtigkeit, welche aus der Ver- heiſſung vom Meßia und ſeiner Erloͤſung Abra- ham mit allen uͤbrigen Glaͤubigen erlanget hat, und welche wir in Chriſto haben; der daher un- ſere Gerechtigkeit genennet wird: Jer. 23, 5. 6. c. 33, 14. 15. 16. in dem wir haben Gerechtigkeit [Spaltenumbruch]
und Staͤrcke. Jeſ. 45, 24. Daher Paulus von ihm Hebr. 11, 7. ſpricht: Noa hat ererbet die Gerechtigkeit, die durch den Glauben koͤmmt. Es wird demnach durch das Wort Gerechtigkeit der gantze Rath GOttes von un- ſerer Seligkeit, und alſo das gantze Evangelium von Chriſto verſtanden.
7. Von dieſer Gerechtigkeit iſt Noa ein Prediger, κήρυξ ein ſolcher Herold geweſen, der ſie oͤffentlich ausgerufen, kund gemachet, und den Leuten ſeiner Zeit angeprieſen hat; und zwar in der Ordnung der wahren Bekehrung zu GOtt; als worauf er dergeſtalt drang, daß er verſicherte, daß dadurch die Gerichte der Suͤnd- fluth wuͤrden koͤnnen abgewendet werden: wie denn Paulus Hebr. 11, 7. von ihm bezeuget, daß er die arge Welt verdammet, das iſt, den Menſchen ihren verdammlichen Zuſtand vorge- ſtellet habe, um in der Ordnung wahrer Bekeh- rung ſie zur Seligkeit zu fuͤhren. Und ſolche ſei- ne Predigt ſchmuͤckte er dabey mir einem goͤttli- chen Leben, alſo daß er vor GOtt wandelte. Daß er auch nach der Suͤndfluth ſolche Verkuͤn- digung der Gerechtigkeit ſein Hauptwerck ha- be ſeyn laſſen, das erkennet man aus ſeinem Opfer, davon es heißt, daß GOtt den ſuͤſ- ſen Geruch deſſelben gerochen habe, 1 B. Moſ. 9, 21. nemlich in Anſehung des Glaubens an den Meßiam nach Eph. 5, 2. Jm uͤbrigen hat man alhier den Ort 1 Pet. 1, 20. und die daruͤber gegebenen Anmerckungen zu conferiren.
V. 6.
Und hat die Staͤdte Sodoma und Gomorra zu Aſchen gemachet, umgekeh- ret und verdammet, damit ein Exempel geſetzt den Gottloſen, die hernach kom- men wuͤrden, (daß auch ſie dem Gerichte GOt- tes, obgleich von ungleicher Art, nicht entge- hen wuͤrden, ſonderlich dem ewigen.)
Anmerckungen.
1. Unter dem Namen der Staͤdte Sodo- ma und Gomorra werden auch die uͤbrigen, nemlich Adama, und Zeboim, (Zoar, darin- nen Lot erhalten wurde ausgenommen,) mit ih- rer gantzen Gegend verſtanden.
2. Hatte die erſte Welt den Noa zum Pre- diger der Gerechtigkeit, ſo hatte Sodom den Lot. Da man aber die Gnade GOttes, nach welcher die Gerechtigkeit des Glaubens ange- prieſen wurde, auf Muthwillen zog, ſo erfolg- te darauf die richterliche Straf-Gerechtigkeit GOttes.
3. Daß GOtt zwiſchen der Suͤnde und ih- rer Strafe eine Proportion haͤlt, erkennet man wie aus ſeinem richterlichen Amte, alſo auch aus dem Exempel an den Leuten zu Sodom und Gomorra. Denn entſetzet man ſich billig uͤber ihrem groſſen Frevel, ſo erſtaunet man auch nicht weniger uͤber die Straf-Gerichte GOttes, nach 1 B. Moſ. 18. 19.
