gende Verbeugung und küßte den Platz mei- nes Rocks, wo ihre Hand gelegen war und mich sanft gedrückt hatte. Sie sieht die- ses. Brennendroth und verwirrt eilt sie weg. Was T -- dachte ich, muß das Mädchen mit dem Weibe haben; sie mag wohl irgend einmal Briefträgerinn, oder sonst eine dienstfertige Creatur in einem verborgenen Liebeshandel gewesen seyn. Gestern nach meiner zärtlichen Anrede war das Mädchen stutzig; heute den gan- zen Tag trocken, hoch, sah mich kaum an; ein Bettelkarn führt eine Art Kup- plerin herbey, und ihre Gesichtszüge ver- ändern sich, sie hat mit sich zu kämpfen, und endlich werde ich der liebe Lord, auf den man die schöne Hand legt, seinen Arm zärtlich drückt, die Stimme, den Blick beweglich macht, um zu einer unge- hinderten Unterredung mit diesem Weibe zu kommen. Hm! Hm! wie siehts mit dieser strengen Tugend aus? Jch hätte das Fräulein R* in der Mistpfütze ersäu- sen mögen, um mich in dem Wirthshause zu verbergen und zuzuhören. Diese sieht
der
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gende Verbeugung und kuͤßte den Platz mei- nes Rocks, wo ihre Hand gelegen war und mich ſanft gedruͤckt hatte. Sie ſieht die- ſes. Brennendroth und verwirrt eilt ſie weg. Was T — dachte ich, muß das Maͤdchen mit dem Weibe haben; ſie mag wohl irgend einmal Brieftraͤgerinn, oder ſonſt eine dienſtfertige Creatur in einem verborgenen Liebeshandel geweſen ſeyn. Geſtern nach meiner zaͤrtlichen Anrede war das Maͤdchen ſtutzig; heute den gan- zen Tag trocken, hoch, ſah mich kaum an; ein Bettelkarn fuͤhrt eine Art Kup- plerin herbey, und ihre Geſichtszuͤge ver- aͤndern ſich, ſie hat mit ſich zu kaͤmpfen, und endlich werde ich der liebe Lord, auf den man die ſchoͤne Hand legt, ſeinen Arm zaͤrtlich druͤckt, die Stimme, den Blick beweglich macht, um zu einer unge- hinderten Unterredung mit dieſem Weibe zu kommen. Hm! Hm! wie ſiehts mit dieſer ſtrengen Tugend aus? Jch haͤtte das Fraͤulein R* in der Miſtpfuͤtze erſaͤu- ſen moͤgen, um mich in dem Wirthshauſe zu verbergen und zuzuhoͤren. Dieſe ſieht
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gende Verbeugung und kuͤßte den Platz mei-
nes Rocks, wo ihre Hand gelegen war und
mich ſanft gedruͤckt hatte. Sie ſieht die-
ſes. Brennendroth und verwirrt eilt ſie
weg. Was T — dachte ich, muß das
Maͤdchen mit dem Weibe haben; ſie mag
wohl irgend einmal Brieftraͤgerinn, oder
ſonſt eine dienſtfertige Creatur in einem
verborgenen Liebeshandel geweſen ſeyn.
Geſtern nach meiner zaͤrtlichen Anrede
war das Maͤdchen ſtutzig; heute den gan-
zen Tag trocken, hoch, ſah mich kaum
an; ein Bettelkarn fuͤhrt eine Art Kup-
plerin herbey, und ihre Geſichtszuͤge ver-
aͤndern ſich, ſie hat mit ſich zu kaͤmpfen,
und endlich werde ich der liebe Lord, auf
den man die ſchoͤne Hand legt, ſeinen
Arm zaͤrtlich druͤckt, die Stimme, den
Blick beweglich macht, um zu einer unge-
hinderten Unterredung mit dieſem Weibe
zu kommen. Hm! Hm! wie ſiehts mit
dieſer ſtrengen Tugend aus? Jch haͤtte
das Fraͤulein R* in der Miſtpfuͤtze erſaͤu-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/237>, abgerufen am 21.11.2024.
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