Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.Jetzt erst fiel mir ein, daß ich doch wohl etwas unar¬ Jetzt erſt fiel mir ein, daß ich doch wohl etwas unar¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="100"/> Jetzt erſt fiel mir ein, daß ich doch wohl etwas unar¬<lb/> tig ſei. — Das Profil der Fürſtin betrachtend verſank<lb/> ich aber doch wieder in ein behagliches Träumen. Sie<lb/> iſt blond und hat die ſchönſte weißeſte Haut, die ich<lb/> je geſehen. Das Geſicht iſt vornehm und edel, braune<lb/> Augenbrauen und lange gleichfarbige Wimpern beſchat¬<lb/> ten ein dunkles verlangendes blaues Auge, was in ſei¬<lb/> ner heißzonigen Art wunderlich heißzonig abſticht ge¬<lb/> gen das Nördliche, Unſchuldsvolle des übrigen Geſichts,<lb/> deſſen feine, faſt unmerklich aufgeſtutzte Naſe keck und<lb/> leichtſinnig ausſieht. Der kleine Mund iſt zum Küſſen<lb/> herausfordernd mit ſeinen quellenden Lippen, der Kör¬<lb/> per iſt voll und üppig. Sie trug einen blauſammt¬<lb/> nen Reitrock, der am Buſen geöffnet war und unter<lb/> weißer Chemiſette, deſſen erſter Knopf ſich gelöſt hatte,<lb/> zeigte ſich eine ſchneeweiße, kühn und geſund gewölbte<lb/> Bruſt zum Theil ohne Hülle dem fragenden Blicke. Ihre<lb/> Gedanken ſchienen ſich zu erhitzen, ſie ward roth und die<lb/> Bruſt ward raſcher. Plötzlich wendete ſie ſich zu mir<lb/> und fragte mich, warum ich ſie unverwandten Blickes<lb/> anſehe. Ich lachte und verſicherte ihr, ich ſei ein Phy¬<lb/> ſiognomiker, der Charaktere ſtudire und bei den intereſ¬<lb/> ſanteſten natürlich <choice><sic>an</sic><corr>am</corr></choice> längſten verweile.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [100/0110]
Jetzt erſt fiel mir ein, daß ich doch wohl etwas unar¬
tig ſei. — Das Profil der Fürſtin betrachtend verſank
ich aber doch wieder in ein behagliches Träumen. Sie
iſt blond und hat die ſchönſte weißeſte Haut, die ich
je geſehen. Das Geſicht iſt vornehm und edel, braune
Augenbrauen und lange gleichfarbige Wimpern beſchat¬
ten ein dunkles verlangendes blaues Auge, was in ſei¬
ner heißzonigen Art wunderlich heißzonig abſticht ge¬
gen das Nördliche, Unſchuldsvolle des übrigen Geſichts,
deſſen feine, faſt unmerklich aufgeſtutzte Naſe keck und
leichtſinnig ausſieht. Der kleine Mund iſt zum Küſſen
herausfordernd mit ſeinen quellenden Lippen, der Kör¬
per iſt voll und üppig. Sie trug einen blauſammt¬
nen Reitrock, der am Buſen geöffnet war und unter
weißer Chemiſette, deſſen erſter Knopf ſich gelöſt hatte,
zeigte ſich eine ſchneeweiße, kühn und geſund gewölbte
Bruſt zum Theil ohne Hülle dem fragenden Blicke. Ihre
Gedanken ſchienen ſich zu erhitzen, ſie ward roth und die
Bruſt ward raſcher. Plötzlich wendete ſie ſich zu mir
und fragte mich, warum ich ſie unverwandten Blickes
anſehe. Ich lachte und verſicherte ihr, ich ſei ein Phy¬
ſiognomiker, der Charaktere ſtudire und bei den intereſ¬
ſanteſten natürlich am längſten verweile.
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