Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Siebzehntes Kapitel. offen sein. Wir wollen, daß unsere Mitmenschen vondem Besuche der Martier nicht überrascht werden; diese Überraschung zu verhüten, halten wir für unsre Pflicht. Wir irren vielleicht darin, daß wir den Menschen da- mit zu nützen glauben; aber unser Motiv ist rein. Meinen Sie es nicht auch so?" "Ganz richtig." "Aber damit ist es nicht entschieden, wie ich zu "Aber Sal! Jch hatte mich schon gefreut, daß "Sie sind grausam, Se!" "Was reden Sie denn da von Pflicht? Das ist "Wenn ich mit Jhnen nach dem Mars ginge und Siebzehntes Kapitel. offen ſein. Wir wollen, daß unſere Mitmenſchen vondem Beſuche der Martier nicht überraſcht werden; dieſe Überraſchung zu verhüten, halten wir für unſre Pflicht. Wir irren vielleicht darin, daß wir den Menſchen da- mit zu nützen glauben; aber unſer Motiv iſt rein. Meinen Sie es nicht auch ſo?‟ „Ganz richtig.‟ „Aber damit iſt es nicht entſchieden, wie ich zu „Aber Sal! Jch hatte mich ſchon gefreut, daß „Sie ſind grauſam, Se!‟ „Was reden Sie denn da von Pflicht? Das iſt „Wenn ich mit Jhnen nach dem Mars ginge und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0278" n="270"/><fw place="top" type="header">Siebzehntes Kapitel.</fw><lb/> offen ſein. Wir wollen, daß unſere Mitmenſchen von<lb/> dem Beſuche der Martier nicht überraſcht werden; dieſe<lb/> Überraſchung zu verhüten, halten wir für unſre Pflicht.<lb/> Wir irren vielleicht darin, daß wir den Menſchen da-<lb/> mit zu nützen glauben; aber unſer Motiv iſt rein.<lb/> Meinen Sie es nicht auch ſo?‟</p><lb/> <p>„Ganz richtig.‟</p><lb/> <p>„Aber damit iſt es nicht entſchieden, wie ich zu<lb/> handeln habe. Und hier ſpielt unſere theoretiſche Un-<lb/> wiſſenheit in die ethiſche Frage hinein. Wenn nun z. B.<lb/> Einer von uns allein den Erfolg leichter erreichte,<lb/> hätten wir nicht die Pflicht uns zu trennen? Und<lb/> wenn nicht, iſt es nicht Pflicht, daß wir zuſammen-<lb/> halten auf alle Fälle? Wie alſo ſoll ich hier ent-<lb/> ſcheiden, was meine Pflicht erfordert?‟</p><lb/> <p>„Aber Sal! Jch hatte mich ſchon gefreut, daß<lb/> Sie auch ſo vernünftig reden können, und nun urteilen<lb/> Sie wieder wie ein Wilder!‟</p><lb/> <p>„Sie ſind grauſam, Se!‟</p><lb/> <p>„Was reden Sie denn da von Pflicht? Das iſt<lb/> doch einzig eine Frage der Klugheit. Was Jhre Klug-<lb/> heit erfordert, das können Sie fragen. Die Pflicht-<lb/> frage iſt ſchon längſt mit dem Willen entſchieden, nur<lb/> das Klügſte hier zu thun. Die dürfen Sie gar nicht<lb/> mehr in Betracht ziehen.‟</p><lb/> <p>„Wenn ich mit Jhnen nach dem Mars ginge und<lb/> mein Freund allein nach Europa, und er verunglückte<lb/> unterwegs, würde ich mir nicht immer Vorwürfe machen,<lb/> daß ich nicht mit ihm gegangen bin? Würde man<lb/> mich nicht pflichtvergeſſen nennen?‟</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0278]
Siebzehntes Kapitel.
offen ſein. Wir wollen, daß unſere Mitmenſchen von
dem Beſuche der Martier nicht überraſcht werden; dieſe
Überraſchung zu verhüten, halten wir für unſre Pflicht.
Wir irren vielleicht darin, daß wir den Menſchen da-
mit zu nützen glauben; aber unſer Motiv iſt rein.
Meinen Sie es nicht auch ſo?‟
„Ganz richtig.‟
„Aber damit iſt es nicht entſchieden, wie ich zu
handeln habe. Und hier ſpielt unſere theoretiſche Un-
wiſſenheit in die ethiſche Frage hinein. Wenn nun z. B.
Einer von uns allein den Erfolg leichter erreichte,
hätten wir nicht die Pflicht uns zu trennen? Und
wenn nicht, iſt es nicht Pflicht, daß wir zuſammen-
halten auf alle Fälle? Wie alſo ſoll ich hier ent-
ſcheiden, was meine Pflicht erfordert?‟
„Aber Sal! Jch hatte mich ſchon gefreut, daß
Sie auch ſo vernünftig reden können, und nun urteilen
Sie wieder wie ein Wilder!‟
„Sie ſind grauſam, Se!‟
„Was reden Sie denn da von Pflicht? Das iſt
doch einzig eine Frage der Klugheit. Was Jhre Klug-
heit erfordert, das können Sie fragen. Die Pflicht-
frage iſt ſchon längſt mit dem Willen entſchieden, nur
das Klügſte hier zu thun. Die dürfen Sie gar nicht
mehr in Betracht ziehen.‟
„Wenn ich mit Jhnen nach dem Mars ginge und
mein Freund allein nach Europa, und er verunglückte
unterwegs, würde ich mir nicht immer Vorwürfe machen,
daß ich nicht mit ihm gegangen bin? Würde man
mich nicht pflichtvergeſſen nennen?‟
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