welcher mir Gelegenheit geben wird, sie künftig öfter selbst reden zu lassen.
Aber vorher muß ich Jhnen noch das Bild meiner jungen Dame mahlen. Sie müssen aber keine vollkommene Schönheit erwarten. Sie war etwas über die mitt- lere Größe; vortrefflich gewachsen; ein länglich Gesicht voll Seele; schöne brauue Augen, voll Geist und Güte, einen schö- nen Mund, schöne Zähne. Die Stirne hoch, und, um schön zu seyn, etwas zu groß, und doch konnte man sie in ihrem Gesichte nicht anders wünschen. Es war so viel Anmuth in allen ihren Zügen, so viel edles in ihren Gebehrden, daß sie, wo sie nur erschien, alle Blicke auf sich zog. Jede Kleidung ließ ihr schön, und ich hörte Milord Seymour sagen, daß in jeder Falte eine eigne Grazie ihren Wohn- platz hätte. Die Schönheit ihrer licht- braunen Haare, welche bis auf die Erde reichten, konnte nicht übertroffen werden. Jhre Stimme war einnehmend, ihre Aus-
drücke
welcher mir Gelegenheit geben wird, ſie kuͤnftig oͤfter ſelbſt reden zu laſſen.
Aber vorher muß ich Jhnen noch das Bild meiner jungen Dame mahlen. Sie muͤſſen aber keine vollkommene Schoͤnheit erwarten. Sie war etwas uͤber die mitt- lere Groͤße; vortrefflich gewachſen; ein laͤnglich Geſicht voll Seele; ſchoͤne brauue Augen, voll Geiſt und Guͤte, einen ſchoͤ- nen Mund, ſchoͤne Zaͤhne. Die Stirne hoch, und, um ſchoͤn zu ſeyn, etwas zu groß, und doch konnte man ſie in ihrem Geſichte nicht anders wuͤnſchen. Es war ſo viel Anmuth in allen ihren Zuͤgen, ſo viel edles in ihren Gebehrden, daß ſie, wo ſie nur erſchien, alle Blicke auf ſich zog. Jede Kleidung ließ ihr ſchoͤn, und ich hoͤrte Milord Seymour ſagen, daß in jeder Falte eine eigne Grazie ihren Wohn- platz haͤtte. Die Schoͤnheit ihrer licht- braunen Haare, welche bis auf die Erde reichten, konnte nicht uͤbertroffen werden. Jhre Stimme war einnehmend, ihre Aus-
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welcher mir Gelegenheit geben wird, ſie
kuͤnftig oͤfter ſelbſt reden zu laſſen.
Aber vorher muß ich Jhnen noch das
Bild meiner jungen Dame mahlen. Sie
muͤſſen aber keine vollkommene Schoͤnheit
erwarten. Sie war etwas uͤber die mitt-
lere Groͤße; vortrefflich gewachſen; ein
laͤnglich Geſicht voll Seele; ſchoͤne brauue
Augen, voll Geiſt und Guͤte, einen ſchoͤ-
nen Mund, ſchoͤne Zaͤhne. Die Stirne
hoch, und, um ſchoͤn zu ſeyn, etwas zu
groß, und doch konnte man ſie in ihrem
Geſichte nicht anders wuͤnſchen. Es
war ſo viel Anmuth in allen ihren Zuͤgen,
ſo viel edles in ihren Gebehrden, daß ſie,
wo ſie nur erſchien, alle Blicke auf ſich
zog. Jede Kleidung ließ ihr ſchoͤn, und
ich hoͤrte Milord Seymour ſagen, daß in
jeder Falte eine eigne Grazie ihren Wohn-
platz haͤtte. Die Schoͤnheit ihrer licht-
braunen Haare, welche bis auf die Erde
reichten, konnte nicht uͤbertroffen werden.
Jhre Stimme war einnehmend, ihre Aus-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/108>, abgerufen am 27.11.2024.
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