reu Dein, so müßtest Du sprechen, wärst Du ein Weib; der Rede- und Tonfall ganz wie bei Dir, das ganze Wesen, der ganze Luftkreis der des Valerius -- Mann, ich entsetzte mich, wärst Du verheirathet, es müßte dies Deine Frau sein. Ich theilte dies Alles meiner Freun¬ din mit, sie lächelte. Wie bin ich erschrocken, als sie mir sagte, daß sie Dich kenne. O bleib jetzt, komm nicht, ich fürchte mich vor Unglück, wenn Du jetzt kommst. Ach nein, wenn sie Dich beglücken könnte, komm, komm, ich würde so gern für Dein Glück ster¬ ben. Als Du mir von Deiner ersten Liebe erzähltest, da war ich so schmerzhaft erregt und doch so überaus selig in dem Gedanken, wenn ich sie Dir wieder in den Arm legen und mein seligweinend Gesicht zwischen eure an einander gedrückten Schultern schmiegen könnte. Du hast Recht, die Liebe ist mehr als der Besitz einer ein¬ zigen Person, sie ist eine ganze Atmosphäre von Wohl wollen und viel hat darin Raum. Wenn ich Dich nur nicht so viel geküßt hätte, das ist so schlimm, jetzt wird es mir doch viel schwerer werden, Dich am Herzen einer Andern zu sehen. Du glaubst aber nicht, um wie viel lieber ich Dich habe wegen Deiner offnen Ehrlichkeit, daß Du mir gleich beim ersten Kusse sagtest, Dein Herz
reu Dein, ſo müßteſt Du ſprechen, wärſt Du ein Weib; der Rede- und Tonfall ganz wie bei Dir, das ganze Weſen, der ganze Luftkreis der des Valerius — Mann, ich entſetzte mich, wärſt Du verheirathet, es müßte dies Deine Frau ſein. Ich theilte dies Alles meiner Freun¬ din mit, ſie lächelte. Wie bin ich erſchrocken, als ſie mir ſagte, daß ſie Dich kenne. O bleib jetzt, komm nicht, ich fürchte mich vor Unglück, wenn Du jetzt kommſt. Ach nein, wenn ſie Dich beglücken könnte, komm, komm, ich würde ſo gern für Dein Glück ſter¬ ben. Als Du mir von Deiner erſten Liebe erzählteſt, da war ich ſo ſchmerzhaft erregt und doch ſo überaus ſelig in dem Gedanken, wenn ich ſie Dir wieder in den Arm legen und mein ſeligweinend Geſicht zwiſchen eure an einander gedrückten Schultern ſchmiegen könnte. Du haſt Recht, die Liebe iſt mehr als der Beſitz einer ein¬ zigen Perſon, ſie iſt eine ganze Atmosphäre von Wohl wollen und viel hat darin Raum. Wenn ich Dich nur nicht ſo viel geküßt hätte, das iſt ſo ſchlimm, jetzt wird es mir doch viel ſchwerer werden, Dich am Herzen einer Andern zu ſehen. Du glaubſt aber nicht, um wie viel lieber ich Dich habe wegen Deiner offnen Ehrlichkeit, daß Du mir gleich beim erſten Kuſſe ſagteſt, Dein Herz
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Weſen, der ganze Luftkreis der des Valerius — Mann,
ich entſetzte mich, wärſt Du verheirathet, es müßte dies
Deine Frau ſein. Ich theilte dies Alles meiner Freun¬
din mit, ſie lächelte. Wie bin ich erſchrocken, als ſie
mir ſagte, daß ſie Dich kenne. O bleib jetzt, komm
nicht, ich fürchte mich vor Unglück, wenn Du jetzt
kommſt. Ach nein, wenn ſie Dich beglücken könnte,
komm, komm, ich würde ſo gern für Dein Glück ſter¬
ben. Als Du mir von Deiner erſten Liebe erzählteſt,
da war ich ſo ſchmerzhaft erregt und doch ſo überaus
ſelig in dem Gedanken, wenn ich ſie Dir wieder in den
Arm legen und mein ſeligweinend Geſicht zwiſchen eure
an einander gedrückten Schultern ſchmiegen könnte. Du
haſt Recht, die Liebe iſt mehr als der Beſitz einer ein¬
zigen Perſon, ſie iſt eine ganze Atmosphäre von Wohl
wollen und viel hat darin Raum. Wenn ich Dich nur
nicht ſo viel geküßt hätte, das iſt ſo ſchlimm, jetzt wird
es mir doch viel ſchwerer werden, Dich am Herzen einer
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lieber ich Dich habe wegen Deiner offnen Ehrlichkeit,
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/195>, abgerufen am 25.02.2025.
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