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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 3. v. 17-18. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] gleichwie es geschehen kan, daß man wieder aus
seiner geistlichen Vestung entfällt; nach c. 2, 19.
u. f. also ist es doch der wahren Christen ihre Ei-
genschaft, daß sie im guten ohne allen Rückfall bis
an ihr Ende beständig beharren: als welches der
Apostel zum fürnehmsten Zweck seiner beyden
Briefe gehabt hat.

5. Zur Beharrung ist nichts nöthiger, als
daß man an der rechten Qvelle der Gnade bleibe,
darinnen die Seele ihre rechte Nahrung und
Stärcke hat Hebr. 13, 9. und daß man täglich un-
ter genauer Selbstprüfung in einen Sabbati-
smum,
oder in eine Sammlung seiner selbst ein-
gehe, sich mit Zueignung der Gnade stärcke und
mit einem innern zu wiederhohlenden und aufs
neue zu bevestigenden guten Vorsatze, im guten
zu wachsen wafne. Wer stehet, der sehe zu,
daß er nicht falle!
1 Cor. 10, 12.

V. 18.

Wachset aber in der Gnade und Er-
kenntniß unsers HErrn und Heylandes JE-
su CHristi. Demselben sey Ehre nun und
zu ewigen Zeiten, Amen!

Anmerckungen.

1. Da der Wachsthum zu einer recht we-
sentlichen Eigenschaft des Reichs der Natur ge-
höret, wie wir dieses am ersten alter der Menschen,
auch an allen Feld- und Garten-Früchten, und an
allen Thieren sehen: wie solte man denn im Rei-
che der Gnaden ohne Wachsthum seyn? Wer
wolte darinnen immer ein unmündiges und un-
verständiges, auch sonst an den übrigen Kräften
schwaches Kind bleiben? Eph. 4, 14. Hebr. 5,
13. u. f.

2. Gleichwie nun der natürliche Wachs-
thum also geschiehet, daß man die hinlängliche
Nahrung zu sich nimmt, und unter gehöriger Be-
wegung recht bey sich digeriret: also muß auch
das geistliche zunehmen also befordert werden,
daß man an der geistlichen Seelen-Nahrung
bleibe, und solche durch getreue Anwendung im-
mer mehr bey sich zur Kraft kommen lasse. Hier-
auf hat der Apostel die Gläubigen schon im er-
sten Briefe geführet, wenn er c. 2, 2. spricht:
Seyd begierig nach der vernünftigen lau-
tern Milch, als die itzt gebornen Kindlein,
daß ihr durch dieselbe zunehmet.

3. Wenn der Apostel die geistliche Nah-
rung in der Gnade setzet, so verstehet er die Gna-
de nach ihrer gedoppelten Eigenschaft und Kraft,
nach welcher sie ist forensis, da wir uns in Chri-
sto von der durch ihn geschehenen Versöhnung
und daher erlangten Rechtfertigung versichert
[Spaltenumbruch] halten; und medicinalis, da wir nebst der Ge-
rechtigkeit auch geistliche Kraft bekommen, wel-
che zum Leben und göttlichen Wandel nöthig ist.
2 Pet. 1, 4. Jes. 45, 24. Denn eines kan ohne das
andere nicht seyn. Jst aber beyes bey einander,
so stehen wir in einem nach dem Evangelio freudi-
gen, und nach dem Gesetze heiligen Umgange mit
GOTT.

4. Da die Erkenntniß Christi gläubig, ja
in diesem Briefe nach c. 1, 2, 3. 8. und c. 2, 20.
der Glaube selbst ist; so haben wir dieses Wort
auch alhier billig von dem wahren Glauben, als
dem geistlichen Leben und geistlichen Lichte in der
Seele zuverstehen.