4. Wir moͤgen alhier auch wol ſagen, was Paulus 1 Cor. 10, 6. 11. von den Jſraeliten ſpricht: Das iſt aber uns zum Vorbilde geſchehen,
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[613/0615]
Cap. 2. v. 5. 6. des andern Briefes Petri.
2. Daß das menſchliche Geſchlecht mit dem
Namen der Welt ſo oft in der heiligen Schrift
benennet wird, damit iſt angezeiget, daß GOtt
bey Erſchaffung der Welt darauf ſein beſonders
und fuͤrnehmſtes Abſehen gerichtet habe. Da
es denn billig heißt: a potiori fit denomina-
tio. Wie denn auch daher in der Beſchreibung
des groſſen Wercks der Schoͤpfung ſich eine
weitlaͤuftigere Vorſtellung befindet, von dem
dem menſchlichen Geſchlechte zur Wohnung ein-
gegebnen Erdboden, als von den uͤbrigen Thei-
len der Welt; obwol jener gegen dieſe ſonſt kei-
ne Proportion hat. Und daher koͤnnen wir
die Redens-Arten verſtehen, wenn es heißt
Marc. 16, 15. gehet hin in alle Welt. Roͤm.
5, 12. Die Suͤnde iſt kommen in die Welt:
Und 1 Joh. 5, 19. die gantze Welt lieget im
argen.
3. Die groſſe Ergieſſungen und Uberſchwem-
mungen der Waſſer, wodurch die erſte Welt
iſt hingeraffet worden, wird im Teutſchen gar
nachdruͤcklich eine Suͤndfluth genennet, weil
ſie den Menſchen der uͤbermachten Suͤnde wegen
zugeſchicket worden. Da ſie aber nicht in einem
Augenblick alſo eingebrochen iſt, daß alles auf
einmal uͤberſchwemmet worden waͤre, ſondern
die Gewaͤſſer nach und nach erſt gewachſen ſind;
ſo haben die Gottloſen zum wenigſten in den al-
lererſten nicht allein Stunden, ſondern auch
Tagen, noch Raum zur ſpaͤten Bekehrung ge-
habt, und mag ſolche von manchen auch wol
dazu angewendet worden ſeyn.
4. Jſt die erſte Welt im Waſſer untergan-
gen, ſo wird die andere durch Feuer untergehen,
nach dem dritten Capitel dieſer Epiſtel v. 10. u. f.
durch welche allgemeine Straf-Gerichte ſich
GOtt erweiſet als einen ſouverainen, gerech-
ten und allmaͤchtigen HErrn und Richter der
Welt, der alle Creaturen in ſeiner Gewalt hat,
und ſie zur Rache ruͤſten kan wider die Gottloſen.
5. Daß GOtt in dem groͤſſeſten Verfall
und Verderben der Kirche auf Erden die Sei-
nigen habe, ſiehet man an dem Exempel des
Noa und der ihn Angehoͤrigen. Ob aber alle
ſieben nebſt ihm, nemlich ſein Weib, ſeine drey
Soͤhne und ihre Weiber GOtt von Hertzen ge-
fuͤrchtet haben, das ſtehet dahin, und laͤßt ſich
zum wenigſten von allen uͤbrigen auſſer dem
Cham gewiß hoffen: wiewol auch dieſer kan an-
fangs beſſer geartet geweſen, und hernach erſt
mit ſeinem Geſchlecht aus der Art geſchlagen
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unter ſeinen Nachkommen allem Anſehen nach zu
erſt entſtandenen Abgoͤtterey zu ſchlieſſen iſt.
