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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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poudres a feu." "Einige, die auf Consumtionsgegenstände
gelegt sind, sind an ein Staatsmonopol geknüpft, z. B. beim
Tabak und Schießpulver." § 1048: "Quelques-uns sont etablis
a l'occasion des transports; tels sont les droits de navigation,
de passage sur les bacs et bateaux; ceux de la poste aux lettres,
ceux sur les voitures publiques."
"Einige sind auf den Trans-
port gelegt, so die Schifffahrtsabgaben, die Abgaben bei Fähren
und Ueberfahrtskähnen, die auf die Briefpost und die
Schnellposten gelegten Gebühren." § 1050: "Quelques-uns
enfin sont etablis a raison et a l'occasion de certaines actes pour
lesquels ils accompagnent certaines garanties; tels sont les
droits de greffe, d'enregistrement, de timbre, et ceux de garantie
pour les matieres d'or et d'argent."
"Einige sind auf gewisse
Acte gelegt, bei welchen sie gewisse Garantien begleiten, so z. B.
die Gebühren der Gerichtsschreiberei, der Einregistrirung, des
Stempels und diejenigen der Garantie für Silber- und Gold-
materien."

Sie sehen also, daß trotz der Verwunderung des Staats-
anwalts, den Stempel von mir unter die indirecten Steuern
subsumirt zu sehen, dies doch für Niemand anders zweifelhaft ist.

Der Staatsanwalt hat bei diesem Anlaß ausgerufen (p. 20
des stenogr. Ber.): "Eben so kommt der Arme selten in die Lage
Stempel, namentlich hohe, zu lösen und participirt also auch
an dieser -- indirecten! -- Steuer nicht."

Zunächst wundert mich bei dem guten Herzen des Staats-
anwalts, daß er nicht gesehen hat, wie für den kleinen Hand-
werker und den kleinen Landmann der Stempel, den er bei einem
Darlehen von 200 Thaler bezahlt, eben so drückend und weit
drückender wäre, als für den Fabrikanten und großen Grund-
besitzer der Stempel von einem hohen Darlehn.

Aber das ist noch nicht die wahrhafte und entscheidende
Form der Widerlegung! Diese besteht vielmehr darin, daß der
Staatsanwalt, offenbar wieder durch sein gutes Herz verführt,
nicht sieht, daß auch die hohen Stempel, welche der Reiche
entrichtet, von ihm nur vorgeschossen, in der That aber
vom Consumenten und somit auch wieder vom Armen defini-
tiv gezahlt
werden. Freilich! Würden Darlehn aufgenom-
men zum Zweck von Verschwendungen, so würden allerdings die
für diese Darlehnsacte und Wechsel erforderlichen Stempel aus
dem Vermögen der Darleiher zu bestreiten sein. Aber wir leben

poudres à feu.“ „Einige, die auf Conſumtionsgegenſtände
gelegt ſind, ſind an ein Staatsmonopol geknüpft, z. B. beim
Tabak und Schießpulver.“ § 1048: „Quelques-uns sont établis
à l’occasion des transports; tels sont les droits de navigation,
de passage sur les bacs et bateaux; ceux de la poste aux lettres,
ceux sur les voitures publiques.“
„Einige ſind auf den Trans-
port gelegt, ſo die Schifffahrtsabgaben, die Abgaben bei Fähren
und Ueberfahrtskähnen, die auf die Briefpoſt und die
Schnellpoſten gelegten Gebühren.“ § 1050: „Quelques-uns
enfin sont établis à raison et à l’occasion de certaines actes pour
lesquels ils accompagnent certaines garanties; tels sont les
droits de greffe, d’enregistrement, de timbre, et ceux de garantie
pour les matières d’or et d’argent.“
„Einige ſind auf gewiſſe
Acte gelegt, bei welchen ſie gewiſſe Garantien begleiten, ſo z. B.
die Gebühren der Gerichtsſchreiberei, der Einregiſtrirung, des
Stempels und diejenigen der Garantie für Silber- und Gold-
materien.“

Sie ſehen alſo, daß trotz der Verwunderung des Staats-
anwalts, den Stempel von mir unter die indirecten Steuern
ſubſumirt zu ſehen, dies doch für Niemand anders zweifelhaft iſt.

