Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.Weltseele -- spiritus mundi -- Weltäther. gearbeitet, indem der Raum als ein körperliches und beseeltesWesen betrachtet wird, das aus dem feinsten Lichte besteht und vermöge der Durchdringbarkeit des Lichtes zur Aufnahme der Materie fähig ist. Hierin ist die stoische Lehre von der Durchdringung der körperlichen Eigenschaften, der aristotelische Äther als quinta essentia und die platonische Weltseele zu einem Ganzen verschmolzen. Zugleich ist das Mittel geschaffen, im Anschluß an die stoischen # die Gestaltung der Materie in averroistischem Sinne aus den Keimformen zu er- klären, als deren belebende Ursache nunmehr die Weltseele auftritt. Dieser körperlich ausgedehnte und durch Beseelung wirkende Äther ist der unmittelbare Vorgänger des spiritus mundi bei den Alchymisten und Naturphilosophen vom Ende des 15. Jahrhunderts an. Es wird sich bei Agrippa von Nettes- heim die direkte Einwirkung zeigen. Endlich hat durch die Alchymisten jener Äther eine nochmalige Umwandlung erlitten und zu der Aufstellung der drei Grundsubstanzen des Para- celsus geführt. Dieser Spiritus bleibt nunmehr in den ver- schiedensten Gestalten das allgemeine Agens der Natur, wo- durch diese selbständiges Leben erhält. Bei Bruno wird er zum Vacuum Demokrits; er ist sehr beliebt bei Francis Bacon und versteckt sich bei Descartes, Gassendi und Boyle hinter den materiellen Effluvien, tritt aber in der reinen hylozoistischen Form wieder bei Henry More hervor, von welchem er zu kei- nem geringeren als Newton sich flüchtet, um im mathematischen Gewande der fernwirkenden Kräfte die moderne Physik zu beherrschen. Die Lebenskraft dieses Weltäthers, der im Grunde vom Urfeuer Heraklits abstammt, beruht darauf, daß er der Ausdruck ist für das vergeblich gesuchte Prinzip, welches die Veränderung überhaupt begreifbar macht. Was nun bei den Neuplatonikern die Theorie des Körpers 1 Man vgl. bes. Enn. II, l. 4, c. 7 und III, l. 1. c. 3.
Weltseele — spiritus mundi — Weltäther. gearbeitet, indem der Raum als ein körperliches und beseeltesWesen betrachtet wird, das aus dem feinsten Lichte besteht und vermöge der Durchdringbarkeit des Lichtes zur Aufnahme der Materie fähig ist. Hierin ist die stoische Lehre von der Durchdringung der körperlichen Eigenschaften, der aristotelische Äther als quinta essentia und die platonische Weltseele zu einem Ganzen verschmolzen. Zugleich ist das Mittel geschaffen, im Anschluß an die stoischen # die Gestaltung der Materie in averroistischem Sinne aus den Keimformen zu er- klären, als deren belebende Ursache nunmehr die Weltseele auftritt. Dieser körperlich ausgedehnte und durch Beseelung wirkende Äther ist der unmittelbare Vorgänger des spiritus mundi bei den Alchymisten und Naturphilosophen vom Ende des 15. Jahrhunderts an. Es wird sich bei Agrippa von Nettes- heim die direkte Einwirkung zeigen. Endlich hat durch die Alchymisten jener Äther eine nochmalige Umwandlung erlitten und zu der Aufstellung der drei Grundsubstanzen des Para- celsus geführt. Dieser Spiritus bleibt nunmehr in den ver- schiedensten Gestalten das allgemeine Agens der Natur, wo- durch diese selbständiges Leben erhält. Bei Bruno wird er zum Vacuum Demokrits; er ist sehr beliebt bei Francis Bacon und versteckt sich bei Descartes, Gassendi und Boyle hinter den materiellen Effluvien, tritt aber in der reinen hylozoistischen Form wieder bei Henry More hervor, von welchem er zu kei- nem geringeren als Newton sich flüchtet, um im mathematischen Gewande der fernwirkenden Kräfte die moderne Physik zu beherrschen. Die Lebenskraft dieses Weltäthers, der im Grunde vom Urfeuer Heraklits abstammt, beruht darauf, daß er der Ausdruck ist für das vergeblich gesuchte Prinzip, welches die Veränderung überhaupt begreifbar macht. Was nun bei den Neuplatonikern die Theorie des Körpers 1 Man vgl. bes. Enn. II, l. 4, c. 7 und III, l. 1. c. 3.
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Weltseele — spiritus mundi — Weltäther.
gearbeitet, indem der Raum als ein körperliches und beseeltes
Wesen betrachtet wird, das aus dem feinsten Lichte besteht
und vermöge der Durchdringbarkeit des Lichtes zur Aufnahme
der Materie fähig ist. Hierin ist die stoische Lehre von der
Durchdringung der körperlichen Eigenschaften, der aristotelische
Äther als quinta essentia und die platonische Weltseele zu einem
Ganzen verschmolzen. Zugleich ist das Mittel geschaffen, im
Anschluß an die stoischen # die Gestaltung der
Materie in averroistischem Sinne aus den Keimformen zu er-
klären, als deren belebende Ursache nunmehr die Weltseele
auftritt. Dieser körperlich ausgedehnte und durch Beseelung
wirkende Äther ist der unmittelbare Vorgänger des spiritus
mundi bei den Alchymisten und Naturphilosophen vom Ende
des 15. Jahrhunderts an. Es wird sich bei Agrippa von Nettes-
heim die direkte Einwirkung zeigen. Endlich hat durch die
Alchymisten jener Äther eine nochmalige Umwandlung erlitten
und zu der Aufstellung der drei Grundsubstanzen des Para-
celsus geführt. Dieser Spiritus bleibt nunmehr in den ver-
schiedensten Gestalten das allgemeine Agens der Natur, wo-
durch diese selbständiges Leben erhält. Bei Bruno wird er
zum Vacuum Demokrits; er ist sehr beliebt bei Francis Bacon
und versteckt sich bei Descartes, Gassendi und Boyle hinter
den materiellen Effluvien, tritt aber in der reinen hylozoistischen
Form wieder bei Henry More hervor, von welchem er zu kei-
nem geringeren als Newton sich flüchtet, um im mathematischen
Gewande der fernwirkenden Kräfte die moderne Physik zu
beherrschen. Die Lebenskraft dieses Weltäthers, der im Grunde
vom Urfeuer Heraklits abstammt, beruht darauf, daß er der
Ausdruck ist für das vergeblich gesuchte Prinzip, welches die
Veränderung überhaupt begreifbar macht.
Was nun bei den Neuplatonikern die Theorie des Körpers
im speziellen anbetrifft, so ist diese, soweit sie überhaupt aus-
gebildet ist, der Atomistik durchaus feindlich. Plotin wendet
sich an verschiedenen Stellen heftig gegen die Atomistik. 1
Er stellt derselben entgegen, daß jeder Körper nach allen
Seiten hin teilbar sei, daß sie die Kontinuität und Flüssigkeit
der Körper nicht erklären könne, daß sie die geistigen und see-
1 Man vgl. bes. Enn. II, l. 4, c. 7 und III, l. 1. c. 3.
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