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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 3. v. 13-14.
[Spaltenumbruch] ten Haß der Welt, und an dem, was er mit sich
bringet, ein Kennzeichen von ihrer Kindschaft bey
GOtt. Welches sonderlich den angefochtenen
wohl zu statten kömmt Denn wenn diese zu ei-
nem nachdrücklichen Gefühle von ihrer Armuth
am Geiste und ihrer natürlichen Unwürdigkeit
kommen, und daher an ihrem Gnaden-Stande
zweifelen, so bekommen sie an dem Hasse der
Welt auch ein äusserliches Kennzeichen zu ihrer
Versicherung von jenem.

V. 14.

Wir wissen, daß wir aus dem Tode
ins Leben kommen sind. Denn wir lie-
ben die Brüder. Wer den Bruder nicht
liebet, der bleibet im Tode.

Anmerckungen.

1. Demnach der Apostel des Hasses gedacht
hatte, welchen die Gläubigen von der Welt über
sich nehmen, so gedencket er darauf hingegen der
Liebe, in welcher sie gegen iederman stehen, son-
derlich gegen die geistlichen Brüder, und daran
sie bey sich ein Kennzeichen ihrer Kindschaft bey
GOtt haben. Wir haben demnach alhier diese
beyden Puncte zu mercken, krinomenon, die Sache
welche erkant werden soll; und kriterion, das
Kennzeichen, wobey man sie zuerkennen hat.
Dazu denn drittens kömmt das Gegentheil.

2. Die zu erkennende Sache ist, ob man
aus dem Tode ins Leben kommen sey?

Dabey folgendes zu mercken ist:

a. Der Tod ist der geistliche: mit welchem
Worte der Stand der verderbten Natur und
der herrschenden Sünde daher benennet wird,
weil der Mensch darinn gantz entfremdet ist
von dem geistlichen Leben, das aus GOtt ist;
und weil er darinnen aller geistlichen Bewe-
gung und Kraft zum wahren Dienste GOttes
gäntzlich ermangelt. Und also bestehet dieser
geistliche Tod in einem gäntzlichen Unver-
mögen zu allem guten, da sich ein Mensch so
wenig zu einigen Pflichten des Glaubens und
der Liebe regen und bewegen, geschweige zur
gehörigen Wirckung kommen kan, so wenig
von einem leiblicher Weise Todten etwas, was
zum Leben und Wandel gehöret, zu erwarten
ist. Und dieses geistliche Unvermögen ist dazu
noch verbunden mit einer Feindschaft wider
GOtt, durch welche der Mensch allem geistli-
chen Guten widerstrebet, also daß die Sünde
nicht allein ist anomia, sondern auch adunamia,
wie v. 4. erinnert ist. Jn diesen geistlichen
Tod ist die menschliche Natur durch die Sün-
de in den ersten Eltern verfallen, und ist er auf
alle Menschen natürlicher Weise fortgepflan-
tzet. Der Mittel-Punct solches Zustandes,
darinnen man durch diesen Tod GOtt und al-
lem guten abgestorben, ist der Unglaube.
Was der Mensch darinnen wircket, das sind
todte Wercke, und wenn sie auch gleich noch so
scheinbar sind, und auf die Religion selbst ge-
hen. Hebr. 6, 1. c. 9, 14. Mit diesem geistli-
chen Tode ist auch verknüpfet die Gewalt des
Satans Col. 1, 13. c. 2, 13. nebst dem Fluche
[Spaltenumbruch] des Gesetzes und dem Zorne GOttes, wie leicht-
lich zu erachten ist.
b. Das Leben, welches diesem Tode entgegen
stehet, ist das geistliche: davon Christus der
Grund ist, der es verdienet hat und schencket,
und daher auch selbst das Leben genennet
wird, auch an sich das selbständige Leben ist Jes.
1, 4. c. 14, 6: Gleichwie wir den geistlichen Tod
von Adam her haben. Es bestehet das geist-
liche Leben in demjenigen Stande der Gna-
den, nach welchem der Mensch an seinen See-
len-Kräften mit solchem geistlichen Vermögen
begabet ist, daß er nicht allein GOtt in seinem
Lichte heilsamlich erkennen, sondern ihm auch
im Geiste und in der Wahrheit anhangen, und
alle schuldige Pflichten nach seinem Gesetze ge-
gen ihn, sich selbst und den Nächsten ausüben
kan, auch würcklich und aufrichtig, obgleich
unvollkommlich, ausübet. Welche geistliche
Lebens-Kraft sonderlich im wahren Glauben
lieget, der daher auch seiner Natur nach ein
geistliches Leben und geistliches Licht in der
Seelen wird.
c. Das kommen aus dem Tode ist das
Leben.
Der Apostel spricht metabebekamen,
wir sind übergeschritten, übergegangen, das
ist denn also eine rechte metabasis eis allo genos,
ein Ubergang in ein gantz anders Leben und
in eine gantz andere Lebens-Art, und also in ei-
nen gantz andern Stand dabey folgendes zu er-
wegen ist:
a. Auf Seiten GOttes geschiehet die Erwe-
ckung
aus diesem geistlichen Tode: wozu
die Gnade der Berufung und würcklichen
Bekehrung gehöret. Der Apostel hat es
vorher v. 9. mit dem Worte der Wieder-
geburt
ausgedrucket.
b. Auf Seiten des Menschen geschiehet die
geistliche Auferstehung: welche alhier der
Ubergang heisset, und eine würckliche Ver-
änderung des gantzen Gemüths und Zustan-
des anzeiget.
g. Zu diesem kommen aus dem Tode ins Leben
gehöret die damit unauflöslich verknüpfte
Rechtfertigung und Annehmung an Kindes
statt mit dem Frieden GOttes, der Freyheit
des Gewissens, der Freude des Geistes und
allen übrigen Heyls-Gütern.
d. Johannes scheinet mit diesen Worten sonder-
lich gesehen zu haben auf die Worte Christi
Evangel. c. 5, 24. Warlich, warlich, ich sa-
ge euch, wer mein Wort höret, und gläu-
bet dem, der mich gesand hat, der hat
das ewige Leben, und kömmt nicht
in das Gericht, sondern er ist vom
Tode zum Leben hindurch gedrungen.

