Jnzwischen hatte sich der Ballon noch mehr der Jnsel genähert und seine Geschwindigkeit begann zu wachsen. Zugleich aber erhob er sich weiter über den Erdboden.
Die Luftschiffer spannten nun das Segel auf und gaben ihm eine solche Stellung, daß der Widerstand der Luft sie nach der Peripherie des Wirbels treiben mußte. Da aber der Ballon viel zu hoch schwebte, als daß das Schleppseil seine hemmende Wirkung hätte ausüben können, so mußte das Manöver zuerst versagen. Jn immer engeren Spirallinien aufsteigend näherte sich der Ballon dem Zentrum des Wirbels und vermehrte seine Geschwindigkeit. Jn großer Besorgnis verfolgten die Luftschiffer den Vorgang. Sie beeilten sich, die Länge des Schlepptaus zu ver- größern. Jhre vorzügliche Ausrüstung gestattete ihnen, ein Schlepptau von tausend Meter Länge zu ver- wenden, an welches noch ein hundertundfünfzig Meter langer Schleppgurt mit Schwimmern kam. Aber auch diese stattliche Ausdehnung des Seiles reichte nicht bis auf die Oberfläche des Wassers.
"Es bleibt nichts übrig", rief Torm endlich, wir müssen weiter niedersteigen."
Er öffnete das Manöverventil. Das Gas strömte aus. Der Ballon begann zu sinken.
"Wir wollen aber", sagte Torm, "da wir nicht wissen, wie wir hier davon kommen, doch versuchen, eine Nachricht nach Hause zu geben. Lassen Sie uns einige unserer Brieftauben absenden. Jetzt ist der geeignete Moment. Was wir gesehen haben, muß man in Europa erfahren."
Zweites Kapitel.
Jnzwiſchen hatte ſich der Ballon noch mehr der Jnſel genähert und ſeine Geſchwindigkeit begann zu wachſen. Zugleich aber erhob er ſich weiter über den Erdboden.
Die Luftſchiffer ſpannten nun das Segel auf und gaben ihm eine ſolche Stellung, daß der Widerſtand der Luft ſie nach der Peripherie des Wirbels treiben mußte. Da aber der Ballon viel zu hoch ſchwebte, als daß das Schleppſeil ſeine hemmende Wirkung hätte ausüben können, ſo mußte das Manöver zuerſt verſagen. Jn immer engeren Spirallinien aufſteigend näherte ſich der Ballon dem Zentrum des Wirbels und vermehrte ſeine Geſchwindigkeit. Jn großer Beſorgnis verfolgten die Luftſchiffer den Vorgang. Sie beeilten ſich, die Länge des Schlepptaus zu ver- größern. Jhre vorzügliche Ausrüſtung geſtattete ihnen, ein Schlepptau von tauſend Meter Länge zu ver- wenden, an welches noch ein hundertundfünfzig Meter langer Schleppgurt mit Schwimmern kam. Aber auch dieſe ſtattliche Ausdehnung des Seiles reichte nicht bis auf die Oberfläche des Waſſers.
„Es bleibt nichts übrig‟, rief Torm endlich, wir müſſen weiter niederſteigen.‟
Er öffnete das Manöverventil. Das Gas ſtrömte aus. Der Ballon begann zu ſinken.
„Wir wollen aber‟, ſagte Torm, „da wir nicht wiſſen, wie wir hier davon kommen, doch verſuchen, eine Nachricht nach Hauſe zu geben. Laſſen Sie uns einige unſerer Brieftauben abſenden. Jetzt iſt der geeignete Moment. Was wir geſehen haben, muß man in Europa erfahren.‟
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Zweites Kapitel.
Jnzwiſchen hatte ſich der Ballon noch mehr der Jnſel
genähert und ſeine Geſchwindigkeit begann zu wachſen.
Zugleich aber erhob er ſich weiter über den Erdboden.
Die Luftſchiffer ſpannten nun das Segel auf und
gaben ihm eine ſolche Stellung, daß der Widerſtand
der Luft ſie nach der Peripherie des Wirbels treiben
mußte. Da aber der Ballon viel zu hoch ſchwebte,
als daß das Schleppſeil ſeine hemmende Wirkung
hätte ausüben können, ſo mußte das Manöver zuerſt
verſagen. Jn immer engeren Spirallinien aufſteigend
näherte ſich der Ballon dem Zentrum des Wirbels
und vermehrte ſeine Geſchwindigkeit. Jn großer
Beſorgnis verfolgten die Luftſchiffer den Vorgang.
Sie beeilten ſich, die Länge des Schlepptaus zu ver-
größern. Jhre vorzügliche Ausrüſtung geſtattete ihnen,
ein Schlepptau von tauſend Meter Länge zu ver-
wenden, an welches noch ein hundertundfünfzig Meter
langer Schleppgurt mit Schwimmern kam. Aber auch
dieſe ſtattliche Ausdehnung des Seiles reichte nicht bis
auf die Oberfläche des Waſſers.
„Es bleibt nichts übrig‟, rief Torm endlich, wir
müſſen weiter niederſteigen.‟
Er öffnete das Manöverventil. Das Gas ſtrömte
aus. Der Ballon begann zu ſinken.
„Wir wollen aber‟, ſagte Torm, „da wir nicht
wiſſen, wie wir hier davon kommen, doch verſuchen,
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einige unſerer Brieftauben abſenden. Jetzt iſt der
geeignete Moment. Was wir geſehen haben, muß man
in Europa erfahren.‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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