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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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beträgt im Regierungsbezirk Königsberg, wo der Mittelsatz des
Auskommens für die Familie 109 Thlr. 29 Sgr. ist, der Bedarf
an Salz 3 Thlr. 14 Sgr., in Gumbinnen, wo der Mittelsatz des
Auskommens 85 Thlr. 12 Sgr. ist, der Bedarf an Salz 3 Thlr.
21 Sgr., in Danzig, wo der Mittelsatz des Auskommens 94 Thlr.
18 Sgr. ist, der Bedarf an Salz 3 Thlr. 17 Sgr. u. s. w., im
ganzen Staatsdurchschnitt, in welchem der Mittelsatz des Aus-
kommens 105 Thlr. 2 Sgr. 9 Pf. für jene ländlichen Arbeiter-
familien von 5 Personen beträgt, beträgt der Bedarf an Salz
2 Thlr. 22 Sgr. 2 Pf., also beinahe 3 Procent von dem
Einkommen, von dem Solleinkommen -- mit welchem das
factische Einkommen noch lange nicht Schritt hält -- jener Fa-
milien.

Während diese also von 105 Thalern 2 Thlr. 22 Sgr. auf
Salz verwenden müssen, -- und dieser Betrag ist noch, wie ich
anderweitig nachweisen könnte, hier aber auf sich beruhen lassen
will, eher noch zu gering von Professor v. Lengerke angenom-
men -- was beträgt der Salzverbrauch in unsern Ständen?

Jhre Familien zu 5 Köpfen geschätzt habe ich guten Grund
anzunehmen, daß Sie -- fragen Sie Jhre Hausfrauen, meine
Herren, und Sie werden die Rechnung bestätigt finden --
höchstens, aber höchstens 1 Thlr. 10 Sgr. auf die Familie
an Salz verzehren.

Daß Sie um so viel weniger an Salz verbrauchen, kann
Sie nicht überraschen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß je
ordinärer und weniger nahrhaft die Speisen sind, von denen
man sich nährt, ein um so größerer Zusatz von Salz erforderlich
ist. Es genüge hierfür das Zeugniß des Wirklichen Geheimraths
Hoffmann in seinen nachgelassenen Schriften p. 499: "es (nämlich
das Kochsalz) wird dem Aermsten nur um so unentbehrlicher, je
gröber und minder nahrhaft die Speisen sind, womit er sich
nährt."

Jene 98,269 Familien, die in ganz Preußen über 650 Thlr.
Einkommen haben, würden hiernach zu 1 Thlr. 10 Sgr. per
Familie im Ganzen 131,355 Thlr. an Salz consumiren. Dies
wäre ihr Beitrag sowohl zu den 1,190,583 Thlrn., welche die
Salzerzeugung, als zu den 8,302,924 Thlrn., welche die Salz-
steuer in jenem Budget beträgt. Den ganzen Rest beider Sum-
men, also circa 9,360,000 Thlr. tragen wieder die ärmeren
Klassen.

beträgt im Regierungsbezirk Königsberg, wo der Mittelſatz des
Auskommens für die Familie 109 Thlr. 29 Sgr. iſt, der Bedarf
an Salz 3 Thlr. 14 Sgr., in Gumbinnen, wo der Mittelſatz des
Auskommens 85 Thlr. 12 Sgr. iſt, der Bedarf an Salz 3 Thlr.
21 Sgr., in Danzig, wo der Mittelſatz des Auskommens 94 Thlr.
18 Sgr. iſt, der Bedarf an Salz 3 Thlr. 17 Sgr. u. ſ. w., im
ganzen Staatsdurchſchnitt, in welchem der Mittelſatz des Aus-
kommens 105 Thlr. 2 Sgr. 9 Pf. für jene ländlichen Arbeiter-
familien von 5 Perſonen beträgt, beträgt der Bedarf an Salz
2 Thlr. 22 Sgr. 2 Pf., alſo beinahe 3 Procent von dem
Einkommen, von dem Solleinkommen — mit welchem das
factiſche Einkommen noch lange nicht Schritt hält — jener Fa-
milien.

Während dieſe alſo von 105 Thalern 2 Thlr. 22 Sgr. auf
Salz verwenden müſſen, — und dieſer Betrag iſt noch, wie ich
anderweitig nachweiſen könnte, hier aber auf ſich beruhen laſſen
will, eher noch zu gering von Profeſſor v. Lengerke angenom-
men — was beträgt der Salzverbrauch in unſern Ständen?

