von mir erhalten. Sie wissen, daß ich gerne tanze, und daß F* einen Bal geben wollte. Dieser ist nun vorbey, und ich war so vergnügt dabey, daß das Anden- ken davon mir noch itzt angenehm ist. Alle Anstalten dieses niedlichen Festins waren völlig nach meinem Geschmack, nach meinen eigensten Jdeen eingerichtet. Ländliche Einfalt und feine Hofkünste fan- den sich so artig mit einander verwebt, daß man sie nicht trennen konnte, ohne dem einen oder dem andern seine beste Annehm- lichkeit zu rauben. Jch will versuchen, ob eine Beschreibung davon diese Vorstel- lung bey Jhnen bekräftigen wird.
Der Graf F* wollte auf dem Guth, wo seine Gemahlin die Cur gebraucht, und die Besuche des ganzen Adels empfangen hatte, zum Beweis seiner Freude über das Wohlseyn der Gräfin und seines Danks für die ihr bewiesene Achtung, an dem nehmlichen Orte, eine Ergötzung für uns alle anstellen. Wir wurden acht Ta- ge voraus geladen, und gebeten, Paar weise in schönen Bauerkleidungen zu er-
scheinen,
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von mir erhalten. Sie wiſſen, daß ich gerne tanze, und daß F* einen Bal geben wollte. Dieſer iſt nun vorbey, und ich war ſo vergnuͤgt dabey, daß das Anden- ken davon mir noch itzt angenehm iſt. Alle Anſtalten dieſes niedlichen Feſtins waren voͤllig nach meinem Geſchmack, nach meinen eigenſten Jdeen eingerichtet. Laͤndliche Einfalt und feine Hofkuͤnſte fan- den ſich ſo artig mit einander verwebt, daß man ſie nicht trennen konnte, ohne dem einen oder dem andern ſeine beſte Annehm- lichkeit zu rauben. Jch will verſuchen, ob eine Beſchreibung davon dieſe Vorſtel- lung bey Jhnen bekraͤftigen wird.
Der Graf F* wollte auf dem Guth, wo ſeine Gemahlin die Cur gebraucht, und die Beſuche des ganzen Adels empfangen hatte, zum Beweis ſeiner Freude uͤber das Wohlſeyn der Graͤfin und ſeines Danks fuͤr die ihr bewieſene Achtung, an dem nehmlichen Orte, eine Ergoͤtzung fuͤr uns alle anſtellen. Wir wurden acht Ta- ge voraus geladen, und gebeten, Paar weiſe in ſchoͤnen Bauerkleidungen zu er-
ſcheinen,
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von mir erhalten. Sie wiſſen, daß ich
gerne tanze, und daß F* einen Bal geben
wollte. Dieſer iſt nun vorbey, und ich
war ſo vergnuͤgt dabey, daß das Anden-
ken davon mir noch itzt angenehm iſt.
Alle Anſtalten dieſes niedlichen Feſtins
waren voͤllig nach meinem Geſchmack,
nach meinen eigenſten Jdeen eingerichtet.
Laͤndliche Einfalt und feine Hofkuͤnſte fan-
den ſich ſo artig mit einander verwebt, daß
man ſie nicht trennen konnte, ohne dem
einen oder dem andern ſeine beſte Annehm-
lichkeit zu rauben. Jch will verſuchen,
ob eine Beſchreibung davon dieſe Vorſtel-
lung bey Jhnen bekraͤftigen wird.
Der Graf F* wollte auf dem Guth,
wo ſeine Gemahlin die Cur gebraucht, und
die Beſuche des ganzen Adels empfangen
hatte, zum Beweis ſeiner Freude uͤber
das Wohlſeyn der Graͤfin und ſeines
Danks fuͤr die ihr bewieſene Achtung, an
dem nehmlichen Orte, eine Ergoͤtzung fuͤr
uns alle anſtellen. Wir wurden acht Ta-
ge voraus geladen, und gebeten, Paar
weiſe in ſchoͤnen Bauerkleidungen zu er-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/285>, abgerufen am 21.11.2024.
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