Vergnügen so vieler rechtschaffenen Her- zen an das Glück des meinigen gebunden, daß ich meine Hand gerne zum Unterpfand meiner Liebe für ihre Zufriedenheit gab. Mylord will ein Schulhaus und ein Ho- spital nach der Einrichtung der sternheimi- schen erbauen lassen; er betreibt den Plan, weil er den Bau während unsrer deutschen Reise führen lassen will. Künftige Wo- che gehen wir nach Summerhall; dort wollen wir die Briefe meines Oncles von R -- erwarten, und dann (sagen Sey- mour und Rich) wollen sie jede heilige Stätte besuchen, wo mich mein Kummer herum geführt habe. Sie werden also, meine Emilia, sehen, und überzeugt werden, daß die erste und stärkste Neigung meines Herzens der würdigsten Person meines Geschlechts gewidmet war. Morgen kom- men Mylord Crafton und Sir Thomas Watson, meiner Großmutter Bruders Sohn, zu uns; ich werde aber meine übri- gen Verwandten, London und den großen Kreis meiner Nachbarn erst nach unserer Zurückkunft aus Deutschland sehen.
Mylord
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Vergnuͤgen ſo vieler rechtſchaffenen Her- zen an das Gluͤck des meinigen gebunden, daß ich meine Hand gerne zum Unterpfand meiner Liebe fuͤr ihre Zufriedenheit gab. Mylord will ein Schulhaus und ein Ho- ſpital nach der Einrichtung der ſternheimi- ſchen erbauen laſſen; er betreibt den Plan, weil er den Bau waͤhrend unſrer deutſchen Reiſe fuͤhren laſſen will. Kuͤnftige Wo- che gehen wir nach Summerhall; dort wollen wir die Briefe meines Oncles von R — erwarten, und dann (ſagen Sey- mour und Rich) wollen ſie jede heilige Staͤtte beſuchen, wo mich mein Kummer herum gefuͤhrt habe. Sie werden alſo, meine Emilia, ſehen, und uͤberzeugt werden, daß die erſte und ſtaͤrkſte Neigung meines Herzens der wuͤrdigſten Perſon meines Geſchlechts gewidmet war. Morgen kom- men Mylord Crafton und Sir Thomas Watſon, meiner Großmutter Bruders Sohn, zu uns; ich werde aber meine uͤbri- gen Verwandten, London und den großen Kreis meiner Nachbarn erſt nach unſerer Zuruͤckkunft aus Deutſchland ſehen.
Mylord
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Vergnuͤgen ſo vieler rechtſchaffenen Her-
zen an das Gluͤck des meinigen gebunden,
daß ich meine Hand gerne zum Unterpfand
meiner Liebe fuͤr ihre Zufriedenheit gab.
Mylord will ein Schulhaus und ein Ho-
ſpital nach der Einrichtung der ſternheimi-
ſchen erbauen laſſen; er betreibt den Plan,
weil er den Bau waͤhrend unſrer deutſchen
Reiſe fuͤhren laſſen will. Kuͤnftige Wo-
che gehen wir nach Summerhall; dort
wollen wir die Briefe meines Oncles von
R — erwarten, und dann (ſagen Sey-
mour und Rich) wollen ſie jede heilige
Staͤtte beſuchen, wo mich mein Kummer
herum gefuͤhrt habe. Sie werden alſo,
meine Emilia, ſehen, und uͤberzeugt werden,
daß die erſte und ſtaͤrkſte Neigung meines
Herzens der wuͤrdigſten Perſon meines
Geſchlechts gewidmet war. Morgen kom-
men Mylord Crafton und Sir Thomas
Watſon, meiner Großmutter Bruders
Sohn, zu uns; ich werde aber meine uͤbri-
gen Verwandten, London und den großen
Kreis meiner Nachbarn erſt nach unſerer
Zuruͤckkunft aus Deutſchland ſehen.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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