Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.einer so überschwellenden Bewegung ergriffen, daß Die Polen gewährten in ihrer kurzen Periode einer ſo überſchwellenden Bewegung ergriffen, daß Die Polen gewährten in ihrer kurzen Periode <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="149"/> einer ſo überſchwellenden Bewegung ergriffen, daß<lb/> er hätte aufjauchzen mögen vor Freude. Er glich<lb/> damals in Allem einem Bergſtrome, der heute bis<lb/> auf den Grund vertrocknet, morgen brauſend über<lb/> die Ufer ſchlägt, wenn ein warmer Regen in ſeine<lb/> Schneeberge gefallen iſt.</p><lb/> <p>Die Polen gewährten in ihrer kurzen Periode<lb/> der Unabhängigkeit eine merkwürdige Erſcheinung.<lb/> Mit ihrem liebenswürdigen Leichtſinne genoſſen ſie<lb/> die plötzlich erſchienene Freiheit — oft ſtand der<lb/> Feind nur einen Kanonenſchuß von ihnen entfernt,<lb/> und ſie jubelten und jauchzten, als ob ſie in alle<lb/> Ewigkeit geſichert wären. Jn allem Glanze erſchien<lb/> damals jene nationale Poeſie ſanguiniſcher Völker,<lb/> jeden Augenblick des Daſeins auszukaufen, und auch<lb/> den äußerſten noch für eine Freude zu erbeuten.<lb/> Dieſes Element imponirte Valerius, dem Sklaven<lb/> der Zukunft, über die Maaßen. Er glaubte darin<lb/> den Sieg eines ſtarken Herzens über alle Aeußer-<lb/> lichkeit zu ſehen, und erregt von glücklicher Theil-<lb/> nahme ſtand er an die Wand gelehnt, dem fröh-<lb/> lichen Treiben zuſchauend.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0159]
einer ſo überſchwellenden Bewegung ergriffen, daß
er hätte aufjauchzen mögen vor Freude. Er glich
damals in Allem einem Bergſtrome, der heute bis
auf den Grund vertrocknet, morgen brauſend über
die Ufer ſchlägt, wenn ein warmer Regen in ſeine
Schneeberge gefallen iſt.
Die Polen gewährten in ihrer kurzen Periode
der Unabhängigkeit eine merkwürdige Erſcheinung.
Mit ihrem liebenswürdigen Leichtſinne genoſſen ſie
die plötzlich erſchienene Freiheit — oft ſtand der
Feind nur einen Kanonenſchuß von ihnen entfernt,
und ſie jubelten und jauchzten, als ob ſie in alle
Ewigkeit geſichert wären. Jn allem Glanze erſchien
damals jene nationale Poeſie ſanguiniſcher Völker,
jeden Augenblick des Daſeins auszukaufen, und auch
den äußerſten noch für eine Freude zu erbeuten.
Dieſes Element imponirte Valerius, dem Sklaven
der Zukunft, über die Maaßen. Er glaubte darin
den Sieg eines ſtarken Herzens über alle Aeußer-
lichkeit zu ſehen, und erregt von glücklicher Theil-
nahme ſtand er an die Wand gelehnt, dem fröh-
lichen Treiben zuſchauend.
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