Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Weltfrieden. Friedensschluß. Beide Parteien suchten den Abschlußimmer wieder hinauszuschieben in der Hoffnung, bei den nächsten Wahlen zum Zentralrat eine entscheidende Majorität zu bekommen. Man wußte dies auf der Erde und sah daher dem Ausfall dieser Wahl mit Spannung und Furcht entgegen. Ell und Oß kandi- dierten beide für den Zentralrat. Der Sieg Ells bedeutete den Frieden. Der Sieg von Oß ließ be- fürchten, daß die Martier für ihre Niederlage vom 11. Juli furchtbare Rache nehmen würden. Anfang Dezember mußte die Wahl stattfinden, die Ent- scheidung fallen. Und gerade jetzt versagte wieder der Lichttelegraph. Seit vierzehn Tagen hatte man keine Depesche vom Mars erhalten, vergeblich arbeitete und operierte man an dem Apparat -- die Rech- nungen wollten mit den Beobachtungen nicht stimmen -- und jeden Tag depeschierte man vom Südpol, daß man bestimmt hoffe, morgen mit der Einstellung fertig zu werden. Unheimliche Gerüchte über die Absichten der Mar- Laßwitz, Auf zwei Planeten. 61
Weltfrieden. Friedensſchluß. Beide Parteien ſuchten den Abſchlußimmer wieder hinauszuſchieben in der Hoffnung, bei den nächſten Wahlen zum Zentralrat eine entſcheidende Majorität zu bekommen. Man wußte dies auf der Erde und ſah daher dem Ausfall dieſer Wahl mit Spannung und Furcht entgegen. Ell und Oß kandi- dierten beide für den Zentralrat. Der Sieg Ells bedeutete den Frieden. Der Sieg von Oß ließ be- fürchten, daß die Martier für ihre Niederlage vom 11. Juli furchtbare Rache nehmen würden. Anfang Dezember mußte die Wahl ſtattfinden, die Ent- ſcheidung fallen. Und gerade jetzt verſagte wieder der Lichttelegraph. Seit vierzehn Tagen hatte man keine Depeſche vom Mars erhalten, vergeblich arbeitete und operierte man an dem Apparat — die Rech- nungen wollten mit den Beobachtungen nicht ſtimmen — und jeden Tag depeſchierte man vom Südpol, daß man beſtimmt hoffe, morgen mit der Einſtellung fertig zu werden. Unheimliche Gerüchte über die Abſichten der Mar- Laßwitz, Auf zwei Planeten. 61
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0537" n="529"/><fw place="top" type="header">Weltfrieden.</fw><lb/> Friedensſchluß. Beide Parteien ſuchten den Abſchluß<lb/> immer wieder hinauszuſchieben in der Hoffnung, bei<lb/> den nächſten Wahlen zum Zentralrat eine entſcheidende<lb/> Majorität zu bekommen. Man wußte dies auf der<lb/> Erde und ſah daher dem Ausfall dieſer Wahl mit<lb/> Spannung und Furcht entgegen. Ell und Oß kandi-<lb/> dierten beide für den Zentralrat. Der Sieg Ells<lb/> bedeutete den Frieden. Der Sieg von Oß ließ be-<lb/> fürchten, daß die Martier für ihre Niederlage vom<lb/> 11. Juli furchtbare Rache nehmen würden. Anfang<lb/> Dezember mußte die Wahl ſtattfinden, die Ent-<lb/> ſcheidung fallen. Und gerade jetzt verſagte wieder<lb/> der Lichttelegraph. Seit vierzehn Tagen hatte man<lb/> keine Depeſche vom Mars erhalten, vergeblich arbeitete<lb/> und operierte man an dem Apparat — die Rech-<lb/> nungen wollten mit den Beobachtungen nicht ſtimmen<lb/> — und jeden Tag depeſchierte man vom Südpol,<lb/> daß man beſtimmt hoffe, morgen mit der Einſtellung<lb/> fertig zu werden.</p><lb/> <p>Unheimliche Gerüchte über die Abſichten der Mar-<lb/> tier durchſchwirrten die Erde. Eines vor allen nahm<lb/> immer deutlichere Geſtalt an und erfüllte die Gemüter<lb/> mit Grauſen. Man ſagte, daß ſich in Papieren der<lb/> Martier, die nach der eiligen Entfernung der Beamten<lb/> aufgefunden worden ſeien, ausgearbeitete Projekte be-<lb/> funden hätten zu einer völligen Vernichtung der Zivili-<lb/> ſation der Erde. Der ehemalige Jnſtruktor von Bozen,<lb/> Oß, der Kandidat der Antibaten für den Zentralrat,<lb/> bekannt als ein hervorragender Jngenieur, ſollte der<lb/> Urheber eines Planes ſein, wonach bei einem dauernden<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Laßwitz,</hi> Auf zwei Planeten.</hi> 61</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [529/0537]
Weltfrieden.
Friedensſchluß. Beide Parteien ſuchten den Abſchluß
immer wieder hinauszuſchieben in der Hoffnung, bei
den nächſten Wahlen zum Zentralrat eine entſcheidende
Majorität zu bekommen. Man wußte dies auf der
Erde und ſah daher dem Ausfall dieſer Wahl mit
Spannung und Furcht entgegen. Ell und Oß kandi-
dierten beide für den Zentralrat. Der Sieg Ells
bedeutete den Frieden. Der Sieg von Oß ließ be-
fürchten, daß die Martier für ihre Niederlage vom
11. Juli furchtbare Rache nehmen würden. Anfang
Dezember mußte die Wahl ſtattfinden, die Ent-
ſcheidung fallen. Und gerade jetzt verſagte wieder
der Lichttelegraph. Seit vierzehn Tagen hatte man
keine Depeſche vom Mars erhalten, vergeblich arbeitete
und operierte man an dem Apparat — die Rech-
nungen wollten mit den Beobachtungen nicht ſtimmen
— und jeden Tag depeſchierte man vom Südpol,
daß man beſtimmt hoffe, morgen mit der Einſtellung
fertig zu werden.
Unheimliche Gerüchte über die Abſichten der Mar-
tier durchſchwirrten die Erde. Eines vor allen nahm
immer deutlichere Geſtalt an und erfüllte die Gemüter
mit Grauſen. Man ſagte, daß ſich in Papieren der
Martier, die nach der eiligen Entfernung der Beamten
aufgefunden worden ſeien, ausgearbeitete Projekte be-
funden hätten zu einer völligen Vernichtung der Zivili-
ſation der Erde. Der ehemalige Jnſtruktor von Bozen,
Oß, der Kandidat der Antibaten für den Zentralrat,
bekannt als ein hervorragender Jngenieur, ſollte der
Urheber eines Planes ſein, wonach bei einem dauernden
Laßwitz, Auf zwei Planeten. 61
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |