wohl man die Vermuthung bei Hyppolit und Valerius noch keinesweges aufgab, so ging doch nun Alles auf den sogenannten Provencalen Herrn Leopold über. Die¬ ser kleine hübsche Mann ist sehr wenig auf dem Schlosse zu sehen, er streift in der Umgegend umher und soll lauter demokratische Liebschaften anknüpfen. Seine Freunde wußten nichts über sein Herkommen und dem einfältigen Valerius fiel es erst jetzt ein, daß er schon früher einmal von Leopold selbst etwas Aehnliches ge¬ hört, es aber vergessen habe. -- --
-- -- Wir saßen eben Nachmittags im Garten, als der Kleine von seinen Streifereien ankam. Er hat wirklich so etwas Appartes an sich, und ist so fein und niedlich, als sei er in Purpurwindeln gewickelt gewesen. Man fragte ihn; er that verlegen, läugnete nicht direkt, gab nicht eben zu -- kurz bestätigte Alles in dem vor¬ gefaßten Glauben, und hat nun den immerwährenden Spott von Hyppolit, den Scherz von Valer zu erdul¬ den. Jener nennt ihn nicht mehr anders als "Kleine Excellenz!" Was mich anbetrifft, ich glaube der Prinz steckt anderswo. O Mutter, rath mir, hilf; Hyppolit überströmt mich mit feuriger Liebe; zuweilen komme ich mir wie die glückliche Omphale vor, zu deren Füßen Her¬
wohl man die Vermuthung bei Hyppolit und Valerius noch keinesweges aufgab, ſo ging doch nun Alles auf den ſogenannten Provençalen Herrn Leopold über. Die¬ ſer kleine hübſche Mann iſt ſehr wenig auf dem Schloſſe zu ſehen, er ſtreift in der Umgegend umher und ſoll lauter demokratiſche Liebſchaften anknüpfen. Seine Freunde wußten nichts über ſein Herkommen und dem einfältigen Valerius fiel es erſt jetzt ein, daß er ſchon früher einmal von Leopold ſelbſt etwas Aehnliches ge¬ hört, es aber vergeſſen habe. — —
— — Wir ſaßen eben Nachmittags im Garten, als der Kleine von ſeinen Streifereien ankam. Er hat wirklich ſo etwas Appartes an ſich, und iſt ſo fein und niedlich, als ſei er in Purpurwindeln gewickelt geweſen. Man fragte ihn; er that verlegen, läugnete nicht direkt, gab nicht eben zu — kurz beſtätigte Alles in dem vor¬ gefaßten Glauben, und hat nun den immerwährenden Spott von Hyppolit, den Scherz von Valer zu erdul¬ den. Jener nennt ihn nicht mehr anders als „Kleine Excellenz!“ Was mich anbetrifft, ich glaube der Prinz ſteckt anderswo. O Mutter, rath mir, hilf; Hyppolit überſtrömt mich mit feuriger Liebe; zuweilen komme ich mir wie die glückliche Omphale vor, zu deren Füßen Her¬
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wohl man die Vermuthung bei Hyppolit und Valerius
noch keinesweges aufgab, ſo ging doch nun Alles auf
den ſogenannten Provençalen Herrn Leopold über. Die¬
ſer kleine hübſche Mann iſt ſehr wenig auf dem Schloſſe
zu ſehen, er ſtreift in der Umgegend umher und ſoll
lauter demokratiſche Liebſchaften anknüpfen. Seine
Freunde wußten nichts über ſein Herkommen und dem
einfältigen Valerius fiel es erſt jetzt ein, daß er ſchon
früher einmal von Leopold ſelbſt etwas Aehnliches ge¬
hört, es aber vergeſſen habe. — —
— — Wir ſaßen eben Nachmittags im Garten,
als der Kleine von ſeinen Streifereien ankam. Er hat
wirklich ſo etwas Appartes an ſich, und iſt ſo fein und
niedlich, als ſei er in Purpurwindeln gewickelt geweſen.
Man fragte ihn; er that verlegen, läugnete nicht direkt,
gab nicht eben zu — kurz beſtätigte Alles in dem vor¬
gefaßten Glauben, und hat nun den immerwährenden
Spott von Hyppolit, den Scherz von Valer zu erdul¬
den. Jener nennt ihn nicht mehr anders als „Kleine
Excellenz!“ Was mich anbetrifft, ich glaube der Prinz
ſteckt anderswo. O Mutter, rath mir, hilf; Hyppolit
überſtrömt mich mit feuriger Liebe; zuweilen komme ich
mir wie die glückliche Omphale vor, zu deren Füßen Her¬
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/69>, abgerufen am 16.02.2025.
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