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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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Die Fürstin sprach von den Männern; ich mußte
ihr von Weibern erzählen. Sie hatte viele von unsern
einbalsamirten Herrn kennen gelernt, deren Gestalt nur
hier herumläuft und deren Geist in Erziehung, Lüderlich¬
keit oder Furcht verflüchtigt ist. Wenn das Gegentheilige
ihr begegnet war, so hatte es aus jener materiellen,
rohen, ich möchte sagen, bestialischen Soldatenkraft be¬
standen, die schon seit vielen Jahrhunderten unsre hö¬
her gestellten Stände für ein Axiom der Bildung an¬
sehen. Es ist diese Barbarei ein Kindlein des Mittel¬
alters und eigentlich ein diplomatischer Streich des Adels.
Als das Ritterthum verschwand, pachteten sie die vor¬
nehme Soldaterei und Jagd; sie ahnten etwas vom
Kriegerstande der Aegyptier und Inder und wollten die
herrschende Parthei, welche mit des Schwerdtes Kraft
das Land erobert hat, fortspielen. Unterdeß ist die
Welt mit ihrer Civilisation weit über jene behelmten
Häupter hinausgewachsen, darum sehen wir jetzt unter
den sogenannten höheren Ständen eine solche Menge
barbarischer Fratzen mit lächerlichen Schnurrbärten von
einem Ohr bis zum andern, die noch immer der ernst¬
lichen Meinung sind, sie hätten das Privilegium der
Courage. Gemüthern, die alle civilisirten Anlagen

Die Fürſtin ſprach von den Männern; ich mußte
ihr von Weibern erzählen. Sie hatte viele von unſern
einbalſamirten Herrn kennen gelernt, deren Geſtalt nur
hier herumläuft und deren Geiſt in Erziehung, Lüderlich¬
keit oder Furcht verflüchtigt iſt. Wenn das Gegentheilige
ihr begegnet war, ſo hatte es aus jener materiellen,
rohen, ich möchte ſagen, beſtialiſchen Soldatenkraft be¬
ſtanden, die ſchon ſeit vielen Jahrhunderten unſre hö¬
her geſtellten Stände für ein Axiom der Bildung an¬
ſehen. Es iſt dieſe Barbarei ein Kindlein des Mittel¬
alters und eigentlich ein diplomatiſcher Streich des Adels.
Als das Ritterthum verſchwand, pachteten ſie die vor¬
nehme Soldaterei und Jagd; ſie ahnten etwas vom
Kriegerſtande der Aegyptier und Inder und wollten die
herrſchende Parthei, welche mit des Schwerdtes Kraft
das Land erobert hat, fortſpielen. Unterdeß iſt die
Welt mit ihrer Civiliſation weit über jene behelmten
Häupter hinausgewachſen, darum ſehen wir jetzt unter
den ſogenannten höheren Ständen eine ſolche Menge
barbariſcher Fratzen mit lächerlichen Schnurrbärten von
einem Ohr bis zum andern, die noch immer der ernſt¬
lichen Meinung ſind, ſie hätten das Privilegium der
Courage. Gemüthern, die alle civiliſirten Anlagen

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[122/0132] Die Fürſtin ſprach von den Männern; ich mußte ihr von Weibern erzählen. Sie hatte viele von unſern einbalſamirten Herrn kennen gelernt, deren Geſtalt nur hier herumläuft und deren Geiſt in Erziehung, Lüderlich¬ keit oder Furcht verflüchtigt iſt. Wenn das Gegentheilige ihr begegnet war, ſo hatte es aus jener materiellen, rohen, ich möchte ſagen, beſtialiſchen Soldatenkraft be¬ ſtanden, die ſchon ſeit vielen Jahrhunderten unſre hö¬ her geſtellten Stände für ein Axiom der Bildung an¬ ſehen. Es iſt dieſe Barbarei ein Kindlein des Mittel¬ alters und eigentlich ein diplomatiſcher Streich des Adels. Als das Ritterthum verſchwand, pachteten ſie die vor¬ nehme Soldaterei und Jagd; ſie ahnten etwas vom Kriegerſtande der Aegyptier und Inder und wollten die herrſchende Parthei, welche mit des Schwerdtes Kraft das Land erobert hat, fortſpielen. Unterdeß iſt die Welt mit ihrer Civiliſation weit über jene behelmten Häupter hinausgewachſen, darum ſehen wir jetzt unter den ſogenannten höheren Ständen eine ſolche Menge barbariſcher Fratzen mit lächerlichen Schnurrbärten von einem Ohr bis zum andern, die noch immer der ernſt¬ lichen Meinung ſind, ſie hätten das Privilegium der Courage. Gemüthern, die alle civiliſirten Anlagen

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/132>, abgerufen am 23.11.2024.