5. Was schicket sich aber besser zusammen,
als Gnade und gläubige Erkenntniß, oder der
Glaube selbst? Denn der Glaube ist ja gleichsam
die Hand, oder der Schöpf-Eimer, damit wir
zum Wachsthum aus der Fülle Christi (der al-
hier, als die Qvelle der Gnade, und das Object
des Glaubens dazu gesetzet wird) Gnade um
Gnade nehmen, Joh. 1, 16.

6. Wo der Glaube rechter Art ist, da wer-
den die vier Namen zu lauter Gnade und Kraft,
wenn es von dem Sohne GOttes, unserm Mitt-
ler, heißt; daß er ist der HErr, oder Jehovah,
der Heyland, und JEsus CHristus. Und daß
man mit vester Zueignung davon sagen kan un-
ser,
oder mein HErr und Heyland JEsus Chri-
stus, das ist das rechte Werck des Glaubens.

7. Aus der Verbindung des 17den und 18den
Verses siehet man, daß, wer vor Verführung
gesichert bleiben, und aus seiner eignen Vestung
nicht entfallen will, vor allen Dingen in der Gna-
de und Erkenntniß Christi wachsen müsse.

8. Wer mit Perro alles zu GOttes Ehren
thun will, muß also in der Gnade und gläubigen
Erkenntniß JEsu Christi stehen, daß er darinnen
beständig wachse: auf welche Art auch die Ehre,
oder herrlichkeit GOttes, das ist, sein herrliches
Ebenbild in ihm immer mehr verkläret wird.

9. Da die Ewigkeit ein beständiger Tag ist
ohne Nacht, Offenb. 22, 5. so bedienet sich der
Apostel davon im Griechischen des Worts, Tag:
Wie denn auch wol sonst von der Ewigkeit, als
von der Zeit, geredet wird, aber ohne Zeit ver-
standen werden muß. Siehe unter andern Ps.
102. 27. 28.

10. Zu dem nun setze ein ieglicher Leser der
aus diesem Briefe einen gesegneten Nutzen haben
will, im Glauben ein solches amen, daß er sich
bey dem Wachsthum in der Gnade und Erkennt-
niß JEsu CHristi entschliesse, von nun an ihm al-
lein zu Ehren zu leben! Amen! das heißt ja! ja!
es soll also geschehen!

Erklä-
M m m m 2

Cap. 3. v. 17-18. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] gleichwie es geſchehen kan, daß man wieder aus
ſeiner geiſtlichen Veſtung entfaͤllt; nach c. 2, 19.
u. f. alſo iſt es doch der wahren Chriſten ihre Ei-
genſchaft, daß ſie im guten ohne allen Ruͤckfall bis
an ihr Ende beſtaͤndig beharren: als welches der
Apoſtel zum fuͤrnehmſten Zweck ſeiner beyden
Briefe gehabt hat.

5. Zur Beharrung iſt nichts noͤthiger, als
daß man an der rechten Qvelle der Gnade bleibe,
darinnen die Seele ihre rechte Nahrung und
Staͤrcke hat Hebr. 13, 9. und daß man taͤglich un-
ter genauer Selbſtpruͤfung in einen Sabbati-
ſmum,
oder in eine Sammlung ſeiner ſelbſt ein-
gehe, ſich mit Zueignung der Gnade ſtaͤrcke und
mit einem innern zu wiederhohlenden und aufs
neue zu beveſtigenden guten Vorſatze, im guten
zu wachſen wafne. Wer ſtehet, der ſehe zu,
daß er nicht falle!
1 Cor. 10, 12.

V. 18.

Wachſet aber in der Gnade und Er-
kenntniß unſers HErrn und Heylandes JE-
ſu CHriſti. Demſelben ſey Ehre nun und
zu ewigen Zeiten, Amen!

Anmerckungen.

