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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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facturees, tel que celui du sel, du savon, du cuir, des chandel-
les, de la dreche, de la biere, et de l'aile etc.

Sie erinnern sich eben so der andern Jhnen eben verlesenen
Stelle, worin Adam Smith selbst nachweist, daß mit der durch
die Steuern hervorgerufenen Preissteigerung des Tabaks, des
Thees, des Zuckers und des Porters, obgleich, wie er selbst sagt,
alle diese Gegenstände zu den regelmäßigen und gewohnheits-
mäßigen Lebensbedürfnissen der untersten Volksklassen in Eng-
land (des dernieres classes du peuple) gehören, dennoch keine
Erhöhung des Arbeitslohns eingetreten sei.

Es ist also Adam Smith natürlich auch entfernt nicht ein-
gefallen, das zu sagen, was der Staatsanwalt behauptet.

Aber etwas Anderes und damit Verwandtes, was zu dieser
Verwechslung des Staatsanwalts vielleicht Anlaß gegeben hat,
hat Adam Smith und sein noch größerer Nachfolger Ricardo in
der That behauptet.

Nämlich von den absoluten und unerläßlich noth-
wendigen Lebensbedürfnissen,
worunter er haupt-
sächlich das Getreide versteht, behauptet Adam Smith und
eben so Ricardo, daß, da der Arbeitslohn immer für das aus-
reichen müsse, was zur absoluten Nahrung erforderlich sei, die
durch die darauf gelegten Steuern verursachte Steigerung des
Getreidepreises dem Arbeiter stets durch den Arbeitslohn ersetzt
werde und also nicht ihn, sondern den Unternehmer und Kapi-
talisten treffe.

Angenommen nun, dem wäre so, so wäre dies für den hier
vorliegenden Punkt sogar vollkommen gleichgültig. Denn der
Arbeiter lebt ja nicht von Getreide allein, sondern eben so von
Bier, Thee, Kaffee, Tabak, Seife, Licht etc., bei welchen Gegen-
ständen sämmtlich die auf sie gelegte Steuer nach Adam Smith
den Arbeiter selbst trifft, und ich spreche ja in meinem Vortrage
durchaus nicht speciell von den Getreidesteuern, sondern von den
indirecten Steuern überhaupt, und es würde also immer, auch
nach Smith und Ricardo, vollkommen richtig sein, was ich
hierüber sagte.

Verhält es sich denn nun aber selbst nur bei dem Getreide,
bei den absoluten Lebensbedürfnissen, wirklich so, daß der
Arbeiter die hierauf gelegte Steuer im Arbeitslohn auf den
Unternehmer überwälzen kann, wie Smith und Ricardo sich noch
vorstellten?

facturées, tel que celui du sel, du savon, du cuir, des chandel-
les, de la drêche, de la bière, et de l’aile etc.

Sie erinnern ſich eben ſo der andern Jhnen eben verleſenen
Stelle, worin Adam Smith ſelbſt nachweiſt, daß mit der durch
die Steuern hervorgerufenen Preisſteigerung des Tabaks, des
Thees, des Zuckers und des Porters, obgleich, wie er ſelbſt ſagt,
alle dieſe Gegenſtände zu den regelmäßigen und gewohnheits-
mäßigen Lebensbedürfniſſen der unterſten Volksklaſſen in Eng-
land (des dernières classes du peuple) gehören, dennoch keine
Erhöhung des Arbeitslohns eingetreten ſei.

Es iſt alſo Adam Smith natürlich auch entfernt nicht ein-
gefallen, das zu ſagen, was der Staatsanwalt behauptet.

Aber etwas Anderes und damit Verwandtes, was zu dieſer
Verwechslung des Staatsanwalts vielleicht Anlaß gegeben hat,
hat Adam Smith und ſein noch größerer Nachfolger Ricardo in
der That behauptet.

Nämlich von den abſoluten und unerläßlich noth-
wendigen Lebensbedürfniſſen,
worunter er haupt-
ſächlich das Getreide verſteht, behauptet Adam Smith und
eben ſo Ricardo, daß, da der Arbeitslohn immer für das aus-
reichen müſſe, was zur abſoluten Nahrung erforderlich ſei, die
durch die darauf gelegten Steuern verurſachte Steigerung des
Getreidepreiſes dem Arbeiter ſtets durch den Arbeitslohn erſetzt
werde und alſo nicht ihn, ſondern den Unternehmer und Kapi-
taliſten treffe.

