blicke, in welchem das erste Luftschiff der Martier über dem Lustgarten erscheint, ist das deutsche Reich ein Vasall, der von der Gnade der Martier, vielleicht von der Gnade irgend eines untergeordneten Kapitäns lebt, und so alle übrigen Staaten der Erde."
"Daran habe ich noch nicht gedacht."
"Was wollen Sie gegen diese Rume thun? Jch will gar nicht von ihrer moralischen Ueberlegenheit und ihrer höheren Jntelligenz reden; durch diese werden sie wahrscheinlich Mittel finden, uns nach ihrem Willen zu lenken, ehe wir es merken. Denken Sie allein an ihre technische Uebermacht."
"Man wird ihnen ihre Luftschiffe, die übrigens noch gar nicht fertig sind, einfach mit Granaten entzwei- schießen, oder man wird sie auf der Erde, wo sie nur kriechen können, gefangen nehmen."
"Das kann vielleicht mit der ersten Abteilung ge- schehen, die zu uns kommt; aber der Mars hat doppelt soviel Bewohner als die ganze Erde. Das zweite Luft- schiff würde uns vernichten. Lieber Saltner, Sie haben vorgestern gehört, was Jo von der Raumschiffahrt erzählte. Durch ihre Repulsitschüsse erteilen die Martier einer Masse, die auf der Erde zehn Millionen Kilo- gramm wiegt, Geschwindigkeiten von 30, 40, ja bis 100 Kilometer. Wissen Sie, was das heißt? Leute, die das können, werden aus Entfernungen, wohin kein irdisches Geschütz trägt, ganz Berlin in wenigen Minuten in Trümmer legen, falls sie dies wollen. Die Euro- päer können dann einmal erleben, was sie sonst an den Wohnstätten armer Wilden gethan haben. Freilich
Pläne und Sorgen.
blicke, in welchem das erſte Luftſchiff der Martier über dem Luſtgarten erſcheint, iſt das deutſche Reich ein Vaſall, der von der Gnade der Martier, vielleicht von der Gnade irgend eines untergeordneten Kapitäns lebt, und ſo alle übrigen Staaten der Erde.‟
„Daran habe ich noch nicht gedacht.‟
„Was wollen Sie gegen dieſe Rume thun? Jch will gar nicht von ihrer moraliſchen Ueberlegenheit und ihrer höheren Jntelligenz reden; durch dieſe werden ſie wahrſcheinlich Mittel finden, uns nach ihrem Willen zu lenken, ehe wir es merken. Denken Sie allein an ihre techniſche Uebermacht.‟
„Man wird ihnen ihre Luftſchiffe, die übrigens noch gar nicht fertig ſind, einfach mit Granaten entzwei- ſchießen, oder man wird ſie auf der Erde, wo ſie nur kriechen können, gefangen nehmen.‟
„Das kann vielleicht mit der erſten Abteilung ge- ſchehen, die zu uns kommt; aber der Mars hat doppelt ſoviel Bewohner als die ganze Erde. Das zweite Luft- ſchiff würde uns vernichten. Lieber Saltner, Sie haben vorgeſtern gehört, was Jo von der Raumſchiffahrt erzählte. Durch ihre Repulſitſchüſſe erteilen die Martier einer Maſſe, die auf der Erde zehn Millionen Kilo- gramm wiegt, Geſchwindigkeiten von 30, 40, ja bis 100 Kilometer. Wiſſen Sie, was das heißt? Leute, die das können, werden aus Entfernungen, wohin kein irdiſches Geſchütz trägt, ganz Berlin in wenigen Minuten in Trümmer legen, falls ſie dies wollen. Die Euro- päer können dann einmal erleben, was ſie ſonſt an den Wohnſtätten armer Wilden gethan haben. Freilich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0269"n="261"/><fwplace="top"type="header">Pläne und Sorgen.</fw><lb/>
blicke, in welchem das erſte Luftſchiff der Martier über<lb/>
dem Luſtgarten erſcheint, iſt das deutſche Reich ein<lb/>