1. Da der Wachsthum zu einer recht we-
ſentlichen Eigenſchaft des Reichs der Natur ge-
hoͤret, wie wir dieſes am erſten alter der Menſchen,
auch an allen Feld- und Garten-Fruͤchten, und an
allen Thieren ſehen: wie ſolte man denn im Rei-
che der Gnaden ohne Wachsthum ſeyn? Wer
wolte darinnen immer ein unmuͤndiges und un-
verſtaͤndiges, auch ſonſt an den uͤbrigen Kraͤften
ſchwaches Kind bleiben? Eph. 4, 14. Hebr. 5,
13. u. f.

2. Gleichwie nun der natuͤrliche Wachs-
thum alſo geſchiehet, daß man die hinlaͤngliche
Nahrung zu ſich nimmt, und unter gehoͤriger Be-
wegung recht bey ſich digeriret: alſo muß auch
das geiſtliche zunehmen alſo befordert werden,
daß man an der geiſtlichen Seelen-Nahrung
bleibe, und ſolche durch getreue Anwendung im-
mer mehr bey ſich zur Kraft kommen laſſe. Hier-
auf hat der Apoſtel die Glaͤubigen ſchon im er-
ſten Briefe gefuͤhret, wenn er c. 2, 2. ſpricht:
Seyd begierig nach der vernuͤnftigen lau-
tern Milch, als die itzt gebornen Kindlein,
daß ihr durch dieſelbe zunehmet.

3. Wenn der Apoſtel die geiſtliche Nah-
rung in der Gnade ſetzet, ſo verſtehet er die Gna-
de nach ihrer gedoppelten Eigenſchaft und Kraft,
nach welcher ſie iſt forenſis, da wir uns in Chri-
ſto von der durch ihn geſchehenen Verſoͤhnung
und daher erlangten Rechtfertigung verſichert
[Spaltenumbruch] halten; und medicinalis, da wir nebſt der Ge-
rechtigkeit auch geiſtliche Kraft bekommen, wel-
che zum Leben und goͤttlichen Wandel noͤthig iſt.
2 Pet. 1, 4. Jeſ. 45, 24. Denn eines kan ohne das
andere nicht ſeyn. Jſt aber beyes bey einander,
ſo ſtehen wir in einem nach dem Evangelio freudi-
gen, und nach dem Geſetze heiligen Umgange mit
GOTT.

4. Da die Erkenntniß Chriſti glaͤubig, ja
in dieſem Briefe nach c. 1, 2, 3. 8. und c. 2, 20.
der Glaube ſelbſt iſt; ſo haben wir dieſes Wort
auch alhier billig von dem wahren Glauben, als
dem geiſtlichen Leben und geiſtlichen Lichte in der
Seele zuverſtehen.

5. Was ſchicket ſich aber beſſer zuſammen,
als Gnade und glaͤubige Erkenntniß, oder der
Glaube ſelbſt? Denn der Glaube iſt ja gleichſam
die Hand, oder der Schoͤpf-Eimer, damit wir
zum Wachsthum aus der Fuͤlle Chriſti (der al-
hier, als die Qvelle der Gnade, und das Object
des Glaubens dazu geſetzet wird) Gnade um
Gnade nehmen, Joh. 1, 16.

6. Wo der Glaube rechter Art iſt, da wer-
den die vier Namen zu lauter Gnade und Kraft,
wenn es von dem Sohne GOttes, unſerm Mitt-
ler, heißt; daß er iſt der HErr, oder Jehovah,
der Heyland, und JEſus CHriſtus. Und daß
man mit veſter Zueignung davon ſagen kan un-
ſer,
oder mein HErr und Heyland JEſus Chri-
ſtus, das iſt das rechte Werck des Glaubens.

7. Aus der Verbindung des 17den und 18den
Verſes ſiehet man, daß, wer vor Verfuͤhrung
geſichert bleiben, und aus ſeiner eignen Veſtung
nicht entfallen will, vor allen Dingen in der Gna-
de und Erkenntniß Chriſti wachſen muͤſſe.