Jhre Familien zu 5 Köpfen geſchätzt habe ich guten Grund
anzunehmen, daß Sie — fragen Sie Jhre Hausfrauen, meine
Herren, und Sie werden die Rechnung beſtätigt finden —
höchſtens, aber höchſtens 1 Thlr. 10 Sgr. auf die Familie
an Salz verzehren.

Daß Sie um ſo viel weniger an Salz verbrauchen, kann
Sie nicht überraſchen. Es iſt eine bekannte Thatſache, daß je
ordinärer und weniger nahrhaft die Speiſen ſind, von denen
man ſich nährt, ein um ſo größerer Zuſatz von Salz erforderlich
iſt. Es genüge hierfür das Zeugniß des Wirklichen Geheimraths
Hoffmann in ſeinen nachgelaſſenen Schriften p. 499: „es (nämlich
das Kochſalz) wird dem Aermſten nur um ſo unentbehrlicher, je
gröber und minder nahrhaft die Speiſen ſind, womit er ſich
nährt.“

Jene 98,269 Familien, die in ganz Preußen über 650 Thlr.
Einkommen haben, würden hiernach zu 1 Thlr. 10 Sgr. per
Familie im Ganzen 131,355 Thlr. an Salz conſumiren. Dies
wäre ihr Beitrag ſowohl zu den 1,190,583 Thlrn., welche die
Salzerzeugung, als zu den 8,302,924 Thlrn., welche die Salz-
ſteuer in jenem Budget beträgt. Den ganzen Reſt beider Sum-
men, alſo circa 9,360,000 Thlr. tragen wieder die ärmeren
Klaſſen.

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[86/0092] beträgt im Regierungsbezirk Königsberg, wo der Mittelſatz des Auskommens für die Familie 109 Thlr. 29 Sgr. iſt, der Bedarf an Salz 3 Thlr. 14 Sgr., in Gumbinnen, wo der Mittelſatz des Auskommens 85 Thlr. 12 Sgr. iſt, der Bedarf an Salz 3 Thlr. 21 Sgr., in Danzig, wo der Mittelſatz des Auskommens 94 Thlr. 18 Sgr. iſt, der Bedarf an Salz 3 Thlr. 17 Sgr. u. ſ. w., im ganzen Staatsdurchſchnitt, in welchem der Mittelſatz des Aus- kommens 105 Thlr. 2 Sgr. 9 Pf. für jene ländlichen Arbeiter- familien von 5 Perſonen beträgt, beträgt der Bedarf an Salz 2 Thlr. 22 Sgr. 2 Pf., alſo beinahe 3 Procent von dem Einkommen, von dem Solleinkommen — mit welchem das factiſche Einkommen noch lange nicht Schritt hält — jener Fa- milien. Während dieſe alſo von 105 Thalern 2 Thlr. 22 Sgr. auf Salz verwenden müſſen, — und dieſer Betrag iſt noch, wie ich anderweitig nachweiſen könnte, hier aber auf ſich beruhen laſſen will, eher noch zu gering von Profeſſor v. Lengerke angenom- men — was beträgt der Salzverbrauch in unſern Ständen? Jhre Familien zu 5 Köpfen geſchätzt habe ich guten Grund anzunehmen, daß Sie — fragen Sie Jhre Hausfrauen, meine Herren, und Sie werden die Rechnung beſtätigt finden — höchſtens, aber höchſtens 1 Thlr. 10 Sgr. auf die Familie an Salz verzehren. Daß Sie um ſo viel weniger an Salz verbrauchen, kann Sie nicht überraſchen. Es iſt eine bekannte Thatſache, daß je ordinärer und weniger nahrhaft die Speiſen ſind, von denen man ſich nährt, ein um ſo größerer Zuſatz von Salz erforderlich iſt. Es genüge hierfür das Zeugniß des Wirklichen Geheimraths Hoffmann in ſeinen nachgelaſſenen Schriften p. 499: „es (nämlich das Kochſalz) wird dem Aermſten nur um ſo unentbehrlicher, je gröber und minder nahrhaft die Speiſen ſind, womit er ſich nährt.“ Jene 98,269 Familien, die in ganz Preußen über 650 Thlr. Einkommen haben, würden hiernach zu 1 Thlr. 10 Sgr. per Familie im Ganzen 131,355 Thlr. an Salz conſumiren. Dies wäre ihr Beitrag ſowohl zu den 1,190,583 Thlrn., welche die Salzerzeugung, als zu den 8,302,924 Thlrn., welche die Salz- ſteuer in jenem Budget beträgt. Den ganzen Reſt beider Sum- men, alſo circa 9,360,000 Thlr. tragen wieder die ärmeren Klaſſen.

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/92>, abgerufen am 13.05.2024.