Angenommen nun, dem wäre ſo, ſo wäre dies für den hier
vorliegenden Punkt ſogar vollkommen gleichgültig. Denn der
Arbeiter lebt ja nicht von Getreide allein, ſondern eben ſo von
Bier, Thee, Kaffee, Tabak, Seife, Licht ꝛc., bei welchen Gegen-
ſtänden ſämmtlich die auf ſie gelegte Steuer nach Adam Smith
den Arbeiter ſelbſt trifft, und ich ſpreche ja in meinem Vortrage
durchaus nicht ſpeciell von den Getreideſteuern, ſondern von den
indirecten Steuern überhaupt, und es würde alſo immer, auch
nach Smith und Ricardo, vollkommen richtig ſein, was ich
hierüber ſagte.

Verhält es ſich denn nun aber ſelbſt nur bei dem Getreide,
bei den abſoluten Lebensbedürfniſſen, wirklich ſo, daß der
Arbeiter die hierauf gelegte Steuer im Arbeitslohn auf den
Unternehmer überwälzen kann, wie Smith und Ricardo ſich noch
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[37/0043] facturées, tel que celui du sel, du savon, du cuir, des chandel- les, de la drêche, de la bière, et de l’aile etc. Sie erinnern ſich eben ſo der andern Jhnen eben verleſenen Stelle, worin Adam Smith ſelbſt nachweiſt, daß mit der durch die Steuern hervorgerufenen Preisſteigerung des Tabaks, des Thees, des Zuckers und des Porters, obgleich, wie er ſelbſt ſagt, alle dieſe Gegenſtände zu den regelmäßigen und gewohnheits- mäßigen Lebensbedürfniſſen der unterſten Volksklaſſen in Eng- land (des dernières classes du peuple) gehören, dennoch keine Erhöhung des Arbeitslohns eingetreten ſei. Es iſt alſo Adam Smith natürlich auch entfernt nicht ein- gefallen, das zu ſagen, was der Staatsanwalt behauptet. Aber etwas Anderes und damit Verwandtes, was zu dieſer Verwechslung des Staatsanwalts vielleicht Anlaß gegeben hat, hat Adam Smith und ſein noch größerer Nachfolger Ricardo in der That behauptet. Nämlich von den abſoluten und unerläßlich noth- wendigen Lebensbedürfniſſen, worunter er haupt- ſächlich das Getreide verſteht, behauptet Adam Smith und eben ſo Ricardo, daß, da der Arbeitslohn immer für das aus- reichen müſſe, was zur abſoluten Nahrung erforderlich ſei, die durch die darauf gelegten Steuern verurſachte Steigerung des Getreidepreiſes dem Arbeiter ſtets durch den Arbeitslohn erſetzt werde und alſo nicht ihn, ſondern den Unternehmer und Kapi- taliſten treffe. Angenommen nun, dem wäre ſo, ſo wäre dies für den hier vorliegenden Punkt ſogar vollkommen gleichgültig. Denn der Arbeiter lebt ja nicht von Getreide allein, ſondern eben ſo von Bier, Thee, Kaffee, Tabak, Seife, Licht ꝛc., bei welchen Gegen- ſtänden ſämmtlich die auf ſie gelegte Steuer nach Adam Smith den Arbeiter ſelbſt trifft, und ich ſpreche ja in meinem Vortrage durchaus nicht ſpeciell von den Getreideſteuern, ſondern von den indirecten Steuern überhaupt, und es würde alſo immer, auch nach Smith und Ricardo, vollkommen richtig ſein, was ich hierüber ſagte. Verhält es ſich denn nun aber ſelbſt nur bei dem Getreide, bei den abſoluten Lebensbedürfniſſen, wirklich ſo, daß der Arbeiter die hierauf gelegte Steuer im Arbeitslohn auf den Unternehmer überwälzen kann, wie Smith und Ricardo ſich noch vorſtellten?

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/43>, abgerufen am 21.11.2024.