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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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"unwahren Thatsachen", nur in noch weit gesteigerter Weise,
welche der Staatsanwalt mir vorwirft und für welche mich das
Urtheil verurtheilt. Jch sage wörtlich: "der Betrag der in-
directen
Steuern wird statt die Jndividuen nach Verhältniß
ihres Kapitals und Einkommens zu treffen, seinem bei
weitem größten Theile
nach von den ärmeren Klassen der
Nation gezahlt." Nicht seinem bei weitem größten
Theile
nach, sondern fast nur von den Armen wird er ge-
zahlt und fast von jedem Beitrag sind die Reichen dis-
pensirt bei den Consumtionssteuern, sagt Sismondi.

Dies stand also schon 1819 in der Wissenschaft fest. Und
weil sich ein Staatsanwalt und ein Gerichtshof in der glück-
lichsten Unbekanntschaft mit den ersten Elementen der Staats-
wissenschaften erhalten haben, werde ich noch fast fünfzig Jahre
später dafür angeklagt, verurtheilt und bestraft!

Es giebt einen Namen in der National-Oekonomie, be-
rühmter noch als derjenige der beiden Vorerwähnten und ihnen
zugleich lange vorhergehend in der Zeit. Jch spreche von dem
großen Begründer der modernen National-Oekonomie, dem
Schotten Adam Smith, geboren 1723, dessen Epoche machendes
Werk über den Reichthum der Nationen 1775 erschien. Hören
wir also Adam Smith über die in Rede stehenden Punkte.

"Les impots, sagt er -- ich citire hier nach der französischen
Ausgabe seiner Werke vom Marquis Garnier, Paris 1822. T. III.
p.
82

-- les impots sur les choses necessaires a la vie ont sur
le sort du peuple, a peu pres le meme effet qu'un sol ingrat ou
un mauvais climat. Ces impots rencherissent les denrees de la
meme maniere que si elles coutaient plus de travail et de de-
pense qu'a l'ordinaire pour etre produites." -- -- "Ces sortes
d'impots quand ils sont montes a un certain point, sont une
calamite aussi facheuse que la sterilite du sol ou l'inclemence
des saisons et cependant c'est dans les pays les plus riches et
les plus industrieux qu'en general on les trouve etablis. Aucun
autre pays ne serait en etat de supporter une aussi forte maladie.
De meme qu'il n'y a que les corps les plus vigoureux qui puis-
sent se maintenir en vie et meme en sante avec le regime le
plus mal-sain, de meme il n'y a que les nations qui sont les
plus favorisees dans toute espece d'industrie par des avantages
naturels ou acquis, qui puissent subsister et meme prosperer
sous le poids de ces sortes d'impots."

„unwahren Thatſachen“, nur in noch weit geſteigerter Weiſe,
welche der Staatsanwalt mir vorwirft und für welche mich das
Urtheil verurtheilt. Jch ſage wörtlich: „der Betrag der in-
directen
Steuern wird ſtatt die Jndividuen nach Verhältniß
ihres Kapitals und Einkommens zu treffen, ſeinem bei
weitem größten Theile
nach von den ärmeren Klaſſen der
Nation gezahlt.“ Nicht ſeinem bei weitem größten
Theile
nach, ſondern faſt nur von den Armen wird er ge-
zahlt und faſt von jedem Beitrag ſind die Reichen dis-
penſirt bei den Conſumtionsſteuern, ſagt Sismondi.

Dies ſtand alſo ſchon 1819 in der Wiſſenſchaft feſt. Und
weil ſich ein Staatsanwalt und ein Gerichtshof in der glück-
lichſten Unbekanntſchaft mit den erſten Elementen der Staats-
wiſſenſchaften erhalten haben, werde ich noch faſt fünfzig Jahre
ſpäter dafür angeklagt, verurtheilt und beſtraft!

Es giebt einen Namen in der National-Oekonomie, be-
rühmter noch als derjenige der beiden Vorerwähnten und ihnen
zugleich lange vorhergehend in der Zeit. Jch ſpreche von dem
großen Begründer der modernen National-Oekonomie, dem
Schotten Adam Smith, geboren 1723, deſſen Epoche machendes
Werk über den Reichthum der Nationen 1775 erſchien. Hören
wir alſo Adam Smith über die in Rede ſtehenden Punkte.

