Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.Stirn und Schläfen gestrichen und fliegt ein wenig wild, Stirn und Schläfen geſtrichen und fliegt ein wenig wild, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0180" n="170"/> Stirn und Schläfen geſtrichen und fliegt ein wenig wild,<lb/> das Geſicht iſt voll, aber es ſcheint mehr das zu ſein,<lb/> was man mit den fatalen Ausdrücken aufgedunſen,<lb/> ſchwammig, bezeichnet. Es iſt von feiner Haut und<lb/> ſchwach geröthet, meine Gouvernante nannte ihn einen<lb/> unbärtigen Apollokopf. Ausdruck und Haltung des<lb/> Kopfes und der vollen hohen Figur iſt ſehr vornehm,<lb/> ich hab's wohl ſchon einmal geſagt; verlangen Sie<lb/> nichts Geordnetes von mir. Sie wollten eine Beſchrei¬<lb/> bung, ich gebe ſie, wie ich in meiner Eile und Zer¬<lb/> fahrenheit eben kann. Er war beide Male, wo ich<lb/> ihn ſah, braun gekleidet, trug um den vollen Hals ein<lb/> leicht fliegendes Tuch, keine Kravatte und keinen ſteifen<lb/> Vatermörder, ſondern einen weichen nachgiebigen Hemd¬<lb/> kragen. Sie ſehen, wie ich Ihren Regeln nachzukommen<lb/> trachte und ins Detail beſchreibe, um Ihnen die Figur<lb/> deutlich zu machen. Ich muß mich im Beſchreiben von Per¬<lb/> ſonen üben, dies Zeichnen mit Worten macht mir Vergnü¬<lb/> gen. Bitte, laſſen Sie mir wieder mein altes Zimmer ein¬<lb/> richten was auf die Teraſſe ſieht, es iſt gar zu hübſch.<lb/> Ich kann Ihnen nicht beſchreiben, wie ich mich auf Grün¬<lb/> ſchloß freue; ich bin hier ſo ſommertrocken, und ſuche Kühle<lb/> und Grün. Adieu, meine Liebe, tauſendmal Adieu.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [170/0180]
Stirn und Schläfen geſtrichen und fliegt ein wenig wild,
das Geſicht iſt voll, aber es ſcheint mehr das zu ſein,
was man mit den fatalen Ausdrücken aufgedunſen,
ſchwammig, bezeichnet. Es iſt von feiner Haut und
ſchwach geröthet, meine Gouvernante nannte ihn einen
unbärtigen Apollokopf. Ausdruck und Haltung des
Kopfes und der vollen hohen Figur iſt ſehr vornehm,
ich hab's wohl ſchon einmal geſagt; verlangen Sie
nichts Geordnetes von mir. Sie wollten eine Beſchrei¬
bung, ich gebe ſie, wie ich in meiner Eile und Zer¬
fahrenheit eben kann. Er war beide Male, wo ich
ihn ſah, braun gekleidet, trug um den vollen Hals ein
leicht fliegendes Tuch, keine Kravatte und keinen ſteifen
Vatermörder, ſondern einen weichen nachgiebigen Hemd¬
kragen. Sie ſehen, wie ich Ihren Regeln nachzukommen
trachte und ins Detail beſchreibe, um Ihnen die Figur
deutlich zu machen. Ich muß mich im Beſchreiben von Per¬
ſonen üben, dies Zeichnen mit Worten macht mir Vergnü¬
gen. Bitte, laſſen Sie mir wieder mein altes Zimmer ein¬
richten was auf die Teraſſe ſieht, es iſt gar zu hübſch.
Ich kann Ihnen nicht beſchreiben, wie ich mich auf Grün¬
ſchloß freue; ich bin hier ſo ſommertrocken, und ſuche Kühle
und Grün. Adieu, meine Liebe, tauſendmal Adieu.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |