Aber auch dieser hatte schon begriffen, daß er so- fort handeln müsse, und war bereits aufgesprungen. Alles dies vollzog sich momentan in der kurzen Pause, während deren Jll das Schriftstück entfaltete, und ehe er zu lesen begann, rief Grunthe:
"Jch bitte ums Wort!"
Er hatte in der Erregung deutsch gesprochen. Seine laute Stimme tönte grell über den Saal, im Gegensatz zu dem auch in der feierlichen Rede halblauten Organ der Martier. Die ganze Versammlung wandte sich un- willig nach Grunthe um, und Jll warf einen erstaunten Blick auf ihn.
"Jch bitte ums Wort", wiederholte Grunthe jetzt in der Sprache der Martier. "Jch bitte um Verzeihung, wenn ich Sie ersuche, mich vor der Verlesung des Be- schlusses eines hohen Zentralrats der Marsstaaten zu hören, und ich bitte in voraus um Verzeihung, wenn ich aus Unkenntnis der Sprache mich vielleicht nicht völlig angemessen auszudrücken vermag."
Jll nickte langsam mit dem Haupte. "Es liegt kein Grund vor", sagte er, "unsern Gästen das Wort zu verweigern, wenn ich auch Jhre Antwort erst nach der Verlesung erwartet habe."
"Jch aber und mein Freund", fiel Grunthe schnell ein, "wir beantragen, die Verlesung zu unterlassen; wir protestieren gegen die Verlesung; wir fühlen uns nicht als kompetent, Beschlüsse des Zentralrats der Marsstaaten entgegenzunehmen."
Auf den Gesichtern der Martier malte sich deutlich das Erstaunen über diese unerwartete Erklärung. Es
Achtzehntes Kapitel.
Aber auch dieſer hatte ſchon begriffen, daß er ſo- fort handeln müſſe, und war bereits aufgeſprungen. Alles dies vollzog ſich momentan in der kurzen Pauſe, während deren Jll das Schriftſtück entfaltete, und ehe er zu leſen begann, rief Grunthe:
„Jch bitte ums Wort!‟
Er hatte in der Erregung deutſch geſprochen. Seine laute Stimme tönte grell über den Saal, im Gegenſatz zu dem auch in der feierlichen Rede halblauten Organ der Martier. Die ganze Verſammlung wandte ſich un- willig nach Grunthe um, und Jll warf einen erſtaunten Blick auf ihn.
„Jch bitte ums Wort‟, wiederholte Grunthe jetzt in der Sprache der Martier. „Jch bitte um Verzeihung, wenn ich Sie erſuche, mich vor der Verleſung des Be- ſchluſſes eines hohen Zentralrats der Marsſtaaten zu hören, und ich bitte in voraus um Verzeihung, wenn ich aus Unkenntnis der Sprache mich vielleicht nicht völlig angemeſſen auszudrücken vermag.‟
Jll nickte langſam mit dem Haupte. „Es liegt kein Grund vor‟, ſagte er, „unſern Gäſten das Wort zu verweigern, wenn ich auch Jhre Antwort erſt nach der Verleſung erwartet habe.‟
„Jch aber und mein Freund‟, fiel Grunthe ſchnell ein, „wir beantragen, die Verleſung zu unterlaſſen; wir proteſtieren gegen die Verleſung; wir fühlen uns nicht als kompetent, Beſchlüſſe des Zentralrats der Marsſtaaten entgegenzunehmen.‟
Auf den Geſichtern der Martier malte ſich deutlich das Erſtaunen über dieſe unerwartete Erklärung. Es
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Achtzehntes Kapitel.
Aber auch dieſer hatte ſchon begriffen, daß er ſo-
fort handeln müſſe, und war bereits aufgeſprungen.
Alles dies vollzog ſich momentan in der kurzen Pauſe,
während deren Jll das Schriftſtück entfaltete, und ehe
er zu leſen begann, rief Grunthe:
„Jch bitte ums Wort!‟
Er hatte in der Erregung deutſch geſprochen. Seine
laute Stimme tönte grell über den Saal, im Gegenſatz
zu dem auch in der feierlichen Rede halblauten Organ
der Martier. Die ganze Verſammlung wandte ſich un-
willig nach Grunthe um, und Jll warf einen erſtaunten
Blick auf ihn.
„Jch bitte ums Wort‟, wiederholte Grunthe jetzt
in der Sprache der Martier. „Jch bitte um Verzeihung,
wenn ich Sie erſuche, mich vor der Verleſung des Be-
ſchluſſes eines hohen Zentralrats der Marsſtaaten zu
hören, und ich bitte in voraus um Verzeihung, wenn
ich aus Unkenntnis der Sprache mich vielleicht nicht
völlig angemeſſen auszudrücken vermag.‟
Jll nickte langſam mit dem Haupte. „Es liegt
kein Grund vor‟, ſagte er, „unſern Gäſten das Wort
zu verweigern, wenn ich auch Jhre Antwort erſt nach
der Verleſung erwartet habe.‟
„Jch aber und mein Freund‟, fiel Grunthe ſchnell
ein, „wir beantragen, die Verleſung zu unterlaſſen;
wir proteſtieren gegen die Verleſung; wir fühlen uns
nicht als kompetent, Beſchlüſſe des Zentralrats der
Marsſtaaten entgegenzunehmen.‟
Auf den Geſichtern der Martier malte ſich deutlich
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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