8. Wer mit Perro alles zu GOttes Ehren
thun will, muß alſo in der Gnade und glaͤubigen
Erkenntniß JEſu Chriſti ſtehen, daß er darinnen
beſtaͤndig wachſe: auf welche Art auch die Ehre,
oder herrlichkeit GOttes, das iſt, ſein herrliches
Ebenbild in ihm immer mehr verklaͤret wird.

9. Da die Ewigkeit ein beſtaͤndiger Tag iſt
ohne Nacht, Offenb. 22, 5. ſo bedienet ſich der
Apoſtel davon im Griechiſchen des Worts, Tag:
Wie denn auch wol ſonſt von der Ewigkeit, als
von der Zeit, geredet wird, aber ohne Zeit ver-
ſtanden werden muß. Siehe unter andern Pſ.
102. 27. 28.

10. Zu dem nun ſetze ein ieglicher Leſer der
aus dieſem Briefe einen geſegneten Nutzen haben
will, im Glauben ein ſolches amen, daß er ſich
bey dem Wachsthum in der Gnade und Erkennt-
niß JEſu CHriſti entſchlieſſe, von nun an ihm al-
lein zu Ehren zu leben! Amen! das heißt ja! ja!
es ſoll alſo geſchehen!

Erklaͤ-
M m m m 2
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[643/0645] Cap. 3. v. 17-18. des andern Briefes Petri. gleichwie es geſchehen kan, daß man wieder aus ſeiner geiſtlichen Veſtung entfaͤllt; nach c. 2, 19. u. f. alſo iſt es doch der wahren Chriſten ihre Ei- genſchaft, daß ſie im guten ohne allen Ruͤckfall bis an ihr Ende beſtaͤndig beharren: als welches der Apoſtel zum fuͤrnehmſten Zweck ſeiner beyden Briefe gehabt hat. 5. Zur Beharrung iſt nichts noͤthiger, als daß man an der rechten Qvelle der Gnade bleibe, darinnen die Seele ihre rechte Nahrung und Staͤrcke hat Hebr. 13, 9. und daß man taͤglich un- ter genauer Selbſtpruͤfung in einen Sabbati- ſmum, oder in eine Sammlung ſeiner ſelbſt ein- gehe, ſich mit Zueignung der Gnade ſtaͤrcke und mit einem innern zu wiederhohlenden und aufs neue zu beveſtigenden guten Vorſatze, im guten zu wachſen wafne. Wer ſtehet, der ſehe zu, daß er nicht falle! 1 Cor. 10, 12. V. 18. Wachſet aber in der Gnade und Er- kenntniß unſers HErrn und Heylandes JE- ſu CHriſti. Demſelben ſey Ehre nun und zu ewigen Zeiten, Amen! Anmerckungen. 1. Da der Wachsthum zu einer recht we- ſentlichen Eigenſchaft des Reichs der Natur ge- hoͤret, wie wir dieſes am erſten alter der Menſchen, auch an allen Feld- und Garten-Fruͤchten, und an allen Thieren ſehen: wie ſolte man denn im Rei- che der Gnaden ohne Wachsthum ſeyn? Wer wolte darinnen immer ein unmuͤndiges und un- verſtaͤndiges, auch ſonſt an den uͤbrigen Kraͤften ſchwaches Kind bleiben? Eph. 4, 14. Hebr. 5, 13. u. f. 2. Gleichwie nun der natuͤrliche Wachs- thum alſo geſchiehet, daß man die hinlaͤngliche Nahrung zu ſich nimmt, und unter gehoͤriger Be- wegung recht bey ſich digeriret: alſo muß auch das geiſtliche zunehmen alſo befordert werden, daß man an der geiſtlichen Seelen-Nahrung bleibe, und ſolche durch getreue Anwendung im- mer mehr bey ſich zur Kraft kommen laſſe. Hier- auf hat der Apoſtel die Glaͤubigen ſchon im er- ſten Briefe gefuͤhret, wenn er c. 2, 2. ſpricht: Seyd begierig nach der vernuͤnftigen lau- tern Milch, als die itzt gebornen Kindlein, daß ihr durch dieſelbe zunehmet. 