einsamwohnende Person beglücken kann. Was wollte er damit sagen? Jch schüt- telte den Kopf halb misvergnügt und sagte nur: O Mylord von was für einer Farbe sind Jhre Empfindungen? -- -- "Von der allerdauerhaftesten, denn sie sind aus übender Tugend entstanden." -- Jch gab keine Antwort, sondern wandte mich, nach einer Verbeugung gegen Jhn, zur Emma, die an meinem Arm, aber ganz in ein trauriges Stillschweigen ge- hüllt, nach Summerhall zurück gieng; und nun höre ich, daß sie wegreisen wird.
Madam Leidens an Emilia.
Ueberfluß ist, wenn Sie ihm die Ge- walt der Wohlthätigkeit nehmen, kein Glück, meine liebe Emilia; er zerstört den ächten Gebrauch der Güter, er zer- bricht in der Seele des Leichtsinnigen die
Schran-
IITheil. M
einſamwohnende Perſon begluͤcken kann. Was wollte er damit ſagen? Jch ſchuͤt- telte den Kopf halb misvergnuͤgt und ſagte nur: O Mylord von was fuͤr einer Farbe ſind Jhre Empfindungen? — — „Von der allerdauerhafteſten, denn ſie ſind aus uͤbender Tugend entſtanden.“ — Jch gab keine Antwort, ſondern wandte mich, nach einer Verbeugung gegen Jhn, zur Emma, die an meinem Arm, aber ganz in ein trauriges Stillſchweigen ge- huͤllt, nach Summerhall zuruͤck gieng; und nun hoͤre ich, daß ſie wegreiſen wird.
Madam Leidens an Emilia.
Ueberfluß iſt, wenn Sie ihm die Ge- walt der Wohlthaͤtigkeit nehmen, kein Gluͤck, meine liebe Emilia; er zerſtoͤrt den aͤchten Gebrauch der Guͤter, er zer- bricht in der Seele des Leichtſinnigen die
Schran-
IITheil. M
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einſamwohnende Perſon begluͤcken kann.
Was wollte er damit ſagen? Jch ſchuͤt-
telte den Kopf halb misvergnuͤgt und
ſagte nur: O Mylord von was fuͤr einer
Farbe ſind Jhre Empfindungen? — —
„Von der allerdauerhafteſten, denn ſie
ſind aus uͤbender Tugend entſtanden.“ —
Jch gab keine Antwort, ſondern wandte
mich, nach einer Verbeugung gegen Jhn,
zur Emma, die an meinem Arm, aber
ganz in ein trauriges Stillſchweigen ge-
huͤllt, nach Summerhall zuruͤck gieng;
und nun hoͤre ich, daß ſie wegreiſen wird.
Madam Leidens
an
Emilia.
Ueberfluß iſt, wenn Sie ihm die Ge-
walt der Wohlthaͤtigkeit nehmen, kein
Gluͤck, meine liebe Emilia; er zerſtoͤrt
den aͤchten Gebrauch der Guͤter, er zer-
bricht in der Seele des Leichtſinnigen die
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/183>, abgerufen am 16.02.2025.
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