Jch wählte ihn, ich übergab ihm mein Wohl, meinen Ruhm, mein Leben; ich bin ihm mehr Ergebenheit, und mehr Dank schuldig, als ich meinem Gemahl unter andern Umständen schuldig wäre.
O wenn ich einst in England in mei- nem eignen Hause bin, und Mylord in Geschäfften seyn wird, die dem Stolz sei- nes Geistes angemessen sind: dann wird, hoffe ich, sein wallendes Blut im ruhigen Schooße seiner Familie sanfter fließen lernen, sein Stolz in edle Würde sich verwandeln, und seine Hastigkeit tu- gendhafter Eifer für rühmliche Thaten werden. Diesen Muth werd' ich unter- halten, und, da ich nicht so glücklich war, eine Griechinn der alten Zeiten zu seyn, mich bemühen, wenigstens eine der besten Engländerinnen zu werden.
Mylord
IITheil. C
Jch waͤhlte ihn, ich uͤbergab ihm mein Wohl, meinen Ruhm, mein Leben; ich bin ihm mehr Ergebenheit, und mehr Dank ſchuldig, als ich meinem Gemahl unter andern Umſtaͤnden ſchuldig waͤre.
O wenn ich einſt in England in mei- nem eignen Hauſe bin, und Mylord in Geſchaͤfften ſeyn wird, die dem Stolz ſei- nes Geiſtes angemeſſen ſind: dann wird, hoffe ich, ſein wallendes Blut im ruhigen Schooße ſeiner Familie ſanfter fließen lernen, ſein Stolz in edle Wuͤrde ſich verwandeln, und ſeine Haſtigkeit tu- gendhafter Eifer fuͤr ruͤhmliche Thaten werden. Dieſen Muth werd’ ich unter- halten, und, da ich nicht ſo gluͤcklich war, eine Griechinn der alten Zeiten zu ſeyn, mich bemuͤhen, wenigſtens eine der beſten Englaͤnderinnen zu werden.
Mylord
IITheil. C
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Jch waͤhlte ihn, ich uͤbergab ihm mein
Wohl, meinen Ruhm, mein Leben; ich
bin ihm mehr Ergebenheit, und mehr
Dank ſchuldig, als ich meinem Gemahl
unter andern Umſtaͤnden ſchuldig waͤre.
O wenn ich einſt in England in mei-
nem eignen Hauſe bin, und Mylord in
Geſchaͤfften ſeyn wird, die dem Stolz ſei-
nes Geiſtes angemeſſen ſind: dann
wird, hoffe ich, ſein wallendes Blut im
ruhigen Schooße ſeiner Familie ſanfter
fließen lernen, ſein Stolz in edle Wuͤrde
ſich verwandeln, und ſeine Haſtigkeit tu-
gendhafter Eifer fuͤr ruͤhmliche Thaten
werden. Dieſen Muth werd’ ich unter-
halten, und, da ich nicht ſo gluͤcklich
war, eine Griechinn der alten Zeiten zu
ſeyn, mich bemuͤhen, wenigſtens eine der
beſten Englaͤnderinnen zu werden.
Mylord
II Theil. C
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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