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Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.

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Selbstbiographische Studien.
hat, und die ich daher hier zu erwähnen nicht unterlassen
will; ich muß aber ausdrücklich bemerken, daß weder ich,
noch mein Freund, sondern ein mir unbekannter Freund
dieses Freundes die fragliche Entdeckung gemacht hat,
daß ich auch nicht weiß, ob dieselbe nicht vielleicht schon
irgendwo veröffentlicht ist, und daß ich genauere Quellen
nur darum nicht anführe, weil ich sie nicht ermitteln
konnte. Nach dieser Ansicht ist nämlich die Welt nichts
Anderes als ein Schweizerkäse, und wir Menschen sind
die Löcher darin. So wahrscheinlich diese Hypothese ist,
so müßte ich sie, wie das unter Metaphysikern üblich
ist, doch schon darum energisch bestreiten, weil ich sie
nicht selbst aufgestellt habe. Aber ich bin imstande, die
Richtigkeit derselben mit einer kleinen Änderung zu be-
weisen; ich behaupte nämlich, die Welt ist kein Schweizer-
käse, sondern absoluter Käse schlechthin; und die Menschen
sind keine Löcher, sondern die Menschheit ist das absolute
Loch als solches schlechthin.

Schon in den uralten indischen Geheimvedas sagt
der ehrwürdige Oberbrahmine Wischtanischtarumnubum-
marappaltasdaja:

[Spaltenumbruch]
"Wäre die Welt
Bodenlos
Auch nicht zerschellt
Als Käsekloß,
[Spaltenumbruch] So wäre das Nichts
Jmmer doch
Am Himmel des Lichts
Ein großes Loch."

Die Deutung ist klar. Die Welt ist Käse, aber sie
ist zugleich -- und das ist der Tiefsinn, welcher das
ziemlich unästhetische Bild zur metaphysischen Wahrheit
symbolisiert -- die Welt, als Käsekloß, ist "bodenlos"

Selbſtbiographiſche Studien.
hat, und die ich daher hier zu erwähnen nicht unterlaſſen
will; ich muß aber ausdrücklich bemerken, daß weder ich,
noch mein Freund, ſondern ein mir unbekannter Freund
dieſes Freundes die fragliche Entdeckung gemacht hat,
daß ich auch nicht weiß, ob dieſelbe nicht vielleicht ſchon
irgendwo veröffentlicht iſt, und daß ich genauere Quellen
nur darum nicht anführe, weil ich ſie nicht ermitteln
konnte. Nach dieſer Anſicht iſt nämlich die Welt nichts
Anderes als ein Schweizerkäſe, und wir Menſchen ſind
die Löcher darin. So wahrſcheinlich dieſe Hypotheſe iſt,
ſo müßte ich ſie, wie das unter Metaphyſikern üblich
iſt, doch ſchon darum energiſch beſtreiten, weil ich ſie
nicht ſelbſt aufgeſtellt habe. Aber ich bin imſtande, die
Richtigkeit derſelben mit einer kleinen Änderung zu be-
weiſen; ich behaupte nämlich, die Welt iſt kein Schweizer-
käſe, ſondern abſoluter Käſe ſchlechthin; und die Menſchen
ſind keine Löcher, ſondern die Menſchheit iſt das abſolute
Loch als ſolches ſchlechthin.

Schon in den uralten indiſchen Geheimvedas ſagt
der ehrwürdige Oberbrahmine Wiſchtaniſchtarumnubum-
marappaltasdaja:

[Spaltenumbruch]
„Wäre die Welt
Bodenlos
Auch nicht zerſchellt
Als Käſekloß,
[Spaltenumbruch] So wäre das Nichts
Jmmer doch
Am Himmel des Lichts
Ein großes Loch.“

Die Deutung iſt klar. Die Welt iſt Käſe, aber ſie
iſt zugleich — und das iſt der Tiefſinn, welcher das
ziemlich unäſthetiſche Bild zur metaphyſiſchen Wahrheit
ſymboliſiert — die Welt, als Käſekloß, iſt „bodenlos“

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[255/0261] Selbſtbiographiſche Studien. hat, und die ich daher hier zu erwähnen nicht unterlaſſen will; ich muß aber ausdrücklich bemerken, daß weder ich, noch mein Freund, ſondern ein mir unbekannter Freund dieſes Freundes die fragliche Entdeckung gemacht hat, daß ich auch nicht weiß, ob dieſelbe nicht vielleicht ſchon irgendwo veröffentlicht iſt, und daß ich genauere Quellen nur darum nicht anführe, weil ich ſie nicht ermitteln konnte. Nach dieſer Anſicht iſt nämlich die Welt nichts Anderes als ein Schweizerkäſe, und wir Menſchen ſind die Löcher darin. So wahrſcheinlich dieſe Hypotheſe iſt, ſo müßte ich ſie, wie das unter Metaphyſikern üblich iſt, doch ſchon darum energiſch beſtreiten, weil ich ſie nicht ſelbſt aufgeſtellt habe. Aber ich bin imſtande, die Richtigkeit derſelben mit einer kleinen Änderung zu be- weiſen; ich behaupte nämlich, die Welt iſt kein Schweizer- käſe, ſondern abſoluter Käſe ſchlechthin; und die Menſchen ſind keine Löcher, ſondern die Menſchheit iſt das abſolute Loch als ſolches ſchlechthin. Schon in den uralten indiſchen Geheimvedas ſagt der ehrwürdige Oberbrahmine Wiſchtaniſchtarumnubum- marappaltasdaja: „Wäre die Welt Bodenlos Auch nicht zerſchellt Als Käſekloß, So wäre das Nichts Jmmer doch Am Himmel des Lichts Ein großes Loch.“ Die Deutung iſt klar. Die Welt iſt Käſe, aber ſie iſt zugleich — und das iſt der Tiefſinn, welcher das ziemlich unäſthetiſche Bild zur metaphyſiſchen Wahrheit ſymboliſiert — die Welt, als Käſekloß, iſt „bodenlos“

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/261>, abgerufen am 21.11.2024.