3. Wenn der Apoſtel die geiſtliche Nah- rung in der Gnade ſetzet, ſo verſtehet er die Gna- de nach ihrer gedoppelten Eigenſchaft und Kraft, nach welcher ſie iſt forenſis, da wir uns in Chri- ſto von der durch ihn geſchehenen Verſoͤhnung und daher erlangten Rechtfertigung verſichert halten; und medicinalis, da wir nebſt der Ge- rechtigkeit auch geiſtliche Kraft bekommen, wel- che zum Leben und goͤttlichen Wandel noͤthig iſt. 2 Pet. 1, 4. Jeſ. 45, 24. Denn eines kan ohne das andere nicht ſeyn. Jſt aber beyes bey einander, ſo ſtehen wir in einem nach dem Evangelio freudi- gen, und nach dem Geſetze heiligen Umgange mit GOTT. 4. Da die Erkenntniß Chriſti glaͤubig, ja in dieſem Briefe nach c. 1, 2, 3. 8. und c. 2, 20. der Glaube ſelbſt iſt; ſo haben wir dieſes Wort auch alhier billig von dem wahren Glauben, als dem geiſtlichen Leben und geiſtlichen Lichte in der Seele zuverſtehen. 5. Was ſchicket ſich aber beſſer zuſammen, als Gnade und glaͤubige Erkenntniß, oder der Glaube ſelbſt? Denn der Glaube iſt ja gleichſam die Hand, oder der Schoͤpf-Eimer, damit wir zum Wachsthum aus der Fuͤlle Chriſti (der al- hier, als die Qvelle der Gnade, und das Object des Glaubens dazu geſetzet wird) Gnade um Gnade nehmen, Joh. 1, 16. 6. Wo der Glaube rechter Art iſt, da wer- den die vier Namen zu lauter Gnade und Kraft, wenn es von dem Sohne GOttes, unſerm Mitt- ler, heißt; daß er iſt der HErr, oder Jehovah, der Heyland, und JEſus CHriſtus. Und daß man mit veſter Zueignung davon ſagen kan un- ſer, oder mein HErr und Heyland JEſus Chri- ſtus, das iſt das rechte Werck des Glaubens. 7. Aus der Verbindung des 17den und 18den Verſes ſiehet man, daß, wer vor Verfuͤhrung geſichert bleiben, und aus ſeiner eignen Veſtung nicht entfallen will, vor allen Dingen in der Gna- de und Erkenntniß Chriſti wachſen muͤſſe. 8. Wer mit Perro alles zu GOttes Ehren thun will, muß alſo in der Gnade und glaͤubigen Erkenntniß JEſu Chriſti ſtehen, daß er darinnen beſtaͤndig wachſe: auf welche Art auch die Ehre, oder herrlichkeit GOttes, das iſt, ſein herrliches Ebenbild in ihm immer mehr verklaͤret wird. 9. Da die Ewigkeit ein beſtaͤndiger Tag iſt ohne Nacht, Offenb. 22, 5. ſo bedienet ſich der Apoſtel davon im Griechiſchen des Worts, Tag: Wie denn auch wol ſonſt von der Ewigkeit, als von der Zeit, geredet wird, aber ohne Zeit ver- ſtanden werden muß. Siehe unter andern Pſ. 102. 27. 28. 10. Zu dem nun ſetze ein ieglicher Leſer der aus dieſem Briefe einen geſegneten Nutzen haben will, im Glauben ein ſolches amen, daß er ſich bey dem Wachsthum in der Gnade und Erkennt- niß JEſu CHriſti entſchlieſſe, von nun an ihm al- lein zu Ehren zu leben! Amen! das heißt ja! ja! es ſoll alſo geſchehen! Erklaͤ- M m m m 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/645>, abgerufen am 12.06.2024.