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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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heranzuziehen, eine Erhöhung dieser Abgaben herbeizu-
führen, ja es ist zu wünschen, daß Herabsetzungen eintreten, um
eben die Last des gemeinen Mannes zu erleichtern,
die Bedürfnisse des Lebens ihm wohlfeiler zu schaffen."

Der Geheimerath Dieterici, der frühere Chef unseres
statistischen Bureaus, hat also, wie es scheint, ein weniger gutes
Herz, aber er ist dafür ein besserer Sachkenner, und Sie sehen,
daß, welchen Sachkenner Sie auch fragen, wenn er noch so hoch
in Amt und Würden stände, Sie immer dieselbe Antwort erhalten.

Und eben so gewahren Sie überall, wo die Natur des Ar-
tikels einen näheren Einblick in seine Vertheilung gestattet, den-
selben immensen Unterschied.

Sie wissen, meine Herren, daß, wenn die besitzenden Klas-
sen auch nicht blos importirte Cigarren rauchen, d. h. solche, die
in Amerika fabricirt sind, sie doch nur solche Cigarren rauchen,
die entweder dort oder in Hamburg und Bremen fabricirt sind,
welche beide nicht zum Zollverein gehören. Was wird nun nicht
von früh bis Abends an Cigarren verraucht, sollte man meinen!

Und dennoch ersehen Sie wieder aus den Tabellen in Hüb-
ners statistischem Jahrbuch IV. Jahrgang, p. 81, daß 1854 an
sämmtlichen Zollstätten des Zollvereins nicht mehr als 235,720
Thlr. Zoll für, sei es nun aus der Havanna oder aus Hamburg und
Bremen oder sonst woher eingeführte Cigarren entrichtet wurde.
Hiervon kommen also auf Preußen wieder , um den Satz
festzuhalten, welchen der Geheimerath Dieterici in Bd. IX. p. 54
der statistischen Mittheilungen der Berechnung des Consum-
verhältnisses von Preußen zum Zollverein zu Grunde legt, und
somit 122,574 Thlr. Zoll auf Preußen.

Die nicht besitzenden Klassen dagegen consumiren die im
Jnland fabricirten Cigarren und eben so bis auf ein minimes
Bruchtheil allen Rauchtabak.

An unbearbeitetem und Stengeltabak wurden aber, wie
Sie aus denselben Tabellen ersehen, in jenem Jahre im Zoll-
verein eingeführt 367,462 Centner, welche

Steuer entrichteten ....... 1,441,848 Thlr.
Dazu die Steuer für Rollentabak .... 109,307 "
Summa: 1,551,155 Thlr.

Hiervon auf Preußen oder 786,600 Thlr. Zollsteuer,
also nur ungefähr das Sechsfache der von der besitzenden Klasse
gezahlten Cigarrensteuer. Und dies ist ohne Zweifel noch das

heranzuziehen, eine Erhöhung dieſer Abgaben herbeizu-
führen, ja es iſt zu wünſchen, daß Herabſetzungen eintreten, um
eben die Laſt des gemeinen Mannes zu erleichtern,
die Bedürfniſſe des Lebens ihm wohlfeiler zu ſchaffen.“

Der Geheimerath Dieterici, der frühere Chef unſeres
ſtatiſtiſchen Bureaus, hat alſo, wie es ſcheint, ein weniger gutes
Herz, aber er iſt dafür ein beſſerer Sachkenner, und Sie ſehen,
daß, welchen Sachkenner Sie auch fragen, wenn er noch ſo hoch
in Amt und Würden ſtände, Sie immer dieſelbe Antwort erhalten.

Und eben ſo gewahren Sie überall, wo die Natur des Ar-
tikels einen näheren Einblick in ſeine Vertheilung geſtattet, den-
ſelben immenſen Unterſchied.

Sie wiſſen, meine Herren, daß, wenn die beſitzenden Klaſ-
ſen auch nicht blos importirte Cigarren rauchen, d. h. ſolche, die
in Amerika fabricirt ſind, ſie doch nur ſolche Cigarren rauchen,
die entweder dort oder in Hamburg und Bremen fabricirt ſind,
welche beide nicht zum Zollverein gehören. Was wird nun nicht
von früh bis Abends an Cigarren verraucht, ſollte man meinen!