Alwo eben dasselbe Wort metabebeken gebrau-
chet und von dem sel. Luthero gar nach-
drücklich durch hindurchgedrungen ü-
bersetzet ist.
e. Der nachdrücklichste parallel-Ort ist Col.
1, 13. Der Vater hat uns errettet von
der Obrigkeit
(Gewalt) der Finster-
niß, und hat uns versetzet in das
Reich seines lieben Sohnes.
Siehe auch
Apost. Gesch. 26, 18.
3. So

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 13-14.
[Spaltenumbruch] ten Haß der Welt, und an dem, was er mit ſich
bringet, ein Kennzeichen von ihrer Kindſchaft bey
GOtt. Welches ſonderlich den angefochtenen
wohl zu ſtatten koͤmmt Denn wenn dieſe zu ei-
nem nachdruͤcklichen Gefuͤhle von ihrer Armuth
am Geiſte und ihrer natuͤrlichen Unwuͤrdigkeit
kommen, und daher an ihrem Gnaden-Stande
zweifelen, ſo bekommen ſie an dem Haſſe der
Welt auch ein aͤuſſerliches Kennzeichen zu ihrer
Verſicherung von jenem.

V. 14.

Wir wiſſen, daß wir aus dem Tode
ins Leben kommen ſind. Denn wir lie-
ben die Bruͤder. Wer den Bruder nicht
liebet, der bleibet im Tode.

Anmerckungen.

1. Demnach der Apoſtel des Haſſes gedacht
hatte, welchen die Glaͤubigen von der Welt uͤber
ſich nehmen, ſo gedencket er darauf hingegen der
Liebe, in welcher ſie gegen iederman ſtehen, ſon-
derlich gegen die geiſtlichen Bruͤder, und daran
ſie bey ſich ein Kennzeichen ihrer Kindſchaft bey
GOtt haben. Wir haben demnach alhier dieſe
beyden Puncte zu mercken, κϱινόμενον, die Sache
welche erkant werden ſoll; und κϱιτήϱιον, das
Kennzeichen, wobey man ſie zuerkennen hat.
Dazu denn drittens koͤmmt das Gegentheil.

