Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Lebens über das Gesicht der alten Gräfin, und als Es trat eine erwartungsvolle Stille ein, die Lebens über das Geſicht der alten Gräfin, und als Es trat eine erwartungsvolle Stille ein, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0093" n="83"/> Lebens über das Geſicht der alten Gräfin, und als<lb/> zucke ein ſchneller Strahl aus ihren ſonſt ſprachloſen<lb/> Augen über Joel hin. Sie griff haſtig nach der<lb/> Hand Hedwigs, und zog ſie zu ſich nieder.</p><lb/> <p>Es trat eine erwartungsvolle Stille ein, die<lb/> wohl eine Viertelſtunde lang anhielt — nun hatte<lb/> aber die Spannung dem leichtſinnigen Volkscharakter<lb/> zu lange gedauert, der Graf ſchlug ein lautes Ge-<lb/> lächter auf, griff nach einer Weinflaſche, rief dem<lb/> Thaddäus zu, in den Wald auf Kundſchaft zu gehen,<lb/> und bat Valerius, mit ihm zu frühſtücken. Man<lb/> ſchloß die Fenſter, und das Leben des Tages ging<lb/> weiter, als wäre man in der größten Sicherheit.<lb/> Der Graf trank mehr als gewöhnlich, und ſchickte<lb/> beim Abendeſſen Coeleſtin in den Keller, um Cham-<lb/> pagner zu holen; „die kleine Hedwig,“ ſagte er,<lb/> „hat ſich heute ſo tapfer bewieſen, ſie trinkt gern<lb/> ein Glas Champagner, ſie muß ihr Siegesfeſt feiern.“<lb/> Hedwig klatſchte in die Hände, ſprang zum Vater<lb/> hin und küßte ihn — eine ſeltne Erſcheinung in<lb/> ihrem Weſen. „Papa,“ ſagte ſie mit muthwilliger<lb/> Stimme, und drehte mit den weißen Händen ſeinen<lb/> dunkeln Schnurrbart, „laß mich Soldat werden.“ —<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0093]
Lebens über das Geſicht der alten Gräfin, und als
zucke ein ſchneller Strahl aus ihren ſonſt ſprachloſen
Augen über Joel hin. Sie griff haſtig nach der
Hand Hedwigs, und zog ſie zu ſich nieder.
Es trat eine erwartungsvolle Stille ein, die
wohl eine Viertelſtunde lang anhielt — nun hatte
aber die Spannung dem leichtſinnigen Volkscharakter
zu lange gedauert, der Graf ſchlug ein lautes Ge-
lächter auf, griff nach einer Weinflaſche, rief dem
Thaddäus zu, in den Wald auf Kundſchaft zu gehen,
und bat Valerius, mit ihm zu frühſtücken. Man
ſchloß die Fenſter, und das Leben des Tages ging
weiter, als wäre man in der größten Sicherheit.
Der Graf trank mehr als gewöhnlich, und ſchickte
beim Abendeſſen Coeleſtin in den Keller, um Cham-
pagner zu holen; „die kleine Hedwig,“ ſagte er,
„hat ſich heute ſo tapfer bewieſen, ſie trinkt gern
ein Glas Champagner, ſie muß ihr Siegesfeſt feiern.“
Hedwig klatſchte in die Hände, ſprang zum Vater
hin und küßte ihn — eine ſeltne Erſcheinung in
ihrem Weſen. „Papa,“ ſagte ſie mit muthwilliger
Stimme, und drehte mit den weißen Händen ſeinen
dunkeln Schnurrbart, „laß mich Soldat werden.“ —
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