Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.Wie lange ich an dem Baume gestanden hatte, Wie lange ich an dem Baume geſtanden hatte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0101" n="89"/> <p>Wie lange ich an dem Baume geſtanden hatte,<lb/> weiß ich nicht — Prinz Leopold kam aus dem Wäld¬<lb/> chen hergeſchlendert, und weckte mich durch ſeinen Geſang.<lb/> Es war eines jener leichtſinnigen teutſchen Liebesliedchen,<lb/> deren die Teutſchen ſo wenig, die Franzoſen ſo viel,<lb/> die Spanier gar keine haben, in denen Liebe und Liebchen<lb/> gutmüthig verſpottet werden. Sie ſind die Kritik eines<lb/> leichten Herzens. Er erzählte mir lachend, daß ihm der<lb/> Pfarrer und der Förſter ſo eben die Thür gewieſen.<lb/> Sie waren dahinter gekommen, daß er ein Liebesver¬<lb/> hältniß mit den Töchtern von Beiden zu gleicher Zeit<lb/> unterhielte. Der Pfarrer hatte dem Förſter und dieſer<lb/> dem Pfarrer vom zukünftigen Schwiegerſohne erzählt,<lb/> und am Ende hatte ſich's ergeben, daß ſie Beide den¬<lb/> ſelben meinten. Darauf hatte ihn der Förſter unſanft<lb/> unter mehrfachen Grobheiten und Flüchen, der Pfarrer<lb/> mit himmliſchem Schwefel drohend unter ſalbungsvoller<lb/> Rede jeder aus ſeinem Hauſe gewieſen. Er war näm¬<lb/> lich zuerſt bei letzterem geweſen und hatte ſich für ſolch<lb/> Finale raſch bei der Tochter des erſteren ſtärken wollen,<lb/> war aber aus dem Regen in die Traufe gekommen.<lb/> Dem groben Förſter hatte er mit ſeiner Prinzlichkeit ge¬<lb/> droht; das hatte aber den nur noch mehr ergrimmt.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0101]
Wie lange ich an dem Baume geſtanden hatte,
weiß ich nicht — Prinz Leopold kam aus dem Wäld¬
chen hergeſchlendert, und weckte mich durch ſeinen Geſang.
Es war eines jener leichtſinnigen teutſchen Liebesliedchen,
deren die Teutſchen ſo wenig, die Franzoſen ſo viel,
die Spanier gar keine haben, in denen Liebe und Liebchen
gutmüthig verſpottet werden. Sie ſind die Kritik eines
leichten Herzens. Er erzählte mir lachend, daß ihm der
Pfarrer und der Förſter ſo eben die Thür gewieſen.
Sie waren dahinter gekommen, daß er ein Liebesver¬
hältniß mit den Töchtern von Beiden zu gleicher Zeit
unterhielte. Der Pfarrer hatte dem Förſter und dieſer
dem Pfarrer vom zukünftigen Schwiegerſohne erzählt,
und am Ende hatte ſich's ergeben, daß ſie Beide den¬
ſelben meinten. Darauf hatte ihn der Förſter unſanft
unter mehrfachen Grobheiten und Flüchen, der Pfarrer
mit himmliſchem Schwefel drohend unter ſalbungsvoller
Rede jeder aus ſeinem Hauſe gewieſen. Er war näm¬
lich zuerſt bei letzterem geweſen und hatte ſich für ſolch
Finale raſch bei der Tochter des erſteren ſtärken wollen,
war aber aus dem Regen in die Traufe gekommen.
Dem groben Förſter hatte er mit ſeiner Prinzlichkeit ge¬
droht; das hatte aber den nur noch mehr ergrimmt.
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