Gäste, vertheidigte hart und unduldsam das Bestehende, und tadelte beide Ansichten, sie seien unchristlich und darum unsittlich, lös'ten das Fundament der Civilisation, und untergrüben die Grundprincipien der Gesellschaft; sie seien die Ausgeburt des menschlichen Dünkels, wel¬ cher die Gottheit spielen und die ewigen Gesetze um¬ ändern wolle. Die Menschen hätten zu hundert Malen versucht, das Christenthum abzuschaffen und seien im¬ mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬ rückdrängen, wenn man dergleichen Auflösung predige -- menschlicher Verstand ordne keine Welt, der göttliche sei uns in Christo zu Hülfe gekommen, und es heiße Gott lästern, wenn man seine eignen Institutionen ver¬ bessern wolle. Valer nahm das Gespräch gegen ihn auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für mich zu gelehrt wurde. Die Fürstin lud Beide ein, in einigen Wochen auf ihrem Lustschloß einzukehren, wo sich einen Monat hindurch viel Gesellschaft zusammen¬ fände. Es sei ein Gesundbrunnen in der Nähe, wel¬ cher Valers nicht ganz fester Gesundheit sehr zuträglich sein werde. Alberta sah aufmerksam und fast ängstlich drein und horchte. William nahm die Einladung sehr
Gäſte, vertheidigte hart und unduldſam das Beſtehende, und tadelte beide Anſichten, ſie ſeien unchriſtlich und darum unſittlich, löſ'ten das Fundament der Civiliſation, und untergrüben die Grundprincipien der Geſellſchaft; ſie ſeien die Ausgeburt des menſchlichen Dünkels, wel¬ cher die Gottheit ſpielen und die ewigen Geſetze um¬ ändern wolle. Die Menſchen hätten zu hundert Malen verſucht, das Chriſtenthum abzuſchaffen und ſeien im¬ mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬ rückdrängen, wenn man dergleichen Auflöſung predige — menſchlicher Verſtand ordne keine Welt, der göttliche ſei uns in Chriſto zu Hülfe gekommen, und es heiße Gott läſtern, wenn man ſeine eignen Inſtitutionen ver¬ beſſern wolle. Valer nahm das Geſpräch gegen ihn auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für mich zu gelehrt wurde. Die Fürſtin lud Beide ein, in einigen Wochen auf ihrem Luſtſchloß einzukehren, wo ſich einen Monat hindurch viel Geſellſchaft zuſammen¬ fände. Es ſei ein Geſundbrunnen in der Nähe, wel¬ cher Valers nicht ganz feſter Geſundheit ſehr zuträglich ſein werde. Alberta ſah aufmerkſam und faſt ängſtlich drein und horchte. William nahm die Einladung ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0067"n="55"/>
Gäſte, vertheidigte hart und unduldſam das Beſtehende,<lb/>
und tadelte beide Anſichten, ſie ſeien unchriſtlich und<lb/>
darum unſittlich, löſ'ten das Fundament der Civiliſation,<lb/>
und untergrüben die Grundprincipien der Geſellſchaft;<lb/>ſie ſeien die Ausgeburt des menſchlichen Dünkels, wel¬<lb/>
cher die Gottheit ſpielen und die ewigen Geſetze um¬<lb/>
ändern wolle. Die Menſchen hätten zu hundert Malen<lb/>
verſucht, das Chriſtenthum abzuſchaffen und ſeien im¬<lb/>
mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle<lb/>
Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬<lb/>
rückdrängen, wenn man dergleichen Auflöſung predige —<lb/>
menſchlicher Verſtand ordne keine Welt, der göttliche<lb/>ſei <choice><sic>nns</sic><corr>uns</corr></choice> in Chriſto zu Hülfe gekommen, und es heiße<lb/>
Gott läſtern, wenn man ſeine eignen Inſtitutionen ver¬<lb/>
beſſern wolle. Valer nahm das Geſpräch gegen ihn<lb/>
auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für<lb/>
mich zu gelehrt wurde. Die Fürſtin lud Beide ein, in<lb/>
einigen Wochen auf ihrem Luſtſchloß einzukehren, wo<lb/>ſich einen Monat hindurch viel Geſellſchaft zuſammen¬<lb/>
fände. Es ſei ein Geſundbrunnen in der Nähe, wel¬<lb/>
cher Valers nicht ganz feſter Geſundheit ſehr zuträglich<lb/>ſein werde. Alberta ſah aufmerkſam und faſt ängſtlich<lb/>
drein und horchte. William nahm die Einladung ſehr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0067]
Gäſte, vertheidigte hart und unduldſam das Beſtehende,
und tadelte beide Anſichten, ſie ſeien unchriſtlich und
darum unſittlich, löſ'ten das Fundament der Civiliſation,
und untergrüben die Grundprincipien der Geſellſchaft;
ſie ſeien die Ausgeburt des menſchlichen Dünkels, wel¬
cher die Gottheit ſpielen und die ewigen Geſetze um¬
ändern wolle. Die Menſchen hätten zu hundert Malen
verſucht, das Chriſtenthum abzuſchaffen und ſeien im¬
mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle
Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬
rückdrängen, wenn man dergleichen Auflöſung predige —
menſchlicher Verſtand ordne keine Welt, der göttliche
ſei uns in Chriſto zu Hülfe gekommen, und es heiße
Gott läſtern, wenn man ſeine eignen Inſtitutionen ver¬
beſſern wolle. Valer nahm das Geſpräch gegen ihn
auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für
mich zu gelehrt wurde. Die Fürſtin lud Beide ein, in
einigen Wochen auf ihrem Luſtſchloß einzukehren, wo
ſich einen Monat hindurch viel Geſellſchaft zuſammen¬
fände. Es ſei ein Geſundbrunnen in der Nähe, wel¬
cher Valers nicht ganz feſter Geſundheit ſehr zuträglich
ſein werde. Alberta ſah aufmerkſam und faſt ängſtlich
drein und horchte. William nahm die Einladung ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/67>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.