Eilend schrieb er die nötigen Notizen auf den schmalen Streifen Papier, den er zusammenrollte und in der Federpose versiegelte, welche den Brieftauben an- geheftet wurde.
Saltner gab den Tierchen die Freiheit. Sie um- kreisten wiederholt den Ballon und entfernten sich dann in einer Richtung, die von der Jnsel fortführte.
Torm schloß das Ventil wieder. Sie mußten jetzt jeden Augenblick erwarten, daß das Ende des Schlepptaus die Oberfläche des Wassers berühre. Der Ballon näherte sich seiner Gleichgewichtslage.
Grunthe blickte durch das Relieffernrohr direkt nach unten, da es durch dieses Jnstrument möglich war, den breiten Sackanker am Ende des Schleppgurts zu sehen und den Abstand desselben vom Boden zu schätzen. Plötzlich griff er mit größter Hast zur Seite, erfaßte den nächsten Gegenstand, der ihm zur Hand war -- es war das Futteral mit den beiden noch gefüllten Champagnerflaschen -- und schleuderte es in großem Bogen zum Korbe hinaus.
"Sakri, was fällt ihnen ein", rief Saltner ent- rüstet, "werfen da unsern saubern Wein ins Wasser."
"Entschuldigen Sie", sagte Grunthe, indem er sich aus seiner gebückten Stellung aufrichtete, da er an der Bewegung der Wimpel bemerkte, daß der Ballon wieder im Steigen begriffen war. "Entschuldigen Sie, aber das Fernrohr konnte ich doch nicht hinauswerfen, und es war keine halbe Sekunde zu verlieren -- wir wären wahrscheinlich verloren gewesen."
"Was gab es denn?" fragte Torm besorgt.
Das Geheimnis des Pols.
Eilend ſchrieb er die nötigen Notizen auf den ſchmalen Streifen Papier, den er zuſammenrollte und in der Federpoſe verſiegelte, welche den Brieftauben an- geheftet wurde.
Saltner gab den Tierchen die Freiheit. Sie um- kreiſten wiederholt den Ballon und entfernten ſich dann in einer Richtung, die von der Jnſel fortführte.
Torm ſchloß das Ventil wieder. Sie mußten jetzt jeden Augenblick erwarten, daß das Ende des Schlepptaus die Oberfläche des Waſſers berühre. Der Ballon näherte ſich ſeiner Gleichgewichtslage.
Grunthe blickte durch das Relieffernrohr direkt nach unten, da es durch dieſes Jnſtrument möglich war, den breiten Sackanker am Ende des Schleppgurts zu ſehen und den Abſtand desſelben vom Boden zu ſchätzen. Plötzlich griff er mit größter Haſt zur Seite, erfaßte den nächſten Gegenſtand, der ihm zur Hand war — es war das Futteral mit den beiden noch gefüllten Champagnerflaſchen — und ſchleuderte es in großem Bogen zum Korbe hinaus.