Und dennoch erſehen Sie wieder aus den Tabellen in Hüb-
ners ſtatiſtiſchem Jahrbuch IV. Jahrgang, p. 81, daß 1854 an
ſämmtlichen Zollſtätten des Zollvereins nicht mehr als 235,720
Thlr. Zoll für, ſei es nun aus der Havanna oder aus Hamburg und
Bremen oder ſonſt woher eingeführte Cigarren entrichtet wurde.
Hiervon kommen alſo auf Preußen wieder , um den Satz
feſtzuhalten, welchen der Geheimerath Dieterici in Bd. IX. p. 54
der ſtatiſtiſchen Mittheilungen der Berechnung des Conſum-
verhältniſſes von Preußen zum Zollverein zu Grunde legt, und
ſomit 122,574 Thlr. Zoll auf Preußen.

Die nicht beſitzenden Klaſſen dagegen conſumiren die im
Jnland fabricirten Cigarren und eben ſo bis auf ein minimes
Bruchtheil allen Rauchtabak.

An unbearbeitetem und Stengeltabak wurden aber, wie
Sie aus denſelben Tabellen erſehen, in jenem Jahre im Zoll-
verein eingeführt 367,462 Centner, welche

Steuer entrichteten ....... 1,441,848 Thlr.
Dazu die Steuer für Rollentabak .... 109,307 „
Summa: 1,551,155 Thlr.

Hiervon auf Preußen oder 786,600 Thlr. Zollſteuer,
alſo nur ungefähr das Sechsfache der von der beſitzenden Klaſſe
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[74/0080] heranzuziehen, eine Erhöhung dieſer Abgaben herbeizu- führen, ja es iſt zu wünſchen, daß Herabſetzungen eintreten, um eben die Laſt des gemeinen Mannes zu erleichtern, die Bedürfniſſe des Lebens ihm wohlfeiler zu ſchaffen.“ Der Geheimerath Dieterici, der frühere Chef unſeres ſtatiſtiſchen Bureaus, hat alſo, wie es ſcheint, ein weniger gutes Herz, aber er iſt dafür ein beſſerer Sachkenner, und Sie ſehen, daß, welchen Sachkenner Sie auch fragen, wenn er noch ſo hoch in Amt und Würden ſtände, Sie immer dieſelbe Antwort erhalten. Und eben ſo gewahren Sie überall, wo die Natur des Ar- tikels einen näheren Einblick in ſeine Vertheilung geſtattet, den- ſelben immenſen Unterſchied. Sie wiſſen, meine Herren, daß, wenn die beſitzenden Klaſ- ſen auch nicht blos importirte Cigarren rauchen, d. h. ſolche, die in Amerika fabricirt ſind, ſie doch nur ſolche Cigarren rauchen, die entweder dort oder in Hamburg und Bremen fabricirt ſind, welche beide nicht zum Zollverein gehören. Was wird nun nicht von früh bis Abends an Cigarren verraucht, ſollte man meinen! Und dennoch erſehen Sie wieder aus den Tabellen in Hüb- ners ſtatiſtiſchem Jahrbuch IV. Jahrgang, p. 81, daß 1854 an ſämmtlichen Zollſtätten des Zollvereins nicht mehr als 235,720 Thlr. Zoll für, ſei es nun aus der Havanna oder aus Hamburg und Bremen oder ſonſt woher eingeführte Cigarren entrichtet wurde. Hiervon kommen alſo auf Preußen wieder [FORMEL], um den Satz feſtzuhalten, welchen der Geheimerath Dieterici in Bd. IX. p. 54 der ſtatiſtiſchen Mittheilungen der Berechnung des Conſum- verhältniſſes von Preußen zum Zollverein zu Grunde legt, und ſomit 122,574 Thlr. Zoll auf Preußen. Die nicht beſitzenden Klaſſen dagegen conſumiren die im Jnland fabricirten Cigarren und eben ſo bis auf ein minimes Bruchtheil allen Rauchtabak. An unbearbeitetem und Stengeltabak wurden aber, wie Sie aus denſelben Tabellen erſehen, in jenem Jahre im Zoll- verein eingeführt 367,462 Centner, welche Steuer entrichteten ....... 1,441,848 Thlr. Dazu die Steuer für Rollentabak .... 109,307 „ Summa: 1,551,155 Thlr. Hiervon auf Preußen [FORMEL] oder 786,600 Thlr. Zollſteuer, alſo nur ungefähr das Sechsfache der von der beſitzenden Klaſſe gezahlten Cigarrenſteuer. Und dies iſt ohne Zweifel noch das

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/80>, abgerufen am 13.05.2024.