Les impôts, ſagt er — ich citire hier nach der franzöſiſchen
Ausgabe ſeiner Werke vom Marquis Garnier, Paris 1822. T. III.
p.
82

les impôts sur les choses nécessaires à la vie ont sur
le sort du peuple, à peu près le même effet qu’un sol ingrat ou
un mauvais climat. Ces impôts renchérissent les denrées de la
même manière que si elles coutaient plus de travail et de dé-
pense qu’à l’ordinaire pour être produites.“ — — „Ces sortes
d’impôts quand ils sont montés à un certain point, sont une
calamité aussi fâcheuse que la stérilité du sol ou l’inclémence
des saisons et cependant c’est dans les pays les plus riches et
les plus industrieux qu’en général on les trouve établis. Aucun
autre pays ne serait en état de supporter une aussi forte maladie.
De même qu’il n’y a que les corps les plus vigoureux qui puis-
sent se maintenir en vie et même en santé avec le régime le
plus mal-sain, de même il n’y a que les nations qui sont les
plus favorisées dans toute espèce d’industrie par des avantages
naturels ou acquis, qui puissent subsister et même prospérer
sous le poids de ces sortes d’impôts.“

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[21/0027] „unwahren Thatſachen“, nur in noch weit geſteigerter Weiſe, welche der Staatsanwalt mir vorwirft und für welche mich das Urtheil verurtheilt. Jch ſage wörtlich: „der Betrag der in- directen Steuern wird ſtatt die Jndividuen nach Verhältniß ihres Kapitals und Einkommens zu treffen, ſeinem bei weitem größten Theile nach von den ärmeren Klaſſen der Nation gezahlt.“ Nicht ſeinem bei weitem größten Theile nach, ſondern faſt nur von den Armen wird er ge- zahlt und faſt von jedem Beitrag ſind die Reichen dis- penſirt bei den Conſumtionsſteuern, ſagt Sismondi. Dies ſtand alſo ſchon 1819 in der Wiſſenſchaft feſt. Und weil ſich ein Staatsanwalt und ein Gerichtshof in der glück- lichſten Unbekanntſchaft mit den erſten Elementen der Staats- wiſſenſchaften erhalten haben, werde ich noch faſt fünfzig Jahre ſpäter dafür angeklagt, verurtheilt und beſtraft! Es giebt einen Namen in der National-Oekonomie, be- rühmter noch als derjenige der beiden Vorerwähnten und ihnen zugleich lange vorhergehend in der Zeit. Jch ſpreche von dem großen Begründer der modernen National-Oekonomie, dem Schotten Adam Smith, geboren 1723, deſſen Epoche machendes Werk über den Reichthum der Nationen 1775 erſchien. Hören wir alſo Adam Smith über die in Rede ſtehenden Punkte. „Les impôts, ſagt er — ich citire hier nach der franzöſiſchen Ausgabe ſeiner Werke vom Marquis Garnier, Paris 1822. T. III. p. 82 — les impôts sur les choses nécessaires à la vie ont sur le sort du peuple, à peu près le même effet qu’un sol ingrat ou un mauvais climat. Ces impôts renchérissent les denrées de la même manière que si elles coutaient plus de travail et de dé- pense qu’à l’ordinaire pour être produites.“ — — „Ces sortes d’impôts quand ils sont montés à un certain point, sont une calamité aussi fâcheuse que la stérilité du sol ou l’inclémence des saisons et cependant c’est dans les pays les plus riches et les plus industrieux qu’en général on les trouve établis. Aucun autre pays ne serait en état de supporter une aussi forte maladie. De même qu’il n’y a que les corps les plus vigoureux qui puis- sent se maintenir en vie et même en santé avec le régime le plus mal-sain, de même il n’y a que les nations qui sont les plus favorisées dans toute espèce d’industrie par des avantages naturels ou acquis, qui puissent subsister et même prospérer sous le poids de ces sortes d’impôts.“

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/27>, abgerufen am 21.11.2024.