„Sakri, was fällt ihnen ein‟, rief Saltner ent- rüſtet, „werfen da unſern ſaubern Wein ins Waſſer.‟
„Entſchuldigen Sie‟, ſagte Grunthe, indem er ſich aus ſeiner gebückten Stellung aufrichtete, da er an der Bewegung der Wimpel bemerkte, daß der Ballon wieder im Steigen begriffen war. „Entſchuldigen Sie, aber das Fernrohr konnte ich doch nicht hinauswerfen, und es war keine halbe Sekunde zu verlieren — wir wären wahrſcheinlich verloren geweſen.‟
„Was gab es denn?‟ fragte Torm beſorgt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0037"n="29"/><fwplace="top"type="header">Das Geheimnis des Pols.</fw><lb/><p>Eilend ſchrieb er die nötigen Notizen auf den<lb/>ſchmalen Streifen Papier, den er zuſammenrollte und in<lb/>
der Federpoſe verſiegelte, welche den Brieftauben an-<lb/>
geheftet wurde.</p><lb/><p>Saltner gab den Tierchen die Freiheit. Sie um-<lb/>
kreiſten wiederholt den Ballon und entfernten ſich<lb/>
dann in einer Richtung, die von der Jnſel fortführte.</p><lb/><p>Torm ſchloß das Ventil wieder. Sie mußten<lb/>
jetzt jeden Augenblick erwarten, daß das Ende des<lb/>
Schlepptaus die Oberfläche des Waſſers berühre. Der<lb/>
Ballon näherte ſich ſeiner Gleichgewichtslage.</p><lb/><p>Grunthe blickte durch das Relieffernrohr direkt<lb/>
nach unten, da es durch dieſes Jnſtrument möglich<lb/>
war, den breiten Sackanker am Ende des Schleppgurts<lb/>
zu ſehen und den Abſtand desſelben vom Boden zu<lb/>ſchätzen. Plötzlich griff er mit größter Haſt zur Seite,<lb/>
erfaßte den nächſten Gegenſtand, der ihm zur Hand<lb/>
war — es war das Futteral mit den beiden noch<lb/>
gefüllten Champagnerflaſchen — und ſchleuderte es in<lb/>
großem Bogen zum Korbe hinaus.</p><lb/><p>„Sakri, was fällt ihnen ein‟, rief Saltner ent-<lb/>
rüſtet, „werfen da unſern ſaubern Wein ins Waſſer.‟</p><lb/><p>„Entſchuldigen Sie‟, ſagte Grunthe, indem er ſich<lb/>
aus ſeiner gebückten Stellung aufrichtete, da er an<lb/>
der Bewegung der Wimpel bemerkte, daß der Ballon<lb/>
wieder im Steigen begriffen war. „Entſchuldigen Sie,<lb/>
aber das Fernrohr konnte ich doch nicht hinauswerfen,<lb/>
und es war keine halbe Sekunde zu verlieren — wir<lb/>
wären wahrſcheinlich verloren geweſen.‟</p><lb/><p>„Was gab es denn?‟ fragte Torm beſorgt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[29/0037]
Das Geheimnis des Pols.
Eilend ſchrieb er die nötigen Notizen auf den
ſchmalen Streifen Papier, den er zuſammenrollte und in
der Federpoſe verſiegelte, welche den Brieftauben an-
geheftet wurde.
Saltner gab den Tierchen die Freiheit. Sie um-
kreiſten wiederholt den Ballon und entfernten ſich
dann in einer Richtung, die von der Jnſel fortführte.
Torm ſchloß das Ventil wieder. Sie mußten
jetzt jeden Augenblick erwarten, daß das Ende des
Schlepptaus die Oberfläche des Waſſers berühre. Der
Ballon näherte ſich ſeiner Gleichgewichtslage.
Grunthe blickte durch das Relieffernrohr direkt
nach unten, da es durch dieſes Jnſtrument möglich
war, den breiten Sackanker am Ende des Schleppgurts
zu ſehen und den Abſtand desſelben vom Boden zu
ſchätzen. Plötzlich griff er mit größter Haſt zur Seite,
erfaßte den nächſten Gegenſtand, der ihm zur Hand
war — es war das Futteral mit den beiden noch
gefüllten Champagnerflaſchen — und ſchleuderte es in
großem Bogen zum Korbe hinaus.
„Sakri, was fällt ihnen ein‟, rief Saltner ent-
rüſtet, „werfen da unſern ſaubern Wein ins Waſſer.‟
„Entſchuldigen Sie‟, ſagte Grunthe, indem er ſich
aus ſeiner gebückten Stellung aufrichtete, da er an
der Bewegung der Wimpel bemerkte, daß der Ballon
wieder im Steigen begriffen war. „Entſchuldigen Sie,
aber das Fernrohr konnte ich doch nicht hinauswerfen,
und es war keine halbe Sekunde zu verlieren — wir
wären wahrſcheinlich verloren geweſen.‟
„Was gab es denn?‟ fragte Torm beſorgt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/37>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.