6. Die Gerechtigkeit, deren Prediger
Noa geweſen iſt, iſt alhier von der Gerechtigkeit
zu verſtehen, worauf nach der im Paradieſe ge-
gebnen, und hernach ohne Zweifel zum oͤftern
wiederholten, Verheiſſung der Glaube ging:
eben die Gerechtigkeit, welche aus der Ver-
heiſſung vom Meßia und ſeiner Erloͤſung Abra-
ham mit allen uͤbrigen Glaͤubigen erlanget hat,
und welche wir in Chriſto haben; der daher un-
ſere Gerechtigkeit genennet wird: Jer. 23, 5. 6.
c. 33, 14. 15. 16. in dem wir haben Gerechtigkeit
und Staͤrcke. Jeſ. 45, 24. Daher Paulus von
ihm Hebr. 11, 7. ſpricht: Noa hat ererbet die
Gerechtigkeit, die durch den Glauben
koͤmmt. Es wird demnach durch das Wort
Gerechtigkeit der gantze Rath GOttes von un-
ſerer Seligkeit, und alſo das gantze Evangelium
von Chriſto verſtanden.
7. Von dieſer Gerechtigkeit iſt Noa ein
Prediger, κήρυξ ein ſolcher Herold geweſen,
der ſie oͤffentlich ausgerufen, kund gemachet,
und den Leuten ſeiner Zeit angeprieſen hat; und
zwar in der Ordnung der wahren Bekehrung zu
GOtt; als worauf er dergeſtalt drang, daß er
verſicherte, daß dadurch die Gerichte der Suͤnd-
fluth wuͤrden koͤnnen abgewendet werden: wie
denn Paulus Hebr. 11, 7. von ihm bezeuget, daß
er die arge Welt verdammet, das iſt, den
Menſchen ihren verdammlichen Zuſtand vorge-
ſtellet habe, um in der Ordnung wahrer Bekeh-
rung ſie zur Seligkeit zu fuͤhren. Und ſolche ſei-
ne Predigt ſchmuͤckte er dabey mir einem goͤttli-
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Daß er auch nach der Suͤndfluth ſolche Verkuͤn-
digung der Gerechtigkeit ſein Hauptwerck ha-
be ſeyn laſſen, das erkennet man aus ſeinem
Opfer, davon es heißt, daß GOtt den ſuͤſ-
ſen Geruch deſſelben gerochen habe, 1 B.
Moſ. 9, 21. nemlich in Anſehung des Glaubens
an den Meßiam nach Eph. 5, 2. Jm uͤbrigen hat
man alhier den Ort 1 Pet. 1, 20. und die daruͤber
gegebenen Anmerckungen zu conferiren.
V. 6.
Und hat die Staͤdte Sodoma und
Gomorra zu Aſchen gemachet, umgekeh-
ret und verdammet, damit ein Exempel
geſetzt den Gottloſen, die hernach kom-
men wuͤrden, (daß auch ſie dem Gerichte GOt-
tes, obgleich von ungleicher Art, nicht entge-
hen wuͤrden, ſonderlich dem ewigen.)
Anmerckungen.
1. Unter dem Namen der Staͤdte Sodo-
ma und Gomorra werden auch die uͤbrigen,
nemlich Adama, und Zeboim, (Zoar, darin-
nen Lot erhalten wurde ausgenommen,) mit ih-
rer gantzen Gegend verſtanden.
2. Hatte die erſte Welt den Noa zum Pre-
diger der Gerechtigkeit, ſo hatte Sodom den
Lot. Da man aber die Gnade GOttes, nach
welcher die Gerechtigkeit des Glaubens ange-
prieſen wurde, auf Muthwillen zog, ſo erfolg-
te darauf die richterliche Straf-Gerechtigkeit
GOttes.
3. Daß GOtt zwiſchen der Suͤnde und ih-
rer Strafe eine Proportion haͤlt, erkennet
man wie aus ſeinem richterlichen Amte, alſo
auch aus dem Exempel an den Leuten zu Sodom
und Gomorra. Denn entſetzet man ſich billig
uͤber ihrem groſſen Frevel, ſo erſtaunet man auch
nicht weniger uͤber die Straf-Gerichte GOttes,
nach 1 B. Moſ. 18. 19.
4. Wir moͤgen alhier auch wol ſagen, was
Paulus 1 Cor. 10, 6. 11. von den Jſraeliten ſpricht:
Das iſt aber uns zum Vorbilde geſchehen,
daß
H h h h 3
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/615>, abgerufen am 22.11.2024.
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vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.