2. Die zu erkennende Sache iſt, ob man
aus dem Tode ins Leben kommen ſey?

Dabey folgendes zu mercken iſt:

a. Der Tod iſt der geiſtliche: mit welchem
Worte der Stand der verderbten Natur und
der herrſchenden Suͤnde daher benennet wird,
weil der Menſch darinn gantz entfremdet iſt
von dem geiſtlichen Leben, das aus GOtt iſt;
und weil er darinnen aller geiſtlichen Bewe-
gung und Kraft zum wahren Dienſte GOttes
gaͤntzlich ermangelt. Und alſo beſtehet dieſer
geiſtliche Tod in einem gaͤntzlichen Unver-
moͤgen zu allem guten, da ſich ein Menſch ſo
wenig zu einigen Pflichten des Glaubens und
der Liebe regen und bewegen, geſchweige zur
gehoͤrigen Wirckung kommen kan, ſo wenig
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noch verbunden mit einer Feindſchaft wider
GOtt, durch welche der Menſch allem geiſtli-
chen Guten widerſtrebet, alſo daß die Suͤnde
nicht allein iſt ἀνομία, ſondern auch ἀδυναμία,
wie v. 4. erinnert iſt. Jn dieſen geiſtlichen
Tod iſt die menſchliche Natur durch die Suͤn-
de in den erſten Eltern verfallen, und iſt er auf
alle Menſchen natuͤrlicher Weiſe fortgepflan-
tzet. Der Mittel-Punct ſolches Zuſtandes,
darinnen man durch dieſen Tod GOtt und al-
lem guten abgeſtorben, iſt der Unglaube.
Was der Menſch darinnen wircket, das ſind
todte Wercke, und wenn ſie auch gleich noch ſo
ſcheinbar ſind, und auf die Religion ſelbſt ge-
hen. Hebr. 6, 1. c. 9, 14. Mit dieſem geiſtli-
chen Tode iſt auch verknuͤpfet die Gewalt des
Satans Col. 1, 13. c. 2, 13. nebſt dem Fluche
[Spaltenumbruch] des Geſetzes und dem Zorne GOttes, wie leicht-
lich zu erachten iſt.
b. Das Leben, welches dieſem Tode entgegen
ſtehet, iſt das geiſtliche: davon Chriſtus der
Grund iſt, der es verdienet hat und ſchencket,
und daher auch ſelbſt das Leben genennet
wird, auch an ſich das ſelbſtaͤndige Leben iſt Jeſ.
1, 4. c. 14, 6: Gleichwie wir den geiſtlichen Tod
von Adam her haben. Es beſtehet das geiſt-
liche Leben in demjenigen Stande der Gna-
den, nach welchem der Menſch an ſeinen See-
len-Kraͤften mit ſolchem geiſtlichen Vermoͤgen
begabet iſt, daß er nicht allein GOtt in ſeinem
Lichte heilſamlich erkennen, ſondern ihm auch
im Geiſte und in der Wahrheit anhangen, und
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kan, auch wuͤrcklich und aufrichtig, obgleich
unvollkommlich, ausuͤbet. Welche geiſtliche
Lebens-Kraft ſonderlich im wahren Glauben
lieget, der daher auch ſeiner Natur nach ein
geiſtliches Leben und geiſtliches Licht in der
Seelen wird.
c. Das kommen aus dem Tode iſt das
Leben.
Der Apoſtel ſpricht μεταβεβήκαμεν,
wir ſind uͤbergeſchritten, uͤbergegangen, das
iſt denn alſo eine rechte μετάβασις ἐις ἄλλο γένος,
ein Ubergang in ein gantz anders Leben und
in eine gantz andere Lebens-Art, und alſo in ei-
nen gantz andern Stand dabey folgendes zu er-
wegen iſt:
α. Auf Seiten GOttes geſchiehet die Erwe-
ckung
aus dieſem geiſtlichen Tode: wozu
die Gnade der Berufung und wuͤrcklichen
Bekehrung gehoͤret. Der Apoſtel hat es
vorher v. 9. mit dem Worte der Wieder-
geburt
ausgedrucket.
β. Auf Seiten des Menſchen geſchiehet die
geiſtliche Auferſtehung: welche alhier der
Ubergang heiſſet, und eine wuͤrckliche Ver-
aͤnderung des gantzen Gemuͤths und Zuſtan-
des anzeiget.
γ. Zu dieſem kommen aus dem Tode ins Leben
gehoͤret die damit unaufloͤslich verknuͤpfte
Rechtfertigung und Annehmung an Kindes
ſtatt mit dem Frieden GOttes, der Freyheit
des Gewiſſens, der Freude des Geiſtes und
allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern.
δ. Johannes ſcheinet mit dieſen Worten ſonder-
lich geſehen zu haben auf die Worte Chriſti
Evangel. c. 5, 24. Warlich, warlich, ich ſa-
ge euch, wer mein Woꝛt hoͤret, und glaͤu-
bet dem, der mich geſand hat, der hat
das ewige Leben, und koͤmmt nicht
in das Gericht, ſondern er iſt vom
Tode zum Leben hindurch gedrungen.

