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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Elementenlehre: N. Carpentarius. Baranzano.
Illustrationen. In seiner Historia Macrocosmi1 gibt er eine
phantastische Beschreibung der Weltschöpfung und des
Weltaufbaus, in dem Integrum Morborum mysterium2 läßt
er, veranlaßt durch die Beobachtung eines Thermoskops,
alle Veränderungen in der Welt aus Verdichtung und
Verdünnung erfolgen. Er ist ein Gegner der Bewegung der
Erde und polemisiert gegen Coppernikus und dessen Anhänger.3

Die Ausführungen seines Landsmanns Nathanael Carpen-
tarius
(+ 1628) sind zwar durchaus aristotelesfeindlich, gehen aber
über die damals gebräuchlichen paradoxen Übungen dialek-
tischen Charakters kaum hinaus.4 Der nominalistische Grund-
satz, daß die Wesenheiten (Entia) nicht ohne Notwendig-
keit zu vervielfachen sind, gilt ihm als der sicherste von allen;5
er nimmt daher nur zwei Gattungen von solchen an, Substanz
und Qualität.6 Schwierigkeiten, welche er im Begriff der Ver-
änderung findet, führen ihn auf die Behauptung, daß alles
aus nichts entstehe.7 Das Feuer erklärt er für feucht (humi-
dus), weil sich nicht nachweisen lasse, daß es trocken sei;8
es sei von sulphurischem, nicht von merkurialischem Humor;9
der Unterschied zwischen humidus und fluidus tritt nicht hervor.
Von Wichtigkeit sind jedoch zwei seiner Lehren. Carpentarius
erklärt erstens alle Elemente für schwer,10 und zweitens
lehrt er die Existenz eines Vacuums, weil es Verdichtung
gibt. Condensatio ist das Zusammendrängen der materiellen
Teile eines Körpers auf einen engeren Ort.11

Im Anschluß an Telesio und Patrizzi wird Redemptus
Baranzano
aus Serravalle bei Vercelli in Piemont (1590--1622)
als Erneuerer der Physik gerühmt.12

1 Utriusque Cosmi majoris scil. et minoris, Metaphysica, physica atque
technica Historia.
T. I, De macrocosmi Historia. Oppenheimii 1617. Fol.
2 Francof. 1631. Vgl. besonders cap. 5, p. 17 f.
3 De macrocosm. l. V, c. 15. T. I, p. 153. De Copernici et Gilberti
errore diurnae terrae revolutionem asservantium.
4 Philosophia libera, triplici exercitationum Decade proposita, in qua
adv. huj. temporis Philosophos dogmata quaedam nova discutiuntur. Ed. secunda,
una Decade auctior et emendatior. Oxoniae 1622. Die erste Auflage erschien
nach Angabe des Praefatio ein Jahr vorher (1621).
5 Dec. I. Exerc. 1. p. 2.
6 I, 1. p. 34.
7 I, 4. p. 76
8 I, 7. p. 89 f.
9 I, 7. p. 117.
10 I, 3. p. 43.
11 II, 7 p. 189.
12 Seine Schriften waren mir nicht zugänglich. Die wichtigeren sind:
Uranoscopia, seu de coelo. Genev. 1617. 4°. -- Novae Opiniones Physicae.

Elementenlehre: N. Carpentarius. Baranzano.
Illustrationen. In seiner Historia Macrocosmi1 gibt er eine
phantastische Beschreibung der Weltschöpfung und des
Weltaufbaus, in dem Integrum Morborum mysterium2 läßt
er, veranlaßt durch die Beobachtung eines Thermoskops,
alle Veränderungen in der Welt aus Verdichtung und
Verdünnung erfolgen. Er ist ein Gegner der Bewegung der
Erde und polemisiert gegen Coppernikus und dessen Anhänger.3

Die Ausführungen seines Landsmanns Nathanael Carpen-
tarius
(† 1628) sind zwar durchaus aristotelesfeindlich, gehen aber
über die damals gebräuchlichen paradoxen Übungen dialek-
tischen Charakters kaum hinaus.4 Der nominalistische Grund-
satz, daß die Wesenheiten (Entia) nicht ohne Notwendig-
keit zu vervielfachen sind, gilt ihm als der sicherste von allen;5
er nimmt daher nur zwei Gattungen von solchen an, Substanz
und Qualität.6 Schwierigkeiten, welche er im Begriff der Ver-
änderung findet, führen ihn auf die Behauptung, daß alles
aus nichts entstehe.7 Das Feuer erklärt er für feucht (humi-
dus), weil sich nicht nachweisen lasse, daß es trocken sei;8
es sei von sulphurischem, nicht von merkurialischem Humor;9
der Unterschied zwischen humidus und fluidus tritt nicht hervor.
Von Wichtigkeit sind jedoch zwei seiner Lehren. Carpentarius
erklärt erstens alle Elemente für schwer,10 und zweitens
lehrt er die Existenz eines Vacuums, weil es Verdichtung
gibt. Condensatio ist das Zusammendrängen der materiellen
Teile eines Körpers auf einen engeren Ort.11

