und erregte sie, mit ursprünglicher Hoheit, der man nie das Angelernte ansieht, verrichtete er nach wie vor sein Amt; die Poeten bestach er mit himmlischem Golde -- er ist der uralte Absolutismus. Ein rüstiger Jüngling, der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das Meiste entbehren kann, ein platter Cyniker trat der Protestantismus auf, ward altklug, verschrumpfte."
etc. etc.
Soviel aus dem Briefe Constantins. Ich habe Manches weggestrichen, weil es für Euren Kreis zu bunt, zu ausschweifend war; daß ich die Meinung des Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine eigne Richtung ist es im Grunde aber nicht. Das Princip, welches wie das Blut durch alle meine Ansich¬ ten rollt, ist die Freiheit. Ich will sie auch in reli¬ giösen Dingen. Man soll mir und Allen gestatten, zu glauben was ich will -- wer einen Teufel braucht, der soll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die Sünde. Ich hasse das Schematisiren, das Zusammen¬ drücken der Menschen zu einem Knäuel. Bildet das Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf -- Euren theologischen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt das Volk zu keiner geistigen Freiheit. Bildet das Ge¬
und erregte ſie, mit urſprünglicher Hoheit, der man nie das Angelernte anſieht, verrichtete er nach wie vor ſein Amt; die Poeten beſtach er mit himmliſchem Golde — er iſt der uralte Abſolutismus. Ein rüſtiger Jüngling, der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das Meiſte entbehren kann, ein platter Cyniker trat der Proteſtantismus auf, ward altklug, verſchrumpfte.“
ꝛc. ꝛc.
Soviel aus dem Briefe Conſtantins. Ich habe Manches weggeſtrichen, weil es für Euren Kreis zu bunt, zu ausſchweifend war; daß ich die Meinung des Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine eigne Richtung iſt es im Grunde aber nicht. Das Princip, welches wie das Blut durch alle meine Anſich¬ ten rollt, iſt die Freiheit. Ich will ſie auch in reli¬ giöſen Dingen. Man ſoll mir und Allen geſtatten, zu glauben was ich will — wer einen Teufel braucht, der ſoll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die Sünde. Ich haſſe das Schematiſiren, das Zuſammen¬ drücken der Menſchen zu einem Knäuel. Bildet das Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf — Euren theologiſchen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt das Volk zu keiner geiſtigen Freiheit. Bildet das Ge¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0152"n="140"/>
und erregte ſie, mit urſprünglicher Hoheit, der man nie<lb/>
das Angelernte anſieht, verrichtete er nach wie vor ſein<lb/>
Amt; die Poeten beſtach er mit himmliſchem Golde —<lb/>
er iſt der uralte Abſolutismus. Ein rüſtiger Jüngling,<lb/>
der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das<lb/>
Meiſte entbehren kann, ein platter Cyniker trat der<lb/>
Proteſtantismus auf, ward altklug, verſchrumpfte.“</p><lb/><prendition="#right">ꝛc. ꝛc.</p><lb/><p>Soviel aus dem Briefe Conſtantins. Ich habe<lb/>
Manches weggeſtrichen, weil es für Euren Kreis zu<lb/>
bunt, zu ausſchweifend war; daß ich die Meinung des<lb/>
Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine<lb/>
eigne Richtung iſt es im Grunde aber nicht. Das<lb/>
Princip, welches wie das Blut durch alle meine Anſich¬<lb/>
ten rollt, iſt die Freiheit. Ich will ſie auch in reli¬<lb/>
giöſen Dingen. Man ſoll mir und Allen geſtatten,<lb/>
zu glauben was ich will — wer einen Teufel braucht,<lb/>
der ſoll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die<lb/>
Sünde. Ich haſſe das Schematiſiren, das Zuſammen¬<lb/>
drücken der Menſchen zu einem Knäuel. Bildet das<lb/>
Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf — Euren<lb/>
theologiſchen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt<lb/>
das Volk zu keiner geiſtigen Freiheit. Bildet das Ge¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[140/0152]
und erregte ſie, mit urſprünglicher Hoheit, der man nie
das Angelernte anſieht, verrichtete er nach wie vor ſein
Amt; die Poeten beſtach er mit himmliſchem Golde —
er iſt der uralte Abſolutismus. Ein rüſtiger Jüngling,
der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das
Meiſte entbehren kann, ein platter Cyniker trat der
Proteſtantismus auf, ward altklug, verſchrumpfte.“
ꝛc. ꝛc.
Soviel aus dem Briefe Conſtantins. Ich habe
Manches weggeſtrichen, weil es für Euren Kreis zu
bunt, zu ausſchweifend war; daß ich die Meinung des
Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine
eigne Richtung iſt es im Grunde aber nicht. Das
Princip, welches wie das Blut durch alle meine Anſich¬
ten rollt, iſt die Freiheit. Ich will ſie auch in reli¬
giöſen Dingen. Man ſoll mir und Allen geſtatten,
zu glauben was ich will — wer einen Teufel braucht,
der ſoll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die
Sünde. Ich haſſe das Schematiſiren, das Zuſammen¬
drücken der Menſchen zu einem Knäuel. Bildet das
Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf — Euren
theologiſchen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt
das Volk zu keiner geiſtigen Freiheit. Bildet das Ge¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/152>, abgerufen am 25.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.