Alwo eben daſſelbe Wort μεταβέβηκεν gebrau-
chet und von dem ſel. Luthero gar nach-
druͤcklich durch hindurchgedrungen uͤ-
berſetzet iſt.
ε. Der nachdruͤcklichſte parallel-Ort iſt Col.
1, 13. Der Vater hat uns errettet von
der Obrigkeit
(Gewalt) der Finſter-
niß, und hat uns verſetzet in das
Reich ſeines lieben Sohnes.
Siehe auch
Apoſt. Geſch. 26, 18.
3. So
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[692/0694] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 13-14. ten Haß der Welt, und an dem, was er mit ſich bringet, ein Kennzeichen von ihrer Kindſchaft bey GOtt. Welches ſonderlich den angefochtenen wohl zu ſtatten koͤmmt Denn wenn dieſe zu ei- nem nachdruͤcklichen Gefuͤhle von ihrer Armuth am Geiſte und ihrer natuͤrlichen Unwuͤrdigkeit kommen, und daher an ihrem Gnaden-Stande zweifelen, ſo bekommen ſie an dem Haſſe der Welt auch ein aͤuſſerliches Kennzeichen zu ihrer Verſicherung von jenem. V. 14. Wir wiſſen, daß wir aus dem Tode ins Leben kommen ſind. Denn wir lie- ben die Bruͤder. Wer den Bruder nicht liebet, der bleibet im Tode. Anmerckungen. 1. Demnach der Apoſtel des Haſſes gedacht hatte, welchen die Glaͤubigen von der Welt uͤber ſich nehmen, ſo gedencket er darauf hingegen der Liebe, in welcher ſie gegen iederman ſtehen, ſon- derlich gegen die geiſtlichen Bruͤder, und daran ſie bey ſich ein Kennzeichen ihrer Kindſchaft bey GOtt haben. Wir haben demnach alhier dieſe beyden Puncte zu mercken, κϱινόμενον, die Sache welche erkant werden ſoll; und κϱιτήϱιον, das Kennzeichen, wobey man ſie zuerkennen hat. Dazu denn drittens koͤmmt das Gegentheil. 2. Die zu erkennende Sache iſt, ob man aus dem Tode ins Leben kommen ſey? Dabey folgendes zu mercken iſt: a. Der Tod iſt der geiſtliche: mit welchem Worte der Stand der verderbten Natur und der herrſchenden Suͤnde daher benennet wird, weil der Menſch darinn gantz entfremdet iſt von dem geiſtlichen Leben, das aus GOtt iſt; und weil er darinnen aller geiſtlichen Bewe- gung und Kraft zum wahren Dienſte GOttes gaͤntzlich ermangelt. Und alſo beſtehet dieſer geiſtliche Tod in einem gaͤntzlichen Unver- moͤgen zu allem guten, da ſich ein Menſch ſo wenig zu einigen Pflichten des Glaubens und der Liebe regen und bewegen, geſchweige zur gehoͤrigen Wirckung kommen kan, ſo wenig von einem leiblicher Weiſe Todten etwas, was zum Leben und Wandel gehoͤret, zu erwarten iſt. Und dieſes geiſtliche Unvermoͤgen iſt dazu noch verbunden mit einer Feindſchaft wider GOtt, durch welche der Menſch allem geiſtli- chen Guten widerſtrebet, alſo daß die Suͤnde nicht allein iſt ἀνομία, ſondern auch ἀδυναμία, wie v. 4. erinnert iſt. Jn dieſen geiſtlichen Tod iſt die menſchliche Natur durch die Suͤn- de in den erſten Eltern verfallen, und iſt er auf alle Menſchen natuͤrlicher Weiſe fortgepflan- tzet. Der Mittel-Punct ſolches Zuſtandes, darinnen man durch dieſen Tod GOtt und al- lem guten abgeſtorben, iſt der Unglaube. Was der Menſch darinnen wircket, das ſind todte Wercke, und