schaften, ohne daß sie auf etwas achtete; nur manchmal umfaßte sie mich mit einer heftigen gichterischen Bewegung, und legte ihren Kopf einige Augenblicke auf meine Brust; Jch wurde immer ängstiger, und weinte mit lauter Stimme; darüber sah sie mich rührend an, und sagte mit ihrem himmlischen Ton, indem sie mich an sich drückte.
O meine Rosina, dein Kummer zeigt mir erst den ganzen Umfang meines Elends. Sonst lächeltest du, wenn du mich sahst, und nun betrübt mein Anblick dein Herz! O, laß mich nicht denken, daß ich auch dich unglücklich gemacht habe! sey ruhig, du siehst ja mich ganz gelassen.
Jch war froh, sie wieder so viel reden zu hören, und einige Zähren aus ihren erstorbnen Augen fallen zu sehen; Jch antwortete:
ich wollte gerne ruhig seyn, wenn ich Sie nicht so niedergeschlagen sähe, und wenn ich nur noch einige Funken der Zufriedenheit bey Jhnen bemerkte,
die
ſchaften, ohne daß ſie auf etwas achtete; nur manchmal umfaßte ſie mich mit einer heftigen gichteriſchen Bewegung, und legte ihren Kopf einige Augenblicke auf meine Bruſt; Jch wurde immer aͤngſtiger, und weinte mit lauter Stimme; daruͤber ſah ſie mich ruͤhrend an, und ſagte mit ihrem himmliſchen Ton, indem ſie mich an ſich druͤckte.
O meine Roſina, dein Kummer zeigt mir erſt den ganzen Umfang meines Elends. Sonſt laͤchelteſt du, wenn du mich ſahſt, und nun betruͤbt mein Anblick dein Herz! O, laß mich nicht denken, daß ich auch dich ungluͤcklich gemacht habe! ſey ruhig, du ſiehſt ja mich ganz gelaſſen.
Jch war froh, ſie wieder ſo viel reden zu hoͤren, und einige Zaͤhren aus ihren erſtorbnen Augen fallen zu ſehen; Jch antwortete:
ich wollte gerne ruhig ſeyn, wenn ich Sie nicht ſo niedergeſchlagen ſaͤhe, und wenn ich nur noch einige Funken der Zufriedenheit bey Jhnen bemerkte,
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ſchaften, ohne daß ſie auf etwas achtete;
nur manchmal umfaßte ſie mich mit einer
heftigen gichteriſchen Bewegung, und
legte ihren Kopf einige Augenblicke auf
meine Bruſt; Jch wurde immer aͤngſtiger,
und weinte mit lauter Stimme; daruͤber
ſah ſie mich ruͤhrend an, und ſagte mit
ihrem himmliſchen Ton, indem ſie mich
an ſich druͤckte.
O meine Roſina, dein Kummer zeigt
mir erſt den ganzen Umfang meines
Elends. Sonſt laͤchelteſt du, wenn
du mich ſahſt, und nun betruͤbt mein
Anblick dein Herz! O, laß mich nicht
denken, daß ich auch dich ungluͤcklich
gemacht habe! ſey ruhig, du ſiehſt ja
mich ganz gelaſſen.
Jch war froh, ſie wieder ſo viel reden
zu hoͤren, und einige Zaͤhren aus ihren
erſtorbnen Augen fallen zu ſehen; Jch
antwortete:
ich wollte gerne ruhig ſeyn, wenn ich
Sie nicht ſo niedergeſchlagen ſaͤhe,
und wenn ich nur noch einige Funken
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/68>, abgerufen am 16.02.2025.
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