Der Staatsanwalt hat bei dieſem Anlaß ausgerufen (p. 20
des ſtenogr. Ber.): „Eben ſo kommt der Arme ſelten in die Lage
Stempel, namentlich hohe, zu löſen und participirt alſo auch
an dieſer — indirecten! — Steuer nicht.

Zunächſt wundert mich bei dem guten Herzen des Staats-
anwalts, daß er nicht geſehen hat, wie für den kleinen Hand-
werker und den kleinen Landmann der Stempel, den er bei einem
Darlehen von 200 Thaler bezahlt, eben ſo drückend und weit
drückender wäre, als für den Fabrikanten und großen Grund-
beſitzer der Stempel von einem hohen Darlehn.

Aber das iſt noch nicht die wahrhafte und entſcheidende
Form der Widerlegung! Dieſe beſteht vielmehr darin, daß der
Staatsanwalt, offenbar wieder durch ſein gutes Herz verführt,
nicht ſieht, daß auch die hohen Stempel, welche der Reiche
entrichtet, von ihm nur vorgeſchoſſen, in der That aber
vom Conſumenten und ſomit auch wieder vom Armen defini-
tiv gezahlt
werden. Freilich! Würden Darlehn aufgenom-
men zum Zweck von Verſchwendungen, ſo würden allerdings die
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[94/0100] poudres à feu.“ „Einige, die auf Conſumtionsgegenſtände gelegt ſind, ſind an ein Staatsmonopol geknüpft, z. B. beim Tabak und Schießpulver.“ § 1048: „Quelques-uns sont établis à l’occasion des transports; tels sont les droits de navigation, de passage sur les bacs et bateaux; ceux de la poste aux lettres, ceux sur les voitures publiques.“ „Einige ſind auf den Trans- port gelegt, ſo die Schifffahrtsabgaben, die Abgaben bei Fähren und Ueberfahrtskähnen, die auf die Briefpoſt und die Schnellpoſten gelegten Gebühren.“ § 1050: „Quelques-uns enfin sont établis à raison et à l’occasion de certaines actes pour lesquels ils accompagnent certaines garanties; tels sont les droits de greffe, d’enregistrement, de timbre, et ceux de garantie pour les matières d’or et d’argent.“ „Einige ſind auf gewiſſe Acte gelegt, bei welchen ſie gewiſſe Garantien begleiten, ſo z. B. die Gebühren der Gerichtsſchreiberei, der Einregiſtrirung, des Stempels und diejenigen der Garantie für Silber- und Gold- materien.“ Sie ſehen alſo, daß trotz der Verwunderung des Staats- anwalts, den Stempel von mir unter die indirecten Steuern ſubſumirt zu ſehen, dies doch für Niemand anders zweifelhaft iſt. Der Staatsanwalt hat bei dieſem Anlaß ausgerufen (p. 20 des ſtenogr. Ber.): „Eben ſo kommt der Arme ſelten in die Lage Stempel, namentlich hohe, zu löſen und participirt alſo auch an dieſer — indirecten! — Steuer nicht.“ Zunächſt wundert mich bei dem guten Herzen des Staats- anwalts, daß er nicht geſehen hat, wie für den kleinen Hand- werker und den kleinen Landmann der Stempel, den er bei einem Darlehen von 200 Thaler bezahlt, eben ſo drückend und weit drückender wäre, als für den Fabrikanten und großen Grund- beſitzer der Stempel von einem hohen Darlehn. Aber das iſt noch nicht die wahrhafte und entſcheidende Form der Widerlegung! Dieſe beſteht vielmehr darin, daß der Staatsanwalt, offenbar wieder durch ſein gutes Herz verführt, nicht ſieht, daß auch die hohen Stempel, welche der Reiche entrichtet, von ihm nur vorgeſchoſſen, in der That aber vom Conſumenten und ſomit auch wieder vom Armen defini- tiv gezahlt werden. Freilich! Würden Darlehn aufgenom- men zum Zweck von Verſchwendungen, ſo würden allerdings die für dieſe Darlehnsacte und Wechſel erforderlichen Stempel aus dem Vermögen der Darleiher zu beſtreiten ſein. Aber wir leben

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/100>, abgerufen am 13.05.2024.