Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Torms Flucht. bald, daß ich jedenfalls auf der Außenstation interniertwerden würde, von wo jede Flucht für mich unmöglich war. Jn dieser Zeit dort unthätig als Gefangener zu sitzen, war mir ein entsetzlicher Gedanke. Jch faßte einen Entschluß der Verzweiflung. Jetzt sehe ich ein, daß es eine Thorheit war. Doch Sie müssen sich in meine damalige Stimmung versetzen -- wenn Sie es können. Jch bildete mir außerdem ein, man werde mich daheim für einen fahnenflüchtigen Feigling halten, wenn ich nicht vom Pol zurückkehrte. Jch hatte auch keine Zeit zur Überlegung, denn am nächsten Tage sollte das Kriegsgericht sein, worauf ich sofort in den Flugwagen gebracht worden wäre. -- Kurzum, ich beschloß die Zeit zu benutzen, während der ich mich noch auf der Jnsel frei bewegen durfte. Die Luft- schiffe zu betreten und zu studieren war mir immer erlaubt gewesen, ich kannte jetzt ihre Einrichtung genau und erinnerte mich an das Abenteuer, das Saltner auf dem Mars erlebt hatte, als er sich in dem Luft- schiff des Schießstandes versteckte. Jch wußte, welches Schiff im Laufe der nächsten Stunden abgehen würde, denn sowohl nach dem Schutzstaate England als auch nach andern Teilen der Erde fand lebhafter Verkehr statt. So glaubte ich, wenn es mir gelänge, mich in dem nach England gehenden Schiffe zu bergen, von den Martiern selbst fortbefördert zu werden. Jch wollte es wagen. Jch versah mich mit etwas Proviant, denn ich war entschlossen, im Notfalle zwei Tage in meinem Versteck zu verbleiben. Da fiel mir ein, daß ich ohne Sauerstoffapparat unmöglich in der Höhe aushalten Torms Flucht. bald, daß ich jedenfalls auf der Außenſtation interniertwerden würde, von wo jede Flucht für mich unmöglich war. Jn dieſer Zeit dort unthätig als Gefangener zu ſitzen, war mir ein entſetzlicher Gedanke. Jch faßte einen Entſchluß der Verzweiflung. Jetzt ſehe ich ein, daß es eine Thorheit war. Doch Sie müſſen ſich in meine damalige Stimmung verſetzen — wenn Sie es können. Jch bildete mir außerdem ein, man werde mich daheim für einen fahnenflüchtigen Feigling halten, wenn ich nicht vom Pol zurückkehrte. Jch hatte auch keine Zeit zur Überlegung, denn am nächſten Tage ſollte das Kriegsgericht ſein, worauf ich ſofort in den Flugwagen gebracht worden wäre. — Kurzum, ich beſchloß die Zeit zu benutzen, während der ich mich noch auf der Jnſel frei bewegen durfte. Die Luft- ſchiffe zu betreten und zu ſtudieren war mir immer erlaubt geweſen, ich kannte jetzt ihre Einrichtung genau und erinnerte mich an das Abenteuer, das Saltner auf dem Mars erlebt hatte, als er ſich in dem Luft- ſchiff des Schießſtandes verſteckte. Jch wußte, welches Schiff im Laufe der nächſten Stunden abgehen würde, denn ſowohl nach dem Schutzſtaate England als auch nach andern Teilen der Erde fand lebhafter Verkehr ſtatt. So glaubte ich, wenn es mir gelänge, mich in dem nach England gehenden Schiffe zu bergen, von den Martiern ſelbſt fortbefördert zu werden. Jch wollte es wagen. Jch verſah mich mit etwas Proviant, denn ich war entſchloſſen, im Notfalle zwei Tage in meinem Verſteck zu verbleiben. Da fiel mir ein, daß ich ohne Sauerſtoffapparat unmöglich in der Höhe aushalten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0271" n="263"/><fw place="top" type="header">Torms Flucht.</fw><lb/> bald, daß ich jedenfalls auf der Außenſtation interniert<lb/> werden würde, von wo jede Flucht für mich unmöglich<lb/> war. Jn dieſer Zeit dort unthätig als Gefangener<lb/> zu ſitzen, war mir ein entſetzlicher Gedanke. Jch faßte<lb/> einen Entſchluß der Verzweiflung. Jetzt ſehe ich ein,<lb/> daß es eine Thorheit war. 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Torms Flucht.
bald, daß ich jedenfalls auf der Außenſtation interniert
werden würde, von wo jede Flucht für mich unmöglich
war. Jn dieſer Zeit dort unthätig als Gefangener
zu ſitzen, war mir ein entſetzlicher Gedanke. Jch faßte
einen Entſchluß der Verzweiflung. Jetzt ſehe ich ein,
daß es eine Thorheit war. Doch Sie müſſen ſich in
meine damalige Stimmung verſetzen — wenn Sie es
können. Jch bildete mir außerdem ein, man werde
mich daheim für einen fahnenflüchtigen Feigling halten,
wenn ich nicht vom Pol zurückkehrte. Jch hatte auch
keine Zeit zur Überlegung, denn am nächſten Tage
ſollte das Kriegsgericht ſein, worauf ich ſofort in den
Flugwagen gebracht worden wäre. — Kurzum, ich
beſchloß die Zeit zu benutzen, während der ich mich
noch auf der Jnſel frei bewegen durfte. Die Luft-
ſchiffe zu betreten und zu ſtudieren war mir immer
erlaubt geweſen, ich kannte jetzt ihre Einrichtung genau
und erinnerte mich an das Abenteuer, das Saltner
auf dem Mars erlebt hatte, als er ſich in dem Luft-
ſchiff des Schießſtandes verſteckte. Jch wußte, welches
Schiff im Laufe der nächſten Stunden abgehen würde,
denn ſowohl nach dem Schutzſtaate England als auch
nach andern Teilen der Erde fand lebhafter Verkehr
ſtatt. So glaubte ich, wenn es mir gelänge, mich in
dem nach England gehenden Schiffe zu bergen, von
den Martiern ſelbſt fortbefördert zu werden. Jch wollte
es wagen. Jch verſah mich mit etwas Proviant, denn
ich war entſchloſſen, im Notfalle zwei Tage in meinem
Verſteck zu verbleiben. Da fiel mir ein, daß ich ohne
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