wenn ſie auch gleich noch ſo ſcheinbar ſind, und auf die Religion ſelbſt ge- hen. Hebr. 6, 1. c. 9, 14. Mit dieſem geiſtli- chen Tode iſt auch verknuͤpfet die Gewalt des Satans Col. 1, 13. c. 2, 13. nebſt dem Fluche des Geſetzes und dem Zorne GOttes, wie leicht- lich zu erachten iſt. b. Das Leben, welches dieſem Tode entgegen ſtehet, iſt das geiſtliche: davon Chriſtus der Grund iſt, der es verdienet hat und ſchencket, und daher auch ſelbſt das Leben genennet wird, auch an ſich das ſelbſtaͤndige Leben iſt Jeſ. 1, 4. c. 14, 6: Gleichwie wir den geiſtlichen Tod von Adam her haben. Es beſtehet das geiſt- liche Leben in demjenigen Stande der Gna- den, nach welchem der Menſch an ſeinen See- len-Kraͤften mit ſolchem geiſtlichen Vermoͤgen begabet iſt, daß er nicht allein GOtt in ſeinem Lichte heilſamlich erkennen, ſondern ihm auch im Geiſte und in der Wahrheit anhangen, und alle ſchuldige Pflichten nach ſeinem Geſetze ge- gen ihn, ſich ſelbſt und den Naͤchſten ausuͤben kan, auch wuͤrcklich und aufrichtig, obgleich unvollkommlich, ausuͤbet. Welche geiſtliche Lebens-Kraft ſonderlich im wahren Glauben lieget, der daher auch ſeiner Natur nach ein geiſtliches Leben und geiſtliches Licht in der Seelen wird. c. Das kommen aus dem Tode iſt das Leben. Der Apoſtel ſpricht μεταβεβήκαμεν, wir ſind uͤbergeſchritten, uͤbergegangen, das iſt denn alſo eine rechte μετάβασις ἐις ἄλλο γένος, ein Ubergang in ein gantz anders Leben und in eine gantz andere Lebens-Art, und alſo in ei- nen gantz andern Stand dabey folgendes zu er- wegen iſt: α. Auf Seiten GOttes geſchiehet die Erwe- ckung aus dieſem geiſtlichen Tode: wozu die Gnade der Berufung und wuͤrcklichen Bekehrung gehoͤret. Der Apoſtel hat es vorher v. 9. mit dem Worte der Wieder- geburt ausgedrucket. β. Auf Seiten des Menſchen geſchiehet die geiſtliche Auferſtehung: welche alhier der Ubergang heiſſet, und eine wuͤrckliche Ver- aͤnderung des gantzen Gemuͤths und Zuſtan- des anzeiget. γ. Zu dieſem kommen aus dem Tode ins Leben gehoͤret die damit unaufloͤslich verknuͤpfte Rechtfertigung und Annehmung an Kindes ſtatt mit dem Frieden GOttes, der Freyheit des Gewiſſens, der Freude des Geiſtes und allen uͤbrigen Heyls-Guͤtern. δ. Johannes ſcheinet mit dieſen Worten ſonder- lich geſehen zu haben auf die Worte Chriſti Evangel. c. 5, 24. Warlich, warlich, ich ſa- ge euch, wer mein Woꝛt hoͤret, und glaͤu- bet dem, der mich geſand hat, der hat das ewige Leben, und koͤmmt nicht in das Gericht, ſondern er iſt vom Tode zum Leben hindurch gedrungen. Alwo eben daſſelbe Wort μεταβέβηκεν gebrau- chet und von dem ſel. Luthero gar nach- druͤcklich durch hindurchgedrungen uͤ- berſetzet iſt. ε. Der nachdruͤcklichſte parallel-Ort iſt Col. 1, 13. Der Vater hat uns errettet von der Obrigkeit (Gewalt) der Finſter- niß, und hat uns verſetzet in das Reich ſeines lieben Sohnes. Siehe auch Apoſt. Geſch. 26, 18. 3. So

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/694>, abgerufen am 24.11.2024.