Vaſall, der von der Gnade der Martier, vielleicht von<lb/>
der Gnade irgend eines untergeordneten Kapitäns lebt,<lb/>
und ſo alle übrigen Staaten der Erde.‟</p><lb/><p>„Daran habe ich noch nicht gedacht.‟</p><lb/><p>„Was wollen Sie gegen dieſe Rume thun? Jch<lb/>
will gar nicht von ihrer moraliſchen Ueberlegenheit und<lb/>
ihrer höheren Jntelligenz reden; durch dieſe werden ſie<lb/>
wahrſcheinlich Mittel finden, uns nach ihrem Willen<lb/>
zu lenken, ehe wir es merken. Denken Sie allein an<lb/>
ihre techniſche Uebermacht.‟</p><lb/><p>„Man wird ihnen ihre Luftſchiffe, die übrigens noch<lb/>
gar nicht fertig ſind, einfach mit Granaten entzwei-<lb/>ſchießen, oder man wird ſie auf der Erde, wo ſie nur<lb/>
kriechen können, gefangen nehmen.‟</p><lb/><p>„Das kann vielleicht mit der erſten Abteilung ge-<lb/>ſchehen, die zu uns kommt; aber der Mars hat doppelt<lb/>ſoviel Bewohner als die ganze Erde. Das zweite Luft-<lb/>ſchiff würde uns vernichten. Lieber Saltner, Sie haben<lb/>
vorgeſtern gehört, was Jo von der Raumſchiffahrt<lb/>
erzählte. Durch ihre Repulſitſchüſſe erteilen die Martier<lb/>
einer Maſſe, die auf der Erde zehn Millionen Kilo-<lb/>
gramm wiegt, Geſchwindigkeiten von 30, 40, ja bis<lb/>
100 Kilometer. Wiſſen Sie, was das heißt? Leute,<lb/>
die das können, werden aus Entfernungen, wohin kein<lb/>
irdiſches Geſchütz trägt, ganz Berlin in wenigen Minuten<lb/>
in Trümmer legen, falls ſie dies wollen. Die Euro-<lb/>
päer können dann einmal erleben, was ſie ſonſt an<lb/>
den Wohnſtätten armer Wilden gethan haben. Freilich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[261/0269]
Pläne und Sorgen.
blicke, in welchem das erſte Luftſchiff der Martier über
dem Luſtgarten erſcheint, iſt das deutſche Reich ein
Vaſall, der von der Gnade der Martier, vielleicht von
der Gnade irgend eines untergeordneten Kapitäns lebt,
und ſo alle übrigen Staaten der Erde.‟
„Daran habe ich noch nicht gedacht.‟
„Was wollen Sie gegen dieſe Rume thun? Jch
will gar nicht von ihrer moraliſchen Ueberlegenheit und
ihrer höheren Jntelligenz reden; durch dieſe werden ſie
wahrſcheinlich Mittel finden, uns nach ihrem Willen
zu lenken, ehe wir es merken. Denken Sie allein an
ihre techniſche Uebermacht.‟
„Man wird ihnen ihre Luftſchiffe, die übrigens noch
gar nicht fertig ſind, einfach mit Granaten entzwei-
ſchießen, oder man wird ſie auf der Erde, wo ſie nur
kriechen können, gefangen nehmen.‟
„Das kann vielleicht mit der erſten Abteilung ge-
ſchehen, die zu uns kommt; aber der Mars hat doppelt
ſoviel Bewohner als die ganze Erde. Das zweite Luft-
ſchiff würde uns vernichten. Lieber Saltner, Sie haben
vorgeſtern gehört, was Jo von der Raumſchiffahrt
erzählte. Durch ihre Repulſitſchüſſe erteilen die Martier
einer Maſſe, die auf der Erde zehn Millionen Kilo-
gramm wiegt, Geſchwindigkeiten von 30, 40, ja bis
100 Kilometer. Wiſſen Sie, was das heißt? Leute,
die das können, werden aus Entfernungen, wohin kein
irdiſches Geſchütz trägt, ganz Berlin in wenigen Minuten
in Trümmer legen, falls ſie dies wollen. Die Euro-
päer können dann einmal erleben, was ſie ſonſt an
den Wohnſtätten armer Wilden gethan haben. Freilich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/269>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.