Im Anschluß an Telesio und Patrizzi wird Redemptus
Baranzano
aus Serravalle bei Vercelli in Piemont (1590—1622)
als Erneuerer der Physik gerühmt.12

1 Utriusque Cosmi majoris scil. et minoris, Metaphysica, physica atque
technica Historia.
T. I, De macrocosmi Historia. Oppenheimii 1617. Fol.
2 Francof. 1631. Vgl. besonders cap. 5, p. 17 f.
3 De macrocosm. l. V, c. 15. T. I, p. 153. De Copernici et Gilberti
errore diurnae terrae revolutionem asservantium.
4 Philosophia libera, triplici exercitationum Decade proposita, in qua
adv. huj. temporis Philosophos dogmata quaedam nova discutiuntur. Ed. secunda,
una Decade auctior et emendatior. Oxoniae 1622. Die erste Auflage erschien
nach Angabe des Praefatio ein Jahr vorher (1621).
5 Dec. I. Exerc. 1. p. 2.
6 I, 1. p. 34.
7 I, 4. p. 76
8 I, 7. p. 89 f.
9 I, 7. p. 117.
10 I, 3. p. 43.
11 II, 7 p. 189.
12 Seine Schriften waren mir nicht zugänglich. Die wichtigeren sind:
Uranoscopia, seu de coelo. Genev. 1617. 4°. — Novae Opiniones Physicae.
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[330/0348] Elementenlehre: N. Carpentarius. Baranzano. Illustrationen. In seiner Historia Macrocosmi 1 gibt er eine phantastische Beschreibung der Weltschöpfung und des Weltaufbaus, in dem Integrum Morborum mysterium 2 läßt er, veranlaßt durch die Beobachtung eines Thermoskops, alle Veränderungen in der Welt aus Verdichtung und Verdünnung erfolgen. Er ist ein Gegner der Bewegung der Erde und polemisiert gegen Coppernikus und dessen Anhänger. 3 Die Ausführungen seines Landsmanns Nathanael Carpen- tarius († 1628) sind zwar durchaus aristotelesfeindlich, gehen aber über die damals gebräuchlichen paradoxen Übungen dialek- tischen Charakters kaum hinaus. 4 Der nominalistische Grund- satz, daß die Wesenheiten (Entia) nicht ohne Notwendig- keit zu vervielfachen sind, gilt ihm als der sicherste von allen; 5 er nimmt daher nur zwei Gattungen von solchen an, Substanz und Qualität. 6 Schwierigkeiten, welche er im Begriff der Ver- änderung findet, führen ihn auf die Behauptung, daß alles aus nichts entstehe. 7 Das Feuer erklärt er für feucht (humi- dus), weil sich nicht nachweisen lasse, daß es trocken sei; 8 es sei von sulphurischem, nicht von merkurialischem Humor; 9 der Unterschied zwischen humidus und fluidus tritt nicht hervor. Von Wichtigkeit sind jedoch zwei seiner Lehren. Carpentarius erklärt erstens alle Elemente für schwer, 10 und zweitens lehrt er die Existenz eines Vacuums, weil es Verdichtung gibt. Condensatio ist das Zusammendrängen der materiellen Teile eines Körpers auf einen engeren Ort. 11 Im Anschluß an Telesio und Patrizzi wird Redemptus Baranzano aus Serravalle bei Vercelli in Piemont (1590—1622) als Erneuerer der Physik gerühmt. 12 1 Utriusque Cosmi majoris scil. et minoris, Metaphysica, physica atque technica Historia. T. I, De macrocosmi Historia. Oppenheimii 1617. Fol. 2 Francof. 1631. Vgl. besonders cap. 5, p. 17 f. 3 De macrocosm. l. V, c. 15. T. I, p. 153. De Copernici et Gilberti errore diurnae terrae revolutionem asservantium. 4 Philosophia libera, triplici exercitationum Decade proposita, in qua adv. huj. temporis Philosophos dogmata quaedam nova discutiuntur. Ed. secunda, una Decade auctior et emendatior. Oxoniae 1622. Die erste Auflage erschien nach Angabe des Praefatio ein Jahr vorher (1621). 5 Dec. I. Exerc. 1. p. 2. 6 I, 1. p. 34. 7 I, 4. p. 76 8 I, 7. p. 89 f. 9 I, 7. p. 117. 10 I, 3. p. 43. 11 II, 7 p. 189. 12 Seine Schriften waren mir nicht zugänglich. Die wichtigeren sind: Uranoscopia, seu de coelo. Genev. 1617. 4°. — Novae Opiniones Physicae.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/348>, abgerufen am 22.11.2024.