Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Neunundfünfzigstes Kapitel. Vereinigten Staaten beauftragt worden. Sein Admirals-schiff lag auf dem Kapitol zu Washington. Am 11. Juli sollte die zur Unterwerfung gestellte Frist ablaufen. Es war am Morgen dieses Tages, der die Geschichte der Menschheit entscheiden mußte, als der Protektor durch den Lichtfernsprecher der Außenstation am Nord- pol den Auftrag geben wollte, eine Nachricht durch Lichtdepesche nach dem Mars zu senden. Vergeblich versuchte der Beamte zu sprechen. Der Apparat ver- sagte -- man mußte auf der Außenstation den An- schluß nicht zustande bringen können. Es wurde nun nach der Polinsel Ara telegraphiert. Die Leitung war nicht unterbrochen. Aber lange erhielt man keine Antwort. Endlich kam eine Depesche: "Anwesenheit des Protektors sofort erforderlich." Das Schiff des Protektors raste nach dem Nordpol, von einer kleinen Schutzflotille gefolgt. Jm Laufe des Nachmittags be- merkte man, daß die übrigen in Washington befind- lichen Luftschiffe der Martier ebenfalls nach Norden hin sich entfernten. Gleiche Nachrichten liefen aus allen übrigen Städten ein. Sobald das letzte Schiff der Martier die Hauptstadt verlassen hatte, tauchten vorher in den Häusern verborgen gehaltene amerika- nische Truppen überall auf, die martischen Beamten, die allein den Verkehr mit dem Pol hatten vermitteln dürfen, sahen sich plötzlich für gefangen erklärt, und die nächste Depesche nach dem Pol lautete, nicht mehr in martischer, sondern in englischer Sprache: "Wir sind im Besitz des Telegraphen. Die feindlichen Schiffe sind fort." Neunundfünfzigſtes Kapitel. Vereinigten Staaten beauftragt worden. Sein Admirals-ſchiff lag auf dem Kapitol zu Waſhington. Am 11. Juli ſollte die zur Unterwerfung geſtellte Friſt ablaufen. Es war am Morgen dieſes Tages, der die Geſchichte der Menſchheit entſcheiden mußte, als der Protektor durch den Lichtfernſprecher der Außenſtation am Nord- pol den Auftrag geben wollte, eine Nachricht durch Lichtdepeſche nach dem Mars zu ſenden. Vergeblich verſuchte der Beamte zu ſprechen. Der Apparat ver- ſagte — man mußte auf der Außenſtation den An- ſchluß nicht zuſtande bringen können. Es wurde nun nach der Polinſel Ara telegraphiert. Die Leitung war nicht unterbrochen. Aber lange erhielt man keine Antwort. Endlich kam eine Depeſche: „Anweſenheit des Protektors ſofort erforderlich.‟ Das Schiff des Protektors raſte nach dem Nordpol, von einer kleinen Schutzflotille gefolgt. Jm Laufe des Nachmittags be- merkte man, daß die übrigen in Waſhington befind- lichen Luftſchiffe der Martier ebenfalls nach Norden hin ſich entfernten. Gleiche Nachrichten liefen aus allen übrigen Städten ein. Sobald das letzte Schiff der Martier die Hauptſtadt verlaſſen hatte, tauchten vorher in den Häuſern verborgen gehaltene amerika- niſche Truppen überall auf, die martiſchen Beamten, die allein den Verkehr mit dem Pol hatten vermitteln dürfen, ſahen ſich plötzlich für gefangen erklärt, und die nächſte Depeſche nach dem Pol lautete, nicht mehr in martiſcher, ſondern in engliſcher Sprache: „Wir ſind im Beſitz des Telegraphen. Die feindlichen Schiffe ſind fort.‟ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0522" n="514"/><fw place="top" type="header">Neunundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/> Vereinigten Staaten beauftragt worden. Sein Admirals-<lb/> ſchiff lag auf dem Kapitol zu Waſhington. Am 11. 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Neunundfünfzigſtes Kapitel.
Vereinigten Staaten beauftragt worden. Sein Admirals-
ſchiff lag auf dem Kapitol zu Waſhington. Am 11. Juli
ſollte die zur Unterwerfung geſtellte Friſt ablaufen.
Es war am Morgen dieſes Tages, der die Geſchichte
der Menſchheit entſcheiden mußte, als der Protektor
durch den Lichtfernſprecher der Außenſtation am Nord-
pol den Auftrag geben wollte, eine Nachricht durch
Lichtdepeſche nach dem Mars zu ſenden. Vergeblich
verſuchte der Beamte zu ſprechen. Der Apparat ver-
ſagte — man mußte auf der Außenſtation den An-
ſchluß nicht zuſtande bringen können. Es wurde nun
nach der Polinſel Ara telegraphiert. Die Leitung war
nicht unterbrochen. Aber lange erhielt man keine
Antwort. Endlich kam eine Depeſche: „Anweſenheit
des Protektors ſofort erforderlich.‟ Das Schiff des
Protektors raſte nach dem Nordpol, von einer kleinen
Schutzflotille gefolgt. Jm Laufe des Nachmittags be-
merkte man, daß die übrigen in Waſhington befind-
lichen Luftſchiffe der Martier ebenfalls nach Norden
hin ſich entfernten. Gleiche Nachrichten liefen aus
allen übrigen Städten ein. Sobald das letzte Schiff
der Martier die Hauptſtadt verlaſſen hatte, tauchten
vorher in den Häuſern verborgen gehaltene amerika-
niſche Truppen überall auf, die martiſchen Beamten,
die allein den Verkehr mit dem Pol hatten vermitteln
dürfen, ſahen ſich plötzlich für gefangen erklärt, und
die nächſte Depeſche nach dem Pol lautete, nicht mehr
in martiſcher, ſondern in engliſcher Sprache: „Wir ſind
im Beſitz des Telegraphen. Die feindlichen Schiffe
ſind fort.‟
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