und besserte sich sogleich nach dem Rath eines Kunsterfahrnen.
Jch bewunderte und liebte die Erfin- dung des Spielens, da ich sie als ein Zauberband ansah, durch welches in ei- ner Zeit von wenigen Minuten, Leute von allerley Nationen, ohne daß sie sich spre- chen können, und von Personen von ganz entgegengesetzten Charaktern viele Stun- den lang sehr gesellig verknüpft werden; da es ohne dieses Hülfsmittel beynahe unmöglich wäre, eine allgemeine gefällige Unterhaltung vorzuschlagen. Aber ich konnte mich nicht enthalten, der Betrach- tung nachzuhängen: Woher es komme, daß eine Person vielerley Gattungen von Spielen lernt, und sehr sorgfältig al- len Fehlern wider die Gesetze davon aus- zuweichen sucht, so daß alles was in dem Zimmer vorgeht, diese Person zu keiner Vergessenheit oder Uebertretung der Spiel- gesetze bringen kann: und eine Viertel- stunde vorher war nichts vermögend, sie bey verschiednen Anlässen von Scherzen und Reden abzuhalten, die alle Vorschrif-
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und beſſerte ſich ſogleich nach dem Rath eines Kunſterfahrnen.
Jch bewunderte und liebte die Erfin- dung des Spielens, da ich ſie als ein Zauberband anſah, durch welches in ei- ner Zeit von wenigen Minuten, Leute von allerley Nationen, ohne daß ſie ſich ſpre- chen koͤnnen, und von Perſonen von ganz entgegengeſetzten Charaktern viele Stun- den lang ſehr geſellig verknuͤpft werden; da es ohne dieſes Huͤlfsmittel beynahe unmoͤglich waͤre, eine allgemeine gefaͤllige Unterhaltung vorzuſchlagen. Aber ich konnte mich nicht enthalten, der Betrach- tung nachzuhaͤngen: Woher es komme, daß eine Perſon vielerley Gattungen von Spielen lernt, und ſehr ſorgfaͤltig al- len Fehlern wider die Geſetze davon aus- zuweichen ſucht, ſo daß alles was in dem Zimmer vorgeht, dieſe Perſon zu keiner Vergeſſenheit oder Uebertretung der Spiel- geſetze bringen kann: und eine Viertel- ſtunde vorher war nichts vermoͤgend, ſie bey verſchiednen Anlaͤſſen von Scherzen und Reden abzuhalten, die alle Vorſchrif-
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und beſſerte ſich ſogleich nach dem Rath
eines Kunſterfahrnen.
Jch bewunderte und liebte die Erfin-
dung des Spielens, da ich ſie als ein
Zauberband anſah, durch welches in ei-
ner Zeit von wenigen Minuten, Leute von
allerley Nationen, ohne daß ſie ſich ſpre-
chen koͤnnen, und von Perſonen von ganz
entgegengeſetzten Charaktern viele Stun-
den lang ſehr geſellig verknuͤpft werden;
da es ohne dieſes Huͤlfsmittel beynahe
unmoͤglich waͤre, eine allgemeine gefaͤllige
Unterhaltung vorzuſchlagen. Aber ich
konnte mich nicht enthalten, der Betrach-
tung nachzuhaͤngen: Woher es komme,
daß eine Perſon vielerley Gattungen von
Spielen lernt, und ſehr ſorgfaͤltig al-
len Fehlern wider die Geſetze davon aus-
zuweichen ſucht, ſo daß alles was in dem
Zimmer vorgeht, dieſe Perſon zu keiner
Vergeſſenheit oder Uebertretung der Spiel-
geſetze bringen kann: und eine Viertel-
ſtunde vorher war nichts vermoͤgend, ſie
bey verſchiednen Anlaͤſſen von Scherzen
und Reden abzuhalten, die alle Vorſchrif-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/163>, abgerufen am 23.11.2024.
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