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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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dung wieder abgelegt haben würde, doch
immer reine Unschuld und unverfälschte
Güte meines Herzens den Grund einer
heitern wahren Freude in meiner Seele
erhalten möchte! Mein Oncle, meine
Tante, und der Graf F* hörten nicht auf,
mein zärtliches und reizendes Aussehen
zu loben, und so kamen wir auf das
Guth, wo wir in der halben Allee, die
auf schönen Wiesengrund gepflanzt ist,
abstiegen, und gleich den Ton der Schal-
may hörten, verschiedene Paare von arti-
gen Bauren und Bäuerinnen erblickten,
und im Fortfahren, bald eine Maultrom-
mel, bald eine kleine Landpfeiffe, oder ir-
gend ein andres Jnstrument dieser Art,
das völlige Landfest ankündigen hörten.
Simpel gearbeitete hölzerne Bänke waren
zwischen den Bäumen gesetzt, und zwey
artige Bauerhäuser an beiden Seiten der
Allee erbaut, wo in Einem auf alle mögli-
che Art zubereitete Milch und andre Erfri-
schungen in kleinen porcelainen Schüssel-
chen bereit waren. Jedes hatte seinen
hölzernen Teller und seinen Löffel von Por-

celain.
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dung wieder abgelegt haben wuͤrde, doch
immer reine Unſchuld und unverfaͤlſchte
Guͤte meines Herzens den Grund einer
heitern wahren Freude in meiner Seele
erhalten moͤchte! Mein Oncle, meine
Tante, und der Graf F* hoͤrten nicht auf,
mein zaͤrtliches und reizendes Ausſehen
zu loben, und ſo kamen wir auf das
Guth, wo wir in der halben Allee, die
auf ſchoͤnen Wieſengrund gepflanzt iſt,
abſtiegen, und gleich den Ton der Schal-
may hoͤrten, verſchiedene Paare von arti-
gen Bauren und Baͤuerinnen erblickten,
und im Fortfahren, bald eine Maultrom-
mel, bald eine kleine Landpfeiffe, oder ir-
gend ein andres Jnſtrument dieſer Art,
das voͤllige Landfeſt ankuͤndigen hoͤrten.
Simpel gearbeitete hoͤlzerne Baͤnke waren
zwiſchen den Baͤumen geſetzt, und zwey
artige Bauerhaͤuſer an beiden Seiten der
Allee erbaut, wo in Einem auf alle moͤgli-
che Art zubereitete Milch und andre Erfri-
ſchungen in kleinen porcelainen Schuͤſſel-
chen bereit waren. Jedes hatte ſeinen
hoͤlzernen Teller und ſeinen Loͤffel von Por-

celain.
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[261/0287] dung wieder abgelegt haben wuͤrde, doch immer reine Unſchuld und unverfaͤlſchte Guͤte meines Herzens den Grund einer heitern wahren Freude in meiner Seele erhalten moͤchte! Mein Oncle, meine Tante, und der Graf F* hoͤrten nicht auf, mein zaͤrtliches und reizendes Ausſehen zu loben, und ſo kamen wir auf das Guth, wo wir in der halben Allee, die auf ſchoͤnen Wieſengrund gepflanzt iſt, abſtiegen, und gleich den Ton der Schal- may hoͤrten, verſchiedene Paare von arti- gen Bauren und Baͤuerinnen erblickten, und im Fortfahren, bald eine Maultrom- mel, bald eine kleine Landpfeiffe, oder ir- gend ein andres Jnſtrument dieſer Art, das voͤllige Landfeſt ankuͤndigen hoͤrten. Simpel gearbeitete hoͤlzerne Baͤnke waren zwiſchen den Baͤumen geſetzt, und zwey artige Bauerhaͤuſer an beiden Seiten der Allee erbaut, wo in Einem auf alle moͤgli- che Art zubereitete Milch und andre Erfri- ſchungen in kleinen porcelainen Schuͤſſel- chen bereit waren. Jedes hatte ſeinen hoͤlzernen Teller und ſeinen Loͤffel von Por- celain. R 3

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/287>, abgerufen am 22.11.2024.